Langsam zuckelt der Holzkarren über die Straße. Viel ist im Herbst nicht mehr los. Die Dorfbewohner bereiten sich schon auf den bevorstehenden Winter vor und die Vorräte werden eingelagert. Aber das Eisen auf dem Holzkarren muss noch an sein Ziel gebracht werden. Irgendwo am anderen Ende des Dorfes soll noch eine Scheune umgebaut werden. Mehr Lagerkapazität muss her und das noch bevor der erste Schnee fällt. Die Peitsche schnalzt und das Gespann nimmt etwas mehr Geschwindigkeit auf.
Key Flow ist das neue Brettspiel, welches nicht nur ein Key im Namen hat, sondern auch im gleichnamigen Universum spielt. Da jedes Key Brettspiel seine eigene Mechanik mitbringt, macht Key Flow hiervon keine Ausnahme. Mit Card Drafting bauen wir unsere Siedlung auf und sammeln Punkte. Wir haben uns das Brettspiel bzw. Kartenspiel von Sebastian Bleasdale, Richard Breese und Ian Vincent angeschaut, welches von HUCH! in Deutschland vertrieben wird.
Key Flow oder Keyflower?
Ich muss ehrlich gestehen, es hat sehr lang gedauert, bis ich auf die Key Serie aufmerksam wurde. Denn irgendwie hat sie mich einfach nicht angesprochen. Vielleicht war es die Covergestaltung oder vielleicht waren es auch die Titel, die mich dazu bewogen, einen Bogen um diese Brettspiele zu machen.
Und ich muss noch weiter gestehen, dass ich bis auf Keyflower kein weiteres Key Brettspiel jemals gespielt habe. Denn nicht nur ich tat mich schwer mit der Serie, passende Mitspieler zu finden, war noch schwieriger. Nun traf es sich natürlich gut, dass R&D Games mit Key Flow, ein neues Spiel aus dieser Serie auf den Markt gebracht hat. Als Hobbyblogger musste ich mich halt irgendwann auch einmal mit dieser Serie auseinander setzen.
Eins musste ich recht schnell lernen: Key Flow ist nicht Keyflower oder zumindest nicht ganz.
Alles bleibt beim Alten! Nicht!
Brettspieler die schon Keyflower gespielt haben, werden sich recht schnell in Key Flow zurecht finden. Die Symbolik und das grundlegende Spielprinzip sind geblieben. Gespielt wird über die vier Jahreszeiten und ausgehenden von eurem Hof baut ihr eure Siedlung auf. Dabei upgradet ihr Gebäude und nutzt Keyple – die Arbeiter im Key Universum – zum Sammeln von Ressourcen. Das tut ihr entweder in eurem Dorf oder im Dorf einer eurer Mitspieler. Auch der Transport der Ressourcen spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Am Ende gibt es dann noch eine Set-Collection und einen Punktesalat, womit dann schlussendlich der Sieger gekürt wird.
Soviel hab ich mittlerweile aber schon über die Key Serie gelernt: Jedes Spiel legt den Fokus auf einen anderen Mechanismus oder vermischt bestehende Mechanismen miteinander. Und auch Key Flow macht hier keine Ausnahme. Denn war das Herzstück von Keyflower ein Auktionsmechanismus, ist es bei Key Flow der Drafting Mechanismus, der im Vordergrund steht.
Key Flow alias Key Draft
Es wird einfach alles gedraftet. Die Gebäude bzw. Landschaften die ihr zur Verfügung habt, aber auch die Keyple kommen so in euer Dorf bzw. in eure Hand. Hier erwartet euch auch keine großen Überraschung. Alle Spieler suchen sich eine Karte aus, geben die restlichen Karten weiter und spielen die zuvor ausgewählte Karte aus. Das wird so lange gemacht, bis keine Karten mehr übrig sind.
Doch nicht nur das Drafting ist recht simpel. Das gesamte Spiel von R&D Games ist nicht wirklich kompliziert. Denn entweder spielt ihr eben Gebäude/ Landschaften aus, die euch Zugang zu Ressourcen gewähren oder ihr spielt eine Keyple Karte aus, die ihr braucht, um die Aktionen der Gebäude durchzuführen.
Genau wie ihn Keyflower könnt ihr mehrere Keyple auf ein Gebäude spielen, um die Aktion mehrmals zu machen. Allerdings, und das ist wieder ein kleiner Unterschied, kommt es hier nicht nur auf die Anzahl an. Jede Keyple Karte erhöht die Anzahl, soweit kein Unterschied. Allerdings spielt ihr nicht mehr Karten aus, sondern spezielle Karten, die eben 2 oder 3 Keyples aufgedruckt haben. Ihr seht also: ähnlich aber nicht gleich.
Immer schön im Flow bleiben
Mir persönlich gefällt Key Flow. Und das liegt für mich eindeutig am Card-Drafting. Den geistigen Vorgänger habe ich nicht so oft auf den Tisch bekommen, wie dies jetzt bei Key Flow der Fall ist. Und das liegt auch an der Zugänglichkeit. Gerade für den ein oder anderen Mitspieler muss nichts neues erklärt werden an der Mechanik. Ich muss nur noch kurz erklären, wie der generelle Flow ist und was die Symbolik bedeutet und dann kann es auch schon losgehen. Dazu gibt es auch keine Sonderregeln, die ihr beachteten müsst.
Abzüge beim den Regeln
Doch bis ich an diesem Punkt angelangt war, musste ich mich erst einmal durch das Regelwerk kämpfen. Und das liest sich zwar auf den ersten Blick recht flüssig durch, aber beim genaueren Nachlesen erkennt man doch die schlechte Struktur. Oder es fehlen einfach genauere Erklärungen. Allein wie man die Keyples Karten auf die Gebäude spielt, ist nicht gut beschrieben. So fragten wir uns, ob man auch eine 3er Keyples Karte auf ein leeres Gebäude spielen kann? Die Spielregeln lieferten dazu keine Aussage, erst ein Besuch auf BoardGameGeek konnte uns diese Frage beantworten. – Ja man kann diese Karten spielen, die Anzahl der Keyples ist nur relevant, wenn schon andere Keyples Karten vorhanden sind. – Dabei liegt es nicht an der Übersetzung, auch das englische Original liest sich hier nicht anders.
Auch die Grafik wirkt schon sehr altbacken. Klar, sie hilft den Spielern, die ein Keyflower kennen, neue Spieler werden allerdings abgeschreckt. Wenn der Verlag schon durch das Card-Drafting das Brettspiel deutlich einsteigerfreundlich gemacht hat, frage ich mich, warum wurde nicht auch gleich die Grafik überarbeitet? Und ob Keyflower Besitzer zu Key Flow greifen ist fraglich, da der zentrale Auktionsmechanismus einfach fehlt.
So muss ich eben abwägen, was ich spielen möchte. Ist mir der Auktionsmechanismus wichtig, dann greife ich zu einem Keyflower, auch wenn es durchaus länger dauert eine Partie zu spielen. Bin ich aber eher ein Fan von Card-Drafting und einem gefühlten schnelleren Spielerlebnis, dann greife ich eher zu der Key Flow Variante.
Euer Rating zu Key Flow
Key Flow ist bei HUCH! erschienen.
Für die Review stand uns ein kostenloses Rezensions-Exemplar zur Verfügung.