„Das gleichmäßige Klicken und Klacken der Turing Machine erfüllt den Raum. Ich döse langsam weg, während sie unermüdlich dabei ist, meine Frage zu beantworten. Dann, endlich! Mit einem letzten Klack und einem zufriedenen Ping steht die Maschine still. Ah! Nein! Das kann nicht sein. Aber die Maschine irrt nie. Seufzend stelle ich eine neue Theorie auf und unterwerfe mich der unbestechlichen Logik der großen Maschine.“
Ah, die Logik-Puzzle meiner Jugend. Eine Zeit lang war ich wie besessen von ihnen und knobelte stundenlang. Die namensgebende Turing Machine kann das durch ihre rein logische Art der Problemlösung natürlich wesentlich besser, denn sie macht (anders als ich) keine Fehler. Im Spiel der Autoren Fabien Gridel und Yoann Levet passiert mir das bei der Suche nach der korrekten Lösung der gestellten Aufgabe durchaus mal. Unsere Review wird euch davor vermutlich aber auch nicht bewahren.
Viel Spaß beim Lesen!
Der Computer ist eine logische Maschine
Okay, eines vorneweg: Turing Machine ist kein Spiel, das ich auf dem Tisch packe und es macht jedem Spaß. Es ist ein sehr spezielles Spiel, denn entweder man mag das Knobelige oder eben nicht. Jan mag es nicht und daher habe ich Turing Machine wesentlich häufiger solo gespielt, als in Gruppen. Das ist nur bedingt problematisch, aber dazu komme ich später noch. Jetzt müsst ihr natürlich erst einmal erfahren, was wir bei Turing Machine eigentlich machen und was das Spiel von uns möchte.
Was getan werden muss
Jede Partie Turing Machine ist ein Rätsel, das mittels Deduktion und Logik gelöst werden möchte. Gesucht wird in jeder Partie eine Kombination aus 3 Zahlen, deren Wert jeweils im Bereich von 1 bis 5 liegt. Nun raten wir nicht einfach drauflos, denn es gibt die sogenannten Prüfkarten, mit denen ich meine Vermutungen testen kann.
Pro Runde kann ich eine beliebige Zahlenkombination aussuchen, die zugehörigen Lochkarten übereinander legen und dann und mit bis zu drei Prüfkarten testen. Dazu nehme ich die zugehörige Lochkarte der Prüfkarte und lege sie unter meinen Lochkarten-Stapel. Durch die einzige Öffnung erhalte ich dadurch entweder einen grünen Haken oder ein rotes X. Diese verraten mir, ob meine Zahl oder Zahlen mit dem Kriterium der Prüfkarte übereinstimmt. Nehmen wir als Beispiel die Prüfkarte, die angibt, ob die lila Zahl (Kreis) gerade oder ungerade ist. Habe ich mir die Kombination 123 ausgesucht und erhalte ein X, dann weiß ich, dass die Zahl (3) dem nicht entspricht. Die Zahl ist also nicht ungerade, sondern gerade. Damit fallen für die Lila Zahl die Zahlen 1,3 und 5 raus. Hätte ich einen grünen Haken erhalten, hätte das aber nicht bedeutet, dass die 1 korrekt ist. Die Zahlen 3 und 5 würden das Kriterium genauso erfüllen.
So schließe ich nach und nach durch die Verwendung der Prüfkarten bestimmte Zahlen und Kombinationen aus. In jeder Runde kann ich meine Zahlenkombination mit bis zu 3 Prüfkarten testen. Danach muss man sich entscheiden, ob man genügend Hinweise für die Lösung hat oder eine weitere Runde braucht. Dann kann man wieder eine neue (oder auch die alte) Zahlenkombination wählen und bis zu drei Prüfkarten nutzen. Das geht so lange weiter, bis einer oder mehrere von uns lösen möchte. Ist die Lösung falsch, geht das Spiel für alle anderen weiter. Haben mehrere gleichzeitig die korrekte Lösung gefunden, entscheidet die Anzahl der genutzten Prüfkarten über den Sieg.
Was sich am Spieltisch etwas zäh gestaltet, ist der Spielaufbau. Ihr müsst für jedes der insgesamt 20 Rätsel in der Spielbox die angegebenen Karten heraussuchen, was durchaus etwas Zeit erfordern kann. Beim schwierigsten Rätsel aus der Anleitung gibt es 6 Prüfkarten, die ausgelegt werden wollen, was auch noch recht viel Platz benötigt, wenn man diese wie vorgesehen sternförmig anordnet.
Tut Sand in die Maschine
Da es die Prüfkarten jeweils nur einmal gibt, kann es im Mehrspieler-Spiel auch schon mal vorkommen, dass ich warten muss, bis die Prüfkarte wieder frei geworden ist, bevor ich meine Zahl testen kann. Und Turing Machine ist auch kein besonders kommunikatives Spiel. Die meiste Zeit wird vor sich hin gebrütet und überlegt, wie man am effizientesten an die Lösung gelangt und wie die einzelnen Prüfkarten miteinander in Verbindung stehen.
Das führt dazu, dass sich das Spiel an sich bereits sehr solitär anfühlt. Die Suche nach dem richtigen Schwierigkeitsgrad gestaltet sich ebenfalls schwierig. Denn ist er zu leicht, haben gefühlt alle gleichzeitig die Lösung gefunden. Ist er zu schwer, kommt schnell Frust auf. Gerade bei den schwierigeren Aufgaben kann man sich sehr leicht mal vertun, besonders da dann auch noch Prüfkarten hinzukommen, die nicht mehr ganz so eindeutig sind, wie die Frage nach gerade oder ungerade.
In der Anleitung gibt es sogar einen Link zum sogenannten X-Paradoxon, das einem ganz schön das Gehirn verdrehen kann. Auch ist die Suche nach Mitspieler*innen, die gemeinsam mit mir an diesem Spiel über längere Zeit Freunde haben, eher schwierig.
Apropos schwierige Aufgaben: Ihr könntet zu Recht feststellen, dass 20 Aufgaben ja nicht wirklich die Welt sind und man mit nur ein wenig Enthusiasmus diese doch recht schnell durchgespielt hat. Das stimmt natürlich, aber fürchtet euch nicht: Das Internet bietet unter https://turingmachine.info/ einen ganzen Haufen an Rätseln aller Schwierigkeitsgrade, die sich nicht so leicht durchspielen lassen. Unter anderem gibt es eine Tagesaufgabe, die man sich schnell zur täglichen Gewohnheit werden lassen kann. Praktischerweise kann man hier auch seine Lösung eingeben und diese online prüfen. Das alles hat dazu geführt, dass ich die meisten Partien Solo gespielt habe und dann irgendwann zu BGA gewechselt bin, um dort meine tägliche Herausforderung zu spielen.
Fazit
Turing Machine kitzelt einen ganz bestimmten Punkt in meinem Gehirn. Das scheint allerdings ein Punkt zu sein, der nicht bei allen Menschen vorhanden ist. Mir gefällt die Herausforderung, die das Rätselspiel mir bietet. Ich grübele gerne darüber nach, ob ich jetzt wirklich noch eine weitere Prüfkarte benötige oder eigentlich schon genug weiß, um die korrekte Lösung zu finden. Das hat viel mehr damit zu tun, dass ich mich selbst herausfordern möchte, als dass ich mich mit Anderen messen wollen würde. Daher ist Turing Machine für mich auch kein wirkliches Gesellschaftsspiel. Es muss nicht mit Mitspieler*innen gespielt werden und oft sind sie mir gefühlt sogar im Weg.
Ich genieße es aber, die Aufgaben in meinem eigenen Tempo zu erkunden und mich immer mal wieder auch den schwereren Brocken zu widmen. Logiktrainer – Da tut man ja auch was fürs eigene Gehirn. Ist Turing Machine also eine Empfehlung? Ja, absolut. Aber eben keine uneingeschränkte. In dem, was es tut, ist es ein einzigartiger und faszinierender Vertreter des Brettspiels und es zeigt, was diese auch leisten können. Aber durch diese Nischigkeit ist sein Zielpublikum, die damit auch über den Hype hinaus Spaß haben, meiner Meinung nach sehr eingeschränkt. Aber irgendjemand kauft ja auch diese Zeitschriften 😉
Euer Rating zu Turing Machine
Turing Machine ist auf Deutsch bei HUCH! erschienen.
Für die Review stand uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung.