Wieder sitzen wir uns gegenüber und ich komme wirklich ins Schwitzen. Meine große Tochter hat erst vor kurzem angefangen KeyForge zu spielen. Und während ich die ersten Partien noch dominierte, weil ich einfach mehr Erfahrung hatte, werde ich mit jeder Partie immer öfter von ihr bedrängt. Es wird nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie mich in diesem Spiel schlagen wird. Und dann werde ich mir eine Jubelorgie anhören müssen, die meinen alten Ohren nicht gut tut. Aber im Moment habe ich noch die Oberhand, auch weil sie die neuen Techniken und Fraktionen aus KeyForge: Kollidierende Welten noch nicht so gut kennt.
Keine Frage, KeyForge ist für mich eines der besten Kartenspiele der letzten Jahre. So ist es für mich auch sehr erfreulich zu sehen, dass es weiterhin Erweiterungen für dieses System gibt. Wobei Erweiterungen im Zusammenhang mit KeyForge eigentlich der falsche Begriff ist, denn auch im nun dritten Zyklus Kollidierende Welten ist KeyForge immer noch Unique. Was nun im dritten Zyklus gleich geblieben ist und was sich verändert hat, wollen wir euch genauso in unserer Review erklären, wie auch die Frage, ob sich das Starter-Set lohnt.
Viel Spaß beim Lesen unseres Test zu KeyForge: Kollidierende Welten
Fast Alles beim Alten
Eines ist schon einmal gesichert. Auch bei dem nun dritten Zyklus hat sich am Spielprinzip nichts grundlegend geändert. Wie ich auch schon im Artikel zum ersten Zyklus von KeyForge schrieb, habe ich nun auch wieder ein einzigartiges Deck zur Verfügung. Dieses besteht aus drei Fraktionen und jede Fraktion wiederum ist mit 12 Karten vertreten. Wer als Erstes drei Schlüssel geschmiedet hat, ist Gewinner. Ihr seht, alles ist irgendwie bekannt.
Aber trotzdem gibt es auch in den Kollidierenden Welten, so heißt der dritte Zyklus, Änderungen. Die größte Änderung ist, dass zum ersten Mal in einem Zyklus neue Fraktionen erschienen sind. Allerdings auf Kosten von alten schon bekannten Fraktionen. So werde ich keine Chance haben, mit Mars oder Sanctum zu spielen. Dafür gibt es aber zwei neue Fraktionen: Die Sternenallianz und die Saurianer sind nun Teil des KeyForge Universums. Sie bringen nicht nur neue Karten mit sich, sondern es gibt auch noch neue Spiel-Mechaniken, die von diesen zwei Fraktionen genutzt werden. Welche das genau sind und wie diese sich spielen, erkläre ich weiter unten im Artikel.
Auch neu sind wiederum die Karten. Natürlich nicht alle, aber 284 neue Karten sind in den KeyForge Kartenpool gewandert. Der besteht bei Kollidierende Welten somit aus 405 Karten. Aus diesen Karten werden die einzigartigen Decks dann zusammengestellt. Hier sei noch einmal erwähnt, dass ihr bei KeyForge nicht euer eigenes Deck zusammenstellt, sondern ein schon fertiges zufälliges Deck bekommt und mit diesem dann spielen müsst. Beziehungsweise ist es eher ein Entdecken des Deckes und das Auffinden von seinen Schwächen und Stärken, um es dann richtig spielen zu können.
Keyforge: Kollidierende Welten – Die Saurianer
Laut der KeyForge Hintergrund-Geschichte handelt es sich bei den Saurianern um die Nachfahren der Dinosaurier. Die Saurianer sind humanoid und leben in einer fortschrittlichen Gesellschaft, die in verschiedene Sippen und Stadtstaaten aufgeteilt ist. Auf den ersten Blick scheint es so, als ob die Fraktion einer Mischung aus Römern und Griechen ist, die eben durch Saurier dargestellt werden. Natürlich merke ich davon nichts in der Spielmechanik, aber die wunderschönen Illustrationen beschreiben diese Gesellschaft schon sehr passend.
Was diese Fraktion so einzigartig macht? Sie können im Moment als einzige Fraktion das Erheben (Exalt) nutzen. Hierbei kann ich als Aktion meistens eine verstärkte Aktion nutzen, zum Beispiel zweimal Ernten statt einmal oder Ähnliches. Allerdings bekomme ich das nicht umsonst. Ich muss ein Æmber auf die Karte legen. Und hier kommt das Problem: Wird diese Kreatur zerstört, geh das Æmber in den Vorrat meines Gegners. Also muss ich hier aufpassen. Zum Glück gibt es natürlich auch wieder Karten, die euch das Æmber in euren Vorrat bringen.
Aber KeyForge kann eben auch gemein zu euch sein. So hat mein Deck Brettspielerunde’s Dubios Recordkeeper nur eine Karte im Deck, mit der ich das Æmber von den Karten in meinen Vorrat packen kann. Dumm nur, wenn genau diese Karte vom Gegner ausgehebelt wird. Dann hilft es eher dem Gegner, wenn ich Erheben spiele. So muss ich einfach Ahnung haben von den Grundmechaniken des Spieles. Ich habe das Gefühl, dass die Saurianer eben durch diese spezielle Mechanik etwas anspruchsvoller zu spielen sind. Auch wenn die Saurianer ziemlich cool sind, sollte ein Anfänger in KeyForge hier vielleicht erst einmal mit anderen Fraktionen üben, bis er sich an die neue Fraktion herantraut. Denn auch wenn einem die wichtigste Karte blockiert wird, kann man trotzdem gewinnen, wenn man schnell andere Strategien entwickeln kann.
Keyforge: Kollidierende Welten – Sternenallianz
Eigentlich gestartet von der Erde auf einer Erkundung durch das Universum, ist die Sternenallianz im Schmelztiegel gestrandet. Hier macht sie das, was sie auch schon vor ihrer Bruchlandung getan hat. Sie freundet sich mit anderen Spezies an, um so friedlich eine große demokratische Allianz zu schmieden. In der Zwischenzeit versuchen sie, ihr Raumschiff wieder flott zu machen, um irgendwann wieder zur Erde zurückkehren zu können. Sollte ihnen das eines Tages gelingen, werden sie ihren Vorgesetzten prall gefüllte Datenbanken liefern können, mit all den wunderlichen Dingen und Entdeckungen, die ihnen über den Weg gelaufen sind.
Eine spezielle Eigenschaft bzw. Aktion hat die Sternenallianz nicht. Vielmehr findet sich der Aufbau einer demokratischen Allianz aus ihrer Geschichte auch in den Karten wieder. So gibt es sehr viele Karten, die andere Fraktionskarten spielbereit machen oder dieses nutzen können. Auch der technologische Fortschritt ist Thema für die Sternenallianz. Ein Großteil ihrer Karten besteht aus Aufrüstungen, die ich dann an weitere Karten spielen kann. Dazu kommen ihre treuen Roboter-Begleiter, die ich dann entweder als Kreatur spielen kann oder eben auch als Aufrüstung. Dadurch kommt natürlich eine unheimliche Flexibilität ins Spiel.
Vom Spielgefühl her gefiel mir die Sternenallianz, gerade weil sie auch andere Fraktionen aktivieren kann. Besonders gut gefallen hat mir die Fraktion im Zusammenspiel mit den Saurianern. Hier ergänzen sich beide Fraktionen sehr gut, unter der Voraussetzung, dass der Algorithmus beim Erstellen des Deckes gute Arbeit geleistet hat.
Zwei weitere Kleinigkeiten
Neben den neuen Fraktionen gibt es auch neue Schlüsselwörter bzw. neue Aktionen. Neben dem schon erwähnten Erheben kann ich nun eine Kreatur auch Beschützen. Hierbei wird ein Marker auf eine Kreatur gelegt, um dies zu verdeutlichen. Bekommt diese Kreatur nun Schaden, wird stattdessen der Marker abgelegt. Somit bleibt die Kreatur länger in der Schlachtreihe und der Gegner müsste zwei Angriff-Aktionen durchführen, um wenigstens einmal Schaden zu verteilen.
Auch neue Marker braucht es für das Schlüsselwort Wütend bzw. Wütend machen (Enrage). Habt ihr eine solche Kreatur in euren Reihen, kann diese Kreatur erst einmal nichts anderes machen, als anzugreifen. Natürlich geht dies nur, wenn es auch Kreaturen gibt, die ich angreifen kann und es die aktive Fraktion ist. Aber ist dies der Fall, kommt es eben zum Kampf. Nach dem erfolgten Kampf wird der Marker entfernt und ich kann die Kreatur wieder ganz normal nutzen. Besonders interessant wird diese Aktion, wenn ich das Wütend auf feindliche Kreaturen spiele, was mir ein Großteil der Karten mit diesem Schlüsselwort erlaubt. Dadurch zwinge ich natürlich meinen Gegner mit dieser Kreatur anzugreifen und kann dadurch seine Schlachtreihen schwächen oder aber auch mächtigere Kreaturen erst einmal in Schach halten.
KeyForge: Kollidierende Welten Starter Set kaufen?
Ob ich nun das Starter Set brauche oder nicht, hängt maßgeblich davon ab, was in dem Set ist. Neben den Tokens, die es auch schon im anderen Starter Set gab, kommen hier nun noch zusätzliche Tokens für das Wütend und Bewachen hinzu. Zwei Spielmatten aus Papier sind auch noch im Set enthalten, was es neuen Spielern einfacher macht, die einzelnen Spielzonen zu verstehen. Allerdings muss ich ehrlich sagen, nach ein paar Partien braucht es diese eigentlich nicht mehr und ich verzichte entweder auf die Matten oder greife gleich zu speziellen Matten aus Neopren.
Ausserdem befinden sich noch zwei zufällige Decks in jedem Starter Set. Betrachte ich es also aus rein preislicher Sicht, bekomme ich für knapp 6 Euro Aufpreis gegenüber dem Einzelkauf von zwei Decks noch all die Tokens, die ich als Anfänger brauche. Aus meiner Sicht ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Anders sieht die Sache natürlich aus, wenn ich schon Tokens besitze. Hier lohnt sich das natürlich nicht wirklich. Denn nun bekomme ich eben nur die Wütend und Bewacht Tokens. Aus meiner Sicht ist im Moment (Juni 2020) das KeyForge: Kollidierende Welten das perfekte Starter Set, wenn ich mit KeyForge anfangen möchte.
Leider ist nicht alles gut gelaufen bei diesem Set. Denn die Stanzbögen sind kleiner geraten, als in den vorherigen Sets. Dadurch sind auch die Tokens einen Tick kleiner, was beim Spielen kein Problem ist. Habe ich aber Zubehör von Gamegenic, im speziellen die Vault Box, dann passen die Keys nicht mehr in die entsprechenden Vorrichtungen (siehe Bild). Hier hat FFG ohne Rücksprache mit Gamegenic einfach das Format geändert, wie ich im Gespräch mit Gamegenic erfahren habe.
Ich mag KeyForge immer noch
Neue Karten, neue Fraktionen und neue Aktionen machen KeyForge immer noch interessant und nun gibt es wieder neue Sachen zu entdecken. Neue Strategien können ausprobiert werden, sofern ich denn Glück habe und die neuen Sachen auch zugelost bekomme. So kann ich zwar auf wundervolle Partien mit der Sternenallianz und den Saurianern zurückblicken, aber ein Deck, das seinen Fokus auf dem Wütend Effekt hat, habe ich leider noch nicht entdeckt bzw. spielen können.
Das Sanctum und Mars draussen ist, finde ich persönlich vollkommen okay. Sanctum hat mir als Fraktion nicht so gut gefallen und ich fand sie auch sehr sperrig zu spielen. Mars fand ich einfach unbalanced. Hier fehlte mir oft genug eine Antwortmöglichkeit auf die Attacken meines Gegners, wenn dieser Mars in seinem Deck hatte.
Unterm Strich bleibt KeyForge weiterhin einfach einzigartig. Selbst wenn Karten geschwächt oder neu ausgerichtet werden, hat dies keine großen Auswirkungen, weil sich einfach nur der Kartenpool für den entsprechenden Zyklus ändert. Und da es ja auch keinen Deckbau gibt, gibt es auch keine Probleme mit alten schon veröffentlichten Karten. Und genau dies macht das Spiel weiterhin für mich so interessant. Nicht nur meiner Tochter konnte ich das Spiel näher bringen, sondern auch ihren Freunden und da reicht es dann einfach, wenn man ihnen ein Deck in die Hand drückt und sagt, sie sollen einfach das Deck entdecken.
Oder wenn ich mit einem Freund spiele und dieser mir sagt, ich solle ein Deck nehmen, was nicht so stark ist gegenüber einem Anfänger. Hier ist es einfach gut, sich ein verschweißtes, neues Deck zu schnappen und dann einfach loszuspielen, ohne dass einer das Deck kennt. Hier erkunden dann eben beide das Deck zur gleichen Zeit. Allerdings muss ich durchaus zugeben, wer wirklich noch nie KeyForge gespielt hat, wird auch mit einem jungfräulichen Deck nur wenig Glück haben, gegen einen erfahrenen Spieler zu gewinnen.
Euer Rating zu Keyforge Kollidierende Welten
KeyForge Kollidierende Welten ist auf Deutsch bei Asmodee erschienen.
Für die Review stand uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung.