Dinosaur Island Brettspiel Review

Dinosaur Island – Ein Brettspiel mit Oh und Ah

Tja und da steh ich also am Zaun und beobachte, wie meine kleine Tochter ihren ersten Ritt auf einem kleinen Dinosaurier genießt. Kaum zu glauben, dass dies mittlerweile möglich ist. Als ich noch klein war, war das höchste für uns, mal eine Ziege zu streicheln. Aber nun ist es normal, dass unsere Kinder in einer Welt aufwachsen, in der Dinosaurier durch die Wildnis streifen. Soweit man es wild nennen kann auf dieser kleinen Insel. Ich für meinen Teil finde die knallig gelben Stegosaurier hier auf Dinosaur Island aber einen Tick zu übertrieben. Oh, meine Tochter ist fertig, okay jetzt muss ich nur noch dafür sorgen, dass sie nicht auf die Idee kommt, dass wir unbedingt einen kleinen Saurier für zu Hause brauchen. 

Für mich stand von Anfang an fest, ich muss Dinosaur Island haben. Das lag nicht nur am Thema, sondern auch an der grafischen Aufmachung. Der quietschbunte Stil hebt das Brettspiel aus der Masse heraus. Doch ein Brettspiel muss eben mehr bieten, als nur eine knallige Verpackung. Ob Dinosaur Island, erschienen bei Pandasaurus Games und ab September 2019 bei Feuerland Spiele, das kann oder auch nicht, könnt ihr hier bei uns nachlesen.

Dinosaur Island Schritt für Schritt

Eigentlich weiß ich schon alles über Dinosaurier-Parks. Dinosaurier plus Menschen ist eine gute Idee, so lange ich drei Dinge beachte. Erstens: immer eine Doppelschleuse einsetzen. Zweitens: keine fleischfressende Saurier klonen. Drittens: unbedingt die Dinosaurier auf einer Insel zeigen! Mit diesem Fachwissen sollte es für mich ja kein Problem sein, ein Brettspiel wie Dinosaur Island, von Jonathan Gilmour und Brian Lewis, zu meistern.

Also packe ich mein Insel-Tableau aus und fange an, bunte Dinos zu züchten. Doch das Züchten ist nicht so einfach, denn erst einmal braucht es DNA. Diese wird pro Runde durch die schönen bernsteinfarbenen DNA Würfel ausgewürfelt. So ist in jeder Runde DNA in unterschiedlichen Kombinationen möglich. Es kann passieren, dass ihr zum Beipsiel in einer Runde einen Mangel an Advanced DNA habt, diese braucht ihr für die besonders wertvollen Dinos. Und manchmal bekommt ihr die DNA auch zum „Schnäppchenpreis“ in solchen Mengen, dass ihr sie gar nicht in euren Hightech Kühlschränken lagern könnt.

Neben der DNA braucht ihr allerdings auch Dinosaurier bzw. ihre Baupläne auch die könnt ihr euch am Anfang einer jeden Runde sichern. Wobei ihr neben dem Bauplan auch noch gleich ein Gehege mit Platz für genau einen Dino bekommt. Dieses Gehege platziert ihr dann auf eurer Insel, wobei ihr hier schon haushalten müsst, denn der Platz auf eurer Insel ist auf natürliche Weise begrenzt.

Um an DNA oder Baupläne zu kommen, nutzt ihr eure Wissenschaftler, davon habt ihr immerhin drei Stück. Diese besonderen Arbeiter bestimmen mit ihrem aufgedruckten Wert, wieviel DNA ihr bekommt oder welchen Dinobauplan ihr euch leisten könnt. Alternativ können Wissenschaftler auch aufgespart werden, um euch in einer späteren Phase als Arbeiter zur Verfügung zu stehen.

Dinosaur Island Brettspiel Phase 1

Ich kaufe einen Angestellten

Was wäre mein Dinosaur Island ohne seine treuen Angestellten. Natürlich hab ich da den Standard-Dino-Park-Ranger, den ich für alles mögliche einsetzen kann. Aber manchmal brauch ich dann doch den ein oder anderen Spezialisten, der mir wiederum mehr Worker verschafft oder spezielle Boni freischaltet. So wird durch den Dino-Jäger ein Besucher pro Runde weniger gefressen oder der Security Guard schmeißt pöbelende Besucher von meiner Insel runter, so dass mehr Platz für das zahlende Publikum bleibt. Doch Angestellte kosten Geld und je nachdem zu welchem Zeitpunkt im Spiel ihr sie kauft, kann dies schon ordentlich ins Geld gehen und Geld ist und bleibt eine Mangelware.

Doch nicht nur Angestellte braucht ihr, ihr braucht auch Attraktionen, die eure Besucher sich anschauen können, wenn sie keinen Bock mehr auf Dinos haben. Auch das leibliche Wohl kann euch noch einmal den ein oder anderen Dollar einbringen. Aber auch hier gilt wie bei den Angestellten: Der Zeitpunkt ist entscheidend. Wenn die neuen Attraktionen ins Spiel kommen, müsst ihr mehr bezahlen, als für die Attraktion, die kurz davor steht auf dem Ablagestapel zu landen. Auch Versorgungsgebäude wollen natürlich verbessert oder neu gebaut werden.

All das Aussuchen von DNA, Bauplänen, Angestellten, Versorgungsgebäuden und Attraktionen findet dabei natürlich abwechselnd in Spielerreihenfolge statt. Und so heißt es nicht nur warten bis ihr wieder dran seid, es heißt auch wieder abwägen, wann ihr wo zuschlagt oder ob ihr bangen müsst, dass euer Gegenüber euch nicht das entsprechende Gut wegschnappt.

Dinosaur Island Brettspiel Phase 2

Wir bauen einen Dinopark

Irgendwann aber ist es endlich soweit: Ihr könnt eure gesammelte DNA umtauschen in Dinosaurier. Die erhöhen natürlich die Attraktivität eures Parks. Und dabei gilt: Je gefährlicher ein Dino ist, desto mehr Besucher wollen ihn sehen. Allerdings hat eure Sicherheitsabteilung dann auch mehr zu tun, damit die zahlenden Besucher nicht von den Dinos gefressen werden. Denn jeder neue Dinosaurier ist eine neue Quelle der Bedrohung. Doch bevor es zum Ausbruch kommt, habt ihr bei Dinosaur Island die Chance, mit Hilfe eurer Arbeiter die Sicherheit zu erhöhen. Oder ihr nutzt eure Arbeiter, um einfach nur größere Gehege zu bauen oder um die neuen Versorgungsgebäude, die ihr zuvor gekauft habt, zu verwenden.

Nachdem alle Wege geputzt und die Dinosaurier vorzeigbar sind, kommen endlich die Besucher in den Park und bewundern mit grossem „Oh und Ah“ eure geschaffene Welt. Das passiert relativ zufällig gesteuert. Indem ihr in einen großen Beutel greift, zieht ihr verschiedenfarbige Besucher aus dem Beutel. Jeder goldene oder gelbe Besucher ist schon einmal ein Gewinn für euch, im wahrsten Sinne des Wortes. Diese bringen nämlich das Geld in den Park. Zieht ihr hingegen einen lilafarbigen Besucher aus dem Beutel, habt  ihr ein Problem. Denn diese Unruhestifter bringen euch kein Geld, nehmen aber Platz weg und kosten euch damit Siegpunkte.

Und wäre dies noch nicht schlimm genug, werden die Rüpel auch noch von euren Dinos verschont, wenn es zu einem Ausbruch kommen sollte. Denn solltet ihr es nicht geschafft haben, dass euer Sicherheitslevel hoch genug ist, kommt es auf eurem Dinosaur Island zu einem Ausbruch der ausgestorbenen Kreaturen und eure Besucher sind ihre bevorzugten Opfer.

Allerdings beschränkt sich der Schaden wirklich nur auf eure Besucher, die wohlerzogenen Dinosaurier fressen weder eure Angestellten, noch beschädigen sie irgendwelche Strukturen. Sie kehren am Ende sogar wieder zurück in ihre Gehege, so dass sie in der nächsten Runde von neuen Besuchern bestaunt werden können.

