Tick, tack meine kleinen Racker. Entscheide dich, welchen Draht du durchschneidest. Drücken gilt nicht. Jeder muss hier seinen Mann oder seine Frau oder seine Comic-Figur stehen und harte Entscheidungen treffen. Am Ende sitzen wir alle im selben bombenverseuchten Boot und gehen alle mit drauf, wenn du dich falsch entscheidest.
Wenn ich sage, dass das kooperative Deduktionsspiel Bomb Busters von Hisashi Hayashi bei uns überraschend eingeschlagen ist wie eine Bombe, dann klingt das zwar wie ein zu gewolltes Wortspiel. Es entspricht aber der Wahrheit, und in unserer Review erklären wir euch gerne, wieso das so ist.
Viel Spaß beim Lesen!
Wenn’s knallt, dann richtig!
Wir entschärfen jetzt also gemeinsam Bomben. Zugegeben, thematisch holt mich das eigentlich so gar nicht ab. Es ist ein solch negatives Thema, bei dem in der Realität Menschenleben auf dem Spiel stehen. Hier geht es eigentlich um so viel mehr als um Nervenkitzel. Aber den braucht es natürlich auch irgendwo, wenn ein Spiel uns dazu bringen möchte, das Identifizieren bestimmter Zahlen auf dem Plättchenständer unserer Mitspieler*innen als spannenden Zeitvertreib zu empfinden.
Nun nimmt sich Bomb Busters hier nicht allzu ernst. Bereits auf dem Cover prangt ein motivierendes „Sie wollten das beste Team … man hat EUCH geschickt!“ Das macht nicht gerade Mut, aber zum Glück legt Bomb Busters die Latte für den Einstieg nicht besonders hoch.
Wie in vielen aktuellen Spielen werden euch die Regeln langsam in Form von 8 Trainingsmissionen beigebracht. Dabei beginnen wir ganz entspannt mit wenigen Zahlendrähten und steigern uns allmählich bis zur Abschlussprüfung. Und danach geh es eigentlich erst richtig los, denn insgesamt erwarten euch überwältigende 66 Missionen in 5 Überraschungsboxen, die im Prinzip auch alle mehrfach spielbar sind.
Oberste Regel: Finger weg vom roten Kabel!
Wie funktioniert das Ganze nun spieltechnisch? Jede Person am Spieltisch erhält einen Kartenhalter und die jeweils viermal vorhandenen Plättchen mit den Werten 1 bis 12 sowie die im Szenario angegebenen zufälligen Sonderplättchen werden möglichst gleichmäßig geheim auf alle Mitspielenden verteilt. Auf den Kartenhaltern sortieren dann alle ihre Plättchen in aufsteigender Reihenfolge, sodass die übrigen Mitspielenden die Werte nicht sehen können. Diese Sortierung brauchen wir als Grundlage, um später zumindest einigermaßen logisch schlussfolgern zu können, welche Zahl sich wo befinden könnte, denn darüber dürfen wir nicht sprechen.
Bevor es losgehen kann, darf jede*r noch eine Zahl markieren und damit den genauen Wert für alle offenlegen. Dann können wir drauflos entschärfen. Wenn ich an der Reihe bin, nenne ich eine Zahl, von der ich mindestens ein Plättchen selbst besitzen muss, und zeige auf ein eindeutiges Plättchen bei einer anderen Person. Damit versuche ich, beide Drähte dieser Zahl zu zerschneiden. Liege ich richtig, werden beide Zahlenplättchen offen vor unsere Halter gelegt. Liege ich falsch, rückt unser Zündmarker ein Feld vor, wir sind also näher an der Explosion der Bombe und können uns jetzt weniger weitere Fehler erlauben. Dafür darf vor dem falsch benannten Plättchen der richtige Wert als Infomarker ausgelegt werden.
Besitze ich selbst alle verbliebenen Plättchen einer Zahl, darf ich auch diese zerschneiden. Welche Zahlen bereits vollständig aufgedeckt wurden, wird auf dem Zahlenstrahl des Spielbretts sichtbar markiert. Vorbei ist die Partie, wenn wir erfolgreich alle normalen und gelben Kabel durchschnitten habt. Wir verlieren, wenn der Zünder das letzte Feld erreicht oder ihr das rote Kabel durchtrennt.
Sprengstoff mit Teamgeist
Zu Beginn verlassen wir uns in der Regel auf die ausgelegten Infomarker unserer Teammitglieder. Die können weit mehr, als nur eine Zahl zu benennen, die sich hinter dem entsprechenden Plättchen verbirgt. Denn bei Bomb Busters lernen wir, miteinander zu kommunizieren, ohne miteinander zu kommunizieren. Habe ich besonders viele niedrige Zahlen und in der Mitte meiner Reihe befindet sich erst eine Vier? Dann markiere ich vielleicht diese, um anzuzeigen, dass es sich bei mir lohnt, auf niedrige Zahlen zu schlussfolgern.
