Das Warten hat ein Ende und wir haben endlich erfahren, welche Spiele nominiert sind zum „Spiel des Jahres 2024“. Nachdem die Jury diese bekannt gegeben hat, stellen wir euch in einer kleinen Übersicht die nominierten Brettspiele in den Bereichen „Spiel des Jahres“ und „Kennerspiel des Jahres“ vor.
Zunächst bewegen wir uns bei den Spielen in der Kategorie Spiel des Jahres Auf den Wegen von Darwin, wohin uns Grégory Grard und Matthieu Verdier (Sorry We Are French / Asmodee) schicken. Bei Captain Flip von Remo Conzadori und Paolo Mori (PlayPunk / Asmodee) heuer wir eine Piratencrew an. In Sky Team von Luc Rémond (Kosmos) landen wir gemeinsam ein Flugzeug, indem wir trotz eingeschränkter Kommunikation geschickt Würfel platzieren.
Beim Kennerspiel des Jahres ist in diesem Jahr mit Zug um Zug Legacy: Legenden des Westens von Alan R. Moon, Rob Daviau und Matt Leacock (Days od Wonder / Asmodee) die neueste Variante des bekannten Zug um Zug Universums nominiert. Außerdem erkunden wir bei Die Gilde der Fahrenden Händler von Matthew Dunstan und Brett J. Gilbert (Skellig Games) neue Handelsrouten. In e-Mission von Matt Leacock und Matteo Menapace (Schmidt Spiele) versuchen wir den Klimawandel aufzuhalten, indem wir kluge Entscheidungen für unseren Planeten treffen.
Nominiert zum Spiel des Jahres 2024
Auf den Wegen von Darwin
Als Forscher sind wir Auf den Wegen von Darwin per Schiff unterwegs und helfen dem berühmten Forscher auf seine alten Tage bei seinen Recherchen. Grégory Grard und Matthieu Verdier haben sich hierfür einen interessanten Auswahlmechanismus ausgedacht, mit dem wir Plättchen aus der Auslage nehmen können, um Sie dann auf unserer Tableau zu legen. Wir wollen möglichst punkteträchtige Sets mit Tierarten aus verschiedenen Kontinenten bilden und so bei der Vervollständigung des Buchs „Über die Entstehung der Arten“ helfen. Auf dem zentralen Tableau haben wir ein Schiff, dessen Position am Rand des 3×3 Rasters an Tierplättchen angibt, welche Reihe uns zur Auswahl steht. Je nachdem, welches Plättchen wir wählen fährt das Schiff dann ein, zwei oder drei Felder weiter. Jedes Plättchen hat eine vorgegebene Position auf unserem Forschungstableau und wir versuchen Aufträge zu erfüllen und Reihen oder Spalten zu füllen.
Die Runden bei Auf den Wegen von Darwin sind sehr flott gespielt. Kaum habe ich meinen Zug gemacht bin ich gefühlt schon wieder an der Reihe. Die spannenden Frage, ob ich an das erhoffte Plättchen gelange, indem meine Mitspieler*innen das Schiff für mich passend vor die Reihe fahren. Außerdem muss ich genau überlegen, auf was ich mich konzentrieren möchte, denn ich kann mit den 12 Plättchen, die ich im Laufe einer Partie bekomme, nicht mein komplettes Tableau füllen. Dabei ist das Material sehr liebevoll gestaltet und bringt gleichzeitig noch viel Wissenswertes über die Tiere mit. Das gesamte Spiel fühlt sich damit sehr lebendig an.
Wenn ihr noch mehr über das Spiel erfahren möchtet, lest doch unsere Review zu Auf den Wegen von Darwin.
Captain Flip
Wenn wir von flotten Spielen sprechen, kann Captain Flip von Remo Conzadori und Paolo Mori da locker mithalten. Als Captain hat man es nicht leicht, eine gute Crew zu finden. Noch schwerer wird es, wenn die anzuheuernden Priatinnen und Piraten auch noch geflipt werden können.