Dinosaur Island Brettspiel Dino Park

Bunt und knallig – Dinosaur Island

Keine Frage, die graphische Umsetzung von Dinosaur Island ist einmalig. Bunte Farben und vollkommen übersättigt kommt das Brettspiel daher und mag den ein oder anderen genau deswegen abschrecken. Allerdings gibt es da auch die Spieler, zu denen ich mich auch zähle, die genau diese überzeichnete LSD Grafik haben wollen. Denn schon mit der Grafik wird eins gleich vorweg als Statement festgelegt: Dinosaur Island nimmt sich selbst nicht so ernst. Wenn Besucher gefressen werden, ist das mehr ein notwendiges Übel, als eine hausgemachte Katastrophe, wie uns ja schon diverse Filme aufgezeigt haben. Im Brettspiel kommen die Besucher in der nächsten Saison wieder.

So schrill die grafische Aufmachung ist, so konservativ ist eigentlich das Spiel. Breche ich alles herunter, ist es im Großen und Ganzen nur ein Sammeln von Ressourcen (DNA) und umwandeln in andere Ressourcen (Dinos), die dann Siegpunkte bringen. Aber es ist, wie so oft im Leben, doch noch ein bisschen mehr dahinter. Denn großartig planen kann ich nicht in Dinosaur Island. Da wäre zum Beispiel die DNA, die ich ja brauche, um meine Dinos zu kreieren. Nicht immer ist die DNA vorhanden die ich brauche, denn durch das Auswürfeln ist hier schon ein Zufallsfaktor vorhanden. Und wenn die DNA vorhanden ist, muss ich mich auch noch entscheiden, welchen Wissenschaftler ich einsetze. Setze ich wirklich meinen hochwertigen 3er Wissenschaftler ein oder nutze ich ihn, um dafür lieber einen lukrativeren Dino-Bauplan zu erhalten?

Und auch in der zweiten Phase muss ich mich rechtzeitig entscheiden, ob ich etwas für meinen Park kaufen möchte oder nicht. Wobei mir in der zweiten Phase, dies natürlich auch abgenommen wird, durch meine finanzielle Situation. Allzu oft muss ich dann doch passen, weil ich das Geld dafür aufbewahren muss, um in der nächsten Phase meine Sicherheit zu erhöhen. Ärgerlich ist nur die Tatsache, dass meine Mitspieler mich hier durchaus abhängen können. Haben sie einfach mehr Geld zur Verfügung, werde ich schnell ausgebootet und kann diesen Vorsprung auch nicht mehr wirklich aufholen. Trotzdem spielen sich diese ersten zwei Phasen recht schnell und intuitiv. Und das gefällt mir persönlich sehr gut, denn obwohl es eigentlich nur ein nacheinander beim Aussuchen von Aktionen ist, wird durch das Aufbrechen in zwei unterschiedliche Phasen, das subjektive Spielzeit-Empfinden wunderbar aufgelockert.

Dinosaur Island Brettspiel Besucher

 

Gemeinsam einsam

Viele Worker-Placement-Brettspiele haben das gleiche Problem. Ihr setzt eure Worker nacheinander und müsst darauf achten, teilweise unter gähnender Langeweile, was der andere macht und sobald ihr am Zug seid, müsst ihr erst einmal eure Möglichkeiten neu bewerten. Dinosaur Island geht einen anderen Weg und den finde ich richtig gut. Denn die eigentliche Worker-Placement-Phase findet gleichzeitig statt. Jeder setzt seine Dino-Park-Ranger auf die Felder, die er für wichtig erachtet. Klar, ab und zu muss ich warten, bis ein Mitspieler fertig ist, aber in Summe ist es doch nur eine recht kurze Zeitspanne, da ich ja selber auch meinen Park aufbaue.

Langsamer, aber dafür nicht umso weniger spannend, ist für mich die Phase, wenn die Besucher aus dem Beutel gezogen werden. Klar, diese Phase ist absolut unvorhersehbar. Und dieses nicht unerhebliche Glückselement entscheidet im Großen und Ganzen über Sieg und Niederlage im gesamten Spiel. Hab ich hier einfach Zugpech und ziehe ständig nur pöbelnde Gäste aus dem Beutel, fehlen mir Geld und auch Siegpunkte und bei Dinosaur Island hat es sich bei uns oft genug gezeigt, dass wirklich jeder Punkt zählt.

Dinosaur Island Brettspiel Arbeiter

Diese Phase kann ungemein frustrierend sein und dadurch fühlt sich Dinosaur Island dann auch nicht mehr wie ein Eurogame an, sondern eher wie ein Ameritrash-Game, wo das Glück mehr im Vordergrund steht. Doch ich mag genau dieses Element. Dieses beobachten und kalkulieren, wenn mein Mitspieler vor mir einen Pöbel nach dem anderen aus dem Beutel zieht und sich dadurch meine Chancen verbessern. Oder auch das ungläubige Staunen, wenn von den maximal 20 Besuchern, die ich aus dem Beutel ziehen kann, mein Gegenspieler nicht eine der Nieten rauszieht.

Was ich allerdings nicht so sehr an Dinosaur Island mag, ist die Eintönigkeit der Komponenten. Saurier unterscheiden sich im Grunde genommen nur durch ihren Bedrohungslevel, haben aber unterm Strich keine Sonderfähigkeiten. Hier hätte ich mir mehr Unterschiede gewünscht. Zum Beispiel hätte ein T-Rex einfach mehr zahlende Besucher in meinen Park bringen können. Und klassische Herdensaurier hätten einfach durch Masse glänzen können, ohne das Bedrohungslevel in gleichem Maße zu erhöhen. Dinogenics zeigt mir, wie es besser geht. Genauso sieht es auch bei dem eigentlichen Augenmerk aus: Die Dino-Meeple sind Blickfang, aber auch gleichzeitig enttäuschend. Es ist vollkommen egal, welchen Dino-Meeple ihr in euer Gehege setzt, da es eigentlich nur Spielsteine sind, die die Anzahl an Dinosaurier in einem Gehege repräsentieren.

Dinosaur Island Brettspiel Feuerland Spiele

Dinosaur Island rockt

Für meinen Geschmack sind dies aber nur kleinere negative Kritikpunkte, denn das Spiel punktet positiv in anderen Bereichen. Da wäre zum einen der gesamte Spielplan-Aufbau. Jede der 5 Phasen hat sein eigenes Tableau und wenn ich dies neuen Spielern erklären muss, geh ich einfach die Phasen Schritt für Schritt durch, ohne dass ich Angst haben muss, die Aufmerksamkeit der Mitspieler zu verlieren.

Auch die Variabilität der Komponenten ist für mich ein positiver Punkt. Jede Partie habe ich andere Ziele, auf die ich spielen kann. Durch die sogenannten Plot-Twists werden in jeder Partie die Regeln ein wenig geändert, das sorgt einfach für Abwechslung. Und je nach Wunsch, kann ich zwischen einer kurzen Partie und einer langen Partie wählen. Wobei ich die kurze Partie alls zu kurz empfinde. Denn bevor der Dino-Park so richtig brummt, ist es auch schon wieder vorbei. Auch wenn ihr neu seid, empfehle ich euch gleich mit Mittel oder Lang zu starten.

Auch dass ich mich ständig um die Sicherheit meines Parks bemühen muss, gefällt mir sehr gut. Ein neuer Dino heißt immer mehr Bedrohung, dazu noch die temporäre Bedrohung, die in jeder Runde unterschiedlich hoch ausfallen kann. Das sorgt dafür, dass es eben mal ab und zu passieren kann, dass ein Besucher gefressen wird. Aber so ist das eben auf Dinosaur Island. Solche Unfälle passieren einfach.

Dinosaur Island Brettspiel Sicherheit

Ich persönlich mag Dinosaur Island. Die kleinen Schwächen, die es für mich hat, gleicht es mit einem witzigen Thema, einer knallbunten Grafik und einem übersichtlichen und nicht langweiligen Spielfluss aus. Selbst wenn ihr Grübler am Tisch sitzen habt, bremst euch das nicht so stark aus, wie in klassischen Worker-Placement-Brettspielen. Das Sahnehäubchen ist für mich aber das Ziehen der Besucher aus dem Beutel. Das macht das Brettspiel so schön unberechenbar. Natürlich braucht es dafür eine Frust-Toleranz, aber einen Dino-Park aufzubauen braucht eben Mut und ab und zu muss ich eben Rückschläge einstecken können. Auch InGen hat nach der ersten Katastrophe nicht aufgegeben.


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Dinosaur Island erscheint im September 2019 bei Feuerland Spiele.

In unserem Brettspiel Podcast haben wir in Folge #23 auch über Dinosaur Island gesprochen.

Dinosaur Island (2017)
Spieler:
1 - 4
Dauer:
90 - 120 Min
Alter:
8+
BGG Rating:
7.61
Verlag:
Feuerland Spiele, Pandasaurus Games
BGG:

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