Krimi- und Deduktionsspiele kennen wir inzwischen einige und viele davon haben wir mit Begeisterung gespielt. Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg 2020 fiel uns daher auch Crime Stories gleich auf. Pate für das laut Untertitel „kreative Thriller Spiel“ stand der erfolgreiche deutsche Autor Veit Etzold. Buchautor wohlgemerkt, nicht Spiele-Autor. Wir haben für euch ein Interview mit ihm geführt.
Das Spiel selbst ist eine Weiterentwicklung aus den bekannten Black Stories, bei denen man die Umstände seltsamer Begebenheiten erraten muss. Bei Crime Stories kommt noch hinzu, dass man sich diese Geschichten selbst ausdenkt. Einige Rahmenbedingungen werden durch Karten vorgegeben und dann kann man sich inspirieren lassen und losschreiben. Hierbei ist die im beiliegenden Heft abgedruckte und von Veit Etzold verfasste Schreibwerkstatt sehr hilfreich. Ihr lernt dort ein paar Grundprinzipien guter Krimi- und Thriller-Plots. Hier werden von euch natürlich keine großen literarischen Ergüsse erwartet, es geht hauptsächlich um den Spaß am Raten. Wer sich keine eigenen Geschichten ausdenken kann oder möchte, der kann auf eine der beiliegenden fertigen Stories zurückgreifen, die aus der Feder von Veit Etzold stammen und Anleihen an realen Vorkommnissen und seinen Bestsellern nehmen.
Guten Tag Herr Etzold. Sie sind erfolgreicher Thriller-Autor. Unsere Leser sind vor allem Brettspieler, da kennen vielleicht noch nicht alle den Autor Veit Etzold. Was zeichnet Sie und ihre Bücher aus? Was sollte man von Ihnen gelesen haben?
Also gelesen haben sollte man natürlich die Klara Vidalis Reihe. Die beginnt mit final Cut und natürlich auch die Politthriller von mir wie Todesdeal und Darkweb, Staatsfeind und jetzt demnächst Final Control. Also zudem schreibe ich auch noch Sachbücher zu Strategie und Storytelling. Wenn man also Business-mäßig interessiert ist. Aber das ist eigentlich immer die Frage einen Autoren zu fragen, was man von ihm lesen soll, da sagt der Autor eigentlich immer alles. Und das sag ich halt auch.
Sie sind ein sehr beschäftigter Mann: Dozent, Autor, Berater – Bleibt da die Zeit, um an einem Gesellschaftsspiel mitzuentwickeln?
Offenbar schon. Sonst hätte es dieses Gesellschaftsspiel ja nicht gegeben. Und die Grundidee kam von Kosmos. Die Stories kamen alle von mir. Auch die Anleitung, wie man Stories schreibt. Also ja, mit entwickeln, also Co-entwickeln könnte man wahrscheinlich sagen. Also die Zeit bleibt, die muss man sich halt nehmen für coole Projekte.
Wie ist der Kontakt zum Kosmos-Verlag zustande gekommen?
Auf einer Chinareise von Global Bridges habe ich Michael Fleissner, den Chef der Kosmos Verlags GmbH, der gesamten Gruppe, kennengelernt und wir kamen auf die Idee, doch mal irgendwas zusammen zu machen.
Die vorgefertigten Geschichten in Crime Stories stammen aus Ihrer Feder. Besteht die Gefahr, dass man sich damit spoilert und sich die Überraschung in ihren Büchern verdirbt?
Jein. Das kann natürlich passieren, dass irgendjemand irgendeine Stelle noch nicht kennt und dann eine bestimmte Sache durch das Crime Stories Spiel erkennt. Wir haben aber auch gesagt, das ist gerade das Faszinierende, dass wir Fälle aus den Büchern nehmen, damit auch Fans sich vielleicht neu an die Stories erinnern oder Leute einfach spannende Stories im Spiel sehen, die es so auch in den Büchern gibt.
Es gibt in Crime Stories außerdem eine Schreibwerkstatt, in der Sie Tipps geben, wie eine Kurzgeschichte entsteht und welche Möglichkeiten es zu den einzelnen Karten wie Motiv, Täter und Todesursachen gibt. War es Ihnen ein Anliegen, dieses Wissen an die Spieler weiterzugeben?
Ja, weil ich ja auch viele Unternehmen zum Thema Storytelling berate, wie man also auch eine gute Unternehmensstory schreibt. Und insofern dachte ich, ist es auch mal wichtig, überhaupt Leuten zu zeigen, wie eine gute Story aussieht, mit Situation, Desaster, Wendepunkt und Happy End. Und natürlich fand ich es auch mal interessant, die Kreativität der Leser und Leserinnen anzutriggern. Damit sie auch selber sich eigene Stories entwickeln können und dann eben auch wissen, wie es geht.
Haben Sie Crime Stories selbst mit Freunden und Familie gespielt? Falls ja, wie fühlt sich das an, wenn man nicht derjenige ist, der sich die Geschichte ausgedacht hat und auf die Lösung kommen muss?
Ja, habe ich. Wir haben es dann meistens so gemacht, dass wir uns Geschichten ausgedacht haben, weil die anderen kannte ich ja alle, da konnte ich de facto nicht mitspielen. Freunde kannten das nicht. Die haben das mal untereinander gespielt und da geht das auch mit den vorgefertigten Karten. Ich selber kann natürlich mit den vorgefertigten nicht mitspielen, weil ich alle Lösungen schon kenne als Autor. Wir hatten ja auch eine Online-Spielesession, auch mit Kosmos, wo einige Sachen erraten worden sind. Da hatte ich ja eine eigene Geschichte dafür konzipiert mit Kosmos zusammen. Und von daher hab ich es auch gespielt, nur so richtig, wie es normale Leute spielen, die die Geschichten nicht kennen, kann ich es natürlich nicht, weil ich die Geschichten kenne.
Derzeit sind Spiele, in denen man selbst als Ermittler einen Fall löst ein großer Trend in der Brettspiel-Szene. Die Nominierung von Detective zum Kennerspiel des Jahres zeigt, dass die Geschichte wichtig ist und dass es hier auch durchaus noch komplexer werden darf als bei Crime Stories. Kennen sie solche Spiele oder würden Sie gerne als Autor an größeren Projekten mitwirken?
Ja, finde ich auch interessant. Ich hatte auch mal überlegt, würde ich gerne mitwirken. Ich hatte auch mal überlegt, so ein Politthriller-Spiel zu machen, wo man irgendwie dann irgendwie einen großen Investor spielt, einen bösen Banker, einen Auftragskiller, einen Darkweb Händler, oder was auch immer. Oder so einen Oligarchen, also sowas. So ein großes Spiel der Konflikte im 21. Jahrhundert. Das fände ich auch mal spannend. Meinetwegen auch so mit Detective. Wobei ich jetzt auch schon viele Bücher zu Ermittlern schreibe und auch Crime Stories. Also gerne Brettspiele, aber jetzt vielleicht nicht das hundertste Detective Spiel. Auch wenn ich weiß, dass das in Deutschland immer extrem gut ankommt.
Spielen Sie auch privat gerne mal? Welchen Stellenwert nehmen Spiele in Ihrem Leben ein?
Ja, ich spiele viele dieser Fantasy-Spiele, Warhammer und Warhammer 40K. Das spielt ja der Kilian Vosse von Kosmos, einer der Spielentwickler dort, auch gerne. Das ist so das, was ich spiele. Ab und zu auch mal Pokern. Und eben auch solche Spiele wie Crime Stories, um da auch am Ball zu bleiben, was da passiert.
Ihr Kollege Sebastian Fitzek hat bereits ein zweites Spiel mit seinem Namen auf der Schachtel veröffentlicht. Haben Sie ebenfalls solche Pläne für die Zukunft?
Ja, wie gesagt, kann ich mir durchaus vorstellen das zu machen. Hatte ich ja auch oben schon beantwortet. Also kann ich mir vorstellen. Was das genau sein könnte, das klärt sich allerdings noch.