Ein so einfaches Spielprinzip kommt uns auch nur selten auf den Tisch: Ich ziehe ein Piraten-Plättchen und überlege, ob ich das so für meine Crew gebrauchen kann. Bin ich nicht zufrieden, kann ich mich dafür entscheiden, es umzudrehen. Dann muss ich aber mit dem Piraten oder der Piratin auf der Rückseite leben, zurückdrehen darf ich nicht. Und dann muss ich das Plättchen auf das untereste freie Feld einer beliebigen Spalte meines Tableaus legen. Fertig, nächster Zug. Die Plättchen haben natürlich verschiedene Funktionen, mit denen ich sofort Dublonen erhalte, neue Plättchen ziehen darf oder auch ein bereits eingesetztes Plättchen drehen darf. Und natürlich gibt es auch Plättchen, die erst am Spielende Dublonen einbringen. Für das Füllen einer kompletten Spalte bis oben hin gibt es dann meist auch noch Boni. Dem Spiel liegen dabei verschiedene Tableaus bei, die alle ein wenig anders aufgebaut sind und andere Spaltenboni bringen.
Es ist erstaunlich, wie spannend es sein kann, einfach nur zu entscheiden, ob ich den Piraten oder die Piratin in meine Crew aufnehme, den ich sehe oder ob ich es wage, das Plättchen zu flippen. Es braucht gerade für Anfänger bestimmt ein paar Partien, bis die Funktionen der einzelnen Charaktere klar sind. Ein kurzweiliges Spiel, das gerade für Familien viel Spaß an den Spieltisch bringen wird. Die Frage ist natürlich, ob passionierte Spieler*innen hier genug Wiederspielreiz finden, denn ab und an fühlte ich mich schon ein wenig gespielt. Denn wenn ein Plättchen so gar nicht passt, muss ich es eben umdrehen.
Sky Team
Hoch in der Luft spielt Sky Team von Luc Rémond. Als Pilot und Copilot versuchen wir, einen Flieger gefüllt mit Touristen ruhig und sanft zu landen. Wer schon einmal einen Blick auf ein Cockpit geworfen hat, weiß, da gibt es vieles zu beachten und viele falsch gedrückte Knöpfe können schwere Konsequenzen nach sich ziehen.
Zum Glück müssen wir in Sky Team kein mehrjähriges Pilotenstudium hinter uns bringen, um das Spiel zu spielen. Wir müssen einfach nur ein paar Würfel einsetzen. Das klingt doch simpel, wenn es da nicht ein Problem gäbe. Wir dürfen nicht darüber reden, welche Würfel wir haben und wofür wir sie einsetzen wollen. Jetzt wird es schon verzwickter.
Trotzdem müssen wir eben schauen, dass wir Flugzeuge, die unsere Route kreuzen, zur Seite „räumen“. Dass die Landeklappen ausgefahren sind und natürlich auch die Bremsen rechtzeitig aktiviert werden und zum Schluss möchten wir natürlich auch, dass das Flugzeug butterweich aufsetzt.
Insgesamt erinnert Sky Team damit auch schon an andere Spiele aus der Nicht-Kommunikations-Kategorie, wie zum Beispiel The Mind. Allerdings bietet Sky Team hier noch verschiedene Szenarien, die die Schwierigkeit langsam in die Lüfte schraubt. So kommt später zum Beispiel auch noch der Kerosin-Verbrauch mit dazu. Einziger Wermutstropfen: Das Spiel ist ausschließlich zu zweit spielbar.
Wenn ihr noch mehr über unsere Flugstunden erfahren möchtet, lest doch unsere Review zu Sky Team.
Nominiert zum Kennerspiel des Jahres 2024
Die Gilde der Fahrenden Händler
Wer nix wird, wird Wirt oder Händler. Und wenn man ganz viele Händler zusammen hat, kann man auch gleich eine Gilde gründen. Gut, Die Gilde Der Fahrenden Händler von Matthew Dunstan, Brett J. Gilbert nimmt uns diesen ganzen Prozess ab und wir müssen nur versuchen, unser Handelsnetz aufzubauen.
In klassischer Flip & Write Manier bauen wir unser Netz auf. Wir starten in einer Stadt und je nach aufgedeckter Karte bewegen wir uns immer weiter in das Umland, um so irgendwann ferne Orte zu erreichen, die uns hoffentlich dicke Siegpunkte geben.
