Die Jury hat nun bekannt gegeben, welche Spiele zum „Spiel des Jahres 2025“nominiert sind. Wir stellen euch in unserer kleinen Übersicht die nominierten Brettspiele in den Bereichen „Spiel des Jahres“ und „Kennerspiel des Jahres“ vor.
Die Jury ließ eine große Bombe platzen, denn nominiert zum Spiel des Jahres ist Bomb Busters, indem uns Hisashi Hayashi (Pegasus Spiele) zum Profi-Entschärfer-Team ausbildet. Bei Flip 7 von Eric Olsen (The Op Games / Kosmos) strapazieren wir unser Glück auf der Jagd nach Punkten. In Krakel Orakel von 7 Bazis (Topp) malen wir auf wirr vorgegebenen Linien möglichst eindeutig unsere Begriffe.
Beim Kennerspiel des Jahres tauchen wir in diesem Jahr mit Endeavor: Die Tiefsee von Carl de Visser und Jarratt Gray (Frosted Games / Board Game Circus) bis zum Meeresgrund. Außerdem erkunden wir bei Faraway von Johannes Goupy und Corenting Lebrat (Kosmos) die Ferne, aber in umgekehrter Reihenfolge. In Neuland von Charles Chevallier und Laurent Escoffier (Game Factory) erobern wir als Wikinger neue Gebiete und ringen um die fetteste Beute.
Nominiert zum Spiel des Jahres 2025
Bomb Busters
Team-Work ist von uns bei Bomb Busters gefragt, denn als Bombenentschärfer müssen wir perfekt zusammenarbeiten, um in den 66 Missionen im Spiel von Hisashi Hayashi alle Drähte durchzuschneiden, ohne dass die Bombe hochgeht. Hierfür müssen wir durch Deduktionen die passenden Zahlenpaare der auf unseren Plättchenhalter aufsteigend aufgereihten Zahlenplättchen bei uns und unseren Mitspielenden am Tisch finden und aufdecken. Bei falsch angesagten Zahlen rückt der Zeiger der Bombenuhr weiter zum explosiven Ende vor, bis es irgendwann KABUMM macht. Das wollen wir natürlich vermeiden. Also heißt es, geschickt zu kombinieren und strategisch vorzugehen, um nicht nur alleine meine Plättchen vom Ständer wegzubekommen, sondern beim Aufdecken auch dem Rest am Tisch vielleicht den ein oder anderen Hinweis zu geben.
Das klingt jetzt vielleicht verwirrend, ist aber in der Praxis schnell gelernt. Jedes Team findet schnell zu seiner ganz eigenen Form der nonverbalen Kommunikation, und bei einer Partie bleibt es selten. Bomb Busters entwickelt einen ganz eigenen Sog, sodass man immer noch einmal spielen möchte. Gut, dass mit den 66 Missionen, die alle ein wenig anders funktionieren, genug Material in der Schachtel ist, um auch die ambitioniertesten Bombenentschärfer eine Weile zu beschäftigen.
Wenn ihr noch mehr über unsere Ausbildung zum Bombenexperten erfahren möchtet, lest doch unsere Review zu Bomb Busters.
Flip 7
Die Spielregeln von Flip 7 von Eric Olsen könnten nicht einfacher sein. Du nimmst eine weitere Karte, oder eben nicht. Entscheidest du dich dafür, eine weitere Karte zu nehmen und du bekommst eine Zahl, die du bereits vor dir liegen hast, gibt es in dieser Runde keine Punkte. Jede Karte ist genau so viele Punkte wert, wie ihr Zahlenwert angibt. Das geht von 0 bis 12. Du willst also hohe Zahlen? Klar, aber die sind auch viel häufiger im Stapel drin. Das ist Push your Luck in seiner reinsten Form. Ein paar Sonderkarten bringen noch mehr Würze sein und können die Chancen im Rennen um die magische 200 Punkte Marke noch einmal komplett neu verteilen.
Auch im letzten Jahr war ein Spiel mit einem so simplen Mechanismus nominiert, und Captain Flip hatte sogar das Drehen ebenfalls mit im Spiele-Namen. Da scheint eine gewisse Vorliebe für das Umdrehen von Spielkomponenten vorzuliegen. Bei Flip 7 möchte ich am liebsten immer noch eine Karte umdrehen. Wenn ich es schaffe, genau 7 verschiedene Zahlenkarten vor mir ausliegen zu haben, bekomme ich sogar noch einmal Bonuspunkte. Aber das ist wirklich ein hartes Unterfangen, insbesondere wenn man gefühlt nur vom Pech verfolgt wird. Die Runden sind auf jeden Fall immer witzig und mit Gejammer gefüllt, wenn der oder die Führende Ziel von fiesen Sonderkarten wird und keine weiteren Karten ziehen darf oder aber – teilweise viel fieser – drei zusätzliche Karten ziehen muss. Es ist ein Gerangel, ein Hauen und Stechen, das immer Spaß macht.
Krakel Orakel
Als „Das Zeichenspiel für alle, die nicht zeichnen können“ versteht sich Krakel Orakel von 7 Bazis. Auf den Zeichentableaus sind nämlich bereits Linien vorgegeben, denen ich folgen muss, wenn ich versuche, den mir zugeteilten Begriff aufzumalen. Manchmal sehe ich dabei direkt etwas Passendes in dem Gewirr aus Linien und manchmal macht sich aber auch Verzweiflung breit. Das Gekrakel, das dann hier häufig herauskommt, amüsiert spätestens auch dann die anderen, wenn sie die Begriffe auf dem Tisch einem bestimmten Tableau zuordnen müssen. Dann ist das Flugzeug, das ich in den eierigen Linien bei mir eindeutig sehe, plötzlich doch eher eine Gabel und ein Messer.
Die Hemmschwelle, ein Spiel auf den Tisch zu bringen, in dem es ums Zeichnen geht, ist bei Krakel Orakel angenehm niedrig. Schließlich kann ich ja nichts dafür, dass meine Resultate so schwer erkennbar sind. Schuld sind natürlich die so unpassenden Linien auf meinem Tableau. Und da es allen am Tisch hier gleich schlecht ergeht, ist Talent schlichtweg nicht erforderlich. Das macht Krakel-Orakel zu einem spaßigen Zeitvertreib, ohne ernsthafte künstlerische Ambitionen – oder liegt gerade darin die Kunst?
Nominiert zum Kennerspiel des Jahres 2025
Endeavor: Die Tiefsee
Ihr wolltet schon immer mal wie Jacques Cousteau die Weltmeere erforschen und dabei gaaaanz tief runter? In Endeavor: Die Tiefsee von Carl De Visser und Jarratt Gray könnt ihr euch diesen Wunsch erfüllen, ganz ohne nass zu werden. Wir starten dabei alle von einer Forschungsplattform mit ein paar Crewmitgliedern für unser U-Boot. Im Verlauf des Spiels steigen unsere Möglichkeiten, wir bekommen mehr Personal, mehr Boote und auch mehr Aktionsscheiben, um immer neue Bereiche des Meeres unter uns zu erkunden und dort Aktionsmöglichkeiten zu entdecken.
Endeavor: Die Tiefsee ist ein dankbares Spiel, um es neuen ambitionierten Spielenden beizubringen. Jede Partie startet übersichtlich, mit wenig Handlungsmöglichkeiten und entfaltet seinen Tiefgang und seine Komplexität mit steigender Rundenzahl. Der Einsatz unserer Aktionsscheiben ist dabei entscheidend, denn wir müssen gut planen, wenn wir uns Aktionen nicht für die nächste Runde blockieren oder sogar leer laufen wollen. Dabei gibt es viel zu entdecken, denn was das Meer bietet, ist in jeder Partie anders. Dafür sorgen nicht nur die Meeresplättchen, die wir aufdecken, sondern auch die verschiedenen Szenarien, die es zu meistern gilt. Und das geht nicht nur im Forscherwettstreit gegeneinander, sondern auch kooperativ. Nach einer Partie hat man das Spiel zwar ohne Probleme verstanden, gesehen hat man aber bei Weitem bislang nicht alles. Also auf zu einer neuen Runde voller Entdeckungen.
Wenn ihr noch mehr über unsere Abenteuer am Meeresgrund erfahren möchtet, lest doch unsere Review zu Endeavor: Die Tiefsee.
Faraway
Okay, meine kleinen Freunde. Auf geht’s in die Ferne. Wer ist wohl der beste Entdecker auf dem sich verändernden Kontinent Alula, den wir bei Faraway von Johannes Goupy und Corentin Lebrat durchqueren? Das wissen wir, wie bei den meisten Spielen, erst am Ende der Partie. Allerdings ist der Clou hier, dass wir zwar vorwärts erkunden und Karten ausspielen, dann aber von hinten nach vorne gewertet wird.
Wir spielen insgesamt acht Karten aus, die verschiedene Symbole, Bedingungen und Wertungsmöglichkeiten bieten. In jeder Runde haben wir eine unserer drei Handkarten und nehmen dann eine neue Karte aus der Auslage auf die Hand. Wer die niedrigere Karte gespielt hat, darf hier zuerst wählen. Haben wir in unserem Zug eine höhere Karte gespielt, als in der Runde davor, erhalten wir außerdem eine Schrein-Karte. Sind auf diese Weise alle acht Karten gespielt worden, drehen wir alle um und beginnen mit der zuletzt gespielten Karte unsere Wertung. Das heißt aber auch, dass uns keine der Symbole auf den nun verdeckten Karten etwas bringen, denn was wir nicht sehen, zählt auch nicht. Die gesammelten Schrein-Karten zählen allerdings immer mit. So decken wir eine Karte nach der anderen von hinten wieder auf, was uns immer mehr Symbole bringt. Das Ganze ist ein verzwicktes Puzzle, das bei jeder Partie wieder neu herausfordert. Hat man sich in den ungewöhnlichen Wertungs-Mechanismus erst mal herein gedacht, macht Faraway regelrecht süchtig.
Neuland
Wikinger gehen irgendwie immer im Brettspielbereich, allerdings ist die letzte Nominierung dennoch ein wenig her. Vielleicht schafft es ja Neuland von Charles Chevallier und Laurent Escoffier, dass es dieses Jahr auch für dieses Thema dann auch mal eine Auszeichnung gibt.
In Neuland habe ich die Aufgabe, das – Überraschung – neue Land zu besiedeln. Das passiert aber eher abstrakt. Bin ich am Zuge, nehme ich ein Plättchen und verbaue es auf meinem Plan. Ja, es ist ein Plättchen-Lege-Spiel und eigentlich ist damit auch schon alles gesagt, denn vieles in Neuland kommt einem dann doch vertraut vor. Der Kniff sind die Punkte-Multiplikatoren. Diese schalte ich aber erst frei, wenn ich eine bestimmte Kombination an Plättchen an sie angrenzen lasse. Da diese Bonus-Plättchen mit jeder Partie anders sind und sich auch anders auf meinem Plan repräsentieren, ist keine Partie wie die andere und ich muss mich jedes Mal aufs neue in die abstrakte Welt von Neuland hineindenken.