Es ist früh am Morgen in der Stadt Aegis. Ruhig liegt sie da, bevor die Menschen ihren Tag beginnen. Ich bin schon unterwegs zum Stadtrat und meine Aufgabe eilt, denn die Ruhe hier ist trügerisch. Aegis liegt am Rand zur Verderbnis, dem Land des Nekromanten-Königs. Er würde die Stadt nur zu gerne verschlingen und der Dunkelheit opfern. Die Gilde der Gesalbten, der ich angehöre wird dies zu verhindern wissen. Wir haben unseren Einfluss in der Stadt nach und nach ausgedehnt und fähige Leute in unsere Reihen aufgenommen. Doch die Gerüchte mehren sich, dass eines der unheiligen Kreaturen des Nekromanten auf die Stadt zu kommt. Sie sind furchterregend und werden mit jedem Mal bösartiger und schwerer zu besiegen. Doch wir leben in Aegis seit Jahren auf der Edge of Darkness und werden bestehen!
John D. Clair machte sich bereits vor ein paar Jahren einen Namen durch den Card-Crafting Mechanismus, den er in seinem erfolgreichen Spiel Mystic Vale verwendete. Teilweise transparente Karten werden hierbei in Kartenhüllen geschoben und bilden so individuell zusammengestellte Karten. Edge of Darkness nutzt eben diesen Mechanismus und spielt sogar im selben Universum wie Mystic Vale. Es ist das Spiel, für das der Card-Crafting-Mechanismus eigentlich entwickelt wurde. Beim Card-Crafting werden besondere Karten, bei denen nur 1/3 mit einer Aktion bedruckt ist und 2/3 durchsichtig sind, in Kartenhüllen zusammengeführt. So entstehen aus Teilkarten für oben, Mitte und unten einzigartige Karten, mit mächtigen Kombinationen.Edge of Darkness ist allerdings deutlich komplexer als Mystic Vale und hat noch einige interessante Kniffe im Repertoire.
Das macht man bei Edge of Darkness
Korruption, Verderbnis und Infiltration sind die Waffen des Nekromanten. So wie er das einst fruchtbare Tal in Mystic Vale verdarb, versucht er die Stadt Aegis zu erobern, indem er alles Böse auf sie einprasseln lässt. Doch vier mächtige Gilden streben nach Macht und Einfluss, um die Stadt unter ihrer Herrschaft zu schützen und die Bedrohung zu beenden. Jeder Spieler übernimmt dabei die Rolle des Anführers einer der Gilden und ihr versucht gemeinsam, den Angriffen Stand zu halten. Doch am Ende kann nur einer von euch die Oberhand in der Stadt behalten. Es ist ein schmaler Grad zwischen Kooperation zum Wohle von Aegis oder eigennützigen Aktionen zum Wohle eurer Gilde.
Allerdings gibt es nur einen gemeinsamen Kartenstapel, für den ihr gemeinsam immer mächtigere Karten zusammenstellt, die ihr anschließend nutzt, um Aktionen an einem der 10 Orte der Stadt durchzuführen. Jede Karte stellt einen einflussreichen Bürger oder Adligen von Aegis dar, die entweder neutral oder einer einzelnen Gilde gegenüber loyal sind. Verwendet ein anderer Spieler eine Karte, die deiner Gilde gegenüber loyal ist, so muss er dich dafür in barer Münze entschädigen. Mächtige Karten zu erschaffen kann also ein Weg sein, die eigene Position zu stärken. Für die Aktionen selbst, musst du einen oder mehrere deiner Agenten an den entprechenden Ort entsenden. Da dir nicht unendlich Agenten zur Verfügung stehen, solltest du während des Spiels dafür sorgen, dass du mehr Agenten in deiner Gilde ausbildest. So kannst du deinen Einfluss auf den Stadtrat ausdehnen, die örtlichen Farmen unterstützen oder aber in der Schmiede deine Arsenal gegen die dunkle Bedrohung aufrüsten.
Gut und Böse – zwei Seiten der selben Karte
Diese mächtigen Karten haben allerdings auch einen gravierenden Nachteil: Alle Karten in Edge of Darkness sind zusätzlich auf der Rückseite bedruckt. Im gleichen Maß, wie die Karten der Stadt mächtiger werden, gewinnt auch die dunkle Seite an Macht. Immer größere Verschwörungen, Korruption und Monsterangriffe bedrohen die Stadt. Verlassen Karten den allgemeinen Stapel, so werden sie in den Bedrohungsturm gelegt, eine Art Würfelturm, in den Marker geworfen werden, die sich dann auf eine der drei aktiven Bedrohungen aufteilen. Der Spieler, der die meisten Marker seiner Gilde hierdurch auf einer Bedrohung liegen hat, wenn diese aktiv wird, muss sich um die Verteidigung der Stadt kümmern. Das ist deine Chance, um deinen Ruf als Verteidiger der Stadt und Bezwinger der Verderbnis zu festigen. Versagst du jedoch, sinkt dein Ansehen.
Ihr nutzt 10 verschiedene Orte pro Partie. Mit jedem Ort kommen die dazu passenden Karten in das allgemeine Deck, die ihr anschließend für die gemeinsamen Aktionen nutzen und in immer neuen Kombinationen durch das Card-Crafting zusammenstellen könnt. So soll sich jede Partie etwas anders spielen, aufgrund der Tatsache, dass mehr Orte im Spiel enthalten sind, als pro Partie benötigt werden.
Sieger wird nach ca. 1 1/2 Stunden Spielzeit derjenige von euch, der während der 9 Runden einer Partie die meisten Siegpunkte erringen konnte. Die bekommt ihr sowohl für das Besiegen von Bedrohungen, als auch für Geld und eure trainierten Agenten. Voll ausgefüllte Karten, die loyal zu eurer Gilde stehen, sind ebenfalls einige Siegpunkte wert. Es gibt also mehr als einen Weg an die Spitze von Aegis.
Das bekommt ihr bei Kickstarter
Edge of Darkness bekommt ihr grundsätzlich in zwei Versionen durch die Kickstarter Kampagne. Die kleinere Basisversion kostet 60 $ und ist bis auf eine entscheidende Kleinigkeit identisch mit der teureren Variante. Der kleine aber feine Unterschied liegt in der Anzahl der Orte. In der Basisversion sind 12 Orte mit entsprechendem Kartenmaterial enthalten. Allerdings erhaltet ihr bei der Basisversion KEINE der Stretchgoals. Für 100$ gibt es dann bereits 21 Orte und dadurch auch mehr zusätzliche Karten. Mit 17 $ ist der Versand nach Deutschland noch recht günstig und für ein Spiel dieser Größe durchaus im Rahmen.
Die ersten Stretchgoals sind bereits erreicht und ihr könnt euch über eine zusätzliche Solovariante freuen. Auch ein Upgrade für einen Großteil der Papptokens ist bereits enthalten. Diese verfügen nun über eine geprägte Struktur. Hier dürften im Laufe der Kampagne jedoch schnell noch weitere Ziele folgen.
Fazit
Ich muss gestehen, ich mag den Card-Crafting-Mechanismus. Mystic Vale hat mir sehr gut gefallen und ich spiele es deutlich seltener, als ich eigentlich möchte. Die Spielerinteraktion hat jedoch ein wenig gefehlt. Bei Edge of Darkness fühlt sich das Zusammenstellen der Karten eher so an, als würde man tatsächlich Einfluss auf ein komplexes System und Geflecht aus Beziehungen zwischen seinen Bürgern nehmen. So könnte es genau die spielerische Lücken schließen, die Mystic Vale noch hatte. Auch die doppelseitigen Karten, wo jede Verbesserung auch eine größere Bedrohung bedeutet, machen das Spiel dynamischer. Gerade wenn man nach ein paar Spielen weiß, was einen bei bestimmten mächtigen Kombinationen erwartet, kann dies zum weiteren taktischen Element werden.
Bei der Wiederspielbarkeit setzt jedoch auch mein Hauptkritikpunkt an. In den Spielvorstellungen während der Prototyp-Phase war stets die Rede von vielen Orten. Jede Partie sollte sich durch neue Kombinationen der Orte anders anfühlen. In der Grundversion sind jedoch nur 12 verschiedene Orte enthalten. Hier kommt demnach auch weniger Varianz ins Spiel. So ist man fast schon gezwungen, die teurere Variante zu wählen, wenn man sich das ganze Spielerlebnis gönnen möchte. 100 $ sind allerdings eine Menge Geld, für das man durch die halbtransparenten Card-Crafting-Komponenten jedoch auch eine Menge hochwertiges Spielmaterial erhält. (Und das ganz ohne Miniaturen 😉 jetzt doch mit Miniaturen) Dass man bei der Basisversion allerdings noch nicht einmal an mehr Spielmaterial durch die Stretchgoals kommt, ist dann nochmal ein echt schwerer Brocken. Ihr könnt allerdings vielleicht auch darauf spekulieren, dass das Spiel bei Pegasus herauskommt. Immerhin ist das Vorgängerspiel Mystic Vale mit seinen Erweiterungen auch auf deutsch erschienen. Eine offizielle Ankündigung seitens Pegasus oder AEG gibt es hierzu allerdings noch nicht.
Die Kampagne läuft noch bis zum 24. März 2018
Link zur Kampagne von Edge of Darkness bei Kickstarter
Edge of Darkness ist bei AEG (Alderac Entertainment Group) erschienen