Wie viel SPIEL darf es denn sein? - Ein Rückblick

Wieviel SPIEL darf es denn sein?

Kaum begonnen, ist die SPIEL 2025 auch schon wieder Geschichte. Für vier Tage war Essen der Ort, an dem die weltweiten Brettspiel-Begeisterten sein mussten, oder wo der Brettspiel-Plus der Welt schlug. Und jetzt, gut eine Woche später, nachdem der Staub der neuen Brettspiele sich etwas gelegt hat, wird es auch einfach mal Zeit, einen Rückblick zu wagen. Viel Spaß beim Lesen.

Einmal SPIEL mit Alles

Für mich war es die 13. SPIEL am Stück. Seit 2013 sind Jasmin und ich nach Essen gefahren. Bis auf das eine Corona-Jahr, da war die SPIEL bei uns zu Hause auf dem Brettspiel-Tisch zu Gast. Ich muss zugeben, das erste Mal waren wir auch nicht wegen den Brettspielen da. Wir wussten zwar, dass es die SPIEL gibt, aber wichtiger war für uns damals noch die Comic Action und die Anwesenheit von Nei Ruffino, einer meiner Lieblingskünstlerinnen.

Seitdem hat sich viel getan: Nicht nur, dass wir vom konsumierenden Publikum ins journalistische Lager gewechselt sind, auch die SPIEL hat sich gewandelt und ist sich aber irgendwie trotzdem treu geblieben. Jedes Jahr gab es neue Rekorde. Seien es die Aussteller, die Fläche oder auch die Besuchenden. Immerhin waren dieses Jahr laut dem Merz-Verlag, der hinter der SPIEL steht, 220.000 Besuchende in den heiligen Brettspiel-Hallen.

Hat man dies gemerkt?

Ich für meinen Teil muss sagen: Es fühlte sich zwar voll an, aber nicht überfüllt. Breitere Gänge, eine zusätzliche Halle und die Öffnung des Freigeländes sorgten dafür, dass die Menschen sich gut verteilten. Natürlich gab es die üblichen verdächtigen Stellen, wie in Halle 3 die Pegasus-Shop-Schlange oder in Halle 7 die Asmodee-Shop-Schlange.

SPIEL 25 - Messe Eindruck

Essen und Wetter

Aber wenn ich an früher denke und daran, wie die Galeria einfach überfüllt war, weil dort nicht nur das Essen war, sondern auch die „Familien-Zone“, gibt es mittlerweile solche Zustände gefühlt nicht mehr. Das liegt natürlich auch daran, dass in den Jahren zuvor das Wetter auf Seiten der SPIEL war und das Freigelände mit den Foodtrucks genutzt werden konnte. In diesem Jahr war das Wetter leider nicht ganz so dolle und klar, das habe ich auch im direkten Vergleich mit dem letzten Jahr schon gespürt, dass die Gänge etwas voller waren. Aber trotzdem kam ich überall gut durch.

Apropos Essen: Auch das Konzept der Foodtrucks hat sich wieder hervorragend bewährt. Die Auswahl war wie immer vielfältig und damit auch die Qualität des Essens. Auch hier schaue ich zurück in die Vergangenheit und denke an Szenen, in denen ich nicht viel Auswahl hatte und unter anderem das Fleisch einfach nur schnell aufgetaut wurde, um dann serviert zu werden, und das dann auch zu überteuerten Preisen.

Was in diesem Jahr auf der kulinarischen Seite aufgefallen ist: Es gab überall die Möglichkeit, sich mit Essen zu versorgen. Man musste nicht extra einmal durch die gesamte SPIEL, um schnell einen Snack zu bekommen. Im Vorbeigehen eine Riesenbrezel, um wieder zu Kräften zu kommen, und weiter ging es. Top!

SPIEL 25 Wetter

Nanu, Sitzplätze?

Einer der größten Kritikpunkte war in den Jahren zuvor das Fehlen von Sitzplätzen innerhalb der Hallen. So war es zwar auf dem Außengelände möglich, aber wir erinnern uns daran, dass in diesem Jahr der Wettergott nicht ganz auf der Seite der Spielenden war. Aber als ob der Merz-Verlag dies geahnt hätte, waren sie auch darauf vorbereitet. In Halle 4 wurde eine Stage bzw. eine Bühne bereitgestellt, die nicht nur ein abwechslungsreiches und informatives Programm bot. Es gab einem eben auch die Möglichkeit, sich hinzusetzen und sich auszuruhen. Eine wirklich lobenswerte Idee. Wobei auch hier ein skeptischer Blick erlaubt sein muss.

Denn auch das Meet & Play im Saal Europa lud natürlich zum Verweilen und Spielen ein, allerdings konkurrierte es dabei natürlich mit dem Stage-Programm. Und leider musste man für das Meet & Play auch einmal die Messe verlassen, während die Stage natürlich ein Bestandteil einer der Hallen war, also konnte ich auch ohne Bändchen das Programm genießen. Soweit das für uns mit Terminen versehene Menschen überhaupt möglich ist.

SPIEL 25 Meet & Play

Doch bisweilen nimmt man sich dann auch die Zeit und lässt Brettspiele Brettspiel sein und genießt das Programm. Das war wirklich sehr abwechslungsreich: Von Vorträgen über die Gestaltung von Spielen, damit Stadtplaner und Bürger gemeinsam entscheiden können, wie Bauunternehmungen spielerisch umgesetzt werden können, über das Schaffen von Safer Spaces nicht nur im Brettspielbereich, bis hin zum Live-Rollenspiel-Event wurde einem hier ein buntes Programm geboten. Ich freue mich schon darauf, auch im nächsten Jahr dieses Angebot nutzen zu können.

Aus meiner Sicht ein großer Pluspunkt für die SPIEL!

Wenn ihr die Panels verpasst habt und sie im Nachhinein vielleicht noch einmal miterleben wollt, dann sei euch hier der YouTube-Kanal der SPIEL empfohlen: SPIEL_Messe – YouTube – Livestream

SPIEL 25 Panel

SPIEL 25 Rollenspiel

Und jährlich grüßt das Murmeltier

So sicher wie dass die SPIEL im Oktober stattfindet, ist jedes Jahr auch die Diskussion, wie lange die SPIEL denn noch in Essen bleibt. Und auch dieses Jahr wurde ein Umzug durch Carol Rapp ausgeschlossen, jedenfalls für die nächsten Jahre. Das liegt zum einen daran, dass die SPIEL noch lange nicht am Maximum ist. Die Begrenzung der verfügbaren Tickets ist eine Begrenzung vom Merz Verlag. Die Hallen könnten durchaus mehr Leute aufnehmen, bevor das Maximum erreicht ist.

Zudem gibt es noch eine weitere Halle, die man nutzen könnte. Und der vielleicht wichtigste Punkt ist auch die gewachsene Struktur. In Essen weiß man, was man hat, so dumm das auch klingt. Mit einem neuen Standort würde alles wieder bei null beginnen. Nicht nur aus organisatorischer Sicht des Merz Verlages, sondern auch für uns. Neue Unterkünfte müssen gesucht werden, wir als Besuchende müssen uns auch auf neue Situationen einstellen.

Und wie ein bekannter YouTuber vorschlug, ist Düsseldorf zum Beispiel keine Alternative. Ich selbst war schon beruflich dort und die U-Bahn-Anbindung zwischen der Messe und dem Hauptbahnhof ist einfach nicht das Gleiche, dauert unter anderem länger.

Zudem müsste dann ja auch der Asmodee Verlag umziehen, wenn Essen nicht mehr die Hauptstadt der Spiele ist. 😉

SPIEL 25 Carol Rapp

Die SPIEL ist für Menschen da!

Doch das Wichtigste an der SPIEL sind nicht die Brettspiele, das ist eher das schmückende Beiwerk oder der Grund, warum man nach Essen sollte. Für mich sind es die Menschen, und da gebe ich meinem Kollegen fjelfras recht. Es fühlt sich an wie ein großes Klassentreffen. Nicht nur das Treffen der Kollegen und Kolleginnen ist von großer Bedeutung, auch die Unterhaltung mit anderen Besuchern und Besucherinnen auf der SPIEL macht einen wichtigen Punkt aus. Einen Punkt, den ich in den letzten Jahren etwas vernachlässigt habe. Dieses Jahr habe ich explizit weniger Termine gemacht, um mich mehr treiben lassen zu können und die Menschen zu beobachten.

