Endlich, das Feuer ist entdeckt worden. Wurde ja auch mal Zeit! Das rohe Fleisch der Antilopen war schon sehr zäh und nun endlich konnten wir das Fleisch zubereiten, sodass es auch noch länger hält! Ein weiterer netter Nebeneffekt des Feuers – und damit hat keiner gerechnet – die Höhle ist jetzt auch in der Nacht warm. Vielleicht sollten wir dieses große Ereignis mal irgendwo festschreiben. Was müsste man dazu nur erfinden?
AMIGO ist bekannt für seine kleinen Spiele. Dabei geht es nicht um den Umfang, sondern um die Größe der Schachtel, in der sich allerdings auch sehr viel Spielspaß unterbringen lässt. Ob Milestones von Daniela Stöhr und Christian Stöhr dieser Tradition folgt oder uns mit etwas anderem überrascht, werdet ihr in der Review zu diesem Brettspiel herausfinden. Und hey, es gibt auch Würfel, so etwas kann man doch nicht ignorieren.
Viel Spaß beim Lesen!
Würfeln für Erfindungen
Am Anfang war das Nichts! Nein, ganz so weit in der Geschichte müssen wir dann doch nicht zurückreisen. Die ganze Entstehung der Erde, die Dinosaurier und so können wir überspringen, vielmehr sind wir ein kleiner Stamm von Höhlenmenschen und versuchen halt so kleine Dinge wie das Feuer zu entdecken oder den Bau von Werkzeugen.
Das machen wir aber nicht mit Nachdenken, sondern wir spucken in die Hände und handeln. Der Kniff bei Milestones ist eben, dass jeder Mitspielende am Tisch eine verdeckte Aufgabe hat, die es zu erfüllen gilt, indem eine bestimmte Kombination von Würfeln erwürfelt wird.
Blöd dabei ist nur, dass wir die Sprache noch nicht erfunden haben und nachdem wir gewürfelt haben, die Würfel auch nicht mehr anfassen dürfen, um sie vielleicht zurecht zu legen, damit der nächste am Tisch weiß, auf welche Würfel wir spielen möchten. Tja, und da das Mittelalter schon vor der Tür steht, haben wir auch nur dank bereits erfundener Sanduhr bloß 3 Minuten Zeit, um als Team so viele einzelne Aufgaben zu lösen, wie das Würfelhändchen zulässt.
Die Krux mit der Kommunikation
Natürlich passiert was passieren muss, meine Würfel werden von meinen anderen Spielenden am Tisch genommen und geworfen. Wie soll ich da meine Aufgabe erfüllen? Indem ich beobachte, denn eine kleine Ausnahme der Null-Kommunikations-Politik gibt es dann doch.
Der Spieler der am Zug ist darf bevor er würfelt die Würfel berühren und entsprechend zur Seite legen. Und genau hier muss ich eben aufpassen. Legt mein Gegenüber so zum Beispiel 5-er Würfel zu Seite und würfelt dann mit dem Rest, dann sollte für mich schon klar sein, dass hier 5-er gebraucht werden. Diese sollte ich in meinem Zug nicht unbedingt mitwürfeln, sondern sie auch liegen lassen.
Ich muss also nicht den anderen zeigen, was ich brauche, nachdem ich gewürfelt habe, sondern diese Information muss ich schon vorher stumm preisgeben. Natürlich geht das nicht immer gut, manchmal sind die Aufgaben, die es zu erfüllen gilt, einfach zu unterschiedlich und während ich eine bestimmte Farbe brauche, brauch sie der andere Spielende eben nicht. Dann müssen wir in klassischer kooperativer Manier in den sauren Apfel beißen und einen Kompromiss finden. Umgangssprachlich auch helfen genannt. Denn nur so können wir den Wettlauf mit der Uhr gewinnen.
Warum die Sanduhr?
Als ich das erste Mal von Milestones gehört hatte, war ich recht interessiert. Immerhin ging es wieder um Erfinden und Zivilisationsaufbau oder so und das Ganze sollte dann auch recht schnell spielbar sein. Doch leider kam das Würfelspiel am Anfangnicht wirklich in Schwung. Jeder am Tisch versuchte eben sein Ding zu machen und von Zusammenarbeit haben wir zwar mal gelesen, aber wirklich danach gehandelt haben wir nicht.
Nach ein paar Partien, war uns aber klar, was wir falsch gemacht hatten und wir schauten eben zu, was der Andere da am Tisch gemacht hat. Welche Würfel wurden zur Seite gelegt und welche Würfel eben nicht? Als es hier bei uns klick, gemacht hatte, lief es wie am Schnürchen, wenn da nicht die verdammte Sanduhr wäre. 3 Minuten, um seinen Stamm nach vorne zu bringen, war einfach zu kurz. Und so machte sich auch schnell Frust am Tisch breit.
Andere mit denen wir Milestones spielten, betitelten es als nett, aber eine Wiederholungspartie blieb immer aus. Also entschied ich mich dazu, die Sanduhr in der Schachtel zu lassen und das ganze ohne Zeitdruck zu spielen und plötzlich entwickelte sich nicht nur unser Stamm, sondern auch der Spielspaß. Ein sehr mechanisches Spiel mit einem Thema, dass sich aufgesetzt anfühlt, machte auf einmal Spaß.
Ein Milestone für Milestones
Für unsere Kleine entwickelte sich Milestones allerdings zu einem oft gespielten Würfelspiel und das nur, weil wir eine kleine Änderung vornahmen. Am Anfang teilte ich noch jeweils 10 Aufgaben an uns beide aus und die mussten wir dann eben schaffen. Dann ließen wir das Austeilen und spielten den Aufgabenstapel einfach runter. Hatten wir eine Aufgabe geschafft, zogen wir einfach nach. Natürlich immer noch jeder Spielende im Geheimen. Aber es macht auf einmal Spaß!
Ist also in der kleinen Schachtel von Milestones doch Spielspaß versteckt? Leider nicht, denn das Spiel richtet sich ja nicht an mich als Vielspieler. Ich kann damit leben, das Spiel nur noch in dieser modifizierten Form zu spielen.
Aber das ist eben eine Hausregel und nicht die eigentliche Regel und auch wenn es unheimlich viele offizielle Varianten gibt, nutzen diese doch immer das gleiche Grundgerüst: Versucht einfach so viele Aufgaben wie möglich zu lösen. Schade, denn so findet sich bedauerlicherweise für mich kein Spaß am Spiel. Dennoch werde ich das Spiel gelegentlich hervorholen und mit unserer Kleinen spielen, aber eben nach meinen Regeln.
Euer Rating zu Milestones
Milestones ist auf Deutsch bei AMIGO erschienen.
Für die Review stand uns ein Rezensionsexemplar von AMIGO zur Verfügung.