„Mist! Nils ist tot? Wie kann das sein? Au, mein Schädel! Ich kann nicht mal richtig drüber nachdenken, was letzte Nacht los war. Nils, tot in der Eiskammer? Na, wenigstens friert er nicht. Ich glaube, wir haben es gestern mit dem Feiern eindeutig übertrieben. Jetzt erst mal was Essen und dann müssen wir dringend drüber reden, was letzte Nacht passiert ist.“
Das völlig andere Krimidinner, so teasert der Verlag Hidden Games den ersten Teil seiner Hangover-Reihe an. Bei Tote frieren nicht, weiß niemand der Mitspielenden vorher, ob er oder sie vielleicht selbst der oder die Schuldige ist. Keine großen Vorbereitungen nötig. In dieser Review erfahrt ihr, wie der Abend bei unserer Gastautorin Dana gelaufen ist und ob das Spiel sie aufs Glatteis führen konnte.
Viel Spaß beim Lesen!
Nils ist tot!?
Wie viel hält eine Freundschaft aus? Normalerweise sollte man sich diese Frage gar nicht stellen müssen. Normalerweise. Wäre da nicht ….
Aber beginnen wir am Anfang.
Eigentlich hatte Nils uns in das Haus seines Großvaters eingeladen, um mit uns das Wochenende zu verbringen. Doch gleich die erste Nacht endet für Nils tödlich. Wir finden ihn am nächsten Morgen tot in der Eiskammer. Das Problem: Eigenartigerweise kann sich niemand an den gestrigen Abend erinnern. Aber wieso? Was ist passiert?
An dieser Stelle beginnt ein spannendes und verwirrendes Abenteuer, indem wir als Spielende den gestrigen Abend rekonstruieren müssen und die spannenden Beziehungen zwischen den Freunden aufdecken.
Das Hangover-Prinzip
Das Besondere an dieser neuen Art von Krimidinner ist, dass keiner der Spielenden am Anfang weiß, wer der Mörder ist. Anders als bei den meisten Krimidinnern muss man keine Charaktere vorab an die Mitspielenden verteilen, damit diese sich im Vorfeld auf ihre Rolle vorbereiten können. Es wird auch kein Spielleiter benötigt, der den Plot vorab studieren und die Rollen zuteilen muss. Der Vorbereitungsaufwand hält sich also sehr in Grenzen. Die Planung vorab ist damit auf ein Minimum reduziert und den Abend ins Rollen zu bringen ist wirklich ein Klacks. Eine Anleitung gibt es in digitaler Form über einen QR-Code, wo auch das Spiel konfiguriert werden muss.
Jeder Spieler lernt dann „just in time“ seine eigene Rolle und die aller anderen Mitspielenden kennen. Und genau hier liegt auch der Nervenkitzel. Niemand weiß, wer der oder die Täter*in ist. Ist man es am Ende selbst? Oder war es jemand ganz anderes? Ja, genau richtig gelesen, hier bleibt alles bis zum Schluss offen. Im Laufe des Abends suchen wir über mehrere Kapitel hinweg zusammen Beweise und sammeln Indizien, um den oder die Mörder*in identifizieren zu können. Und dabei laufe ich auch immer Gefahr, mich selbst verdächtig zu machen und Dinge über meinen Charakter und mich herauszufinden, die mich in ein nicht so gutes Licht rücken.
Multimedial unterwegs
Neben den klassischen Handouts in Form einer Charakterbeschreibung, einer Karte und Infos über Nils wird das Spiel von einer browserbasierten App begleitet. Im besten Fall hat dazu jeder am Tisch sein Smartphone oder Tablet zur Hand. Per Code klinken sich alle in dasselbe, zuvor konfigurierte Spiel ein. Das ist zwar kein Muss, es erleichtert aber das Sichten der neuen Informationen. Anders als in klassischen Krimidinnern, wo ein Handout erst mal um den gesamten Tisch herumgegeben werden muss, damit jeder es mal gesehen hat, können hier alle parallel auf ihrem eigenen Gerät einen Blick darauf werfen. Es gibt Fotos, Videos, Audiodateien und vieles mehr zu entdecken.
Gemeinsam sammeln wir im Laufe des Spiels die einzelnen Puzzleteile und versuchen das Rätsel um Nils Tod aufzudecken. Dabei hören wir z. B. die Aufnahme eines Anrufbeantworters, müssen interaktive Fragen beantworten und erhalten so weitere Informationen, die uns Schritt für Schritt der Lösung ein Stück näherbringen.
Dabei gerät das „Dinner“ fast zur Nebensache. Hier ist es schön, dass der Aufbau so gestaltet ist, dass die Story zwar Kapitel vorgibt, zeitlich aber nicht fest getaktet ist und man den Plot jederzeit zwischen den einzelnen Kapiteln für die Gänge des Menüs pausieren kann. Auch gibt es kein festes Thema, an dem sich das Menü orientieren muss. Als Gastgeberin war ich also völlig frei, wie ich meine Gäste verköstige.
Fazit
Wir hatten einen wunderbaren Abend mit dem Krimidinner Hangover: Tote frieren nicht. Was jeden am Tisch begeistert hat, ist der Kniff, dass alle zunächst von ihrer eigenen Unschuld ausgehen können. Alle tappen bis zum Schluss im Dunkeln. Am Ende muss die Gruppe entscheiden, wie sie mit der Tat umgehen möchte.
Vom Aufwand für die Planung und Durchführung ist die Hürde angenehm niedrig, da nicht viel vorzubereiten ist. In diesem Sinne ist Tote frieren nicht auch für Leute geeignet, die mal ins Krimidinner reinschnuppern möchten, ohne sich groß in eine Rolle hineinversetzen zu müssen. Die Rätsel, die sich uns im Laufe des Abends stellen, sind größtenteils gut gemeinsam zu bewältigen.
Die immersiven Medien-Dateien tragen sehr zur Atmosphäre bei. Wenn ihr aber absolute Gegner von Handys und Tablets am Tisch seid, dann solltet ihr euch allerdings lieber für ein anderes Krimidinner entscheiden, denn ohne geht es nicht.
Euer Rating zu Hangover: Tote frieren nicht

Hangover: Tote frieren nicht ist auf Deutsch bei Hidden Games erschienen.
Für die Review stand uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung.