Review zum Karten-Legespiel Codex Naturalis

Codex Naturalis

Codex Naturalis - CoverEs ist gerade besonders schwer, an neue Erkenntnisse zu Pilzen zu gelangen. Meine Mitstreiter scheinen mir die interessantesten Fragmente immer direkt vor der Nase wegzuschnappen. Dabei habe ich eine Theorie, die ich gerne in meinen Codex Naturalis aufnehmen möchte. Dafür bräuchte ich jedoch noch weitere Texte über Pilze. Vielleicht versuche ich in der Zwischenzeit lieber, meine Reputation durch eine schöne Gestaltung des Pflanzen-Kapitels aufzubessern.

Codex Naturalis von Thomas Dupont ist erschienen bei HUCH! und kommt in einer wunderschönen Metallschachtel mit auffälligem Design daher. Im Inneren steckt ein pusseliges Legespiel: Wir setzen ein Manuskript gleichen Namens zusammen, in dem wir Pflanzen, Tiere, Insekten und Pilze gekonnt in unsere Auslage integrieren. Wie uns das Spiel gefallen hat, erfahrt ihr in unserer Review.

Viel Spaß beim Lesen

Eine kleine Schachtel macht auf sich aufmerksam

Das erste Mal ist uns Codex Naturalis in Essen zur Presseschau der SPIEL 2021 aufgefallen. Zwischen all den großen Brettspielen mit üppiger Materialschlacht kam es geradezu unauffällig daher. Seine ungewöhnlichen Illustrationen, die schicke Metallschachtel und die glänzende Gold-Folierung der Karten haben aber dafür gesorgt, dass wir doch noch einmal einen genaueren Blick auf das kleine Spiel mit den ebenfalls kleinen Karten werfen wollten.

Codex Naturalis Schachtel

Mittlerweile ist Codex Naturalis bei uns ins Regal eingezogen und in unterschiedlichsten Besetzungen auf den Spieltisch gekommen. Zunächst konnten wir feststellen, dass das Thema (wie eigentlich zu erwarten) nicht sehr weit trägt und doch recht austauschbar ist. Ein umfassendes Werk über die Natur schreiben? Na ja, die Illustrationen zeigen zwar Tiere und Pflanzen, nach forschen und schreiben fühlt sich das Spiel aber nicht wirklich an.

Codex Naturalis – Kartenspiel sucht Thema

Obwohl das Spiel auf dem Tisch unbestreitbar hübsch anzusehen ist, ist vom Thema nicht viel zu erkennen. Ich fühle mich nicht wirklich, als ob ich als Gelehrter ein umfangreiches Manuskript über die Natur anfertige. Vermutlich ist das aber keine große Überraschung.

Wo das Schachteläußere mit seiner verschnörkelten Schrift noch an illustrierte Bücher aus dem Mittelalter erinnert, wirken die Karten doch etwas zu modern. Damit möchte ich nicht sagen, dass die Illustrationen nicht gelungen wären (Ja, ich weiß: doppelte Verneinung). Mir gefallen sie durchaus gut. Doch bis auf die mit Goldeffekt bedruckten Teile, sind sie thematisch kein Treffer. Erschwerend kommt hinzu, dass die goldenen Teile der Karten diese in schlechten Lichtverhältnissen auch schwerer erkennbar machen. Außen hui, innen pfui also? Nicht ganz.

Leg mich an, wenn du kannst

Da wäre ja noch der spielerische Teil. Durch das Anlegen von Karten sammele ich Symbole, die ich als Voraussetzung zum Auslegen der wertvolleren goldenen Wertungskarten benötige. Mit ihnen komme ich während des Spiels an Punkte. Ich arbeite aber gleichzeitig auch auf die Erfüllung der zwei öffentlichen Zielkarten und meiner eigenen geheimen Zielkarte hin. Dabei können Ziele auch mehrfach erfüllt werden und geben dann auch mehrfach Punkte.

