„Irgendetwas passt nicht. Wir schauen uns die Beweise noch einmal genauer an. Hier auf der Kameraaufnahme um 8.12 ist die verdächtige Person zu sehen. Oder es ist eben nur eine Person zu sehen. Zu dumm, dass wir das Gesicht nicht erkennen können, wenn wir nur die Perspektive ändern könnten. Und was hat es mit der Quittung auf sich, die wir im Müll gefunden haben? Laut seinen Kollegen hat er keinen Kaffee getrunken, laut Quittung aber schon. Also los, reden wir noch einmal über alle Informationen, die wir haben.“
Es hat ein wenig gedauert, bis wir eine Partie Perspectives von Matthew Dunstan und Dave Neal spielen konnten. Schon auf der SPIEL 23 konnten wir einen Blick in bzw. auf die Schachtel werfen, aber haben uns nur an das Tutorial gewagt. Das ist ja auch klar, auf der SPIEL ist es laut und da ist ein Krimi-Rätsel-Spiel vielleicht nicht die beste Wahl. Aber nun haben wir Perspectives hinter uns und können euch hier berichten, was das Spiel zu bieten hat und wie es uns gefallen hat.
Viel Spaß beim Lesen!
Perspectives von Profis entwickelt
Das erste, was bei Perspectives auffällt, ist vielleicht das ungewöhnliche Design. Eine orangefarbene Schachtel mit leicht kubistischen Elementen fordert einen schon irgendwie dazu auf, sich das Spiel mal genauer anzuschauen. Wenn ich dann noch einen Blick auf die Designer werfe und den Verlag, fängt schon eine leichte Vorfreude an. Aber nicht zu viel Erwartung ansonsten kann ich zu sehr enttäuscht werden, oder?
Aber jetzt erst einmal zu den beiden Designern. Mit Matthew Dunstan und Dave Neale sind es keine unbekannten Namen, die hinter Perspectives stehen. Matthew Dunstan hat sein Geschick für Krimi und Story Spiele schon bei den Adventure Games unter Beweis stellen können. Dave Neale konnte mit echoes auch schon zeigen, dass er ein gutes Händchen für Geschichten bzw. dessen spieltechnische Umsetzung besitzt. Ach ja, ein wenig Unlock! hat der gute Mann auch gemacht. Na ja und der Verlag hinter Perspectives sind die Space Cowboys und ja, die kennen wir ja schon von der zuvor erwähnten Unlock! Reihe. Also kann da ja nichts schiefgehen, oder?
Wie Unlock! nur anders.
Wie auch schon bei Unlock! erwarten uns in der Box 3 Fälle. Allerdings ohne Angabe der Schwierigkeit. Und das war es eigentlich auch schon mit der Ähnlichkeit zu Unlock!. Denn im Gegensatz zu der prämierten Knobel-Reihe braucht es bei Perspectives keine App.
Jeder Fall ist noch einmal in vier Akte unterteilt. Spielerisch sind die ersten drei Akte immer gleich. Die Karten, die sich in den „Ordnern“ befinden, werden gleichmäßig unter allen Spielenden am Tisch verteilt. Bei uns waren es 12 Karten pro Akt. Und dann geht es auch schon los; am Ende des Aktes sollen wir eine bekannte und drei bis dahin unbekannte Fragen beantworten.
Und um das zu machen, müssen wir reden. Ja, diesmal ist es nicht so wie bei Sherlock, dass wir nicht über unsere Informationen reden dürfen. Nein, diesmal ist Kommunikation erwünscht. Hier erinnert Perspectives ein wenig an Time Stories, was ja auch von den Space Cowboys stammt. Wir dürfen die Karten nicht zeigen, wir dürfen sie aber beschreiben.
So können wir zum Beispiel Verdächtige ausschließen. Allerdings ist die Information verteilt; jeder am Tisch sieht nur eine Perspektive des großen Ganzen. Das sieht dann zum Beispiel so aus, dass ich die linke Hälfte einer Zeitung sehe und Jasmin die rechte Seite. Klar, thematisch ist das nicht ganz so sauber, weil wir beide ja laut Story die Zeitung in der gleichen Wohnung gefunden haben. Aber so müssen wir eben darüber reden, ganz im Sinne der Spiel-Idee.
Reden, reden, reden
Aber das Ziel von Perspectives ist es, den Fall mithilfe der Kommunikation zu lösen. Und das gefällt mir außerordentlich gut. Ich muss mir nicht überlegen, welche kleine Info ich in die Runde einbringe, wie es bei anderen Krimi-Spielen häufig der Fall ist. Jedes kleine Detail kann das entscheidende Detail sein, wir müssen nur drüber reden und es beschreiben.
Wenn wir der Meinung sind, die Hauptfrage zu beantworten, können wir eine Karte umdrehen, um uns vielleicht noch einmal abzusichern. Sollten wir uns allerdings unsicher sein und brauchen doch noch mehr Info, dann können wir auch weitere Karten umdrehen. Manchmal redet man auch aneinander vorbei. Jede so umgedrehte Karte ist dann aber auch ein Minuspunkt.
Dann noch schnell die drei unbekannten Fragen beantwortet und zack fertig ist der Akt und wir können zum nächsten Akt.
Durchwachsen?!
Okay, das Spielprinzip ist schnell verstanden und wir hatten auch keine Probleme ins Spiel zu kommen. Und wie bei Unlock! gibt es eben bessere Fälle und manchmal auch schwächere Fälle. Insbesondere ein Fall war bei uns nicht wirklich gut gelungen. Und selbst als wir anhand der Lösung nachvollziehen konnten, was der Akt von uns wollte, war das zwar schlüssig, aber fühlte sich zu gestellt an.
Andererseits haben uns die anderen Fälle gut bis sehr gut gefallen. Dabei waren es natürlich auch die richtigen Momente, die uns positiv überraschten. Dieses Aha-Erlebnis, wenn man durch den entsprechenden Hinweis meint, das richtige Motiv oder das entscheidende Puzzle-Teil gefunden zu haben. Oder der Nebensatz vom Tischnachbarn, der einen aufhorchen lässt und man möchte, dass dieses Detail noch einmal genauer beschrieben wird.
Das machte mir Spaß und führte dazu, dass sich Perspectives auf der einen Seite vertraut, aber auch neu anfühlte.
Warten auf die Zukunft
Kurz gesagt, es war zwar eine kleine Enttäuschung dabei. Aber nehme ich diese mal außen vor, dann ist mit Perspectives dem Verlag ein durchaus spannendes Konzept gelungen. Und ich möchte durchaus mehr davon spielen. Und mit Perspectives (Blue Box) ist auch schon eine neue Abenteuer-Box angekündigt. Schaue ich in die Vergangenheit, brauchte auch Unlock! ein wenig Zeit, um sein volles Potenzial zu entwickeln.
Mich hat der kommunikative Ansatz zum Lösen der Fälle gefallen und ich werde mir auch auf alle Fälle die kommende Box anschauen.
Euer Rating zu Perspectives
Wird geladen ...Perspectives ist bei Asmodee erschienen.
Für die Review stand uns ein ausgeliehenes Exemplar zur Verfügung.
