Wir waren in diesem Jahr das erste Mal auf der Spielwarenmesse in Nürnberg und konnten die Frühjahrsneuheiten der Brettspiel-Verlage in Augenschein nehmen. In unserem Artikel wollen wir ein wenig darüber schreiben, welche Informationen wir zu einigen der vorgestellten Spiele in Erfahrung bringen konnten. Allerdings ist das nur eine Auswahl der Brettspiele, die dort gezeigt wurden.
Die Tavernen im Tiefen Thal
Ja, es heißt Tavernen (Mehrzahl). Auf den ersten Plakaten hatte sich ein Druckfehler eingeschlichen und es war zunächst nur von einer Taverne im Tiefen Thal die Rede. Da jeder Spieler aber sein eigenes Etablissement betreibt, in dem er Gäste bewirtet, ist die Mehrzahl natürlich naheliegender. Mechanisch setzt das Brettspiel von Wolfgang Warsch auf eine Mischung aus Deckbuilding und einem Würfel-Drafting. Eure Gäste stellt ihr euch mit Karten zusammen und die Würfel nutzt ihr dann für Aktionen auf eurem Tableau, das eure Taverne darstellt. Mit dem Geld eurer zufriedenen Gäste baut ihr eure Taverne aus.
Im Spiel sind bereits fünf kleine Module enthalten, welche die Grundmechaniken noch erweitern und ein paar weitere Möglichkeiten hinzufügen. Diese bauen aufeinander auf, erhöhen allerdings nicht die Spieldauer. Lediglich der Schwierigkeitsgrad kann hierdurch angepasst werden. Uns wurde jedoch gesagt, dass Vielspieler durchaus gleich mit allen Modulen einsteigen können.
Era: Medieval Age
Bei Plan B Games bzw. Eggert Spiele sorgt das Bau-Spiel Era: Medieval Age von Matt Leacock für einen kleinen Hype unter Brettspielern. Mit Würfeln werden Ressourcen gesammelt, die dann für den Bau von Gebäuden auf dem eigenen Tableau verwendet werden. Ein bisschen fühlt sich das wie Roll & Write ohne Write an. Statt Kreuze auf einem Block zu machen, baut ihr Miniatur-Gebäude in euer kleines Stadtraster. Mehr Punkte gibt es, wenn Gebäude komplett von einer Mauer umschlossen sind. Aber es gibt auch Spielerinteraktion, indem eure Mitspieler euch angreifen und bei euch auf dem Tableau verbrannte Erde legen können, die dann nicht mehr entfernt werden kann.
Das Material der verschiedenfarbigen Häuser und das Endergebnis auf dem Tableau sieht sehr schön aus. Allerdings kosten Miniaturen viel mehr, als ein Block zum Beschreiben. Logisch, dass es sich hierbei dann um ein eher hochpreisiges Spiel handeln wird. Der Verlag hofft, dass eine Veröffentlichung in Essen zur SPIEL 19 möglich sein wird.
Humboldt’s Great Voyage
Zum Humboldt Jahr bringt Huch ein eigenes Spiel zu diesem Thema heraus, das sich vom Anspruch her im Bereich von Rajas of the Ganges bewegen soll. Jeder Spieler bekommt vier Frachtaufträge, die er erfüllen muss. Hat einer der Spieler das geschafft, endet die Partie. Damit ihr Fundstücke für eure Auftragskarten bekommt, müsst ihr den Reiserouten von Humboldt auf dem Spielbrett folgen.
Hierfür werden Züge nach dem Mancala-Prinzip gemacht. Ihr zieht zunächst einen farbigen Stein aus einem Säckchen, um zu bestimmen, in welcher Region auf dem Brett ihr startet. Von einem der gleichfarbigen Felder aus nehmt ihr dann alle Steine, die sich dort befinden und lasst entlang vorgegebener Pfeile in jedem folgenden Gebiet einen fallen. Passen die Farbe des Steines und die Farbe der Region zusammen, bekommt ihr Frachtplättchen. Das Brettspiel scheint übersichtlich und relativ schnell erlernbar zu sein. Ob sich dabei eine Langzeitmotivation einstellt, bleibt abzuwarten.
Der Herr der Ringe – Reise durch Mittelerde
Das angekündigte Highlight bei Asmodee ist das kooperative Miniaturen-Brettspiel Der Herr der Ringe – Reise durch Mittelerde. Obwohl ihr die Charaktere der gemeinschaft des Ringes spielt, wird hier nicht die Geschichte der Bücher J.R.R. Tolkiens nachgespielt. Mit Hilfe der App, die so ähnlich auch bei Imperial Assault verwendet wird, sollen ganz eigene Abenteuer in Mittelerde möglich sein, die in jeder Kampagne etwas anders verlaufen. Wir konnten außerdem einen genaueren Blick ins Schachtelinnere des Prototypen werfen, um dem Geheimnis des Kampfsystems auf die Spur zu kommen. Es wird keine Würfel geben. Alle Tests und auch der Kampf wird über Karten und Symbole geregelt, das dem im Arkham Horror LCG ähnelt.
Hadara
Bei Hans im Glück konnten wir Hadara von Benjamin Schwer anspielen. In diesem einfachen Zivilisationsspiel baut ihr über drei Zeitalter eure eigene Zivilisation in den Bereichen Militär, Kunst, Vermögen und Nahrung auf. Jede Runde werden hierfür Karten gezogen und ausgewählt. Man kann diese entweder bezahlen und an seinen Tableau anlegen, wodurch man dauerhafte Boni bekommt, oder man verkauft sie und bekommt Geld. Mehr Karten in einem Bereich verringern dauerhaft den Preis für weitere Karten. Natürlich müsst ihr auch ernähren und zwar braucht ihr so viel Nahrung, wie ihr Karten angeworben habt.
Nach drei kompletten Runden wird dann abgerechnet und derjenigen mit den meisten Siegpunkten gewinnt. Das Kartenziehen macht Spaß, jedoch fühlt sich das Spiel im Ersteindruck ein wenig solitär an. Lediglich bei ganz wenigen Gelegenheiten kann man sich in die Quere kommen. Dafür spielt es sich schön flüssig und unsere Partie zu zweit war nach 45 Minuten zu Ende. Man kommt schnell rein, ist aber die meiste Zeit auf sein Tableau und die Auslage konzentriert. Hans im Glück hat den Vertrieb mittlerweile in die Hände von Asmodee gelegt, wo das Spiel voraussichtlich noch im Frühjahr erscheinen wird.
Copenhagen
Bei Queen Games dürft ihr demnächst ebenfalls puzzeln: In Copenhagen von Asger Harding Granerud und Daniel Skjold Pedersen müsst ihr die Fassade eines Hauses mit Tetris-Formen gestalten. Die Formteile müsst ihr jedoch erst mit passenden Kartensets erkaufen. Pro Runde könnt ihr aus der Auslage zwei Karten ziehen, diese müssen jedoch direkt nebeneinander liegen. Für das verpuzzeln besonders vieler Fenster bekommt ihr Bonuspunkte, für das Füllen von bestimmten Reihen könnt ihr besondere Plättchen erwerben, die es euch erlauben, einige der Regeln des Brettspiels zu beugen. Das familienfreundliche Legespiel wird noch in diesem Frühjahr erscheinen.
Silver & Gold
Als Heimspiel kann NSV die Nürnberger Spielwarenmesse verstehen. Anders als bei vielen anderen Verlagen kann man hier die Neuheiten tatsächlich anspielen. Wir haben das beim neuen Flip & Write Silver & Gold von Phil Walker-Harding getan. Ihr habt Inseln und versucht diese möglichst effizient mit Tetris-Formen zu füllen. Insgesamt werden vier Runden gespielt, in denen jeweils sieben der acht Karten mit vorgegeben Formen aufgedeckt werden. So weiß man nie genau, welche Formen im Laufe der Runde zum Vorschein kommen und welche Form unaufgedeckt bleibt. Auf den Inselkarten sind außerdem Goldmünzen und Palmen zu finden, mit denen ihr Bonuspunkte erspielt. Mit den Kreuzen auf der Insel könnt ihr Bonuskreuze einzeichnen, die euch dabei helfen, falls ihr euch mal verbaut habt. Wer am Ende die meisten Punkte zusammengekreuzt hat, gewinnt die Partie. Ein wirklich schnelles und kurzweiliges kleines Spiel.
Noris
Bei Noris erwarten euch neben der bereits erhältlichen normalen Erweiterung Redbeard’s Gold für Escape Room: Das Spiel gleich zwei weitere Neuheiten. Mit Jumanji wird es eine zweite Grundbox inklusive Chrono-Dekoder geben, die auf ein jüngeres Publikum abzielt. Einfachere Rätsel sollen das Escape Spiel zugänglicher für Familien machen. Einen anderen Weg beschreitet Escape Room: Das Spiel Duo. Diese neue Reihe ist speziell für zwei Spieler konzipiert. In der ersten Box enthalten sind die zwei Escape Abenteuer Asylum und Prison Island. Sie sind auch ohne Dekoder spielbar und bestehen aus einem entfaltbaren Plan, bei dem man sich von außen nach innen rätselt.
