Alles was jetzt nur noch kommen muss, ist eine lila sechs. Wenn ich diese erwürfle, dann bekomm ich noch ein blaues Kästchen. Das wiederum führt dazu, dass ich ein Bonus Kästchen in Grün bekomme und das beschert mir dann einen weiteren Bonus. Bis jetzt hab ich die Kästchen ganz schön clever angekreuzt, doch nun liegt es nur an einem Wurf. Und es ist eine … drei. Mist, der Plan geht nicht auf, und zack damit war es das mit dem neuen Rekord. Aber nach dem Würfeln ist ja vor dem Würfeln bei Ganz schön clever und so starte ich mit einer neuen Partie. Geht ja auch schnell.
Würfeln mit Köpfchen – Ganz schön clever
Würfelspiele liegen voll im Trend. So sehr im Trend, dass zu jedem erfolgreichen Brettspiel irgendwann ein Würfelspiel folgen muss. Ganz schön clever sticht dabei aus den Würfelspielen hervor, denn es ist ein reinrassiges Roll & Write. Also ein Spiel bei dem ihr erst die Würfel werft und dann eure Punkte auf einem Punkteblock notiert.
Doch worin unterscheidet sich dieses Spiel von anderen Spielen wie Kniffel oder Noch Mal? Der Unterschied zum Urvater aller Roll & Write Spiele sind dabei die unterschiedlichen Würfel. Insgesamt sechs verschiedenfarbige Holzwürfel warten darauf, von euch geworfen zu werden. Wenn ihr an der Reihe seid, werft ihr alle Würfel und wählt euch danach einen aus. Das macht ihr genau dreimal. Hmm, bis jetzt kein großer Unterschied! Allerdings werden alle Würfel aus dem Pool aussortiert die kleiner sind, als die Augenzahl die ihr gerade ausgewählt habt.
Und hier setzt schon das erste Nachdenken ein: Denn wählt ihr einen zu hohen Wert, stehen euch die anderen Würfel nicht mehr zur Verfügung und wer weiß, ob ihr die anderen Farben beim nächsten Wurf unterbringen könnt?
Jede Farbe ein Kästchen
Jeder Würfel den ihr auswählt, darf nur in die entsprechende Farbbox eingetragen werden. Einzige Ausnahme dabei ist der weiße Würfel, diesen dürft ihr überall eintragen. Wem das jetzt bekannt vorkommt und sogar an Noch Mal denken muss, dem sei gesagt: Auch mir ging es das erste Mal so, als ich von dem Spiel gehört habe. Aber außer das Farben drin vorkommen, Ganz schön clever auch im Schmidt Verlag erschienen ist und auch ein Roll & Write ist, war es das dann auch schon. Denn jede Farbbox hat bestimmte Punktevorgaben. So bekommt ihr im blauen Bereich Punkte für die Anzahl an angekreuzten Feldern. Während ihr bei Orange die Summe aller euer eingetragen Würfelaugen als Punkte bekommt.
Und genau diese unterschiedliche Wertung verwirrt einen erst einmal. In der ersten Partie konzentriert ihr euch darauf, vielleicht einen Kasten oder zwei voll zu bekommen und die anderen laufen so vor sich hin. So kommt ihr in eurer ersten Partie wahrscheinlich auf einen Punktewert um die 150 Punkten. Und dann?
Dann kommt es stark drauf an, ob ihr Blut geleckt habt oder nicht. Denn Ganz schön clever kann ein hohes Sucht-Potential haben und euch dazu bringen, eine Partie nach der anderen zu spielen, um den Punktezähler immer weiter nach oben zu treiben. Doch wen das nicht juckt, der wird auch keine weitere Partie spielen. Da hilft es auch nicht, dass das Spiel eine gewisse taktische Tiefe hat. Denn wann ihr welches Kästchen ankreuzt, ist immens wichtig, um vielleicht gewisse Ketten auszulösen. Diese entstehen durch Boni die ihr erhaltet, wenn bestimmte Kästchen ausgefüllt werden.
Ganz schön clever das perfekte Spiel
Das muss es ja sein, immerhin wurde es nominiert zum Kennerspiel des Jahres. Aber genau das ist es eben nicht. Denn Ganz schön clever hat ein Problem und das ist die Downtime. Im Gegensatz zu Noch Mal, wo die Downtime eigentlich unabhänig von der Spieleranzahl ist, ist dies hier nicht der Fall. Mit mehr als zwei Spielern zieht sich eine Partie unheimlich. Zwar könnt ihr euch einen Würfel aus dem Würfelpool aussuchen, den euer Mitspieler nach Ende seines Zuges übrig gelassen hat, aber bis zu diesem Zeitpunkt kann es dauern. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es ist, wenn dann auch noch Grübler am Tisch sitzen. Bis jetzt hab ich dies nicht erleben müssen.
Somit ist Ganz schön clever eher etwas für Solisten oder zwei Spieler.
Ich persönlich mag das Spiel mal so für zwischendurch, einfach um den Kopf durch denken frei zu bekommen. Allerdings nach über 60 Partien, kommt auch das „böse“ Erwachen. Denn Ganz schön clever ist eben ein Glücksspiel. Mit bestimmten Strategien könnt ihr zwar recht zuverlässig in jeder Partie über 200 Punkte schaffen, Aber um den persönlichen Highscore zu brechen, braucht es eben auch eine Menge Würfelglück. Wenn nicht die Würfel kommen die ihr braucht, wird es nichts mit dem Rekord und bei mir ist bei 317 Punkten Schluss gewesen. Und es wurmt mich einfach, dass ich weiß, dass ich nichts machen kann, um meine Punkte noch weiter zu erhöhen, weil es eben abhängig von den Würfeln ist. Und wenn dann auch nur ein Würfel falsch fällt und ich deswegen schon weiß, dass ich keinen neuen Rekord aufstellen kann, ist das mehr als frustrierend.
Hin und Her gerissen
Somit hinterlässt der Nominierte doch einen sehr zwiespältigen Eindruck. Auf der einen Seite steht ein solides Roll & Write Spiel mit einem, im Solo-Bereich, hohen Suchtfaktor. Auf der anderen Seite steht allerdings auch ein Spiel mit einem nicht zu unterschätzenden Glücksfaktor und einer unerbittlich hohen Downtime, wenn man es mit mehr als 2 Spielern spielt.
Klar, werde ich es immer mal wieder zwischendurch spielen. Gerade weil es auch eine wunderbare Solovariante gibt, die ich online auf Brettspielwelten.de spielen kann, aber das war es dann auch. Mehr kann mir Ganz schön clever nicht mehr bieten, da für mich als Informatiker der Reiz verloren gegangen ist und es nur ein mathematisches Problem ist mit einem genau definierten Algorithmus, um hohe Punkte zu bekommen. Und dadurch haben auch die Kettenreaktionen ihren Mythos verloren, denn wann sie ausgelöst werden, ist unterm Strich vollkommen irrelevant.
Aber wer weiß, vielleicht kommen ja auch hier neue Blätter auf den Markt, die einen wieder zum Grübeln bringen. Und natürlich werde ich jeder Zeit mitspielen, wenn es in der analogen Variante auf dem Tisch landet.
Euer Rating zu Ganz schön clever
Ganz schön clever ist bei Schmidt Spiele erschienen.
Wer wissen will wie man theoretisch das Maximum an Punkten erreichen kann, liest es hier nach.