Menschen, die einfach nur spielen, und dabei ist die komplette Bandbreite sichtbar gewesen. Kinder, die mit ihren Eltern das neue Monopoly gespielt haben oder das kleine neue Hero Quest. Aber natürlich auch die Leute, die sich an die großen Euro-Game-Brocken gesetzt haben. Und da ist mir durchaus etwas aufgefallen. Den Spaß am Spielen hatten eher die Leute, die Hero Quest oder Monopoly gespielt haben. Und ja, genau das ist ja aus meiner Sicht auch wichtig, denn der Spaß bringt sie doch dazu, noch weiterzuspielen und dann vielleicht auch andere Spiele auszuprobieren.

SPIEL 25 Brettspiele

Auch ein Blick in die Tüten der Besuchenden offenbart ein wenig über die Vorlieben. Und das, was ich dort sah, brachte mich auch zum Grübeln. Natürlich will ich als Vielspieler und Journalist die neuen Sachen anfassen und auch darüber berichten. Aber wenn eine junge Frau voller Stolz ein Spellbook, das vor 2 Jahren erschienen ist, vor sich umklammert durch die Gegend schiebt, muss ich mich auch selbst fragen: Muss ich immer den neuen Sachen hinterherhecheln? Sollte ich mich nicht auch zurücklehnen und den Spielen widmen, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben? Denn nur weil sie für die Szene alt sind, heißt das ja nicht, dass sie es für den Rest sind.

Chapeau, ich ziehe meinen Hut

Rückblickend war die SPIEL 2025 eine der schönsten SPIELs, die ich erleben durfte. Natürlich muss ich hier noch ein Aber mitschwingen lassen. Das bezieht sich auf den Lebensbereich, in dem ich als Journalist im Brettspiel-Bereich tätig bin. Da gibt es auch noch eine SPIEL in meinen Erinnerungen, die gefüllt ist mit den Erlebnissen, als ich noch ein normaler Besucher auf der SPIEL war.

Ich war etwas skeptisch, als der Merz Verlag mit einem neuen Team gestartet ist. Aber ich merke, dass man sich Kritik zu Herzen nimmt und sich gerade durch die neue Professionalität hier auch etwas tut. Dass dies natürlich mit erhöhten Kosten verbunden ist, siehe die entfallenden Dauerkarten, ist natürlich auch klar. Aber auch dieser Schritt sorgte wiederum dafür, dass durch nicht genutzte Dauerkarten andere Besuchende die SPIEL erleben konnten. Auch hier konnte ich dem ein oder anderen Gespräch entnehmen, dass die Vielzahl der Besucher, nicht die volle Dauer der SPIEL vor Ort sind, sondern eben nur ein oder zwei Tage. Und sollte man dem Wunsch der Spielenden nach Spielfläche, wie es auf der Berlin-Con der Fall ist, nachgehen, wird dieser Platz auch nicht für umme von der Messe zur Verfügung gestellt werden.

Auch die Frage, ob es einen Spielbotschafter oder eine Spielbotschafterin braucht, hätte ich im letzten Jahr mit einem deutlichen Nein beantwortet, in diesem Jahr allerdings war die Wahl für Mháire Stritter perfekt, und da kann ich mir auch erlauben, meine Meinung zu ändern und mit einem deutlichen Ja zu antworten.

SPIEL 25 - Mhaire Stritter

Natürlich will auch ich, dass wir ein wenig herauskommen aus unserer Blase, und auch hier ist der Wunsch da, vielleicht eine andere Person, die nicht so nah an der Nerd-Blase dran ist, auf der Bühne als Botschafter oder Botschafterin zu sehen. Mein Vorschlag wäre die Schauspielerin Nilam Farooq, die auch eine begeisterte Spielerin ist. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass man das beim Merz Verlag ohnehin schon auf dem Schirm hat.

Ich für meinen Teil zähle jetzt schon wieder die Tage, bis das nächste Klassentreffen in Essen stattfindet.

Wenn ihr Lust habt auf noch mehr Anekdoten und einem Tagebuch der SPIEL lauschen wollt, dann hört doch mal in unsere Podcast-Folge über die SPIEL 25 rein: The Diary – SPIEL 2025 Messetagebuch

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