Ausgespielt! Der Messekrimi

Ausgespielt! – Der Messe-Krimi

Ausgespielt„Also ich war es nicht! Ich habe zwar ein Motiv, aber ich bin unschuldig! Glaubt mir!“ – Es war an einem regnerischen Samstagabend. Der Strom war ausgefallen und dadurch die Sicherheitstür verschlossen. Zusammen saß ich nun mit 7 anderen potenziellen Mördern zusammen im VIP Bereich der SPIEL in Essen fest. Ein Bekannter und nicht immer einfacher Zeitgenosse war vor uns gegangen worden. Es war Mord. Doch wer war denn nun der Mörder – beziehungsweise ist der Mörder. Klar war ja nur, dass ich es nicht sein konnte. Komischerweise behaupteten dies allerdings alle anderen Anwesenden auch. Jetzt hieß es also für mich Hinweise sammeln, Unklarheiten finden oder vielleicht doch meine Spuren verwischen? Denn ich wollte nicht unbedingt Ausgespielt! werden weder als Mörder noch als Verdächtiger.

CSI im Wohnzimmer

AusgespieltEins hatten mich all die Krimiserien gelehrt, die ich zwangsweise während der Schwangerschaft meiner Frau hatte mit anschauen dürfen: „Egal wer als Erstes verdächtig wird, auch wenn die Indizien mehr als aussagekräftig sind, der erste Verdächtige wird immer freigelassen.“.

Okay Check!

Nach vier knallharten Runden mit Diskussionen, dubiosen Motiven und möglichen Erklärungen, wie der Mord abgelaufen sein könnte, musste nun eine Entscheidung getroffen werden. Jeder am Tisch sollte seinen Tipp darüber abgeben, wer den Mord begangen hatte und welches Motiv der- oder diejenige hatte.

Klar ist natürlich für mich, es ist nicht der erste Verdächtige, der aufgeschrieben wird. Auch wenn das Motiv passt und auch kein wirkliches Alibi vorhanden ist.

Als nächstes schloss ich mich mal aus dem Kreis der Verdächtigen aus. Da ich es natürlich überhaupt nicht gewesen bin und der Tote es auch nicht war, blieben nur noch sieben weitere Verdächtige übrig.

Wieder musste ich an CSI denken und lernte ich dort nicht auch: „Egal wie offensichtlich eine Mordwaffe mit jemanden in Verbindung gebracht werden kann, derjenige wird auch nicht der Mörder sein.“

Also konnte ich wieder einen weiteren von meiner gedanklichen Liste streichen und wenn ich diesen Verdächtigen streichen konnte, musste ich auch die andere Person streichen die ständig mit ihm abhing.

Bleiben also noch fünf!

Nun lehrt uns CSI allerdings auch, dass immer, wenn ein potentieller Mörder kurz davor war gefasst zu werden, er komischerweise auch immer ein wasserfestes Alibi hatte. Und das hatten drei der fünf Verdächtigen ausgespielt, um sich abzusichern. Zusätzlich gab es danach auch kein wirkliches Motiv für die Leute mit Alibi.

Hey es sind nur noch zwei! Verdammt es sind nur noch zwei!

AusgespieltSo blieben nur noch zwei Verdächtige übrig. Und beide könnten es getan haben, also wen auswählen? Aber Moment mal: Was ist, wenn der Mord nicht alleine verübt wurde, sondern von zwei Personen? Und dank Filmen wie Schmeiß die Mama aus dem Zug, wusste ich ja auch, dass der beste Mord der ist, für den es kein Motiv gibt, weil ein anderer den Mord verübt. Okay die Entscheidung steht, es muss zwei Mörder gegeben haben. Und das Motiv ist ja dann auch klar! Hier hilft natürlich wieder die wunderbare Welt der Serien und Filme und so konnte ich aus den kleinen Krümeln und Informationsfetzen ein passendes Motiv zusammenbasteln.

Bingo! Nennt mich Sherlock Holmes Junior, denn ich bin der Meisterdetektiv.

Natürlich musste noch die obligatorische Aufklärung folgen. Diese würde meinen Sieg ja nur noch bestätigen. Nach dem Lesen der Auflösung wurde mir ganz schnell klar – Ich habe leider eindeutig zu viele Serien und Filme geschaut!

Ausgespielt nach drei Stunden

AusgespieltEs braucht nicht viel für ein Krimispiel: Zeit, Leute, eine Leiche, ein paar Spielregeln und einen Kriminalfall. Die letzten drei genannten Komponenten werden euch durch Ausgespielt! – Der Messe-Krimi frei Haus geliefert. Es braucht also von eurer Seite her erst einmal nur Zeit. Hierbei könnt ihr so dynamisch wie möglich agieren. Insgesamt geht das Krimispiel über vier Runden. Die könnt ihr alle am Stück spielen oder ihr macht daraus ein Dinner und esst nach jeder Runde etwas. Die Zeit für jede Runde ist dabei frei wählbar: Spielt ihr lieber mit exakten Rundenvorgaben oder gebt ihr euch dem Diskussionsbedarf hin und achtet einfach nicht auf die Zeit. – Allein wegen dem Spaß am Spiel solltet ihr das ganze sich entwickeln lassen und vorsorglich einen Abend einplanen.

