Forum Trajanum Brettspiel Review

Forum Trajanum – Das Brettspiel mit Säule

Brettspiel Forum Trajanum CoverIn schönen geraden Linien verlaufen die Straßen der Colonia Ulipia Trajana. Die Germanen sind keine Berdohung mehr. Im Gegenteil, sie haben sich mit dem Leben und auch dem Wohlstand arrangiert, der nun überall zu spüren ist. Fast könnte man meinen, man ist wieder zu Hause in der Hauptstadt unseres Reiches. Doch im Gegensatz zu Rom sind hier weit im Norden nicht so viele Menschen. Und auch die prachtvollen Bauten, wie das Kolosseum oder das Forum Romanum, fehlen hier natürlich. Doch so langsam entwickelt sich auch hier in der Colonia Ulipia Trajana eine prächtige Stadt, die sich nicht hinter Rom verstecken muss. Und wer weiß, vielleicht wird unsere Trajanssäule hier genauso prächtig werden, wie ihr großes Vorbild in Mitten des Forum Trajanum. Das wird nur die Zeit zeigen, doch die Zeichen stehen gut.

Ein Forum zur Zeit der Römer war das juristische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum einer Stadt. Und genau um dieses geht es auch im Brettspiel Forum Trajanum von Stefan Feld. Als Verwalter einer kleinen Colonia baut ihr nicht nur eure kleine Stadt auf, ihr schickt im Gegenzug auch Gesandte nach Rom, um dort an Einfluss zu gewinnen. Für das Ausbauen der Colonia und für den Gewinn an Kontrolle gibt es Siegpunkte und wer am Ende davon am meisten hat, ist ein wahrer römischer Brettspiel-Stadtherr.

Ave Forum Trajanum

Wir bauen eine Stadt auf! Ein recht beliebtes und schon oft verwendetes Thema bei Brettspielen. Als Rahmen dient uns dabei das alte Rom, besser gesagt das alte Rom zu Zeiten von Kaiser Trajan. Dieser hatte in seiner Amtszeit den Bau von Städten, sogenannten Colonias, sehr offensiv voran getrieben, denn er sah in den Städten als unterstes Verwaltungselement eine Stütze für das römische Reich. Aber genug über die Geschichte.

Wie schon beschrieben baut ihr eine Colonia auf. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn als erstes braucht ihr Baumeister, diese bekommt ihr dadurch, dass ihr verdeckte Plättchen aufdeckt, die auf eurem Tableau ausliegen. Dabei könnt ihr nicht wirklich frei wählen, denn pro Runde werden zwei Karten aufgedeckt, die bestimmen aus welcher Reihe oder Spalte ihr die Plättchen nehmen dürft. Davon könnt ihr ein Plättchen behalten, das andere gebt ihr an euren linken Nachbarn weiter. Das machen alle Spieler zur gleichen Zeit, so habt ihr am Ende genau zwei Plättchen von denen ihr ausgehend vom Startspieler eins ausspielt.

Dadurch erhaltet ihr Baumeister oder Geld. Die Baumeister tauscht ihr dann wiederum in Gebäude um und baut dadurch eure Stadt auf und zwar genau an den Stellen, an denen ihr vorher Platz gemacht habt. Gleichzeitig könnt ihr die Plättchen die ihr aus eurer Colonia entfernt, noch nach Rom schicken, um dort an Einfluss zu gewinnen, der wichtig ist für die Zwischenwertung. Das macht ihr insgesamt 12 mal, wobei es alle 4 Runden eine Zwischenwertung gibt. So gesehen ist Forum Trajanum ein recht simples Brettspiel. Aufdecken, Eintauschen und Gesandte nach Rom schicken.

Es ist das Sammeln, was aus einem einfachen Spiel ein gehobenes Kennerspiel, wenn nicht sogar ein Expertenspiel macht? Wie schon erwähnt, gibt es nach jeweils 4 Runden eine Zwischenwertung. Und diese Zwischenwertung hat es in sich. In insgesamt 4 Kategorien könnt ihr Siegpunkte einheimsen und wie sollte es anders sein, müsst ihr euch schon frühzeitig entscheiden, wie ihr die Punkte verdienen wollt, denn die einzelnen Kategorien schließen sich unter Umständen aus.

So wertet ihr zum Beispiel die farbigen Häuser eurer Colonia, doch diese Farbwertung könnt ihr pro Farbe nur einmal im ganzen Spiel machen. Wertet ihr also diese Häuser am Anfang, wo es pro Haus mehr Punkte gibt oder wertet ihr diese später, wo es zwar weniger Punkte pro Haus gibt, ihr aber einfach mehr Häuser habt? Und wollt ihr die farbigen Häuser überhaupt bauen, da sie ja wertvollen Bauplatz wegnehmen und nur einmal gewertet werden, während die Bürger eurer Stadt in jedem Durchgang gewertet werden, wenn ihr die richtigen Bauwerke in der Stadt habt. So greifen die Wertungsmechanismen wunderbar ineinander. Was ihr an der einen Stelle zuviel habt, fehlt euch dann wiederum an der anderen. Grübler ich höre euch denken!

