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‚Einmal in den Weltraum aufbrechen, wer hat noch nicht davon geträumt genau dies zu tun? In Black Angel von Sébastien Dujardin habt ihr dazu nun die Chance. Der einzige Nachteil besteht allerdings darin, dass sich an Bord der Black Angel keine Menschen mehr befinden, sondern nur noch die DNA der Menschheit. Die Erde ist kaputt und wir bzw. unsere DNA versuchen unser Glück nun erneut auf dem Planet Spes. Die KI an Bord wird uns schon irgendwie dahin bringen. Ob dieses Experiment gelingen kann, klären wir in unserem Test zum Black Angel Brettspiel von Pearl Games.
Viel Spaß beim Lesen!
An Bord der Black Angel
Immerhin sieben Jahre hat es gedauert, bis aus der ersten Idee ein Spiel geworden ist und Black Angel sein Debüt auf der GenCon 2019 feiern konnte. Sieben Jahre in denen das Brettspiel mit Weltraum-Thema ordentlich geschliffen wurde. So ist laut dem Designer von der ursprünglichen Idee eigentlich nichts mehr enthalten. Interessant ist auch die Aussage, dass das bekannte Troyes aus dem gleichen Verlag sehr viele Ähnlichkeiten mit Black Angel hat, diese Gemeinsamkeiten allerdings erst viel später ins aktuelle Spiel übernommen wurden.
Nun also heißt es für uns an Bord der Black Angel, mithilfe von Würfeln die Menschheit zu retten. Und so eine wichtige Aufgabe erledigen wir natürlich nicht zusammen! Jeder bzw. jede künstliche Intelligenz nutzt dies zum eigenen Vorteil oder, im Falle von Black Angel, um möglichst viele Siegpunkte zu generieren.
Und das gelingt dem Spiel erstaunlich gut und macht mir Spaß, auch weil ich die Regeln des Spieles mittlerweile verstanden habe. Black Angel kommt nicht nur mit einem nicht zu unterschätzenden Zufallselement daher, nein, es hat auch eine knackige Lernkurve. Deswegen zählt das Spiel aus meiner Sicht zu den anspruchsvolleren Titeln des letzten Spiele-Jahrgangs.
Ähnlich wie bei vielen anderen Spielen des letzten Jahrgangs, wie zum Beispiel Crystal Palace oder auch Cooper Island, verzeiht Black Angel keine groben Fehler. Mache ich einen unüberlegten Zug, war es das mit dem Rennen um den Sieg. Allerdings, und hier unterscheidet sich das Spiel schon von anderen Spielen, kann das Glück einem doch noch hold sein und mir aus der Patsche helfen. Das ist für mich kein großes Problem. Ich mag diesen Twist durchaus bei Spielen, wenn er denn von Anfang auch kommuniziert ist und nicht durch andere Mechanismen verschleiert wird.
Parallele Brettspielwelten I
Vieles an Black Angel kommt mir bekannt vor. Am auffälligsten ist natürlich der Mechanismus des rotierenden Spielplans, den ich ja auch schon in Solenia bestaunen konnte. Und diese Gemeinsamkeit ist durchaus beabsichtigt. Denn Black Angel ist der geistige Vater von Solenia. Während Solenia sich komplett auf den rotierenden Spielplan und dessen Mechanismus bezieht und dort auch gespielt wird, ist dies bei Black Angel jedoch nur ein Teil des Gesamtpaktes.
Auch in Black Angel bewegt ihr euch in gerader Linie über den Spielplan. Durch bestimmte Ereignisse werden dadurch Spielplanteile ausgetauscht. Diese kommen allerdings wieder ins Spiel, nur nicht mehr hinter der Black Angel, sondern werden nun wieder vor der Black Angel ausgelegt und können in weiteren Zügen passiert werden. Eventuell ausliegende Karten auf dem Spielplan lösen dann auch wieder Effekte aus, sobald sie das Spiel verlassen. Ganz so wie in Solenia schon gesehen und schon gespielt.