Der Mechanismus ist denkbar einfach. Von meinen drei Handkarten lege ich eine auf dem Tisch an meine bereits ausliegenden Karten an. Dabei muss ich mindestens eine Ecke mit einer bereits ausliegenden Karte überlappen. Danach ziehe ich wieder eine Karte aus der Auslage nach und der oder die Nächste ist am Zug.

Codex Naturalis Anlegen

Mehr Symbole braucht der Codex

Beim Anlegen muss ich darauf achten, dass ich nur an sichtbar markierte Ecken anlegen kann. Nicht auf jeder Karte sind dabei alle Ecken markiert. Karten mit vielen Symbolen haben oft nur wenig freie Anlegeplätze, was mich zunehmend in meinen Möglichkeiten einschränkt. Jede Karte kann jedoch auch mit ihrer Rückseite nach oben ausgelegt werden, wo zwar nur ein Symbol zu sehen ist, die allerdings an allen vier Ecken Markierungen zum Anlegen bieten. Das kann ziemlich nützlich sein, wenn ich für eine Zielkarte ein bestimmtes Muster auslegen muss.

Die Frage, wo ich anlege, macht den Großteil des interaktiven Puzzles vor mir auf dem Tisch aus. Denn die Symbole, die ich zum Ausspielen der Goldkarten benötige, befinden sich ebenfalls in den Ecken, die ich beim Anlegen überdecke. Es kann also sein, dass ich mir selbst meine Möglichkeiten verbaue, bestimmte Karten später ausspielen zu können. Aber man lernt durchaus, darauf zu achten, sich nicht in eine Sackgasse zu spielen.

Codex Naturalis Auslage

Außerdem führen die öffentlichen Ziele dazu, dass bestimmte Karten eigentlich nie in der Auslage liegen bleiben, bis ich dann dran bin. Mit Pech bekomme ich nie eine einzige Karte mit Symbolen für ein bestimmtes Ziel auf die Hand, weil meine Mitspieler*innen mir diese vorher schon wegschnappen, um sie selbst für die Erfüllung des Ziels zu benutzen. Und auch die Begrenzung auf drei Karten, von denen ich immer eine spielen muss, bringt mich regelmäßig ins Schwitzen, hier aber auf eine angenehme Art und Weise.

Gespielt wird, bis einer am Tisch die 20-Siegpunkte-Marke überschreitet. Die aktuelle Runde wird noch beendet und nach einer weiteren kompletten Runde ist das Spiel dann vorbei. Die öffentlichen Zielkarten werden noch gewertet und wer die meisten Siegpunkte zusammen hat, hat das beste Manuskript geschrieben? Na ja, da hakt es dann doch wieder mit dem Thema.

Codex Naturalis Punkteleiste

Fazit zu Codex Naturalis

Alles in allem ist Codex Naturalis ein solides Familienspiel. Wir hatten durchaus Vergnügen an dem pussligen kleinen Kartenlegespiel und auch die Kinder waren für ein paar Partien begeistert mit dabei. Allerdings war bei ihnen nach dem dritten Mal schon die Luft raus. Bei uns Erwachsenen sieht das ein wenig anders aus. Hier konnte sich Codex Naturalis durchaus noch häufiger auf den Spieltisch schleichen. Potential zum Dauerbrenner hat es jedoch leider nicht. Die Partien, die dann dabei rauskommen, sind sich einfach zu ähnlich und auch die verschiedenen Zielkarten bringen da nicht genügend Abwechslung hinein, um gegen andere Spiele auf Dauer bestehen zu können.


Euer Rating zu Codex Naturalis


Codex Naturalis ist auf Deutsch bei HUCH! erschienen.

Codex Naturalis (2021)
Spieler:
1 - 4
Dauer:
20 - 30 Min
Alter:
7+
BGG Rating:
7.24
Verlag:
HUCH!
BGG:

Für die Review stand uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung.

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