Natürlich habe ich nicht erwähnt, dass da noch eine Markierung auf dem Papier war, warum auch? Das ist doch nur ein künstlerisches Dingens vom Illustrator gewesen, das weiß ich doch ganz genau. Und jetzt kommt man mir hier am Tisch damit, dass das ja doch ein wichtiges Detail gewesen wäre. Nur weil die anderen auch Markierungen haben, aber da hätten sie ja auch sagen können: „Moment mal, habt ihr auch Markierungen auf dem Papier? Ich habe da so eine Art Pyramide. Und ihr?“
Perspectives (Blaue Box) ist nun nichts Neues mehr. Das Perspectives-Spielprinzip konnten wir schon in einer orangefarbenen Box bewundern und ich war damals sehr angetan von dem Konzept. Jetzt gibt es einen zweiten Teil. Wieder ist die Box gefüllt mit drei unterschiedlichen Fällen. Was die Box indessen kann und wie uns die Fälle gefallen haben, das erfahrt ihr in der nachfolgenden Review zum ungewöhnlichen Ermittlungsspiel von Matthew Dunstan und Dave Neale.
Viel Spaß beim Lesen.
Perspectives jetzt auch in Blau
Am Spielprinzip hat sich gegenüber dem ersten Teil nichts getan. In der Box befinden sich drei Fälle und jeder Fall besteht aus vier Akten. Jeder Akt wiederum beinhaltet magische 12 Karten, die unter den Mitspielenden abwechselnd verteilt werden. Fertig ist der Spielaufbau. Naja, nicht ganz. Ein wenig Intro gibt es auch noch zum Lesen und eine große wichtige Frage, die wir beantworten sollen bzw. wollen. Und dann wird geredet, geredet und geredet.

Denn wie auch schon im ersten Perspectives dürfen wir den anderen am Tisch nicht unsere Karten zeigen, aber wir dürfen offen über alles reden, was auf den Karten zu sehen ist. Ja, dem ein oder anderen Brettspiel-Hasen kommt das natürlich bekannt vor, das gleiche System hatten wir auch schon bei T.I.M.E. Stories.
Nur dreht Perspectives hier die Sache etwas herum, denn in welcher Reihenfolge die Karten zueinander stehen, müssen wir durch das Reden selbst herausfinden, um damit die Fragen beantworten zu können. Fragen? War da nicht die Rede von nur einer Frage? Das ist so weit richtig, eine Frage wissen wir schon zu Anfang, aber bei jedem Akt gibt es auch noch einmal drei Extra-Fragen, die wir erst am Ende erfahren, und da haben wir hoffentlich ausreichend Wissen untereinander ausgetauscht, um auch diese beantworten zu können.
Drei Fälle müsst ihr Lösen
Eines gleich vorweg: Ich werde natürlich nicht auf die einzelnen Fälle im Detail eingehen. Also wird es hier spoilerfrei sein.
Der erste Fall Gemeinsame Erinnerungen befördert uns in eine Zeit, in der die Römer aktiv durch Britannien marschiert sind. Insgesamt war der Fall ein sehr schöner Einstiegsfall und war genau das, was ich von einem Perspectives erwartet habe. Wann ist etwas passiert und genug „Stolperfallen“ die gut platziert waren. Denn das Wichtige bei Perspectives sind ja die kleinen Details. Wenn man einen Mann sieht, ist es vielleicht auch sehr wichtig, zu schauen, ob dieser einen Bart hat oder auch welchen Ring er trägt. Den Fall haben wir auch mit Bravour gelöst.

Im zweiten Fall Der Teufel im Detail, müssen wir einen Mord in einem Kloster aufklären. Und ja, wer jetzt an den Name der Rose denkt, ist hier gar nicht so falsch. Nur sind wir in einem Schwesterorden unterwegs. Aber trotzdem ist das Verbrechen hinter den Klostermauern aktiv. Insgesamt war der zweite Fall etwas anspruchsvoller, da er abstrakte Elemente hatte, die natürlich kommunikativ recht schwierig zu beschreiben sind. Wenn man da dann von Linien und Formen spricht, hat das nicht nur einen informativen Charakter, sondern auch einen unterhaltsamen.
Der Fall war deswegen auch ein wenig schwerer als der zuvor, weil die Perspektiven sprunghafter waren. Mal war es unsere Ermittlerperspektive und manchmal eben eine andere. Auch diese Information zu verarbeiten und auch den anderen am Tisch mitzuteilen und zu verfolgen, hob die Schwierigkeit entsprechend an.
Die vergessene Mine ist der letzte Fall und spielt im Wilden Westen. Wir machen uns auf, um das Glück zu suchen bzw. nach dem, was uns unser Vater vermacht hat. Das kann natürlich nur Ruhm und vor allen Dingen Reichtum sein. Der Fall war nicht ganz mein Fall. Das lag auch daran, dass innerhalb des Abenteuers nicht nur Bilder als Informationsquelle zur Verfügung standen, sondern auch Texte. Was natürlich dazu führt, dass man diese in der Gruppe nicht beschreibt, sondern einfach vorliest. Besonders ein Text war schon so eindeutig, dass ich in Akt 1 wusste, was das große Ganze war. Vielleicht lag es daran, dass ich schon etliche dieser Spiele hinter mir hatte, oder es war wirklich zu offensichtlich, das kann ich im Nachhinein nicht mehr wirklich beurteilen.
Aber trotzdem bleibe ich dabei, dass der Fall etwas zu holprig war und sich nicht so flüssig spielte, wie die anderen zwei Fälle zuvor. In meiner Empfindung war das der schwächste Fall in der Box. Trotzdem machte dieser Spaß und regte natürlich zu wilden Spekulationen und Diskussionen an. Und das ist es ja, was Perspectives machen soll.

Perspectives ein Trend?
Für mich war Perspectives (Blaue Box), ja, der Name ist echt blöd gewählt, wieder ein sehr schönes Erlebnis. Ich hoffe, dass es in Zukunft weitere Boxen geben wird, es gibt ja noch genug Farben im Spektrum. Allerdings habe ich auch festgestellt, dass Perspectives nicht für jede Gruppe geeignet ist. Alte Unlock-Hasen und Vielspielende haben absolut keine Probleme gehabt, sich auf das Spiel einzustellen.
Wobei Wenigspielende hier schon mehr Probleme haben, auch wenn sie durch Krimispiele schon ein wenig geprägt wurden, ist das Austauschen der Informationen als Spielprinzip eher hinderlich. Hier ist der Drang vorhanden, dass man die Infos auf dem Tisch ausbreitet und dann gemeinsam diese sortiert.
Aber fairerweise funktioniert das bei Perspectives eben nicht, denn gerade die subjektive Wahrnehmung, was ein wichtiges Detail ist und ob man diese Info an die Gruppe weitergibt, würde dadurch verloren gehen, und das ist ein essenzieller Bestandteil des Spieles. Auch müssten dann die Fälle viel schwerer sein. Habe ich einmal alle Infos bildlich vor mir, ist das Lösen eigentlich nur ein 5-Minuten-Rätsel.
Ich für meinen Teil freue mich schon auf die kommende Perspectives Box, die laut dem Entwickler Dave Neale vielleicht kommen wird oder auch nicht…
Euer Rating zu Perspectives (Blaue Box)
Perspectives (Blaue Box) ist bei Asmodee erschienen.
Für die Review stand uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung.





