Die Anfänge des Escapespiels
Gefühlt war es der Kosmos Verlag, der mit diesem Trend anfing. Das ist nicht der Fall. Kosmos hatte nur das bessere Marketing. Im Vorfeld der SPIEL 2016 konnte man Tickets für einen Escaperoom auf der Messe gewinnen. Ein Escapespiel auf einer Webseite sollte Fans belohnen. Die Idee war prinzipiell gut, die Ausführung allerdings nicht. Zum Start der Webseite schauten so viele Rätselfreunde vorbei, dass die Server unter der Last des Ansturms zusammenbrachen. Schnell bekam man nur eine Fehlermeldung zu sehen. Wer ab dem Startpunkt der Seite am schnellsten die Rätsel löste, sollte gewinnen. Die von den einzelnen Teilnehmern benötigte Zeit wurde nicht bewertet. Das war unfair gegenüber jenen, die zum Start des Wettbewerbes keine Zeit hatten oder vom Serverausfall betroffen waren. Kosmos änderte daraufhin seinen Plan und trat die Flucht nach vorne an. Sie verkündeten, dass jeder der das Rätsel löste, automatisch an der Verlosung der Tickets teilnahm.
Doch wenn nicht Kosmos die ersten waren, wer war es denn nun? Es waren die Jungs und Mädels von Thinkfun, mit Escape the Room, die als erstes auf dem Markt waren. Dicht gefolgt wurden sie von Identity Games mit ihrem Escape Room: The Game. In Essen folgte dann Kosmos mit EXIT: The Game, bevor als letztes Space Cowboys ihre Unlock! Serie veröffentlichten hatten.
Kein Escapespiel macht alle glücklich
Die Escapespiele miteinander zu vergleichen, ist sehr schwierig. Jeder Verlag geht das Thema anders an. Die Prioritäten werden dabei verschieden gesetzt. Bei Kosmos geht es in erster Linie um die Rätsel. Dabei sind sie so spielbestimmend, dass man Teile des Spielmaterials bewusst zerstören muss, um manche der Rätsel lösen zu können. Die Thematik jedes EXIT Spiel spiegelt sich dabei in den Rätseln wieder. Eine wirkliche Atmosphäre wird damit allerdings nicht generiert. Das liegt zum einen auch daran, dass der Einführungstext in ein Abenteuer recht flach gehalten ist. Meistens geht es nach Schema F: „Ihr seid gefangen in Höhle, Hütte, Burg oder X und kommt nicht mehr raus. Los geht es! „.
Thinkfun mit Escape The Room ist das andere Extrem. Hier steht die Atmosphäre im Vordergrund. Schon vor dem eigentlichen Spielbeginn soll man eine stimmungsvolle Atmosphäre schaffen. Passende Musik sollte im Hintergrund laufen und die Macher empfehlen, dass man sich dem Thema entsprechend kleiden sollte. Nicht umsonst wird auf der Verpackung mit dem Schlagwort Partyevent geworben. Die Rätsel sind recht einfach gehalten, denn es geht in erster Linie um die Geschichte, die einem erzählt wird. Wie lange man braucht? Egal, es wird kein Druck aufgebaut, es zählt nur das Event.
Wer Druck möchte, sollte eher zu Unlock! und/oder Escape Room: The Game greifen. Die Thematik und Atmosphäre sind bei beiden Escapespielen gegeben. In jedem Abenteuer tickt ein Countdown unerbittlich vor sich hin. Virus-Ausbrüche und Bombenattentate verhindern und dabei die Nerven und den Überblick behalten, steigert das Erlebnis ungemein. Es ist teilweise purer Stress. In diesem Zusammenhang schwächelt Unlock ein bisschen an seinem Lösungssystem. Da es bei Unlock immer nur um Karten und deren Kombination geht, spielt sich hier schnell ein gewisses Lösungsschema ein. Man fühlt sich nicht so sehr in der Situation gefangen, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Durch die fehlende Immersion kann es dann schon passieren, dass man die Karten nur als Karten sieht und nicht als Orte oder Gegenstände, was einem dann manchmal die Lösung erschwert.
Also ist kein Escapespiel gut?
