„Was diese Maschine macht? Na ja, einerseits kommt Eisen und Strom rein und andererseits so tolle Güter raus, die ein jeder mag. Wo der Strom herkommt? Na, der kommt von dem Würfel, ähem dem Arbeiter da drüben, der am Windrad dreht. Ob das Windrad auch ohne Arbeiter drehen würde? Das ist ja ein verrückter, aber gleichzeitig auch fantastischer Gedanke, den sie da haben. Also unsere Forschungsabteilung könnte darüber mal nachdenken. Aber im Moment haben wir keinen Würfel, ähem Arbeiter frei, der sich darum kümmern könnte. Aber vielleicht im nächsten Jahr haben wir wieder freie Würfel, ähem Arbeiter.“
Nach Deckbuilding ist der Würfel-Einsetz-Mechanismus mein zweitliebster Mechanismus, den ich in einem Brettspiel mag. Nur gut das Fantastic Factories genau dies hat. Dazu soll ich auch noch eine schöne Engine aufbauen, die wunderbar ineinander greifen soll. Natürlich ist somit die Erwartung hoch und ich frage mich, kann Fantastic Factories diese auch erfüllen? In unserer Review zu dem Brettspiel, welches bei Strohmann Games erschienen ist, werdet ihr genau dies erfahren.
Viel Spaß beim Lesen!
Fantastic Factories – Würfeln und Bauen
Los geht es mit der Frühschicht in Fantastic Factories. Das bedeutet erst einmal alles spielbereit machen und das geht recht fix. Spiel-Tableau nehmen, die Würfel in der Farbe meiner Wahl nehmen (Solange diese nicht blau sind, diese Farbe ist ja immer für einen anderen Mitspielenden am Tisch reserviert), dann noch eine kleine Auslage aus Bauplänen und Unternehmern gebildet, damit wir auch was zum auf die Hand ziehen haben (wobei wir schon ein paar Start-Karten unser Eigen nennen dürfen) und schon kann es losgehen.
So einfach wie der Spielaufbau ist, so einfach ist auch der generelle Ablauf in Fantastic Factories. Als Erstes suche ich mir aus der Auslage entweder einen Bauplan aus, um damit später mein mächtiges Industrie-Imperium aufbauen zu können oder auch mal einen Unternehmer, wenn ich etwas vertrauter bin mit dem Spiel.
Dann darf ich endlich meine vier Würfel werfen und die Tagschicht beginnt. Diese setze ich auf meinem Tableau und/oder in meine Factories bzw. Fabriken ein. Wobei der Wert des gewürfelten Würfels durchaus wichtig ist. Denn nicht jeder Würfel kann auf jeden Platz eingesetzt werden. Viele Aktionsplätze müssen mit einem bestimmten Würfelwert besetzt werden. So kann unter anderem das prestigeträchtige Space-Mining, auch Hauptader genannt, erst richtig dick durchstarten, wenn ich einen Würfel mit einer Vier, Fünf oder Sechs einsetze.
Andere Anlagen dagegen nutzen einfach den Wert des eingesetzten Würfels. Ein Kraftwerk stellt mit einem Würfelwert von eins eben nur einen Strom her, während bei einer Sechs genau diese Menge an Strom in meinem Vorrat landet. Eine gute Faustregel ist: Je höher die Würfelwerte, desto besser.
Tja und dann gibt es da eben auch noch die reinen Umwandler: Diese brauchen keinen Würfel, sondern einfach nur Ressourcen. Hier wird aus Strom und Metall mit viel Brettspiel-Magie die wertvolle Ware produziert und diese bringt mir am Ende hoffentlich dicke Punkte ein.
Um 12 bzw. 10 ist Schluss
Habe ich als erstes 12 Waren angehäuft oder mein Imperium ist auf 10 Gebäude angewachsen, wird das Spielende eingeleitet. Ich habe dann noch einmal eine Runde Zeit, alles was geht zu Geld bzw. Waren zu machen, um später als bester Unternehmer des Jahres oder der Partie gekürt zu werden.
Durch die Schlussbedingung ist euch natürlich sofort klar geworden: Es handelt sich hier um ein Wettrennen. Möchte ich die optimale Maschinerie aufbauen, werde ich auf der Strecke bleiben, da meine Mitspielenden am Tisch mich dann einfach schnell ausbooten.
So ist dann auch klar, ich muss schauen, wie komme ich mit meinen Würfeln und Ressourcen zurecht. Welche der ausliegenden Baupläne sind sinnvoll für mich? Welche bringen zwar ordentlich Waren ein, brauchen aber erst einmal, bis ich sie in meine Maschinerie eingebaut habe?
Neben dieser Krux kommt noch ein anderes hervorragendes Entscheidungsproblem dazu. Denn ich brauche auch Baupläne, um Baupläne zu bauen.