Der Kniff dabei, ist, dass wir hierbei keine Kreuzchen oder so auf dem Spielplan setzen, sondern kleine Holzwürfel, die am Ende einer Runde allerdings wieder abgeräumt werden und nur Städte, die wir bis dahin erreicht haben, können wir auch in der nächsten Runde nutzen, um von dort zu starten. Gespickt mit den einfachen Regeln lädt Die Gilde Der Fahrenden Händler immer wieder dazu ein, neue Handelswege über Land und See zu erkunden und auszubauen.
e-Mission
Wohnen, Verkehr, Industrie, Landwirtschaft, alls das hat Auswirkungen auf die erzeugten CO2-Emissionen. In e-Mission von Matt Leacock und Matteo Menapace spielen wir die USA, China, Europa oder den globalen Süden und versuchen kooperativ gegen die Klimakatastrophe anzukämpfen.
Wir versuchen zusammen globale Projekte zu erfüllen, während wir gleichzeitig unsere Stromversorgung auf erneuerbare Energien umstellen und mit eigenen Projekten unseren CO2 Bilanz verbessern wollen. Dabei müssen wir uns aber auch gegenseitig helfen, um mit Notständen in den Bereichen Gesellschaft, Natur und Infrastruktur zurecht zu kommen. Das alles geschieht über einen Karten-Mechanismus, bei dem ich entweder Symbole in Projekte spiele oder die Karte selbst als Projekt nutze. Am Ende jeder Runde wird unser produziertes CO2 auf dem zentralen Spielplan den Meeren, Wäldern und anderen Co2-bindenden Bereichen zugeordnet. Was übrig bleibt, verschlimmert unsere Lage. Es ist wir immer, es gibt viele Wege, um zu verlieren.
e-Mission ist keine leichte Kost. Das Thema ist wichtiger den je und regt während und nach dem Spiel zum Nachdenken an. Das trifft besonders nach einer Niederlage zu. Daher ist es dann auch kein klassisches Wohlfühlspiel. Wir hatten oft das Gefühl, dass all unsere Bemühungen fruchtlos waren. Eine Katastrophe jagte die nächste, keine Besserung in Sicht. Aber auch ein Sieg hat hier immer einen bitteren Beigeschmack, denn in der Realität ist das Problem, das hier thematisiert wird, nicht so einfach zu lösen und Wiederholungen gibt es ebenfalls nicht.
Zug um Zug Legacy: Legenden des Westens
Wenn einer eine Reise tut, kann er was erzählen. Besonders, wenn dies mit der Eisenbahn ist. Auch bei Zug um Zug Legacy: Legenden des Westens von Rob Daviau, Matt Leacock, Alan R. Moon gibt es am Ende der Partie eine Menge, das man erzählen könnte.
Zug um Zug Legacy: Legenden des Westens ist ein sogenanntes Legacy-Spiel, also ein Spiel, bei dem sich während der Partie Spielplan, Regeln und Ähnliches im Laufe von x-Partien ändert. In diesem Fall sind es 12 Partien, in denen ihr als Eisenbahnbaron das Streckennetz in Nordamerika ausbaut und immer wieder auf neue Herausforderungen stoßt. Welche genau, wollen wir hier nicht verraten, denn auch das Überraschungselement gehört dazu. Nur soviel: Jede Partie ist anders und überraschend und bietet selbst dem Zug um Zug Kenner genug Abwechslung.
Ein großer Vorteil von Zug um Zug Legacy: Legenden des Westens: Das Spiel hat den schlanken Regelsatz von Zug um Zug und ist damit schnell erlernbar. Erst nach und nach werden neue Regeln eingeführt und heben den Schwierigkeitsgrad langsam an. Insgesamt ein gelungenes Legacy-Spiel, das über viele Stunden und vielleicht sogar Tage Spannung bis zum Schluss bietet.
Einen ausführlichen Spielbericht könnt ihr in unserer Review zu Zug um Zug Legacy: Legenden des Westens nachlesen.