Planta Nubo – Eine Solarpunk-Anthologie in der Welt von Overgrown – Zusammenfassung
Insgesamt 20 Kurzgeschichten von unterschiedlichen Autoren und Autorinnen beschreiben die Welt von Overgrown. Eine Welt, die erst noch kommen wird, genauer gesagt im Jahre 2123. In dieser Zukunft haben sich im wahrsten Sinne des Wortes riesige Bäume erhoben. Es ist die letzte Chance für die Menschheit. Denn dank dieser Arboren wurde nicht nur der Klimawandel gestoppt, auch andere Katastrophen, die die Menschheit bedrohen, sind mit dem Erscheinen der Arboren und dem damit verbundenen Wandel überwunden oder unwichtig geworden.
Jede Kurzgeschichte beschreibt dabei einen kleinen Teil dieser Welt. Mal geht es darum, wie das Leben in den Baumkronen der Arboren stattfindet. Manchmal geht es aber auch um die ganz schlichten Dinge, wie das Erwachsen werden in der Welt von Overgrown. Die Arboren und die damit verbundene neue Gesellschaft stellen dabei fast immer den zentralen Punkt in den Geschichten dar.
Planta Nubo – Eine Solarpunk-Anthologie in der Welt von Overgrown – Fazit
Ich habe mich im Vorfeld der SPIEL 23 nicht nur auf das Brettspiel Planta Nubo gefreut, sondern auch auf das gleichnamige Buch. Das Thema des Brettspiels hat mich gleich fasziniert und dann sollte hier auch noch ein Buch dazu erscheinen, in dem die Menschen in einer utopischen Welt auf riesigen Bäumen leben, das klang ziemlich vielversprechend.
Auch wenn ich am Anfang ein wenig irritiert war, dass es sich um eine Sammlung von Kurzgeschichten handelte und nicht um eine fortlaufende Geschichte. Aber so konnte ich eben die Welt von Overgrown auch aus verschiedenen Blickwinkel kennen lernen. Ist ja durchaus auch interessant.
Also jeden Abend vor dem Einschlafen eine Geschichte gelesen und zack 20 Tage später war das Abenteuer Planta Nubo vorbei. Währenddessen habe ich natürlich als passionierter Brettspieler, das Brettspiel Planta Nubo schon das ein oder andere Mal auf dem Tisch gehabt.
Kurzgeschichte auf Kurzgeschichte
Allerdings konnte mich das Buch nicht so überzeugen wie das Brettspiel. Das Hauptproblem aus meiner Sicht ist eben die Tatsache, dass es so viele Kurzgeschichten sind. 20 Stück auf 380 Seiten, das macht rein rechnerisch eben nur 19 Seiten pro Geschichte. In der Realität und bedingt durch das Layout sind es eher 17 Seiten pro Geschichte. Das ist schon arg wenig, wenn man als Autor oder Autorin etwas erzählen möchte. Und so ist es dann auch.
In vielen Geschichten wird sehr langsam der grundlegende Plot aufgebaut und die Charaktere vorgestellt und dann steigert sich das Tempo ungemein. Ich als Leser hatte hier öfter das Gefühl, dass man schnell zum Ende kommen musste, da den Autoren schlicht die Seiten „ausgegangen“ sind. Bedingt dadurch habe ich auch nur in wenigen Geschichten einen guten Spannungsbogen erleben können. Kaum angefangen, war es auch schon wieder vorbei. Dadurch entsteht natürlich auch keine Bindung zu den Charakteren, weil diese einfach nicht die Zeit haben sich zu entwickeln.
Doch nicht nur die Kürze war ein Problem, auch die einzelnen Geschichten in ihren Schreibstilen, weil es ja immer unterschiedliche Autoren oder Autorinnen waren, sind durchwachsen. So gibt es Geschichten, die unnötig kompliziert, nicht elegant geschrieben sind und deren Plot komplett belanglos ist.
Es geht auch anders…
Dann gibt es aber eben auch das komplette Gegenteil. Als sehr positive Beispiele möchte ich hier die Kurzgeschichten von Andi Bottlinger, Phoebe Wagner und Jaqueline Montemurri anführen. Hier habe ich mich wirklich geärgert, dass diese irgendwann vorbei waren. Gerne hätte ich hier noch mehr gelesen.
Des Weiteren beinhalten gerade diese Geschichten auch ein ausgezeichnetes World-Building, was ich in den anderen Geschichten sehr vermisst habe. Denn ein Grund, warum ich mich ja auf dieses Buch gefreut habe, ist die Tatsache, dass ich hoffte, damit noch weiter in die Welt von Overgrown eintauchen zu können. Mehr eben, als es das Brettspiel mit seinem mechanischen Fokus eben schaffen kann. Aber genau dieser Punkt fehlte.
World-Building?!
Ich hatte sogar den Eindruck, dass die Autoren und Autorinnen nur das Cover gezeigt bekamen und dann irgendwas drumherum geschrieben haben. Was sogar innerhalb der Anthologie zu Inkonsistenzen führte und auch zu Logik-Lücken. Für mich als Leser fühlte sich das zusammen mit den unterschiedlichen Schreibstilen einfach nur zusammengewürfelt an. Es fehlte gefühlt die graue Eminenz, die genau wusste, wie die Welt funktioniert und aussehen sollte.
Viele Köche verderben eben doch den Brei.
So weiß ich bis heute nicht, wie das mit den Luftschiffen funktioniert, die präsent auf dem Cover zu finden sind. Ich weiß, dass diese Blumen transportieren und dem Handel dienen. Aber wie dieser Handel stattfindet und ob die Luftschiffe feste Routen haben, wie man mit diesen kommunizieren kann. Warum die Luftschiffe überhaupt gebraucht werden und ob es reine Passagier-Luftschiffe gibt? Alles Fragen, die nicht wirklich erklärt werden. Und wie zuvor erwähnt, das sind nur die Fragen, die mir zu den Luftschiffen einfallen.
Doch die Welt in Overgrown ist ja viel größer. Und vieles, was erklärt wird, war mir schon aus dem Brettspiel-Kontext klar. Aber es geht auch anders, selbst im Brettspiel sind einige Sachen erklärt, die sich im Buch nicht wieder finden. Daraus stellt sich für mich auch die Frage, für wen soll dieses Buch sein? Ich für meinen Teil ziehe aus dem Cover des Planta Nubo Brettspiels viel mehr World-Building und Thematik, als es leider ein Großteil der Geschichten schaffen konnte.