Jede Factory bzw. Fabrik braucht im Grunde zwei Karten. Einmal die eigentliche Karte, die ich bauen möchte und dann noch eine Karte der gleichen Kategorie, um die zu bauende Karte zu bezahlen. Dies gilt dann zusätzlich zu den Strom und Metallkosten, die ich auch noch berappen muss.
So passiert es mir in jeder Partie, dass ich die Karten auf meiner Hand eigentlich gar nicht loswerden will. Und auch die Karten in der Auslage, die ich ja nehmen könnte, um meine Handkarten zu bezahlen, sind einfach nur perfekt und viel zu schade, um als banale Bezahlung nachgezogen zu werden. Oder noch schlimmer: Es liegen in der Auslage gerade Karten aus, die mir als Bezahlung überhaupt nichts bringen. Einen Stadtpark kann ich nicht unbedingt mit einem Kraftwerk bezahlen.
Herrlich diese Zwickmühle!
Ich habe Spaß mit Fantastic Factories
Meine Erwartungen, die ich an Fantasic Factories hatte, sind zur Gänze erfüllt worden. Allerdings gibt es dann da doch den ein oder anderen kleinen Punkt, der mich vielleicht nicht stört, aber ein wenig verstimment.
So spiele ich in Fantasic Factories eigentlich für mich alleine. Spieler-Interaktion ist gleich Null. Das Einzige, was passieren kann? Ein Mitspielender schnappt sich die Karte, die ich eigentlich haben wollte. Der Rest des Spieles, das Würfeln und triggern der gesamten Kette, bleibt alleine mir vorbehalten. Am Ende sage ich vielleicht noch, wie viele Gebäude ich habe oder wie viele Waren. Denn wir wollen ja wissen, wann die Partie vorbei ist.
Der nächste nicht so dolle Punkt ist, dass ich die Würfel eigentlich nicht manipulieren kann. Auch wenn ich schlecht gewürfelt habe, produziere ich durch mein Starttableau immer irgendwie etwas. Aber es ist dann schon frustrierend, wenn ich in einem Würfel-Einsetz-Spiel, wo das Würfeln ein Grundmechanismus ist, keine Möglichkeit habe, diese auch mal im Wert ändern zu können.
Allerdings gibt es für diese Probleme eine Lösung, die ich in den unten beschriebenen Erweiterungen Fantastic Factories – Manufactions und Fantastic Factories – Subterfuge genauer beschreibe. An dieser Stelle sei nur gesagt: Wenn euch das auch nerven würde, schnappt euch einfach die Erweiterungen.
Letztlich sind dies natürlich nur kleine Sachen, die mich stören. Denn Fantastic Factories fördert etwas, was ich immer wieder gerne sehe in Brettspielen – Das Entdecken von neuen Kombinationen. Hier ist Fantastic Factories ausgezeichnet dabei. Die schiere Anzahl an Karten lassen jede Partie in einem neuen Licht erstrahlen. So ist jede Partie einzigartig.
Dabei schafft es das Spiel auch zeitlich genau den richtigen Punkt zu treffen, den eine Partie dauern sollte. Würde Fantastic Factories einen Tick länger dauern, wäre es zu lang für das, was es dann letztlich ist. Und wäre es einen Tick kürzer, würde zu oft die Befriedigung ausbleiben, doch noch eine anständige Produktions-Maschienerie aufgebaut zu haben.
Und was ist da mit den Unternehmern?
Ich erwähnte es ja am Anfang, wer vertrauter mit dem Spiel ist, der greift in der Marktphase zum Start statt zu einem Bauplan dann auch mal zu einem Unternehmer. In den ersten Partien habe ich diese Art von Karten auch links liegen gelassen. Denn sind wir mal ganz ehrlich: In einem Wettrennen, wo jedes einzelne Gebäude zählt, sind Unternehmer, die mir nur einen einmal Effekt geben, doch vollkommen unbedeutend, oder?
Eben nicht!
Natürlich macht es Sinn, sich erst einmal auf die Baupläne zu konzentrieren, um Fantastic Factories kennenzulernen. Aber die wirkliche Kunst besteht darin, die richtige Balance aus den Unternehmern und den Bauplänen zu finden. Denn gerade die Unternehmer haben so manchen großen Vorteil. Teilweise bekomme ich gleich die kostbaren Waren, ohne einen Würfel oder eine Produktionskette dafür aufgebaut zu haben. Natürlich gibt es die nicht für umme. Aber hey, Würfel einsparen, um sie für andere Aktionen zu nutzen, ist nicht das Schlechteste. Oder aber ich bekomme zum Beispiel für ein bisschen Energie nicht nur eine Karte aus der Auslage, sondern gleich zwei, drei oder sogar vier.
Ihr seht, worauf ich hinaus will? Am Anfang fragt man sich, wozu brauche ich die denn? In späteren Partien werden sie umso wichtiger. Aus meiner Sicht sogar spielentscheidend. Das führt allerdings auch zu einem Problem. Spiele ich Fantastic Factories als alter Hase mit neuen Spielenden, werden diese eben nicht die gesamte Komplexität erkennen können und schnell abgehängt werden.
Fantastic Factories – Manufactions
Erst einmal gibt es in der ersten Erweiterung Manufactions einfach mehr vom gleichen. Ich bekomme neue Baupläne und neue Unternehmer, die ich in die entsprechenden Decks mische. Aber eine kleine und feine Änderung findet durch Fantastic Factories – Manufactions ihren Weg in den Spielfluß. Es werden nämlich Vitamine als weitere Ressource eingeführt. Ich kann mithilfe dieser dann ganz einfach den Wert eines Würfels verändern. Also etwas, was ich im Grundspiel vermisst habe.
Aber so einfach ist es dann auch wieder nicht, die Vitamine muss ich erst einmal herstellen. Und das ist auch ein wenig das Problem. Denn obwohl es jetzt die Möglichkeit der Würfelmanipulation gibt, muss ich diese erst einmal in Gang bekommen. Und das ist schwieriger als gedacht. Ich hatte schon Partien, da gab es eben genau diese Möglichkeit nicht, weil die Factories mit den Vitaminen einfach nicht in der Auslage auftauchten.
Dann habe ich natürlich die gleichen Probleme mit den Würfeln und ihren Werten wie im Grundspiel. Hier hätte ich mir gewünscht, dass ich wenigstens im Hauptquartier auf meinem Tableau eine Grundversorgung mit Vitaminen hätte anstoßen können.
Die andere große Neuerung in Fantastic Factories – Manufactions sind die Konzerne. Hierbei handelt es sich um asymmetrische Fraktionen. Ich bekomme also am Anfang zwei verdeckte Konzernkarten und suche mir eine davon aus. Damit habe ich dann nicht nur andere Startressourcen, sondern ich biege damit auch teilweise die Regeln des Spieles zu meinen Gunsten. Ich bekomme entweder durch bestimmte Würfel mehr Ressourcen oder ich habe einen Würfel mehr als meine Mitspielenden. Oder ich kann sowohl einen Bauplan auswählen und einen Unternehmer.
Die Konzerne machen die Partien also noch interessanter. Allerdings kann es eben auch hier passieren, dass neue Spielende am Anfang zwei sehr komplexe Konzerne zugespielt bekommen und dann erst einmal nicht wissen, wie sie diese spielen sollen.
Im Endeffekt fügt sich Fantastic Factories – Manufactions hervorragend in das Grundspiel ein. Gleichzeitig erhöht sich aber weder die Downtime noch die grundlegende Komplexität.
Fantastic Factories – Subterfuge
Bleibt noch eine Erweiterung Fantastic Factories – Subterfuge. Die kleinste Erweiterung widmet sich der fehlenden Spieler-Interaktion aus dem Grundspiel. Mit Fantastic Factories – Subterfuge kann ich nun gezielt meine Gegner ins Visier nehmen und ihre Produktionsketten ausschalten, wenn ich die richtige Karte spiele. Natürlich sabotiere ich so, dass ich am Anfang der gegnerischen Produktions-Kette die entsprechende Karte ausschalte. – Keine Energie, keine weiteren Umwandlungen
Die größte Hürde ist für Fantastic Factories – Subterfuge genau diese Interaktion. Wenn ich Spielende am Tisch habe, die damit zurechtkommen, klar dann macht das natürlich Spaß. Allerdings tue selbst ich mich schwer, wenn Neulinge am Tisch sind, gleich mit harten Bandagen zu spielen, wenn diese erst einmal das Grundspiel verinnerlichen müssen. Ich kann damit natürlich auch Spielende verprellen, die eben genau das solitäre miteinander Spielen von Fantastic Factories mögen.
So ist es bei Fantastic Factories – Subterfuge schon etwas schwerer, ob ich diese Erweiterung brauche oder eben nicht, während Fantastic Factories – Manufactions für mich eine klare Sache ist (Diese Erweiterung brauche ich einfach!), ist es bei der zweiten Erweiterung komplett anders. Denn außer der Spieler-Interaktion kommt nichts dazu. Ich bekomme natürlich auch hier wieder mehr Karten, aber ob ich diese brauche?
Ich für meinen Teil bin sehr zufrieden mit der Erweiterung, aber ich sehe nicht die unbedingte Notwendigkeit, dass man diese braucht, um Fantastic Factories runder zu bekommen.
Euer Rating zu Fantastic Factories
Fantastic Factories ist bei Strohmann Games erschienen.
Für die Review stand uns ein kostenreduziertes Review-Exemplar zur Verfügung.