Review: PARKS Brettspiel

PARKS – Ein Brettspiel-Spaziergang durch die Natur

Parks Brettspiel CoverDie Wander-Saison geht dem Ende entgegen. Es war eine schöne Zeit. Das Wetter spielte meistens mit, auch wenn es laut den Aussagen anderer Mitwanderer dieses Jahr feuchter war, als die Jahre zuvor. Aber ich bin ja nicht wegen dem Wetter unterwegs, sondern wegen dem, was man erleben kann. Da war diese Begegnung mit dem Elch, der auf einmal mitten aus dem Nichts vor mir stand. Oder der kleine Wasserfall, welchen ich in den Morgenstunden entdeckte. Das Sonnenlicht glitzerte in den Wassertropfen und dazu nur das Rauschen des Wassers. Eins steht auf alle Fälle fest: Auch nächstes Jahre werde ich wieder durch die Parks wandern und wer weiß, was ich dann alles erleben werde. 

Nachdem wir uns im letzten Jahr durch das Spiel Flügelschlag dem Bird-Watching gewidmet haben, gehen wir in diesem Jahr wandern. Denn nur wer eine Reise tut, der kann etwas erzählen. In PARKS wandern wir und sammeln Andenken an unsere Reisen. Wie sich das Spiel spielt und was es noch zu bieten hat außer eine atemberaubende Tischpräsenz, das wollen wir in unserer Review zum Brettspiel PARKS, welches im Original bei Keymaster Games und auf Deutsch bei Feuerland Spiele erschienen ist, klären.

Viel Spaß beim Lesen!

Wir wandern durch die Parks der USA

Eigentlich ist das Brettspiel recht simpel. Ich sammle verschiedene Marker auf meinem Weg durch die unterschiedlichsten Landschaften. Bin ich dann am Ende meiner Reise angekommen, tausche ich diese Marker gegen Siegpunkte ein. Habe ich nach vier Runden bzw. vier Jahreszeiten die meisten Punkte, gewinne ich das Spiel. Das ist im Grunde das ganze Spiel. Mehr soll es ja auf den ersten Blick auch nicht sein. Wer sonst nur die Expertenkracher aus dem Feuerland Verlag spielt, wie Ein Fest für Odin oder auch das neue Wasserkraft, der kann sich wirklich auf einen gemütlichen Spiele-Spaziergang freuen.

Natürlich ist PARKS nicht nur ein simples Marker-Sammelspiel. Da gibt es dann doch die ein oder andere kleine Besonderheit zu beachten, die das Spiel auszeichnet. So habe ich am Anfang zwei Wanderer, die über den gleichen Weg laufen. Also muss ich mich, wenn ich dran bin, schon entscheiden, mit welchem der beiden ich meinen Zug mache. Weiterhin kann ich auf ein Feld nur dann einen Wanderer setzen, wenn dieses leer ist, es sei denn ich hab noch ein brennendes Lagerfeuer, dann kann ich auch ein besetztes Feld benutzen. Doch auch das beste Lagerfeuer geht irgendwann aus und dann heißt es taktisch vorgehen. Welcher Marker ist mir wichtig, um damit meine Parks zu komplettieren? Ziehe ich recht schnell sehr weit vor, um mir etwas zu sichern, weil mein Lagerfeuer schon aus ist oder gehe ich es langsam an und laufe dem Feld einfach hinterher?

Klar, die letzte Alternative klingt nach einem Plan. Ich laufe hinterher und sammle seelenruhig alles auf was ich brauche. Allerdings kann es dann passieren, dass meine Mitspieler die Runde beenden und ich eben nicht das bekomme, was ich eigentlich haben wollte. So bin ich wieder bei einer Sache, die ich so an Brettspielen mag. Ich muss Entscheidungen treffen.

Ein langer Weg

Die Entscheidungen sind der  große Motor, der das Spiel antreibt. Aber und das macht PARKS eben auch aus, es verzeiht auch eine kleine Fehlentscheidung. Das Spiel ist eben kein Experten-Schwergewicht, sondern der nette Waldspaziergang. Jede Entscheidung bringt mich irgendwie weiter, auch wenn es nicht die beste Entscheidung war. Sammle ich zum Beispiel einen Berg-Marker statt eines Wald-Markes, den ich auf den ersten Blick nicht gebrauchen kann, sieht dies eine Runde später schon anders aus und ich kann den Berg-Marker nun doch verwenden. Oder ich habe die Möglichkeit, diesen für mich unnützen Berg-Marker in einen Tier-Marker umzutauschen, damit ich ihn in Zukunft als Joker nutzen kann.