Wir hatten uns für die Dinner Variante entschieden und nahmen uns die Zeit, die wir brauchten. So kamen wir insgesamt auf über fünf Stunden für nur ein Spiel.

Das weit schwierigere Problem ist allerdings die Anzahl der Leute. Bei Ausgespielt! braucht ihr mindestens sieben Spieler. Und die müsst ihr dann auch erst einmal zusammen bekommen. Das kann durchaus ein großer organisatorischer Akt werden, gerade wenn vielleicht noch jemand kurzfristig wegen Krankheit abspringt.

Und selbst wenn ihr es schafft, Teilnehmer zusammen zu bringen, braucht es auch die Richtigen Leute: Spieler, die in ihrer Rolle aufgehen und dem Charakter mit seinem Lebenslauf auch Leben einhauchen. Ihr müsst euch dem Spiel öffnen und eben selbst schauspielern. Nur so kann etwas Einzigartiges entstehen, das dann auch länger als Erinnerung erhalten bleibt.

Ein einmaliges Erlebnis

AusgespieltKlar ist, habt ihr den Fall einmal gelöst, ist das Spiel ausgespielt. Ein nochmaliges Spielen wird euch nicht die gleiche Erfahrung bieten, wie es das erste Mal der Fall war. Dies ist aber auch nicht anders als bei einem Buch oder einem Film. Kennt ihr den Mörder und das Motiv ist der Reiz auch weg.

Doch darum geht es nicht. Es geht auch nicht darum, wer wen denn nun wirklich ermordet hat und weswegen. Die Auflösung des Falles ist nur Beiwerk. Die wahre Errungenschaft ist der Spielspaß, der erreicht wird. Ähnlich wie bei Twilight Imperium stellt sich das Spiel als soziales Event dar. Der Weg zum Ziel ist das eigentliche Spiel und nicht wer gewonnen oder verloren hat.

Da stört es dann auch nicht, dass wir am Anfang keine Hinweise hatten und im Laufe des Spieles wie aus dem Nichts immer wieder neue Zettel auftauchten, um uns neue Mordmotive zu bescheren. Sogar das Gegenteil kann eintreten, dass sich das Finden eines neuen Zettels oder einer Notiz aus dem Nichts als Running Gag etabliert.

Das süße Topping

AusgespieltGerade Brettspielbegeisterte sollten sich die Chance auf Ausgespielt! nicht entgehen lassen. Durch das Setting im Brettspielbereich gibt es viele schöne kleine Schmunzler. Natürlich ist jede Figur frei erfunden und Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig! Das ganze Spiel ist selbstverständlich eine reine Parodie und bedient sich an Persönlichkeiten, die in der Brettspielszene aktiv sind, um sie dann vollkommen irrwitzig zu überzeichnen. Einige Anspielungen werden für den ein oder anderen einfacher zu durchschauen sein und andere vielleicht nicht. Denn nicht jeder Brettspieler weiß, wer die Vorlage für Manu Frost oder andere Charaktere war.

Dabei fällt mir ein. Das nächste Mal, wenn ich Manu treffe, muss ich ihn fragen ob er einen Bruder hat, der Bo heißt und in der Tiefkühlbranche tätig ist.

Ausgespielt! – Der Messe-Krimi erfindet das Krimispiel nicht neu. Aber es ist die absurde Überspitzung von Charakteren und Motiven, die dafür sorgte, dass wir einen lustigen Abend verbringen konnten. (Außerdem zeigt es wie knallhart es im Brettspielgeschäft zugeht. Ihr solltet euch zweimal überlegen, ob ihr weiter diesem schmutzigen Hobby frönen wollt.) Ich hoffe Frosted Games bringt zusammen mit Stephan Kessler noch ein weiteres Krimispiel heraus. Vielleicht wäre dies sogar noch einen Tick abgedrehter und die Spielerzahl vielleicht auch nicht ganz so hoch angesetzt.

Bis dahin empfehle ich Ausgespielt! – Der Messe-Krimi uneingeschränkt weiter.


Ausgespielt! – Der Messe-Krimi ist erschienen bei Frosted Games und wird 2018 auch bei Pegasus erhältlich sein.

Gamer Over! A Game Fair Murder Mystery (2017)
Spieler:
7 - 8
Dauer:
120 - 180 Min
Alter:
12+
BGG Rating:
7.45
Verlag:
Frosted Games
BGG:

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