Welche gefährlichen gelben und roten Drähte im Spiel sind, zeigen wir beim Aufbau an einem Zahlenstrahl auf dem zentralen Spielbrett an. Dabei sind aber dann auch ein paar irreführende Zahlen, denn es werden immer ein paar der bösen Drähte vorher aussortiert. Als Hilfestellung haben wir zum einen unsere Charakterkarte, die wir einmal pro Partie nutzen können, um zwei Plättchen bei jemand anderem anzuzeigen und unsere Chancen auf einen Treffer damit zu verdoppeln. Allerlei Ausrüstung hilft uns ebenfalls, die aber je nach Szenario auch erst freigeschaltet werden muss. Da ist alles Mögliche, mehr oder weniger Nützliche dabei. Es gibt unter anderem Labels, die ich nutzen kann, um zu zeigen, dass zwei meiner Plättchen denselben Wert haben. Oder eine Thermoskanne, mit der ich erst mal Pause machen und meinen Zug überspringen kann.
Wenn ich an der Reihe bin und möchte eine bestimmte Zahl schneiden, von denen ich noch zwei Plättchen besitze und ich habe selbst die Wahl, welches ich passend, zu dem bei der anderen Person aufdecke, dann vielleicht nicht das Plättchen, neben dem bereits eine Lücke zur nächsten Zahl ist, sondern das weiter innen, um hintenherum zu zeigen, dass da noch etwas ist. Bleibt man in derselben Gruppe, kommt man zu einigen solcher Übereinkünfte und manchmal kann es auch ein Hinweis sein, ein bestimmtes Plättchen einfach nicht anzurühren. Wie Paul Watzlawick einmal schrieb: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Dieser Grundsatz wird hier zu einer Kunst, in der wir zugleich noch eine gemeinsame nonverbale Sprache entwickeln, deren Grundsätze wir gemeinsam verhandeln.
Explosiv gut: Diese Missionen haben es in sich!
Okay, das ist jetzt vielleicht etwas hochtrabend und begeistert nur mich als Kommunikationswissenschaftlerin. Einigen wir uns also einfach darauf, dass man sich als Gruppe gut einspielt. Bomb Busters hat dabei auch einen gewissen Sog, der immer nach einer weiteren Partie verlangt. Eine Runde dauert selten länger als 20 Minuten, aber man kann auch mal gut zwei bis drei Stunden mit dem Spiel verbringen, wenn sich eine Partie an die nächste reiht.
Die Päckchen mit den weiteren Szenarien sind dabei ein cleverer Schachzug, der auch noch eine kleine Story mit hineinwebt. Es macht das, was ansonsten auch ein langweiliges abstraktes Spiel mit Zahlen hätte sein können, zu etwas Besonderem. Es macht Spaß, die Päckchen zu öffnen und zu entdecken, welche Twists man in das einfache Spielprinzip noch einweben kann. Die Plättchen einer bestimmten Zahl vor einer anderen aufdecken zum Beispiel oder auch mal auf Zeit spielen. Das sind nur zwei Beispiele kleiner Änderungen, die aber das eigene Denken wieder neu anregen und die eingespielten Muster auch wieder aufbrechen können.
Kabelsalat und Comic-Tiere
Bei allem Lob gibt es aber natürlich auch negative Punkte, und die bezieht sich hier vor allem auf die kleinen Zahlenplättchen. Das Mischen ist eine Qual und auch die Standfestigkeit auf den Haltern lässt hier zu Wünschen übrig. Ich verstehe natürlich, dass Karten hier wesentlich mehr Platz gefordert hätten und die Plättchen daher die bessere Wahl sind. Allerdings hätte mehr Gewicht bei den Haltern hier doch geholfen. Was das Design betrifft, so reißt mich der Stil zwar nicht vom Hocker, ich störe mich aber auch nicht großartig daran. Er hilft, die auch sehr comichafte Story zu tragen. Die Alternative einer realistischen Umsetzung hätte ich weitaus verstörender empfunden.
Fazit
Bomb Busters ist für mich eines der Highlights des letzten Spielejahrgangs und ich weiß, dass auch Jan große Stücke auf das Spiel hält. Obwohl er kein großer Fan von reinen Deduktionsspielen ist, konnte auch er sich dem Charme der innovativen Mischung aus Logik, Teamwork und potenziell explosiven Gefühlsausbrüchen nicht entziehen. Wo Turing Machine reine Deduktion verlangt, bringt Bomb Busters auch noch ein wenig Story mit an den Tisch und vor allem Missionen, die sich alle ein wenig anders anfühlen. Es gibt hier so viel zu entdecken, dass es sich immer wieder lohnt, ein paar weitere Missionen zu spielen. Selbst wenn wir versagen, frustriert es uns nicht, und wir mischen die Plättchen einfach neu und versuchen es erneut. Bomb Busters ist eindeutig gekommen, um zu bleiben.
Euer Rating zu Bomb Busters

Bomb Busters ist auf Deutsch bei Pegasus Spiele erschienen.
Für die Review stand uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung.