„CABANGA“ tönt es laut im Saal. Der kleine Brettspieler schreckt zusammen. Was ist denn das für ein lauter Tumult hier? Warum kann der kartenspielende Pöbel am Nachbartisch sich nicht zusammenreißen? „CABANGA“ Schon wieder! Nun reicht es aber, der kleine Brettspieler steht auf und begibt sich zum Nachbartisch. Es wird Zeit, den Leuten mal die Leviten zu lesen. 10 Minuten später schallt es wieder laut CABANGA durch den Raum. Aber diesmal ist es nicht der kartenspielende Pöbel, sondern es ist der kleine Brettspieler.
Wenn es eine Konstante in der Brettspiel-Verlagswelt gibt, dann sind es die kleinen AMIGO-Kartenspiele. Zu jeder SPIEL wird der Amigo Verlag mindestens eines davon veröffentlichen. Manchmal werden auch zwei oder drei veröffentlicht, so wie in diesem Jahr. Aber eines ist immer gesetzt, eben die AMIGO-Kartenspiel-Konstante. Und neben der AKK gibt es auch noch die AMIGO-ÜBERRASCHUNGS-KONSTANTE. Immer wieder schafft es AMIGO mich mit einem Kartenspiel zu überraschen, welches ich nicht auf dem Schirm hatte. Und dieses Jahr hat es Cabanga! von Michael Modler geschafft. Warum es dies geschafft hat, erfahrt ihr in der Review zu Cabanga!
Viel Spaß beim Lesen!
Ruft laut Cabanga!
Woran erkennt ihr, dass jemand Cabanga! spielt? Er oder sie wird es laut rufen. Denn das steht nun einmal in den Regeln drin und wer sind wir, dass wir einer Brettspiel-Regel nicht Folge leisten? Dabei kommt Cabanaga! erst einmal schlicht daher. Ein paar Karten mit Zahlen drauf und das noch in vier verschiedenen Farben. Nicht einmal irgendeine fancy Illustration findet ihr auf den Karten. Doch das ist auch nicht relevant. Cabanga! überzeugt durch ein spaßiges Spiel-Erlebnis mit einem schlanken Regelwerk.
Die größte Hürde, die es bei Cabanga! gibt, ist andere neue Mitspieler dazu zu bringen, sich dem Spiel zu stellen. Denn wie schon erwähnt, die Tisch-Präsenz ist eher mau. Vergleiche ich das mit dem auch erschienen Schrödingers Katzen aus dem gleichen Verlag, hat das Katzen-Spiel durch die Grafiken schon den höheren Aufforderungs-Charakter. Auch auf der SPIEL’23 stand Schrödingers Katzen mehr im Vordergrund als Cabanga!.
Mut zur Lücke
Ich komme schnell zu den überschaubaren Regeln, auch wenn diese eben nicht den Spielspaß widerspiegeln. Am Anfang werden alle Karten gleichmäßig unter allen Spielenden verteilt, so weit, so gut, so bekannt. Danach, wenn ich an der Reihe bin, spiele ich eine Karte aus. Diese hat eine Farbe und kommt daher auf den für alle erreichbaren Ablagestapel der entsprechenden Farbe. Tja und dann ist auch schon der oder die Nächste dran. Es sei denn, jemand ruft Cabanga. Der Kniff bei dem Spiel ist es keine Lücken entstehen zu lassen.
Denn die Karte, die ich auf den Ablagestapel spiele, bestimmt nur eine Grenze. Auf der ihr gegenüberliegenden Seite gibt es eben auch eine Karte. Und ihr ahnt es schon, das Cabanga! passiert dann, wenn andere am Tisch Karten haben, die genau in diese Lücke passen würden. Ist das der Fall, darf ich all meine Karten, die das Kriterium erfüllen, abwerfen und weiterreichen an die arme Socke, die die Lücke erschaffen hat.
Der Spaß liegt im Zocken
Jetzt klingt das natürlich auf den ersten Blick recht unspektakulär. Und ja, das ist es auch, wenn ihr mit der minimalen Anzahl von drei Spielenden spielt. Da kann Cabanga! einfach nicht überzeugen, es fehlt der Kitzel.
Doch schon mit einer Person mehr am Tisch ändert sich das Spiel aus meiner Sicht dramatisch. Die Spannung steigt, weil auch die Verteilung der Karten eine ganz andere ist. Die Lücken, die ich beim Ausspielen habe, sind einfach größer und jedes Mal spanne ich mich innerlich an, in der Hoffnung, mit meiner Aktion durchzukommen und bin verwundert, wenn es klappt. Einmal spiele ich eine Karte, womit ich eine geradezu obszön große Lücke lasse und nichts passiert. Ein anderes Mal denke ich mir, eine kleine Lücke von drei Karten muss ja drin sein. Nur dass mir ein wenig später genau diese drei Karten um die Ohren fliegen und meine Hand wieder voller machen, als sie vorher war.
Ihr wisst ja, das Ziel ist es seine Hand leer zu bekommen. Dass bei einem solchen Spiel wie Cabanaga! natürlich eine Partie eher zufällig abläuft und daher ein Sieger oder Siegerin nicht so schnell ermittelt werden kann, ist ja schon klar. Deswegen spielen wir AMIGO-typisch nicht nur eine Partie, sondern so viele, bis eine Person am Tisch die magische Grenze an Minuspunkten erreicht hat. Bei Cabanga! braucht es 18 dieser Punkte, um das Spiel zu beenden. Wer dann die wenigsten Minuspunkte hat, kann sich auf die Schulter klopfen und sich zum Sieg beglückwünschen.
Her mit den Emotionen
Aber ganz ehrlich, wer nun gewinnt oder verliert, ist hier wirklich reine Nebensache. Denn das Spiel und die damit verbrachte Zeit am Tisch ist das Ziel. Die Emotionen, die entstehen, sind der wirkliche Gewinn. Das Begreifen der Mitspielenden, wenn sie das erste Mal feststellen, dass das Aufbewahren der hohen Karten auf der Hand zum Ende des Spieles nicht unbedingt die beste Entscheidung war. Oder das vorsichtige Abwerfen der letzten Karte und der damit ungläubige Blick in die Runde, wenn niemand Cabanga! ruft und man die Runde beendet hat. Einfach nur spaßig und erfrischend.
Euer Rating zu Cabanga!
Cabanga! ist bei AMIGO erschienen.
Für die Review stand uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung.