Bald ist es wieder so weit und die SPIEL in Essen öffnet ihre Tore. Neben allerhand verschiedenen Besuchern gibt es natürlich auch ganz viele Verlage auf der SPIEL, die ihre Brettspiele, Kartenspiele oder andere Waren an den Mann oder die Frau bringen möchten. Doch habt ihr euch schon einmal gefragt, welche Verlage es eigentlich gibt und wie sich diese von einander unterscheiden? Wir haben uns die Mühe gemacht und haben die Verlage mal analysiert. Viel Spaß bei unserer nicht ganz so ernsten Einordnung der verschiedenen Brettspiel-Verlage.
Die Platzhirsche
Natürlich gehören zu den Platzhirschen die großen Verlage. Jeder kennt sie aus den Abteilungen von Spielzeugläden oder den Spielwarenabteilungen verschiedener Handelsketten. Diese Verlage sind überlebenswichtig für die SPIEL. Denn zum einen bieten sie nicht nur einen hohen Wiedererkennungswert und locken die Besucher zur Messe, nein, für das Ökosystem der Messe sind sie essentiell wichtig. Durch ihre Vielzahl an neuen Brettspielen und Kartenspielen binden sie auch Besucher an sich, die sonst nur durch die Hallen stolpern würden und nicht wüssten was sie tun sollten.
Typischerweise sind diese großen Verlage in der Nähe der Haupteingänge zu finden. Leider gibt es durch diesen Umstand auch einen kleinen Nachteil. Durch ihre schwammartige Anziehungskraft für die Brettspiel-Begeisterten brauchen diese Verlage Unmengen an Platz, damit sie den Besuchermassen Herr werden können. Da dieser im sensiblen Ökosystem nicht immer vorhanden ist, haben sich mit der Zeit durch Mutterknospung schon kleinere Ableger dieser Standorte in der ganzen Messe ausgebreitet, womit sie mittlerweile nicht mehr nur in der Nähe der Eingänge der SPIEL zu finden sind.
Die Mitmach-Verlage
Neben Brettspielen, Kartenspielen und Würfelspiel soll es laut Aussagen von Augenzeugen in der Welt der Spiele auch Verlage geben, die sich nur auf Spiele konzentriert haben, die körperlichen Einsatz fordern. Ein Umstand, der nicht jedem Brettspieler unbedingt gefällt. Diese Verlage sind auf der SPIEL recht schnell zu identifizieren. Denn solche Verlage werben zumeist mit einem sehr hohen Geräuschpegel. (Ja, der schon hohe Pegel während der Messe kann hier ohne Probleme noch einmal getoppt werden.) Erkennen kann man diese Verlage schon im Vorfeld, denn es kommt hier einfach zu Stauungen vor dem, Stand. Dieser Stau kommt aber nicht daher, dass viele Brettspieler sich daran beteiligen wollen, sondern möglichst weit um den Stand herumlaufen, um nicht angesprochen zu werden, dass sie doch mitmachen sollen.
Die Kleinverlage
Der typische Kleinverlag ist relativ simpel auszumachen auf der SPIEL. Am Stand steht sind dem freundlichen Eigentümer oder Eigentümerin meistens noch Bekannte und Verwandte aus deren Umkreis vertreten. Nur ein bis zwei Brettspiel-Neuheiten gibt es hier zu kaufen. Auch der Platz ist beschränkt für Probespiele, hier heißt es also früh aufstehen oder lange anstehen, damit man eine Probepartie spielen kann. Doch was typisch ist, ist das hier neben dem Erklären der Regeln neben Kaffee und Kuchen auch noch die ein oder andere Anekdote aus dem Leben eines Brettspiel-Verlegers bekommt und somit auch mal Einblicke hinter die Kulissen bekommt. Das größte Problem was die Kleinverlage haben, ist einfach dass ihre Brettspiel-Neuheit schon am ersten Tag ausverkauft sein kann.
Der Nischenverlag
Selbst innerhalb der Brettspiel-Blase gibt es noch kleinere Blasen. Das sind Verlage, die meistens nur ein Spiel im Angebot haben und dieses allerdings schon seit Jahren immer wieder neuaufgelegt wird, wobei kleinste Regeländerungen aus der Community in das Spiel fliessen. Erkennen tut ihr diese Verlage auf der SPIEL daran, dass sie meistens nur einen Demo-Tisch haben, dieser Tisch aber immer besetzt ist, egal wann ihr daran vorbeikommt. Hier wird das Spiel auch noch traditionell in Zip-Beuteln verkauft und eh man es spielen kann, ist ein Studium als Master der Ludologie schon fast Pflicht. Dafür wird euch danach aber Zugang zu einem exklusiven Club gewährt. „Einer von uns. Einer von uns.“
Der Schrödinger-Verlag
Diesen Verlag zu finden, grenzt schon an ein wahres Wunder, denn er ist schlicht und einfach nicht da oder dann doch? Auf die Schrödinger-Verlage trefft ihr als erstes auf irgendwelchen Brettspiel-Listen, die während der Vorbereitung zur SPIEL erstellt werden. Diese Verlage kommen meistens aus dem Ausland und um so mehr freut man sich, dass diese endlich den Sprung nach Europa geschafft haben. Nun kann man endlich die Brettspiele kaufen, die sonst nur mit horrenden Versandkosten zu bekommen sind. Doch sobald ihr auf der SPIEL seid, ist der Verlag nicht an dem Ort, an dem er sein sollte. Schnell wird mit Hilfe aus dem Internet geschaut, wo sich denn der Verlag befindet, aber selbst die aktualisierten Ortsangaben führen euch nicht ans Ziel.
Nach gefühlt einer Ewigkeit wird dieser Verlag als nicht vertreten auf der SPIEL ad Acta gelegt. Doch dann ist da dieser Augenblick, wo ein anderer Besucher mit genau dem Spiel an euch vorbeigeht, was dieser Verlag im Programm hat. Mehrmals fragt ihr beim Besucher nach, ob dieses Spiel wirklich beim Verlag gekauft und nicht bei irgendeinem Händler und jedes Mal wird die Frage bejaht. Doch bei der Frage nach dem genauen Stand versagt die Erinnerung und es kommt meist nur zu einem:“ Irgendwo in Halle 5, da so in der Mitte am Ende.“. Keine Angst, am Ende des Tages werden euch die Wachleute freundlich hinaus geleiten, wenn ihr immer noch verwirrt durch Halle 5 streift, auf der Suche nach dem Schrödinger-Verlag.
Der Hype-Verlag
Natürlich definiert sich dieser Verlag durch sein schon im Vorfeld gehyptes Spiel. Keiner hat zuvor von dem Verlag etwas gehört, aber das Spiel erfährt einen unheimlichen Hype. Diese Verlage – im Volksmund auch Darwin-Verlage genannt – verkaufen die Spiele nur an die würdigsten Brettspieler.
Dazu gehört als erstes, dass ihr euch schon sehr früh auf der SPIEL einfinden müsst, denn ihr braucht einen Platz ganz vorne an den Türen. Als nächstes müsst körperlich fit sein. Denn die Verlage befinden sich meistens an den Punkten, bei denen die Eingänge alle gleich entfernt zu einander sind. Weiterhin müsst ihr zäh sein, beim Sprint zum Verlag, müsst ihr den Krampf im Bein oder Ähnliches ignorieren, denn die Stückzahlen sind begrenzt und nur die ersten 100 Besucher bekommen ihr Hype-Spiel. Und zum Schluß müsst ihr skrupellos sein: Ihr müsst davon ausgehen, dass jeder Besucher vor euch ein potentieller Konkurrent ist, der euch das Spiel wegschnappen wird, weil ihr Nummer 101 seid. Also heißt es, diese Konkurrenten auszuschalten. Hierzu eignen sich am besten Bananen, denn diese Wurfgeschosse bremsen nicht nur den Spieler vor euch, ihre rutschige Konsistenz behindert auch die Nachfolgenden. Mario-Kart lässt grüßen.
Nach nur 15 Minuten ist das Spiel ausverkauft und der Verlag wird den ganzen Tag ignoriert, da schon von weitem das Ausverkauft-Schild am Stand prangt.
Der Stille-Post Verlag
Der Stille-Post Verlag ähnelt dem Hype-Verlag. Auch hier prangt sehr schnell das Ausverkauft-Schild. Doch kommt es beim Stille-Post Verlag nicht daher, dass ihr Brettspiel einen Hype ausgelöst hat, sondern dass es beim mündlichen Weitergeben des Spiele-Namens einfach zu Verständnis-Schwierigkeiten kam. Deswegen haben nun viele Besucher einfach das falsche Spiel gekauft. Was klingt der Name des Spiels auch so ähnlich wie das Hype-Spiel?
Der Insider-Verlag
Diesen Verlag werdet ihr auf keiner Essen-Liste finden. Denn dieser Verlag ist der Geheimtipp. Andere Mitspieler, mit denen ihr das ein oder andere Brettspiel während der SPIEL spielt, werden euch von diesem Verlag berichten. Der Insider-Verlag hat das absolute Überflieger-Spiel dabei, den Geheimtipp, den ihr unbedingt kaufen müsst. Natürlich vertraut ihr diesem Rat und kauft das Spiel auch blind ohne Demorunde. Denn es war ja immerhin der Geheimtipp von einem Brettspiel-Insider. Leider stellt ihr erst im Nachhinein fest, dass es doch kein guter Geheimtipp war. Entweder war das Spiel so simpel, dass ihr euch nach einmal spielen fragt, was daran jetzt so dolle war oder aber das Spiel ist so komplex, dass ihr beim Versuch des Regel-Lernens verzweifelt aufgebt und das Spiel euren Haushalt genauso schnell wieder verlässt, wie es in euren Haushalt gekommen ist.
Der One-Shot Verlag
Zum Schluss schauen wir uns noch den One-Shot Verlag an. Diese Spiel-Verlage sind am schwierigsten zu erkennen. Das liegt nicht daran, dass sie wenig Brettspiele, Kartenspiele oder Würfelspiele im Programm haben. Und es liegt auch nicht daran, dass diese Spiele irgendwie schlecht sind. Die One-Shot Verlage erkennt ihr erst auf der SPIEL im nächsten Jahr, denn da sind sie nicht mehr vertreten. Von diesen One-Shot Verlagen hört im Jahr danach sehr viel, denn öfters werden die Mitspieler euch ihr Leid klagen mit Sätzen wie: “ Hätte ich das Brettspiel mal letztes Jahr gekauft.“, “ Letztes Jahr hatte ich da ne Demo von nem Spiel in Halle 1, dass musst du dir unbedingt anschauen, aber ich weiß nicht genau wo der Stand dieses Jahr ist.“ oder „Psst, ich hab hier einen Geheimtipp, dieses Brettspiel musst du dir unbedingt kaufen.“
Dadurch dass ihr eben nicht wisst, ob der Verlag ein One-Shot Verlag ist oder nicht, sind es auch die Verlage mit den größten Nervenkitzel. Hier zeigt sich eben auch, ob ihr das Brettspiel-Schätzchen schnappen konntet, dass nur eine Handvoll von Spielern ihr Eigenen nennen dürfen oder ob es eben doch kein One-Shot Verlag war und es nicht mehr so exklusiv ist, wie du gedacht hat. Auflage über Auflage flutet den Markt und vielleicht wird es sogar noch zum Spiel des Jahres gekürt und der One-Shot Verlag wird von einem Platzhirsch aufgekauft.
Wir hoffen ihr hatten Spaß beim Lesen unseres nicht ganz so ernstem Blick auf die Verlage, die es auf der SPIEL gibt. Aber wer weiß, vielleicht habt ihr ja doch den ein oder anderen Verlag wiedererkannt.