Escape Room The Game – von Murder Mystery bis Casino

Escape Room The GameEscape Room The Game ist nun schon eine Weile auf dem Markt. Da sich Escapespiele immer noch großer Beliebtheit erfreuen, ist es nicht verwunderlich, dass Noris und Identity Games ihrem Spielsystem einen ganzen Stapel an Erweiterungen spendiert haben. Ob ihr nun Sherlock Holmes helft, im All verzweifelt versucht die Rettungskapsel zu erreichen oder versucht aus einem Vergnügungspark zu entkommen. Es scheint für jeden etwas dabei zu sein. Wir haben uns allen Erweiterungen gestellt und geben euch einen kleinen Überblick.

Murder Mystery

Escape Room The GameEin Mord ist geschehen und der große Sherlock Holmes braucht unsere Hilfe. Nichts ist einfacher als das. In der Erweiterung Murder Mystery versuchen wir uns als Detektive.

Das Abenteuer kommt mit einem knackigen Schwierigkeitsgrad daher. Unter den Escape Room The Game Abenteuern ist es das Einzige mit einer Schwierigkeit von 5 Sternen. Wir wurden gleich ab dem ersten Hinweis gefordert, aber niemals überfordert. Hinweis um Hinweis sammelten wir und schafften es innerhalb der veranschlagten Stunde, den wahren Mörder zu überführen. Ganz ohne Hinweise ging es allerdings nicht. Während der gesamten Partie hingen wir nur an einer Stelle und kamen nicht weiter. Durch das Hilfesystem von Escape Room The Game mussten wir erst einmal ein paar schon gelöste Hinweise durchlesen, bis der entscheidende Hinweis kam. Danach waren wir wieder auf der richtigen Spur, brauchten keine weiteren Hinweise mehr und 2:43 vor dem Ablauf der Zeit klickten die Handschellen. Es war knapp, aber gerade die knappen Abenteuer machen am meisten Spaß.

Ein mordsmäßig guter Kriminalfall

Murder Mystery ist ein sehr gutes Abenteuer, auch wenn es durch den happigen Schwierigkeitsgrad erst einmal abschreckend wirkt. Immerhin ist das Frustabenteuer Aztekentempel angeblich eine Stufe einfacher als Murder Mystery. Der große Unterschied liegt allerdings nicht im Schwierigkeitsgrad sondern in den Rätseln. Sie sind stimmig und bringen keine aufgesetzte Abstraktion mit sich. Hier müssen kriminalistische Methoden angewendet werden, um die Verdächtigen zu finden und genau das macht uns Spaß. Nur ein Rätsel trübte den Gesamteindruck.

Achtung Spoiler
Wieder einmal mussten wir in bester Wimmelbild-Manier eine Lösung finden. Die Lösung war so gut auf dem Teppich versteckt, dass wir ohne Hinweis einfach in der Sackgasse steckten.
Dabei waren wir nicht die Einzigen, die bei diesem Rätsel Probleme hatten, auch eine befreundete Gruppe scheiterte genau an dieser Stelle. Kurzum, Murder Mystery hat uns sehr viel Spaß gemacht und ist unserer Meinung nach eines der besten Abenteuer. Hier stimmt einfach alles: Die Rätsel zusammen mit der Story lassen die Spieler wunderbar in die Welt von Sherlock Holmes eintauchen.

Welcome to Funland

Escape Room The GameCoulrophobie – die krankhafte Angst vor Clowns – solltet ihr nicht haben, wenn ihr dieses Escape Room The Game Abenteuer spielen wollt. Herein spaziert ins Funland, dem alten Vergnügungspark am Rande der Stadt. Seltsamerweise sind wir die einzigen Besucher des Parks. Beim Besuch einer Show werden wir von einem Clown gefangen genommen und müssen nun versuchen, aus dem Park zu fliehen.

Mit einer Schwierigkeit von 3/5 Sternen sollte dies ja eigentlich machbar sein, dachten wir uns. Die ersten Rätsel gingen auch recht flott von Statten. Das Spiel bietet genug Möglichkeiten, wie die einzelnen Lösungsfetzen zusammenfügt werden müssen, um den ersten richtigen Code zu bekommen. Doch dann kamen wir schnell ins Stocken und mussten zu unser ersten Hinweiskarte greifen. Nachdem diese uns sagte, auf was wir achten sollten, schien die Lösung auf einmal offensichtlich zu sein. Wie konnten wir das nur übersehen? Danach ging es dann aber flott durch die weiteren Rätsel und nach 52 Minuten und 48 Sekunden waren wir entkommen.

An den Clownshaaren herbeigezogene Story

Große Angst vor Clowns haben wir alle nicht, also stand ja nichts im Wege Welcome to Funland zu spielen. Die Rätsel waren okay, aber für uns nicht wirklich fordernd. Nur bei einem  Rätsel waren wir einfach betriebsblind. Andere hatten mit diesem Rätsel keine Probleme, dafür aber mit anderen. Das ist ja auch völlig normal, denn Menschen und deren Erfahren sind nun einmal unterschiedlich. So gibt es an den Rätseln auch keine Kritik. Die ist eher bei der Story angebracht. Bisher fanden wir die meisten Escape Room The Game Abenteuer sehr thematisch gehalten. Hier schien es eher so, als ob  sich Identity Games gedacht hat: „Lass mal was mit Clowns oder so machen.“. Mal ganz ehrlich: Wir sind die einzigen Besucher während einer Zaubershow und sollen dann als Assistenten auf die Bühne? Jeder vernünftig denkende Mensch würde so etwas nicht machen.

Dazu kommen noch weitere Logikfehler in der Story. Das sorgte bei uns dafür, dass wir bis zum Schluss nicht in das Setting des Abenteuers eintauchen konnten. Die Rätsel wurden dadurch mechanisch abgearbeitet, Stimmung wollte einfach nicht aufkommen. Insgesamt gesehen war das Abenteuer nur nett und wir hätten auch drauf verzichten können, ohne großartig etwas verpasst zu haben. Bei uns kam es noch zu einem weiteren unerfreulichen Effekt: Durch den internen Mechanismus des Chronodecoders, wurde eine eigentlich falsche Lösung als richtig gewertet und wir hatten das Abenteuer mit Bravour gelöst. Aufgefallen ist uns das nur, nachdem wir uns die Musterlösung angeschaut hatten. Unterm Strich war Welcome to Funland einfach kein spaßiges Abenteuer – sehr schade.

Space Station

Escape Room The GameEinmal im Leben ins All und die Erde von oben betrachten, das könnt ihr im Escape Room The Game Abenteuer Space Station. Oder etwa doch nicht? Gerade erst angekommen, müsst ihr euch in Sicherheit bringen, bevor die Station explodieren wird. Genau das haben wir auch versucht und waren relativ schnell fertig. Eine knappe drei Viertel Stunde später saßen wir schon in der Rettungskapsel in Sicherheit. Keine Hinweiskarte wurde benötigt und wir hätten das auch noch schneller geschafft, wenn wir am Anfang nicht einen Knick in der Optik gehabt hätten. Wir hatten einfach den falschen Schlüssel gewählt. Die Rätsel als solche waren schnell und einfach gelöst und passten thematisch fast immer zum Abenteuer.

Achtung Spoiler
Warum aber ein russischer Kosmonaut alte Zeitungen mit ins All nimmt, wo doch jedes Kilo zählt. Bleibt uns bis heute ein Rätsel. Gerade das machte das letzte Rätsel thematisch nicht passend.

Russisch for the Win

Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass meine Russisch-Lehrerin einmal Recht behalten würde. Für alle, die wie ich, die kyrillische Schrift lesen können, ist das Abenteuer schon fast einen Tick zu einfach. Aber die Rätsel müssen nicht immer schwer sein, es soll ja um den Spaß am Tisch gehen. Den bietet Space Station aber nur zur Hälfte. Die Rätsel sind solide Handwerkskunst, die Story ist es aber nicht. Hier enttäuscht Identity Games genauso wie bei Funland. Immerhin wird die Raumstation sabotiert, aber erfahren wir im Laufe des Abenteuers mehr über die Hintergründe für die Sabotage? Kein einziges Bröckchen zum Wieso und Warum bekommen wir mit. Das ist schlecht gelöst. Erst wenn ihr die Komplettlösung heruntergeladen habt, könnt ihr nachlesen wer hinter allem steckt. Aber befriedigend ist die Auflösung der Story trotzdem nicht.

Achtung Spoiler
Die wirklichen Beweggründe, warum der Kommandant die Station in die Luft gejagt hat, werden einfach nicht geklärt. Vielmehr greift der Verlag auf standardisierte Floskeln zurück. Böse Menschen wollen böse Dinge. Aber warum jagt er die Station dann in die Luft, wenn andere an Bord sind und nicht nur er alleine oder warum sagt er uns vorher nicht Bescheid, hilft uns aber später?

Space Station ist leider keine Ausnahme in der Reihe der schlechteren Erweiterungen für Escape Room The Game. Ich habe das Gefühl, seitdem wirklich guten Murder Mystery nimmt die Qualität, gerade was Story und Thematik angeht, weiter ab.

Casino

Es ist ein Insiderjob. Ihr zieht mit eurem Trupp von Stadt zu Stadt und nehmt dort die Casinos aus. Doch in Lockholm habt ihr es mit einem taffen Gegner zu tun. Denn diesmal wird mit gezinkten Karten gegen euch und die Besucher gespielt. Doch das ist kein Problem, dank der guten Vorbereitung sollte es ein Leichtes sein, die Bank zu sprengen.