Kosmos
Bei Kosmos gab es gleich mehrere Neuheiten zu entdecken. Gerade erst auf der Messe angekündigt wurde Harry Potter: Hogwarts Battle, das bisher nur auf Englisch erhältlich war. Hier könnt ihr die Handlung aller Bücher mit den aus den Filmen bekannten Szenen und Charakteren nachspielen. Das Besondere: Ihr bekommt für jeden der sieben Teile des Spiels eine neue Box mit Gegnern und sonstigen Karten dazu, die euch vor neue Herausforderungen stellen. Das Ganze ist als Deckbuilding-Spiel umgesetzt und lässt bestimmt die Herzen aller Harry Potter Fans höher schlagen.
In der neuen Adventure Games Reihe, wird die Story in den Vordergrund rücken. Mit The Dungeon und Monochrome Inc. kommen demnächst zwei Titel von Matthew Dunstan und Phil Walker-Harding auf den Markt, die uns eine Geschichte erleben lassen wollen. Das kooperative Spielerlebnis kommt ganz ohne Zeitdruck aus und nimmt sich damit der Kritik an, die durch die Rätsellastigkeit oft zu den Exit-Titeln geäußert wurde. Wir sind gespannt und freuen uns darauf, uns ins Abenteuer zu stürzen.
Natürlich bekommen auch die Exit-Fans Nachschub. Mit Die Känguru-Eskapaden, das Inka und Markus Brand zusammen mit Komiker Marc-Uwe Kling auf die Beine gestellt haben, bekommen wir ein eher untypisches Exit-Spiel dazu. Etwas verquer wird es bestimmt werden und vielleicht bekommen wir hier auch wieder ein Quäntchen mehr Story, dem humoristischen Ansatz geschuldet natürlich. In der Geisterbahn des Schreckens erwartet euch wieder Rätselspaß für Einsteiger. Gemeinsam knobelt, faltet und schneidet ihr euch einen Weg hinaus aus der unheimlichen Geisterbahn. Wie üblich für den Einsteiger-Level sind die Rätsel hier wieder linear aufgebaut, so dass auch Anfänger hier gut zurechtkommen.
Ravensburger
Bei Ravensburger wird noch im ersten Quartal die deutsche Ausgabe des Disney Bösewichter-Brettspiels Villainous erscheinen. Jeder Spieler verkörpert einen der bekannten Gegenspieler der Helden aus den Disney Klassikern wie z.B. die böse Fee aus Dornröschen oder Prince John aus Robin Hood. Außerdem erscheinen zum 25 jährigen Jubiläum von Alea Exklusive Ausgaben von Die Burgen von Burgund und Las Vegas.
Zum Minecraft Brettspiel ist noch wenig bekannt. Bis auf die Lizenz und die Aussage, man prüfe derzeit verschiedene Spielkonzepte, war hier nicht mehr viel zu erfahren. Allerdings soll das Bauen im Vordergrund stehen. Unser Interesse wurde außerdem von einer unscheinbaren Schachtel geweckt: Thinkfun scheint derzeit an einem dritten Teil der Escape the Room Reihe zu arbeiten. Dieser soll voraussichtlich 2020 erscheinen. Viel mehr als diese Ankündigung gab es dann aber auch nicht.
Pegasus
Last but not least wollen wir euch noch von den Neuheiten beim deutschen Platzhirsch Pegasus berichten. Dieser hatte sich in einem Foyer sehr breit gemacht und eine ganze Palette an neu erscheinenden Brettspielen dabei. Von den bereits angekündigten Erweiterungen für Detective und Spirit Island, über U-Boot und die Mage Knight Big Box oder Captain Sonar Family ist wirklich wieder für jeden Spielegeschmack etwas dabei.
Neu ist auch die deutsche Umsetzung von Marc Paquien’s Treasure Island, ein Brettspiel, bei dem einer der Spieler einen Schatz auf einer Insel versteckt und die anderen ihn mit Hilfe von Hinweisen suchen müssen. Das hatte bereits auf der SPIEL 2018 für Aufsehen gesorgt, da es mit Zirkel und Stiften und allgemein sehr hübschem und ungewöhnlichem Material zur Schatzsuche animiert. Wir freuen uns sehr darauf demnächst ebenfalls die Insel zu erkunden.
Besondere Aufmerksamkeit hat bei uns aber die neue Undo Reihe geweckt. Hier sollt ihr mittels Zeitreisen einen Todesfall ungeschehen machen. Dafür habt ihr das Cover der Spielschachtel zur Hilfe und könnt ohne Regeln zu lesen gleich mit den enthaltenen Karten ins Spiel eintauchen. Zunächst wisst ihr noch recht wenig, doch jede eurer Entscheidungen hat Auswirkungen und bringt euch eurem Ziel näher oder entfernt euch weiter davon, den Verstorbenen vor seinem Schicksal zu bewahren. Hier sollen regelmäßig neue Teile für die Reihe herauskommen, die ihr zum günstigen Preis mit zu einem geselligen Abend nehmen könnt. Wir sind gespannt, wie sich das Konzept spielt, insbesondere da es rein auf Text ohne weitere Illustrationen setzt.