Hier kommt es ganz stark auf den Geschmack der Gruppe an. Bei der Entscheidung, welches der vielen Escapespiele besser passt, muss man einige Punkte bedenken. Mindestens 2 Leute sollten es sein, um ein Escapespiel zu lösen. Einige Abenteuer ließen sich zwar auch alleine lösen, aber bei vielen ist eine weitere Person nicht nur hilfreich, sondern schon fast Pflicht. In wie weit sind die Mitspieler und man selber bereit, Spielmaterialen zu zerstören. Und wie hoch ist das Budget das man für ein „einmaliges“ Abenteuer ausgeben möchte? Denn hat man das Escapespiel durch macht eine weitere Runde keinen Sinn. Man kennt bereits alle Rätsel und deren Lösungen. All das spielt eine Rolle beim Suchen nach dem richtigen Escapespiel. Vielleicht hilft dem einen oder anderen die nachfolgende Tabelle, wenn man noch xunschlüssig ist. Keine Betrachtung findet dabei die Spielzeit, da alle Spiele veranschlagen ungefähr 60 bis 90 Minuten für ein Abenteuer.
Atmosphäre | Rätselspaß | Preis | Wiederverwendbar | Zusatzmaterial benötigt | |
---|---|---|---|---|---|
EXIT - Das Spiel | 1 / 5 | 5 / 5 | ca. 12€ pro Abenteuer | nein | nein |
Unlock! | 2 / 5 | 3 / 5 | ca. 10€ pro Abenteuer | ja | Unlock! App |
Escape Room: Das Spiel | 4 / 5 | 3 / 5 | ca. 10€ pro Abenteuer | ja | nein |
Escape the Room | 5 / 5 | 2 / 5 | ca. 20€ pro Abenteuer | ja | nein |
Die Krux mit der Spieleranzahl
Alle beschriebenen Spiele geben ein Minimum von zwei und ein Maximum von fünf Spielern an. Bei einigen Escapespielen sind sogar noch mehr Spieler möglich. Hier liegt aber auch ein Problem der Escapespiele: Mehr als drei Spieler bringen das Spiel ins Ungleichgewicht. Die Spiele von Kosmos haben nur ein Lösungsheft, das sich alle Spieler teilen müssen. Bei der maximalen Anzahl von 6 Leuten, wird das Heftchen nur hin und her gereicht. Man langweilt sich schnell, weil man das Heft nicht bekommt, da andere in der Gruppe es brauchen. Kosmos könnte die Lösungshefte zum Download anbieten uns so die Frustschwelle senken.
Mit zu einfachen Rätseln langweilt man sich noch schneller. Bei einer größeren Gruppe sind meistens einzelne Spieler dabei, die Rätsel in Sekundenschnelle lösen. So knobelt man selber noch über die Lösung und das nächste neue Rätsel liegt schon auf dem Tisch. Sind die Rätsel wiederum zu schwer, werden nur ein paar Spieler versuchen, die Lösung zu finden. Diejenigen, die die Hinweise nicht verstehen, bringen währenddessen Unruhe und Langeweile in den Spieleabend. Des Weiteren gibt es auch in jeder Gruppe diesen einen Spieler, der die Rätselhinweise ständig vor der Nase braucht, obwohl er sie schon mehrmals gesehen hat. Die übrigen Spieler bekommen sie dann kaum zu sehen und können sich nicht beteiligen.
Hat man sehr dominante Spieler in einer größeren Gruppe, werden diese versuchen, ihre Lösung als die einzig wahre Lösung darzustellen. Dies führt schnell dazu, dass sich andere Spieler ausgegrenzt fühlen. Dadurch steigt in großen Gruppen die Frustration. Auch das Gefühl nicht alles gesehen zu haben, kommt so schnell zustande. Man kann in einer größeren Gruppe nicht an der Lösung aller Rätsel beteiligt sein. Das hat leider einen bitteren Beigeschmack. da man das Spiel nicht noch einmal spielen kann, um die vielleicht verpassten Rätsel zu lösen.
Das erwartet euch im zweiten Teil des Artikels über Escapespiele:
Viele Escapespiele verfügen mittlerweile über Appunterstützung. Was diese Apps können und welchen Nutzen sie bringen, betrachte ich im zweiten Teil. Weiterhin werfe ich einen Blick auf die verschiedenen Mechanismen, mit denen in Escapespielen die korrekte Lösungen der Rätsel überprüft wird. Auch ein Blick in die nahe Zukunft und auf die kommenden Escapespiele erwartet euch.
Hier geht es zum bereits erschienen Artikel: Übersicht über die Escapespiele