Brettspiel Forum Trajanum Säule

Eine umgekehrte Erklärung

Keine Frage, Forum Trajanum gehört zu den Brettspielen, die ihr eigentlich in umgekehrter Reihenfolge erklären solltet. Gleich nach dem Spielaufbau solltet ihr neuen Mitspielern erst einmal erklären, wie sie punkten können. Es kann sonst sehr schnell passieren, dass in der ersten Wertung Mitspieler mit 0 Punkten bestraft werden, weil sie die Siegbedingungen nicht im Auge hatten. Das macht es natürlich kompliziert und so ist es nicht verwunderlich, dass wir uns in unseren Partien erst einmal auf eine Kategorie konzentriert haben, bis wir deren Gewichtung richtig verstanden haben. Danach fingen wir erst an eine zweite mit zu betrachten usw. usw.

Leider stellt dies natürlich eine hohe Einstiegshürde dar und schreckt den ein oder anderen ab. Auch nicht hilfreich ist dabei das Regelheft. Zwar sind alle Schritte beschrieben, aber an einigen Stellen wirkt es schwammig und schlecht aufgebaut. Immer wieder werdet ihr auf andere Seiten hingewiesen, wo es Anmerkungen zu euren Fragen gibt oder Beispiele erklären nicht zu 100% was gemeint ist. So wird das Ausspielen der Straßenkarten erklärt, unglücklicherweise allerdings werden im Beispiel zwei Straßen gezogen, die jeweils eine Reihe und eine Spalte haben. Und so schaut ihr verdutzt aus der Wäsche, wenn ihr das erste Mal Karten zieht, die beide eine Spalte beschreiben. – Und ja, das ist erlaubt – aber leider ist das eben nicht der einzige Fall. Durch das kompliziert geschriebene Regelwerk blättert ihr gerade am Anfang recht häufig herum und der Spielspaß sinkt dadurch.

Dabei ist Forum Trajanum nicht schwer. Es ist in meinen Augen ein klassischer Stefan Feld: Ein simpler Mechanismus wird genommen und noch einmal aufgepeppt. So spielt es sich schnell und die Downtime ist gefühlt recht gering, was ja auch daran liegt, dass jeder am Anfang damit beschäftigt ist, erst einmal zu überlegen, welches Plättchen er weggibt oder nicht. Zwar kann es noch einmal passieren, dass ihr euch umentscheidet, sobald ihr das Plättchen von eurem Nachbarn bekommt, aber auch dies ist recht flott. Ihr müsst ja nur aus zwei Plättchen eines auswählen. Dazu kommt noch, dass ihr während eures Zuges mit unterschiedlichen Aktionen auch noch eure Auswahlmöglichkeiten und Einsetzmöglichkeiten manipulieren könnt. Klassisch Feld eben.

Die Schwierigkeit liegt hier eindeutig bei der Wertung. Hier geht das meiste Grübeln drauf. Wann setze ich was wie ein? Und dabei greift alles schön ineinander: Bis jetzt hatte ich noch nicht das Gefühl, das eine Strategie hier besonders lohnenswert ist. Ihr müsst euch eben auf alle Kategorien konzentrieren und dürft keine außer Acht lassen. Viel entscheidender ist hier das Timing, wann ich mich entschließe die wichtigen Punkte einzuheimsen.

Aber um so weit zu kommen, müsst ihr Forum Trajanum auch Zeit geben und es sich entfalten lassen.

Brettspiel Forum Trajanum Tableau

Das bessere Brettspiel im alten Rom

Natürlich muss man rückblickend neben Forum Trajanum auch Carpe Diem betrachten, denn es sind zwei Brettspiele mit der gleichen Thematik und vom gleichen Autor, allerdings in unterschiedlichen Verlagen erschienen. So fällt natürlich als erstes die grafische Umsetzung auf. Hier hat eindeutig das Forum Trajanum die Nase vorne. Michael Menzel ist für die Illustrationen verantwortlich und fängt so ein kleines bisschen den römischen Zeitgeist ein.

Auch die Spielmaterialen sind wertiger und durchdachter. Während es bei Carpe Diem die leidigen Punktekarten gibt, glänzt man beim Brettspiel von HUCH! mit einer Zählleiste. Auch die Haptik ist eine bessere, als beim Konkurrenten. Es fühlt sich wie gesagt einfach wertiger an.

Daneben fällt auch noch positiv auf, dass in Forum Trajanum das römische Thema besser umgesetzt ist, als dies bei Carpe Diem der Fall ist. Soweit ihr bei einem Eurogame und insbesondere bei einem Feld von einem wirklich thematischen Brettspiel sprechen könnt. Denn blättert ihr ein bisschen weiter in der Regel, wird euch auch noch ein kurzer Geschichtsexkurs gegeben, der den einzelnen Spielelementen auch eine entsprechende Tiefe verleiht. Ihr lernt, dass es eben nicht nur einfach ein schachbrettartiges Spielertableau ist, sondern es geschichtlich betrachtet auch Sinn ergibt. Natürlich bleibt das Thema des Brettspiels damit trotzdem austauschbar, der Verlag hätte hier statt Römern auch Wikinger oder Ureinwohner nehmen können, keine Frage. Aber genau dieses kleine bisschen Geschichte macht das Thema einfach greifbarer. Und das ist durchaus etwas, was ich auch gerne in anderen Spielen sehen würde.

Tja, und am Ende bleibt dann nur noch das Spielgefühl und auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, sind die beiden Spiele sich doch ähnlicher als gedacht. In beiden Spielen ist der reine Zug des Spielers recht schnell und unkompliziert. In beiden Spielen liegt – Stefan Feld eben – der Fokus auf der Wertung. Und die Wertung ist auch in Carpe Diem nicht ohne, denn ich muss schauen, wie ich mein Tableau und meine Ressourcen verwalte, um hohe Punkte zu bekommen.

Brettspiel Forum Trajanum Siegpunkte

Die kleinen Unterschiede

Unterm Strich gibt es sie dann doch die großen Unterschiede und da fängt es bei der Wertung an. Bei Carpe Diem kann mir mein Wertungsplan vom Mitspieler versaut werden, je nachdem wann ich dran bin beim Auswählen der einmaligen Wertungen. Dies kann mir bei Forum Trajanum nicht passieren, hier bin ich meiner eigener kleiner Punkte-Schmied. Dazu kommt noch, dass sich Forum Trajanum taktischer steuerbarer anfühlt. Ich kann mehr Entscheidungen darüber treffen, welche Plättchen ich ausspiele und wie ich sie ausspiele. Baue ich lieber meine Colonia mit Bürgern aus oder baue ich Gebäude und schicke meine Gesandten nach Rom, um dort über Mehrheiten zu gewinnen? Das macht es zwar unterm Strich schwieriger und herausfordernder, aber für mich liegt hier der Reiz.

Bei Carpe Diem muss ich nicht soviel denken, da ich mich hier gefühlt vom Spiel treiben lassen kann. Aber ich muss eben auf mein Glück vertrauen: Liegen noch die Plättchen aus, die mir etwas bringen, nimmt mir mein Gegenüber nicht die Wertung unter der Nase weg? Somit ist es zwar schneller erlernbar, aber kann auch frustrierender sein.

Die Würfel sind gefallen

Es macht mir Spaß Forum Trajanum zu spielen, auch wenn die Regeln bzw. das Regelheft erst einmal abschrecken. Danach baue und drafte ich um die Wette und ärgere mich dann schon das ein oder andere Mal über das Plättchen, was ich vom Mitspieler bekommen habe, denn dann muss ich wieder umentscheiden. Und dazu noch diese kleine Stimme im Hinterkopf, die sich dann fragt: „Wenn dein Mitspieler so ein Plättchen weg gibt, was hat er dann auf der Hand?“.

Dazu kommt bei jedem irgendwann der Augenblick, in dem er erkennt, dass sein Zug, den er vor drei Runde gemacht hat, ihn den Sieg kosten wird. Auch schreibende Blogger sind vor so etwas nicht gefeilt. Aber das spornt dann auch an, beim nächsten Mal seine Colonia besser aufzubauen. Natürlich sind das Fehler, die nur in den ersten Partien zustande kommen und mit der Zeit werden sie auch ausgemerzt. Und so konzentriere ich mich irgendwann darauf, nicht schnelle billige Punkte zu bekommen, sondern etwas aufzubauen, was mir am Ende einen ordentlichen Punktebatzen einbringt.

Brettspiel Forum Trajanum Baumeister

Doch ob ihr soweit überhaupt kommt, liegt ja auch erst einmal daran, ob ihr überhaupt wieder die gleichen Plättchen bekommt. Ein für mich wunderbarer Kniff beim Spielaufbau, dass ihr immer alle Plättchen habt. Ob ihr die Plättchen bekommt, die ihr braucht, hängt aber dann doch vom Zufall ab.

Wovor ich aber nicht gefeilt bin, ist das Glück bzw. Unglück beim Ziehen der Plättchen. Ich kann zwar grob abschätzen, welche Straßen-Karten  im Laufe der Partie noch gezogen werden, aber da meine Plättchen ja umgedreht sind, sehe ich natürlich nicht, welchen Bonus ich bekomme. Dies kann dazu führen, dass ich ein paar Runden hintereinander in meinen möglichen Handlungen sehr stark eingeschränkt bin.

Die visuelle Gestaltung gefällt mir, sie fängt das Thema eben besser ein, als andere Brettspiele mit dem gleichen Thema. Selbst die Säule, die als Punkte-Erinnerung und Rundenzähler dient und im Verlauf des Spieles immer weiter in den ‚Himmel‘ wächst, unterstützt dies, auch wenn es nur ein kleines Gimmick ist.


Euer Rating zu Forum Trajanum


Das Brettspiel Forum Trajanum ist bei HUCH! erschienen.

Forum Trajanum (2018)
Spieler:
2 - 4
Dauer:
60 - 120 Min
Alter:
12+
BGG Rating:
7.24
Verlag:
HUCH!
BGG:

Für die Review wurde uns ein Rezensionsexemplar von HUCH! zur Verfügung gestellt.


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