Casino ist nicht nur der Titel der Erweiterung, der Name ist auch Programm. Das Thema ist hierbei nicht nur drüber gestülpt, sondern es ist überall präsent. Schon die ersten Rätsel fangen das Glücksspielflair wunderbar ein. Zeitlich waren wir wunderbar unterwegs. Bei den Hinweiskarten brauchten wir zwar in jedem Teil jeweils eine Karte, aber das war nicht schlimm. Es brachte uns immer wieder dazu, die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Beinahe hätten wir sogar in Teil 2 des Abenteuers die Lösungskarte angeschaut, weil wir unsere gefundene Lösung nicht in Schlüssel umsetzen konnten. Im letzten Augenblick kam dann doch der Geistesblitz und mit noch 10 Minuten auf der Uhr begaben wir uns in den dritten Teil.

Spielspaß…rien ne vas plus

Genau dieser dritte Teil machte aus dem ansonsten sehr guten Abenteuer eine frustrierende Erfahrung. Leider ist das letzte Rätsel so unintuitiv, dass ich mich bis heute frage, wie so etwas durch die Redaktionssitzungen und Probespiele kommen konnte. Wir mussten sogar frustriert den Laptop anmachen, um uns die Musterlösung anzuschauen. Hier hat nicht nur das Rätsel enttäuscht, sondern auch das Hilfesystem. So brauchten wir dann auch insgesamt fast 75 Minuten, bis wir den letzten Code gefunden (abgelesen) hatten.

Achtung Spoiler
Selbst mit dem Wissen, dass die Striche an der Tür für Morsecodes standen, ist die grafische Illustration aus meiner Sicht so schlecht, dass wir spielentscheide Hinweise gar nicht als solche identifizierten.

Casino wäre wahrscheinlich unter die ersten drei Plätze der Escape Room The Game Abenteuer gelangt, gleich auf mit Nuclear Countdown und Murder Mystery. Story und Thematik waren super eingefangen, die Rätsel aus Teil eins und Teil zwei waren anspruchsvoll und lösbar. Aber durch das letzte Rätsel hat Identity Games es einfach verbockt.  Das Abenteuer hat uns auch vorerst einmal die Lust auf weitere Escape Room The Game Abende verdorben.

Das geht doch besser

Zusätzlich zu den vier bewährten Abenteuern aus dem Grundspiel, kamen mit den nächsten Wellen vier neue hinzu. Diese könnten nicht unterschiedlicher sein. Abgesehen von Murder Mystery, das uns wirklich sehr gut gefallen hat, war unter den anderen Titeln keiner, der wirklich hervorstach. Meistens hatte dies mit der Story und ihrer thematischen Verknüpfung zu tun. Hier muss Identity Games dringend nachbessern. Denn genau das macht, aus meiner Sicht, den Unterschied zu den anderen System aus. Es ist zwar immer wieder nett, dass man in den einzelnen Abenteuern immer wieder über Anspielungen auf andere Abenteuern stolpert, allerdings sind das in der Regel nur die Abenteuer aus dem Grundspiel.

Auch sehr mysteriös ist der angegebene Schwierigkeitsgrad der einzelnen Abenteuer. Das gleiche Abenteuer hat, je nach dem wo ihr schaut, eine andere Einstufung. Murder Mystery hat in der App nur eine Schwierigkeit von drei, auf der Packung und der Homepage ist es eine fünf. Wenn schon ein Schwierigkeits-System verwendet wird, dann sollte es zu mindestens konsistent sein.

Da meine Frau auf jede Art von Escape-Spielen steht, werden wir auch zukünftige Erweiterungen kaufen. Wir hoffen aber, dass diese wieder das gute Niveau erreichen, welches sie schon einmal inne hatten. Zwei weitere sind seitens Identity Games schon angekündigt. In dem Abenteuer Secret Agent werden wir in die Welt der Spione eintauchen. In The Dentist werden wir uns wahrscheinlich vor einem verrückten Zahnarzt in Sicherheit bringen – wer geht denn schon gerne zum Zahnarzt?

Hier geht es zur deutschsprachigen Seite von Noris


2 Kommentare

  1. Hallo Jan,
    ich habe das Murder Mystery auch schon einmal gespielt, welche Spieleranzahl ist deiner Meinung nach die beste? Und gab es einen Punkt an dem du nicht mehr weitergekommen bist?

    1. Hallo Yves,
      wir haben bei den Escape-Spielen angefangen mit sechs Leuten, sind über vier und drei jetzt meistens bei zwei Spielern. Allerdings finden wir, dass die Spiele am besten mit zwei bis drei Leuten funktionieren. Ansonsten bekommen einige am Tisch viele Sachen einfach nicht mit.
      Bei Murder Mystery haben wir an einer Stelle durchaus gebraucht, aber mit den Hilfekarten ist eigentlich alles recht gut nachvollziehbar.

      Gruß
      Jan

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