Die Anreise
Mittwochabend kurz vor 18:00 Uhr ging es dieses Jahr bereits los, denn wir wollten einen Tag früher anreisen. Der Plan war, den Stau auf der A3 und A52 zu vermeiden und am Donnerstag nicht ganz so früh aufstehen zu müssen. Also ging es auf Richtung Norden. Ohne große Staus kamen wir dann auch in unserer Unterkunft in Oberhausen an. Schnell die Koffer aus dem noch leeren Auto raus und ab aufs Zimmer, ausruhen für den nächsten Tag.
Nach einem ruhigen und sättigenden Frühstück – das muss ja den ganzen Tag über reichen – kam dann der Aufbruch nach Essen. Alles lief super bis knapp 1,5 Kilometer vor der Messe: Hier wurden wir vom Messestau begrüßt, aber wir hatten noch keine Panik. Eigentlich schien es sich nur auf der ganz rechten Abbiegespur zu stauen, da viele Fahrer wahrscheinlich einfach nicht wussten, dass es zwei rechte Abbiegespuren gibt. Trotz diesem Umstand stellte sich bei uns immer noch wenig Unmut ein, denn wir dachten „Es ist Donnerstag, das passt schon“.
Doch der Vorfreude zuviel. Nicht nur dass die Zufahrt zum P5 für Linksabbieger gesperrt war, dies wurde auch erst recht spät ersichtlich. Gut, dachten wir uns, dann werden die Planer wahrscheinlich das P5 für die Leute, die aus Richtung der Autobahn kommen, nutzen und alle die aus Richtung Essen Innenstadt kommen, werden dann vermutlich ins P9 geschickt. Doch auch hier war die katastrophale Infrastruktur der Messe sichtbar. Das P9 konnte aus alles Richtungen angefahren werden und war dadurch schneller voll, als das P5. Zu unserem eigenen Pech geschah dies leider knapp 20 Autos vor uns. So zerfiel mein Plan, einen Tag vorher anzureisen, um dem Stau auszuweichen, in tausend Stücke.
Aber die Messe hatte natürlich noch einen Trumpf in der Hinterhand: die großen, entfernteren Parkplätze mit kostenlosem Shuttleservice. In unserem Fall führte uns die Fahrt zum P10. Hier wurde man schon einmal auf das Warten eingestimmt. Durch den Stau um die Messe herum kamen die Shuttlebusse einfach nicht zum Parkplatz und schnell bildete sich eine lange Schlange. Dadurch standen viele Besucher vor der Entscheidung, auf den nächsten Bus zu warten, der irgendwann vielleicht kommt oder doch die 5 Kilometer zur Messe zu Fuß zu gehen.
Wir entschieden uns für das Warten, was uns eine gute Stunde kostete. Zumindest war die Fahrt mit dem Bus staufrei, da die Busse auf dem Weg zur Messe, eine andere Strecke fuhren, als die Messebesucher. Warum man die gleiche Strecke bei so einem Andrang allerdings nicht retour fährt und die Shuttlebusse so den Stau komplett umgehen lässt, erschloss sich uns dabei nicht ganz.
Endlich auf der Messe
Dann ging es endlich los! Dank Vorverkauf konnte man die Schlange an der Kasse ignorieren und sich gleich ins Gewühl begeben. Dabei ist Gewühl die beste Beschreibung, denn es war einfach nur voll, voller als die Jahre zuvor und dies zu einem Zeitpunkt, wo die Messe schon über 2 Stunden geöffnet hatte. Zu unserem Glück interessierten uns erstmal nicht die niedrigen Hallennummern, also durch die Massen auf in Richtung der Hallen 4, 6 und 7. Natürlich war im Vorfeld die Route so geplant gewesen, dass man auf dem Weg dahin noch einige Messeneuheiten gleich mitnehmen konnte. Wer weiß wie lange da die Vorräte reichen werden? Somit landete in den Beuteln schnell Terraforming Mars, The Dragon & Flagon, aber auch die Doctor Who Storycubes fanden auf wundersame Weise ihren Platz in unserem Beutel. Bei vielen Spielen half es uns, dass wir nicht auf eine deutschsprachige Version angewiesen waren.
Die Galeria markierte dabei wieder die Grenze zwischen den großen Verlagen und den kleineren Verlagen. Diese kleinen Verlage waren dann auch unser primäres Ziel. Die wertvoll erarbeiteten Listen wollten abgearbeitet werden. Vielleicht war es der Messestau, der ein wenig die Stimmung drückte, das Gefühl dass jetzt endlich die Messe beginnt, wollte sich nicht so richtig einstellen. Denn auch in den kleineren Hallen war es einfach zu voll und das schiere Ausmaß der Messe schien einen zu erdrücken. Es war ein Punkt vor der Reizüberflutung.
Da stellt man sich innerlich schon einmal die Frage, ist die Messe an ihre Grenzen gestoßen? Wie wird der Andrang die nächsten Tage? Schafft man es noch, sich wirklich gut informieren zu können oder bleibt es bei einem flüchtigen Überblick? Und wie kann man nächstes Jahr den Donnerstagsandrang in den Griff bekommen?
Doch diese Gedanken mussten weichen, wir waren wegen der Spiele hier. Es ging also los von Halle 7, durch Halle 4, bis in die hinterste Ecke von Halle 6. Der Plan bestand darin, sich vom äußersten Winkel langsam bis zur Galeria vorzukämpfen. Nach kurzer Zeit jedoch klingelte schon das Telefon und die erste Anfrage auf eine Spielteilnahme konnte und wollte man nicht abweisen.
Dazu mussten wir aber den ganzen Weg wieder zurück zu Corax Games. Dort wartete man schon auf uns, um eine Runde Not Alone zu spielen. Während meine Begleiter nun versuchten, dem Wesen zu entkommen, konnte ich mir in Ruhe, von Wolfram von Corax Games, erklären lassen, was denn nun alles in der neuen Trickerion Erweiterung enthalten ist. Leider gewann bei Not Alone das Wesen und unsere armen gestrandten Astronauten überlebten nicht. Corax Games hingegen gewann durch dieses Probespiel einen Kunden und das nächste Spiel wanderte in unseren Beutel. Aber hatten wir nicht noch etwas vor in Halle 6? Es hieß für uns wieder zurück, um uns die Neuheiten anschauen. Und zur großen Verwunderung war es auf einmal auch merklich ruhiger und nicht mehr ganz so voll.
Nur war uns der Spielegott nicht ganz Freund. Wir kamen immer einen Tick zu spät an den Spieltischen an. Bei jedem von uns vorgemerkten Spiel hatte die Partie gerade erst gestartet und die Erklärung durch die Standmitarbeiter war schon vorbei. Es fühlte sich an wie ein rote Welle bei 2 Km/h. Und da wir nicht einfach sinnlos warten wollten, bis der Tisch wieder frei wird, ließen wir uns einfach durch die hinteren Hallen der Messe treiben. Immer mal wieder blieb man kurz stehen, um sich einen Überblick über ein Spiel verschaffen zu können. Und schon waren die ersten 5 Stunden vorbei. In unsere Beutel hatten es mittlerweile auch die drei Exit Spiele von Kosmos geschafft. Das man hier einen Blindkauf wagen musste, versteht sich fast schon von allein. Das Grimoire des Wahnsinns und die Nebel über Valskyr sorgten ebenso dafür, dass unsere Beutel immer schwerer wurden. Da die Beutel aber noch nicht an ihrer Belastungsgrenze waren, lohnte sich noch ein kurzes Intermezzo bei Red Imp Games, um das über Kickstarter finanzierte Martians: A Story of Civilization abzuholen.
Schlussspurt an Tag 1
Mittlerweile fingen die Füße an, sich darüber zu beschweren, dass man doch etwas mehr gelaufen ist, als an einem normalen Bürotag. Dagegen musste etwas unternommen werden. Schnell auf den Plan geschaut und ab zu Asmodee in Halle 1. Die Wahrscheinlichkeit einen Sitzplatz zu ergattern, schien uns hier am höchsten. Auch die Anzahl der Besucher hatte sich spürbar verringert, man konnte sich ohne Probleme durch die Hallen bewegen. Und tatsächlich: Kaum hatte man die Halle betreten, wurde auch gerade ein Tisch frei und man konnte sich darauf freuen einmal Millionär zu sein. Nach einer kurzen Erklärung kauften wir Fabriken und spekulierten wild auf Börsenkurse, wenn ein Konkurrent zu mächtig erschien, wurde er schnell Ziel einer Intrige. Zu schnell verging die Zeit und aus einer gefühlten halben Stunde war dann doch etwas mehr als eine Stunde geworden. Mittlerweile war es schon nach 18:00 Uhr und wir begaben uns auf den Weg, ein paar weitere Spiele einzukaufen. Unser Ziel war der große Stand von Pegasus. Glücklicherweise war der Weg zu Pegasus nicht so weit und man kam auch schnell genug voran.
Die Einkaufsliste gezückt und schon ging es los. Leider waren einige Sachen bis dato ausverkauft, wie Roll for the Galaxy oder Imperial Settlers: Die magische 3. Wir konnten dafür noch die letzten 2 Exemplare von Mystic Vale, Roll for the Galaxy : Der große Traum, Raptor und Tides of Madness unser Eigen nennen. Dazu gab es noch die Zusage, das die fehlenden Spiele sich auf dem Weg von Friedberg nach Essen befinden und am nächsten Tag wieder in ausreichender Stückzahl vorhanden wären. Nun ging es langsam Richtung Ausgang. Die erste Lautsprecheransage verkündete auch schon, dass demnächst die Messe schließen würde. Immerhin war es jetzt so leer auf der Messe, dass man diese Ansagen auch verstehen konnte. Auf dem Weg dorthin wurde dann noch schnell Dark Tales: Cinderella eingekauft und das vorbestellte Dokmus musste auch noch irgendwie in den Beuteln untergebracht werden. Dann war der erste Tag auch schon passé: Mit einer schlechten Bilanz was die Anzahl der gespielten Spiele angeht, allerdings einer guten Bilanz, was die Anzahl der erbeuteten Sachen betrifft.
Einmal mussten wir noch in der Schlange stehen, denn wir mussten ja wieder zurück zu unserem Auto. Wobei Schlange das falsche Wort ist, große wartende Spielermasse trifft es wohl eher. Es hieß noch einmal, die schweren Beutel zu schultern und sich auf das Abenteuer Shuttlebuss einzulassen. Da man ja nicht der einzige im Bus mit Beuteln voller Spiele war, gab es den einen oder anderen blauen Fleck noch als Essenpromo zu den schmerzenden Füßen oben drauf.
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