SPIEL 16 – eine Reise ins Chaos? – Teil 3

Der entspannte Samstag

Eric M. Lang
Ein Highlight der SPIEL war ein Gespräch mit Eric M. Lang

Wenn man an 4 Tagen die SPIEL besucht, kann man sich auch einmal einen halben Tag zurücklehnen und durchatmen. Genau das sollte am Samstag der Fall sein. Der vielleicht vollste Tag der Messe ist für uns schon traditionell der Tag, an dem wir uns den Vormittag ein bisschen zurückziehen und die Füße hochlegen. Das Frühstück heißt dann nicht mehr Frühstück, sondern Brunch und kann in aller Ruhe stattfinden.

Nachdem der Vormittag der Ruhe galt, ging es dann gegen 14 Uhr wieder in Richtung Essen. Der Weg nach Essen war staufrei, selbst die Einfahrt ins P5 verlief ohne Probleme. Man musste zwar innerhalb des Parkhauses nach einem freien Parkplatz suchen und wurde nicht mehr eingewiesen, aber man hatte auf alle Fälle einen Stellplatz in Nähe zur Messe.

Unsere erste Station war an diesem Tag der Stand von ADC Blackfire in Halle 2, denn hier war ein gewisser Eric Lang zu Gast und erklärte sein neues Spiel Arcane Academy. Da es mittlerweile Samstagnachmittag war, gab es auch kein großes Gedrängel mehr und der Weg war nicht sonderlich beschwerlich. Keine 5 Minuten später löcherten wir dann Eric mit unseren Fragen und erfuhren dann auch ein paar spannende Details zu kommenden Spielen, zum Beispiel die Info das Arcane Academy auf deutsch erscheinen wird.

Süß aber warum ist das so schwierig?

Ultimate Guard
Zwar keine Pixie Queen aber trotzdem ein Wow Effekt

Nach dem Treffen ging es dann weiter in Richtung Halle 7: Dort waren wir am Vortag auf das Spiel Pixie Queen aufmerksam geworden und wollten noch einmal vorbeischauen in der Hoffnung auf ein Probespiel. Als wir ankamen, war leider von den beiden Demotischen nur einer verfügbar und an diesem war bereits ein Spiel voll im Gange. Wir standen ein bisschen unentschlossen herum und überlegten wohin wir uns nun bewegen sollten. Zu unserem Glück wurde der zweite Demotisch wieder aufgebaut. Die Jungs vom Verlag waren gerade von ihrer Präsentation vom Livestream bei Boardgamegeek zurück. Somit setzten wir uns an den Tisch und freuten uns auf eine Runde Pixie Queen, was uns optisch sehr gefiel. Dann allerdings schien sich das Blatt zu wenden. Der Eindruck eines leichten, schön anzusehenden Strategiespieles, mit Workerplacement Mechanismen schwand mit jeder Minute in der das Spiel erklärt wurde. Nach einer gefühlten Stunde Regelerklärung, konnte man dann auch endlich losspielen. Das Spiel allerdings stellte sich als richtiges Expertenspiel mit vielen Stolpersteinen heraus. Viele Regeln waren nicht sofort ersichtlich. Auch die grafische Umsetzung der Regeln auf dem Spielbrett war nicht so gut gelungen, wie man das eigentlich gewohnt ist. Keine Frage, das Spiel wird seine Spieler finden. Wir gehörten an diesem Tag allerdings nicht dazu.

Also ging es weiter durch die Hallen und man schaute sich noch ein paar Spiele der Wunschlisten an und überprüfte die Qualität der hergestellten Komponenten. Es bringt einem nichts, wenn man sich ein Spiel kauft und dessen Bestandteile sich nach ein paar Spielen im Nichts auflösen.

Unser Weg führte uns zum Ende von Halle 4, allerdings kamen wir nicht weit. Der Stand von Swan PanAsia erschien scheinbar wie aus dem Nichts. Nun hieß es erst einmal Sleeves einkaufen, beziehungsweise erst die richtigen Sleeves heraussuchen.

 

51st State
51st State neben Cry Havoc eine der Neuheiten von Portal Games

Durch diese Aktion war der Sammlertrieb bei einigen von uns erst entzündet worden und so zog es die einen zu den Würfeln in Halle 2, andere, meine Wenigkeit mit eingeschlossen, wollten ihr Glück noch einmal in Halle 3 bei Portal Games versuchen, um vielleicht eine Runde 51 State oder Cry Havoc spielen zu können. Sollte dies nicht möglich sein, so wäre der auch Weg zu Pegasus und vielleicht einer Runde Great Western Trail nicht so weit gewesen.

Diesen Notfallplan mussten wir allerdings nicht in die Tat umsetzen. Als wir ankamen, wurde just in dem Augenblick ein Platz bei Cry Havoc frei und wir testeten einen der großen Spielefavoriten. Bei Cry Havoc geht es darum, Gebiete mit seiner Fraktion zu kontrollieren. Je nachdem wie viele Kristalle sich in diesem Gebiet befinden, kann man mehr oder weniger Siegpunkte erringen. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt die Partie. Was vor der Spiel interessant klang, konnte uns beim Probespiel nicht überzeugen. Wir fanden im direkten Vergleich ein Blood Rage einfach besser. Und wie jedes Mal, wenn ein gehyptes Spiel nicht überzeugte, fragten wir uns, ob wir etwas grundsätzliches beim Spielen übersehen hatten. Eine gute Stunde später brachen wir ab, da sich der Messetag auch wieder dem Ende näherte. Drei von vier Tagen auf der SPIEL waren absolviert, der (leider) letzte Tag konnte kommen.

Leider ist es schon Sonntag

Der Sonntag kam leider schneller als gedacht. Und wie es sich für einen Sonntag in Deutschland gehörte: alles war ruhig. Es gab keine Staus, kein Anstehen wegen Parkplätzen und keine Hektik mehr unter den Besuchern. Man merkte den Besuchern den „Messestress“ an und blickte in viele erschöpfte Gesichter. Auch wir ließen es ganz ruhig angehen. Planten wir noch einen Tag zuvor, dass wir vielleicht nur den halben Tag bleiben sollten, entschieden wir uns während des Frühstücks doch dazu, den Sonntag bis zum Schluss voll auszunutzen.

Unsere erste Station war der Stand vom Heidelberger Spieleverlag. Am frühen Morgen wollten wir schon zum Gelage einladen und uns in Hoch die Becher gegenseitig zuprosten und vergiften. In der Tradition von großen Trinkgelagen lädt einer der Spieler zum Trinken ein. Leider sind nicht alle Spieler daran interessiert, dass ein jeder Gast des Festes, dieses auch überlebt und so wird nicht nur Wein serviert, sondern auch das ein oder andere Gift. Unterm Strich blieben also ein paar vergiftete Mitspieler und ein nettes Partyspiel. Die Mitspieler erholten sich relativ schnell von ihren Vergiftungen, denn am Stand von Asmodee ging es darum, ein Reich in der Antike zu gründen. In Deus geht es mit Hilfe eines relativ simplen Kartenmechanismus genau darum. Wir bauten unsere Reiche auf, erweiterten unsere Zivilisation und versuchten uns gegenseitig, Siegpunkte streitig zu machen. Wir waren positiv überrascht von der Leichtigkeit des Spieles. So landete Deus dann letztendlich auch im Einkaufsbeutel.

Miniaturen, Rollenspiel und ein bisschen Comic-Kultur

Da man schon am Ende von Halle 1 war, sollte nun noch einmal ein Blick in Halle 2 folgen. Klassischerweise beherbergt die Halle 2 Comics, Rollenspiele und Miniaturen. Während der Anteil der Miniaturen- und Rollenspielstände gleich blieb, war es dem Wachstum der SPIEL geschuldet, dass der Anteil der Comics wieder sehr stark geschrumpft war. Aus der Zeichner-Allee war mehr eine Zeichner-Ecke geworden, was schade ist, denn viele junge Talente konnten so ihre Kunst nicht den vielen Zuschauern präsentieren. Vielleicht sollte man hier seitens der SPIEL wieder thematischer werden und eben eine klassischere Trennung zwischen Brettspielen und den anderen Genres des Nerdtums angehen. Vielleicht geschieht dies ja schon im nächsten Jahr, wenn eine weitere Halle hinzukommt. Für uns waren hauptsächlich die Aussteller im Miniaturenbereich interessant. So bewunderten wir in Ruhe viele neue Miniaturen, sowohl bemalt als auch unbemalt. Der Besuch im Miniaturenbereich war auch eine Prüfung für den Geist. Obwohl man schon genug unbemalte Miniaturen sein Eigen nennt und diverse Miniaturenspiele auch noch bemalt werden möchten, konnte man nicht mit leeren Händen von dannen ziehen.

Star Wars geht immer

Imperial Assault
Da hüpft das Herz vor Freude, wenn man den Rancor im nächsten Jahr loslassen kann.

Da wir schon auf Miniaturen eingestimmt waren, schauten wir uns nach einer kurzen Rast im Foyer vor Halle 1 die kommenden Neuheiten zu Star Wars Imperial Assault an. Dabei beobachteten wir einen positiven Trend: Viele Verlage zeigten ihre Prototypen oder Neuheiten schön in der Vitrine. So konnte man sich wenigstens schon einmal einen groben Überblick verschaffen, was uns 2017 erwarteten würde. Wir nutzten gleich die Gunst der Stunde und spielten auch das neu erscheinende Star Wars Destiny an. Das Spiel versucht dabei, eine Mischung aus Würfelspiel und Sammelkartenspiel zu sein, konnte uns aber nicht wirklich überzeugen. Man hatte den Eindruck, dass Fantasy Flight Games versuchte, zwei erfolgreiche Konzepte zu kreuzen, um damit einen Riesen Hit zu landen. Leider war dies nicht der Fall. Da half es auch nichts, dass man die Star Wars Lizenz nutzte. Zu Hoch war der Glücksfaktor bei einem Spiel, das sich eher mit einem strategischem Image präsentierte.

Schlange stehen beim Heidelberger Spieleverlag

Da man jetzt schon wieder bei den Heidelbären war, nutzte man noch schnell die Zeit, um sich beim Schnäppchenverkauf anzustellen. Und Oh Wunder: Dieses Jahr hatten die Bären das Konzept etwas umgebaut. Es gab nun einen Verkaufspavillion, der sowohl die Schnäppchen beinhaltete, als auch die regulären Spiele und die Messeneuheiten. Was logistisch für die Bären wahrscheinlich einen Sinn ergab, war doch für meinen Geschmack eher nicht so gut. Die Jahre davor konnte man den Schnäppchenverkauf getrost links liegen lassen, wenn die Schlange zu lang war. Dieses Jahr musste man sich auch dann anstellen, auch wenn man nur schauen wollte, wie die Messepreise der Bären waren. Der schnelle spontane Kauf im Vorbeigehen, wie man ihn die Jahre zuvor tätigte, war damit praktisch begraben. Vielleicht sollte Heidelberg hier 2017 noch einmal nachbessern und das Konzept etwas überdenken.

Escape Dingsbums

Dice Tower
Erst am 4. Tagen hatten wir sie alle gemeinsam vor der Linse.

Der Nachmittag war gekommen. Zusammen mit 2 anderen Spielern versuchten wir am Stand von Norris, aus einem Keller zu fliehen. Ein Probelevel von Escape Room von Norris bot uns die Möglichkeit dazu. Im Unterschied zu anderen Escapespielen, ging es bei Norris allerdings darum, gegen die Zeit zu spielen. Also versuchten wir mit voller Konzentration, die Hinweise und Tipps zu finden und zu entschlüsseln. Wobei nach fast 4 Tagen Messe die Konzentration nicht wirklich so gut war und wir es erst kurz vor Ablauf des Timers schafften, aus dem Keller zu entkommen. Persönlich fand ich diese Escapespiel Umsetzung allerdings nicht so gelungen. Der Hauptkritikpunkt hierbei ist wohl der Timer. Denn dieser ist ohne Konsequenz. Schafft man es nicht in der angegeben Zeit, startet man den Durchlauf einfach noch einmal. Und gelingt einem der Level doch schneller, ist der Timer auch ohne Wirkung. Gerade im heimischen Umfeld braucht es diese Art der Bewertung nicht wirklich, deswegen sind für meinen Geschmack die Escapespiele besser, die die gesamte Zeit messen und dann dieses Ergebnis bewerten. Die Befreiung war geglückt und ein letztes Ziel stand noch auf der ToDo Liste.

 

Abschied nehmen von der SPIEL

Die SPIEL Ausbeute
Der Loot nach 4 Tagen Essen

Das letzte Ziel war noch, eine Runde mit Hunter & Cron zu spielen. Gesagt getan und in die Halle 2. So spielten wir noch ein paar nette Runden, mit einem sichtlich geschafften Hunter und einem noch erschöpfteren Cron. Eine gute dreiviertel Stunde vor Schließung der Messe nahmen wir Abschied von den Beiden und begaben uns auf Schnäppchenjagd. Hier bot sich allerdings ein geteiltes Bild: Während die ausländischen Anbieter durchaus bereit waren, mehr als 50% Rabatt zu geben, waren die deutschen Verlage hier merklich unwilliger was Rabatte anging. Klar hier sind die Transportkosten für die deutschen Verlage einfach merklich geringer.

Tja und dann war die SPIEL auch schon vorbei. Und was blieb am Ende? Ein Auto gefüllt mit neuen Spielen, ermüdete Mitspieler die innerhalb der ersten 5 Minuten auf der Autobahn eingeschlafen waren und das ernüchternde Gefühl, dass es mehr als Jahr lang dauern wird, bis man wieder die Hallen betreten darf.

Und auch wenn es stressig, voll und gerade anfangs sehr chaotisch war, die Vorfreude ist wieder da. Denn nach der SPIEL ist immer auch vor der SPIEL.

Hier klicken, um Teil eins zu lesen.

Hier geht es zum zweiten Teil.

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