Der Weg ist das Ziel und das bildet PARKS meiner Ansicht nach richtig gut ab. Dazu kommen noch die Kleinigkeiten, die eine Tiefe in das Brettspiel bringen, die ich auf den ersten Blick nicht wahrgenommen habe. Durch verschiedene Ausrüstungs-Gegenstände, die ich im Laufe einer Partie erwerben kann, kann ich den Besuch in Parks günstiger machen oder aber ich bekomme einen Bonus, wenn ich eine bestimmte Landschaft besuche und damit den verbundenen Marker einsammle. Ich kann es sogar schaffen, dass ich Parks besuchen und für mich als Siegpunkte sichern kann, ohne dass ich dafür auch nur einen Marker ausgeben muss. Aber das klappt natürlich nicht automatisch, sondern liegt auch ein wenig am Zufall. Und hier erinnert PARKS durchaus an Flügelschlag, das Kennerspiel des Jahres 2019.

Allerdings ist in PARKS die Zufallsausprägung nicht so stark und hat auch keinen so großen Einfluss auf die Zusammenhänge im Spiel. Wenn es klappt, ist es gut, wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm. Denn ich kann in PARKS auch gewinnen, ohne dass ich mir eine große komplizierte Verzahnung aufbauen muss. Ich kann auch durch geschicktes Platzieren meiner kleinen Wanderer zur richtigen Zeit gewinnen.

PARKS ist Spielen für die Augen

PARKS ist schön. Nicht nur die Spielmechanik weist keine Lücken auf, sie überzeugt einfach durch ihre Schlichtheit. Auch die gesamte Produktionsqualität ist auf einem sehr hohen Niveau. Da sind zum einen die wunderschönen Holzmarker, mit denen es einfach Spaß macht, sie zwischen den Fingern hin und her zu bewegen, während ich warte, bis ich wieder am Zug bin. Da ist das Inlay, was alles absolut perfekt verstaut und nichts verschenkt. So habe ich zwar eine etwas kleinere Schachtel, aber die enthält nicht noch zu einem Drittel leere Luft.

Und dann sind da natürlich die Illustrationen der National-Parks. Diese stammen aus der Fifty-Nine-Park Serie. Dabei handelt es sich um eine Posterdruck-Serie mit Motiven zu den National-Parks der USA. Die einzelnen Motive sind dabei von Künstlern gestaltet worden. Einnahmen aus dem Verkauf dieser Poster werden dabei an die National-Parks gespendet. Das ist auch beim Brettspiel PARKS so. Der Verkauf durch das Brettspiel hat schon zu Spenden in Höhe von 10542 USD (30.06.2020) geführt. Und dank Feuerland können wir nun diese Motive auch in Europa bestaunen, denn normalerweise werden die Poster nur innerhalb von Nordamerika verschickt.

 

Das alles führt dazu, dass ich einfach gerne PARKS spiele. Die Leichtigkeit des Spiels und die sehr gute Aufmachung stehen leichten strategischen Tiefe nicht im Weg. Auch wenn ich am Anfang eine solche Tiefe nicht wirklich erwartet hatte und das Brettspiel eher für einen Blender hielt, also ein Spiel, welches durch überproduzierte Komponenten spielerische Schwächen überdecken will oder sogar muss. Aber das ist PARKS definitiv nicht.

Die Sache mit dem Glück

Wer nun glaubt, dass PARKS ein gut verzahntes, vielleicht auch leichtes Expertenspiel ist, den muss ich leider enttäuschen. Denn ähnlich wie ein Flügelschlag ist der Glücksanteil nicht zu leugnen. Am Anfang des Spiels bekomme ich zwei Ziele, die am Ende des Spiels gewertet werden. Schon hier kann das Glück unbarmherzig zuschlagen. Hier gibt es nämlich durchaus anspruchsvollere Ziele und weniger anspruchsvollere Ziele, es ist also eine reine Glückssache. Lege ich mich hier auf ein Ziel fest, zum Beispiel eine bestimmte Anzahl an Bergsymbolen auf meinen Parks-Karten zu haben, kann es einfach passieren, dass diese Karten nicht in ausreichender Anzahl in der Auslage vorhanden sind.

Auch die von mir beschriebene leichte strategische Tiefe hängt am seidenen Glücksfaden. Denn manchmal läuft es eben, weil ich Glück habe.  Mein Gegenüber räumt genau zu richtigen Zeit den Platz und ich kann dadurch die Marker einsammeln, die ich brauche. Was nun allerdings auf den ersten Blick vielleicht chaotisch aussieht, ist es nur bedingt. Denn wie ich, haben alle anderen Spieler am Tisch genau das gleiche Problem und dadurch relativiert sich der Glücksfaktor auch wieder.

Für mich ist diese Art von Glück kein Problem, denn so kann ich vielleicht die ein oder andere Niederlage einfach dem fehlenden Glück zu schreiben.

Ist PARKS ein Spiel für jedermann?

Auch wenn ich sehr angetan bin von PARKS, sowohl vom spielerischen Aspekt als auch vom optischen Aspekt, so konnte ich bei meinen Spielrunden auch gegenteilige Meinungen beobachten. Für den einen ist PARKS spielerisch nicht tief genug, für den anderen passt das Thema nicht. Andere Mitspieler haben das Problem, dass wenn sie mit ihrem Trail durch sind, erst einmal wieder warten müssen, bis alle anderen Mitspieler auch am Ziel angekommen sind. Das sind alles Punkte, die ich vollkommen verstehen und nachvollziehen kann. Aber auch ein Flügelschlag hatte hier durchaus die Spielergemeinschaft gespalten. Und seien wir mal ehrlich: Wie langweilig wäre unser Hobby, wenn es da nicht die unterschiedlichen Spieler und ihre unterschiedlichen Meinungen geben würde?

Was mich allerdings schon ein wenig stört, ist dass PARKS zu zweit nicht ganz so gut funktioniert. Hier fehlt einfach das mehr an Mitspielern, die die Felder auf dem Spielplan blockieren und mich öfter in eine Zwickmühle bringen. Mindestens drei Spieler sollten schon am Tisch sitzen, um wirklich ein spannendes Spielgefühl zu erzeugen. Zu zweit fehlt einfach diese Anspannung, nicht zu wissen, wie weit die anderen Mitspieler laufen, welche Felder sie besetzen oder eben auch gerade wieder frei machen. Daddurch spielt sich PARKS viel dynamischer. Spiele ich PARKS mit meiner Frau, ist es eher ein gemütliches Sammeln von Markern. Hier schlägt der Glücksfaktor auch härter zu, denn es gibt keinen Mechanismus, durch den die Parks-Karten automatisch wechseln. Kommen einfach nicht die Parks-Karten, die ich brauche, habe ich keine Chance, um den Sieg zu spielen.

Mit Spannung erwarte ich auch die kommende Erweiterung PARKS: Sternstunden. Nicht nur neue Parks-Illustrationen werden damit verfügbar, auch kleine Änderungen an der Spielmechanik kommen ins Spiel. Die Änderungen sind wiederum sehr geschickt in die schon bestehende Spielmechanik integriert und erweitern einfach nur das Spiel, ohne es dadurch auszubremsen. So ist jedenfalls mein erster Eindruck dazu, denn wirklich in Händen halten werde ich dies vor dem Ende des Jahres nicht. Zu diesem Zeitpunkt soll die Erweiterung erst erscheinen.


Euer Rating zu PARKS


Erst Flügelschlag nun Parks. Brettspiele mit Bezug zur Natur bestechen durch ihre Aufmachung. Braucht es das?

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PARKS ist auf Deutsch bei Feuerland Spiele erschienen.

PARKS (2019)
Spieler:
1 - 5
Dauer:
30 - 60 Min
Alter:
10+
BGG Rating:
7.7
Verlag:
Feuerland Spiele
BGG:

Für die Review stand uns ein preisreduziertes Rezensionsexemplar von Feuerland Spiele zur Verfügung.

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