Doch eine Kleinigkeit gibt es dann doch, wo sich die beiden Spiele unterscheiden. Während ich in Solenia die Städte anfliege, um Missionen zu erfüllen oder Rohstoffe zu sammeln, nutze ich in Black Angel den Spielplan, um weitere Aktionen auszuführen. Diese geben mir zusätzliche Möglichkeiten zu denen, die ich an Bord der Black Angel nutzen kann. So verändert sich der Spielplan dynamisch und bewirkt dadurch, dass sich jede Partie ein wenig anders spielt. Denn diese Zusatzaktionen stehen nicht nur dem zur Verfügung, der sich als Erstes dorthin begibt, sondern für jeden Spieler, der einen kleinen Roboter mit Raumschiff dorthin schickt.
Parallele Brettspielwelten II
Auch die Aktionen an Bord ähneln einem anderen bekannten Spiel aus dem Hause Pearl Games. Die Rede ist hier von Troyes. Wie in dem Klassiker von 2010 bekommt ihr Würfel, die ihr werft und die euch dann zur Verfügung stehen, um genau eine von zwei Aktionen zu machen, die der Farbe des Würfels entspricht. Insgesamt stehen euch drei verschiedene Würfelfarben zur Verfügung. Das ergibt unterm Strich also 6 mögliche Aktionen. Wobei 3 Aktionen immer das Ausspielen einer Handkarte bedeuten.
Ebenso wie in Troyes könnt ihr auch andere Spieler um ihre Würfel erleichtern. Natürlich wollen sie dafür bezahlt werden, allerdings können sie diesen Handel auch nicht ausschlagen. Dieses Element ist natürlich geradezu prädestiniert, dazu die anderen Mitspieler zu ärgern. Das funktioniert natürlich leider auch in die andere Richtung.
Dass Troyes sich im Spiel wiederfindet, liegt auch in großen Teilen daran, dass hinter Troyes die gleichen Entwickler wie bei Black Angel stehen. Nun gibt es allerdings einen ganz gravierenden Unterschied zwischen den beiden Spielen. Während ich beim Mittelalter-Spiel in jeder Runde ein fixes Einkommen habe, wodurch ich auch potenziell Geld habe, um Würfel abzukaufen, entfällt dieser Aspekt im Weltraum. Hier braucht es eine extra Ressource, die ich erst einmal bekommen muss, um mir die gegnerischen Würfel schnappen zu können.
Der zweite Unterschied sind die Würfel. Diese besitzen bei Black Angel nur Augenzahlen von 0 bis 3, während sie bei Troyes dem Standard von 1 bis 6 folgen. Der spielerische Nutzen ist allerdings der gleiche: Die Anzahl der Würfelaugen gibt an, wie viele Aktionen ich denn durchführen kann.
Aber noch soviel mehr…
Doch Black Angel ist kein Misch-Masch von bekannten Pearl Games. Black Angel bietet noch viel mehr und das nicht zu knapp. Neben Hand-Managment bekommt ihr auch noch ein Tableau, auf dem ihr eure KI programmieren könnt. Das führt im Spiel dazu, dass ihr an diverse Boni kommt, wenn ihr denn die richtigen Karten auf der Hand habt. Aber diese Boni müssen erst durch kostbare Würfel gekauft werden. Und als ob das nicht genug wäre, muss ich auch noch meine Ressourcen im Auge behalten.
Bewege ich mich außerhalb der Black Angel im luftleeren Raum, braucht es Roboter und Raumschiffe. Diese werden leider nicht durch irgendwelches Einkommen von alleine zur Verfügung gestellt, sondern müssen auch durch Aktionen organisiert werden. Doch das ist nicht die einzige Ressource, die ich im Auge behalten muss. Auch die Ressource, die ich nutze, um die Würfel von den anderen Spieler abzukaufen, muss erst herrangeschafft werden. Dumm nur, dass dies die gleiche Ressource ist, die auch ich nutzen kann, um meine Würfel vor den Mitspielern zu sichern. Und dann gibt es da noch den Müll, den ich auch noch brauche, da dieser mich meine Würfel manipulieren lässt.
All diese Mechanismen sind eng miteinander verwoben und machen die Komplexität des Spieles aus. Ich muss alles gleichzeitig im Auge behalten. Und zu aller erst muss ich auch erst einmal verstehen, wie diese im Spiel integriert sind. Wie komme ich teilweise günstig an Roboter oder zum Beispiel Raumschiffe? Dabei möchte ich aber wie in vielen Euro-Games nicht die teure Standardaktion nutzen. Sondern vielleicht möchte ich den Auftrag nutzen, der mir mit einem mal so viele Raumschiffe einbringt, dass ich mir bis zum Ende der Partie darüber keine Gedanken mehr machen muss.
Black Angel das Nicht-Euro-Game
Hab ich erst einmal die straffe Lernkurve gemeistert, heißt es knobeln am Brettspiel-Tisch in klassischer Euro-Game-Manier. Wie nutze ich am besten meine Aktionen aus, um das optimale aus meinem Zug herauszuholen? Was auf den ersten Blick sehr stark an ein Euro-Game erinnert, ist allerdings kein klassisches Euro-Game. Klar hat Black Angel die klassischen Grundmechanismen: Ich setze einen Würfel auf ein Aktions-Feld und bekomme den entsprechenden Output.
Das ist der klassische Ansatz, allerdings bricht hier Black Angel mit bekannten Mustern, denn es bringt einen großen Schwung an Zufall mit ins Spiel. Zum einen sind das die Handkarten, die ihr nach jedem Einsetzen der Würfel auf die Hand bekommt. Zwar gibt die Würfelfarbe vor, von welchem Kartendeck ich nachziehe, allerdings entscheidet das Glück darüber, welche Karten ich bekomme. Das kann dazu führen, dass ich Karten bekomme, die sehr gut in meine Strategie passen. Aber es kann auch sein, dass es eben Karten sind, die mir überhaupt nichts bringen. Denn was soll ich mit Karten anfangen, die mir Siegpunkte generieren, wenn ich dafür Raumschiffe abgeben muss, die bei mir sowieso schon Mangelware sind.
Genauso gut kann es auch passieren, dass ich durch Zufall eine Karte ziehe, die mir am Ende noch einmal einen Haufen Siegpunkte beschert, ohne dass ich wirklich darauf gespielt habe. Aber auch die Zufälligkeit der Ravager-Karten und die damit verbundene langsame Zerstörung der Black Angel torpedieren das Euro-Game Feeling.
Die Ravager-Karten kommen dann ins Spiel, wenn einer meiner Roboter eine Außenmission gestartet hat. Von einem separaten Deck werden dann Karten gezogen, die symbolisch unser Schiff auf seinem Weg nach Spes zerstören. Wenn diese dann einen Aktionsbereich blockieren den ich eben noch durchaus mit meinen Würfeln nutzen konnte, ist das schon sehr frustrierend. So etwas lässt Black Angel aber immer weniger wie ein Euro-Game erscheinen.
Und das ist vielleicht das größte Problem, das Black Angel aus meiner Sicht hat. Es erscheint auf den ersten Blick sehr berechenbar, verprellt allerdings den ein oder anderen Spieler, der eher vorausplanenend spielen möchte.
Für mich als Bauchspieler ist dies allerdings kein Problem. Das ist auch der Grund, warum ich Black Angel mag. Es bleibt durch die Zufallselemente eben spannend bis zum Schluss, wenn die große Abrechnung kommt. Klar ist, dass ich dann nicht unbedingt gewinne, weil ich die bessere Strategie hatte, sondern nur wegen dem Glück. Dazu kommt aus meiner Sicht die doch angenehme Zeit während des Spielens. Das Spielen und Planen geht recht flott von der Hand. Ich kann vielleicht nicht immer das tun, was ich gerne möchte, weil dann doch die ein oder andere Aktion blockiert ist. Allerdings gehört für mich Black Angel zu den Spielen, bei denen ich ohne Probleme gleich zwei bis drei andere Aktionen in der Hinterhand bzw. im Hinterkopf parat habe.
Äh, wie war das noch einmal?
Für mich gibt es andere Dinge, die mir eher negativ aufgefallen sind. Zum einen ist hier das Regelwerk zu nennen. Das finde ich nicht sehr gut gelungen. Es erklärt alles, was es im Spiel gibt. Grobe Regelschnitzer, die das Spiel unspielbar gemacht hätten, konnten wir nicht entdecken. Dabei haben wir uns mit unserer eigenen Unfähigkeit am Anfang wirklich größte Mühe gegeben. Hier hat sich die lange Entwicklungszeit durch Pearl Games bezahlt gemacht. Aber die Struktur des Regelwerkes ist leider sehr schlecht aufgebaut. Wenn ich schnell nachschlagen möchte, suche ich hin und her, bis ich den entsprechenden Passus gefunden habe. Das erzeugt natürlich Frust und sorgt auch dafür, dass unter Umständen das Spiel einfach falsch gespielt wird.
Genau das ist uns auch beim ersten Mal passiert. Wir haben dann nicht Black Angel gespielt sondern irgendein Spiel, das im Weltraum spielt. Was dann aber auch dafür sorgte, dass die Vorfreude recht schnell getrübt war und sich irgendwie falsch anfühlte. Erst beim erneuten Regellernen kamen dann andere Spielzusammenhänge zu Tage, die das Spiel von grundauf veränderten und es zu dem Spiel machten, was mir heute Spaß macht. Aber auch das brauchte einige Anläufe, denn durch das schlechte Regelwerk suchten wir auch noch in den weiteren Partien lange nach dem entsprechenden Regelpassus. Hier hätte eine redaktionelle Lokalisierung der Regeln durchaus diverse Stolpersteine entfernen können.
Hier sei euch die FAQ dringend ans Herz gelegt. Sie klärt dann doch noch so einiges auf und macht die Regeln und Zusammenhänge verständlicher.
So ist es bei Black Angel wirklich von Vorteil, wenn jemand das Spiel erklärt, der schon die ein oder andere Partie gespielt hat. Auch solltet ihr Neueinsteiger darauf hinweisen, auf was sie zu achten haben. Denn habe ich mich mal ins Aus gespielt, weil ich keine Raumschiffe oder Roboter mehr habe, dauert es, bis ich wieder ins Spiel komme. Dann kann ich eigentlich den Sieg auch vergessen, es sei denn ich hab ein kleinwenig das Glück an meiner Seite.
Für mich persönlich störend ist auch noch die grafische Gestaltung. Hier hat der Verlag dem bekannten Künstler Ian O’Toole freie Hand gelassen. Mir persönlich ist das Spielplandesign zu chaotisch und zu bunt. Das spiegelt für mich persönlich nicht den Weltraum wieder. Auch die visuellen Unterschiede zwischen den einzelnen Karten und den Abbildungen darauf passen nicht in das grafische Gesamtpaket. Aber das ist meine persönliche Meinung, mit der ich hier im Haushalt recht alleine stehe. Für Jasmin ist die visuelle Umsetzung sehr gut gelungen.
Was allerdings über jeden Zweifel erhaben ist, sind die kleinen Roboter die passgenau in die kleinen Raumschiffe eingesetzt werden können. Solche Spiel-Gimmicks würde ich gerne öfter in Expertenspielen sehen!
Euer Rating zu Black Angel
Das Spiel Black Angel ist auf Deutsch bei Asmodee erschienen.
Hier geht es zur FAQ von Black Angel: https://asmodee-resources.azureedge.net/media/germanyprod/Produkte/Black%20angels/Black_Angel_FAQ_Dreiseitig.pdf
Für die Review stand uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung.