Wie eine Ausgeburt der Hölle stürmt der riesige Stier auf meinen Titanen los. Der Aufprall ist so heftig, dass beide ein ganzes Stück über die Hügelkuppe nach hinten gepresst werden. Der Titan blutet schwer und ist bereits sehr mitgenommen vom Kampf. Aber der Schmerz und die Angst vor der Niederlage treiben uns nur noch mehr an. Der nächste Schlag muss sitzen. Ich habe schon mehr als einen der riesigen Kämpfer sterben sehen. Einen weiteren Verlust können wir uns nicht leisten, wenn wir die Welt vor der Bedrohung durch die Urgewalten in Form dieser üblen Kreaturen schützen wollen.
Hat jemand Minis und Erkundung gesagt? Aeon Trespass: Odyssey von Marcin Meknicki und Into the Unknown vereint genau diese Aspekte und klingt damit wie eine Mischung aus Kingdom Death: Monster und The 7th Continent. Als Argonauten erkundet ihr eine alternative griechische Welt der Antike und steuert mächtige Titanen, mit denen ihr gegen die Primordials kämpft. Ob diese Mischung hält was sie verspricht, versuchen wir in unserem Preview für euch herauszufinden.
Das macht man bei Aeon Trespass: Odyssey
Ein Teil von Aeon Trespass: Odyssey besteht darin, die Weltkarte Stück für Stück zu erkunden und dort bestimmte Quests zu entdecken und diese zu bestreiten. Ähnlich wie bei The 7th Continent sind das quadratische Plättchen, die aneinander gelegt werden und so nach und nach eine immer größere Karte bilden. Von jedem Plättchen aus habt ihr verschiedene Richtungen, in die ihr mir eurem Schiff segeln könnt. Beim Erkunden einer neuen Karte bekommt ihr außerdem Ressourcen, die ihr zum Beispiel für den Ausbau eures Schiffes und die Entwicklung von Technologien benötigt. Das kann wichtig sein, denn manche Kartenteile könnt ihr nur mit einer passenden Technologie bereisen.
Ein Fokus auf der Geschichte
Entdeckt ihr eines der vielen Story Hubs, kommt das umfangreiche Storybook zum Einsatz. Hier sucht ihr nach der Quest mit dem passenden Symbol und müsst nun eine Reihe von Entscheidungen treffen und Tests absolvieren. Eine Quest kann aus unterschiedlichen Teilen bestehen, hat aber immer einen festen Anfang und ein Ende, das von euren Entscheidungen abhängt. Je nachdem, wofür ihr euch entscheidet, kreuzt ihr in einer Entscheidungsmatrix an, was passiert ist. Wie es weiter geht, hängt dabei immer davon ab, was ihr angekreuzt habt oder eben auch nicht. Einige Entscheidungen trefft ihr dabei gezielt, andere werden ausgewürfelt. Im Storybook ist viel Varianz enthalten und beim einmaligen Spielen werdet ihr nie alle möglichen Verläufe der Geschichten mitbekommen.
Titanen gegen Primordials
Ein weiteres wichtiges Element des Spiels ist der Kampf gegen die sogenannten Primordials. Zu Beginn der Kampagne stehen euch vier verschiedene Titanen zur Verfügung, die von euren Argonauten gesteuert in den Kampf ziehen.
Ausgetragen wird der Kampf mit Würfeln, jedoch hat jede Aktion Auswirkungen auf den Danger-, Hate- und Fate-Wert eures Titanen. Diese reichen von Null bis Neun und je höher die Werte sind, desto effizienter kämpft der Titan. Mit höherem Hate habt ihr immer mehr Möglichkeiten, was ihr in eurer Aktion tun könnt. Höhere Danger-Werte sorgen dafür, dass ihr Wund-Karten ziehen müsst. Je höher der Wert, desto gefährlicher die Karten. So kann es auch vorkommen, dass euer Titan durch das Ziehen einer Karte stirbt. Ähnlich sieht es bei Fate aus, das ihr nutzen könnt, um Würfel neu zu werfen. Ist euer Fate-Wert bei neun und würde sich erhöhen, müsst ihr ebenfalls eine Karte ziehen, die über Leben und Tod eures Titanen entscheidet. Hohe Werte machen euch also nicht nur effizienter im Kampf, ihr geht auch ein hohes Risiko ein. Stirbt ein Titan im Kampf, steht er euch für weitere Missionen nicht mehr zur Verfügung. Ihr müsst dann erst weitere Titanen durch Stories finden und gefügig machen.
Der Kampf ist jedoch auch darauf ausgelegt, dass ihr kooperativ zusammenarbeitet. Ihr könnt während einer Aktion sogenannte Kratos-Marker in einen allgemeinen Pool legen, der allen Titanen zugänglich ist. Der Spieler nach euch kann dann mehr Schaden macht, indem er thematisch gesehen Schwachstellen ausnutzt, die über eure Aktion aufgefallen sind.
Die Primordials selbst werden über ein AI-Deck gesteuert, in das auch durch Angriffe der Titanen neue Karten hinzugefügt werden. Insgesamt ist der Kampf sehr glückslastig, da viel auf Würfel und das zufällige Ziehen von Karten gesetzt wird. Die Positionierung auf dem Spielbrett soll ebenfalls eine Rolle im Kampf spielen und es soll sogar möglich und auch nötig sein, sich auf Primordials zu stellen, um bestimmten Angriffen zu entgehen oder selbst eine besonders gute Angriffsposition zu haben.
Der Funke der Götter
Nicht alle Karten, die ihr bei Verletzungen zieht, sind notwendiger weise böse. So gibt es auch die Möglichkeit, dass ihr unter ganz bestimmten Umständen euren Titanen in eine Götterform verwandelt und damit eben auch göttliche Kräfte bekommt. Die Götter des Olymps sind zwar vernichtet worden, etwas ihrer Energie geistert jedoch noch durch die Welt. Wie bei allem im Spiel, könnt ihr euch aber auch hier nicht darauf verlassen, dass ihr diese Gestalt mit eurem Titanen annehmen könnt.
Eine Story endet in der Regel, wenn ihr einen Endgegner besiegt oder eine bestimmte Aufgabe erledigt habt. Ihr könnt aber auch verlieren. Das passiert auch, wenn ihr euch zu viel Zeit lasst, ihr zu viel Aufmerksamkeit generiert und bestimmte Ereignisse durch Entscheidungen in Gang setzt. Im Prinzip kann durch die Dokumentation jeder Entscheidung alles Konsequenzen haben. Es gäbe noch viel mehr Details, über die man bei Aeon Trespass: Odyssey schreiben könnte, aber das soll es hier erst einmal gewesen sein.
Das bekommt ihr bei Kickstarter
Neben dem einen Euro, den ihr beitragen könnt, um später Zugang zum Pledge-Manager zu erhalten, gibt es zwei verschiedene Unterstützungs-Level in der Kampagne. Zum einen könnt ihr für ca. 63,- EUR die Prelude Einführungsbox erstehen, in der lediglich sieben Miniaturen enthalten sind und mit der ihr eine Vorgeschichte spielt, um anschließend in die größere Kampagne der Grundbox einsteigen zu können. Alle Elemente des eigentlichen Spiels sind hier bereits enthalten, nur ist sie bei weitem nicht so umfangreich, wie die Grundbox. Die könnt ihr für ca. 118,- EUR unterstützen und bekommt dafür mit angegebenen 200 Stunden Spielzeit und über 24 Miniaturen wesentlich mehr. Alle Inhalte der Prelude-Box sind allerdings in der Grundbox ebenfalls enthalten. Die Stretchgoals und täglich freigeschalteten Bonus-Inhalte sind allerdings nur in der Pledge mit dem Grundspiel enthalten. Zusätzlich könnt ihr natürlich auch Addons kaufen. Das bereits vom Verlag vorgestellte Addon Gardens of Babylon kostet ca. 90,- EUR verspricht ca. 50 weitere Stunden Spielzeit und sechs neue Miniaturen. Versandkosten werden sich voraussichtlich auf ca. 27,- EUR belaufen. Mit der Produktion des umfangreichen Projekts dauert es etwas, weswegen die Auslieferung erst für Januar 2021 geplant ist.
Fazit
Into the Unknown hatte bereits früher Kampagnen auf Kickstarter. Bisher hatte man sich allerdings auf Miniaturen beschränkt, deren Charaktere allerdings bereits im Universum von Aeon Trespass angesiedelt waren. Miniaturen sind natürlich auch einer der Eyecatcher, wenn man sich die Kampagne zu Aeon Trespass: Odyssey anschaut. Allerdings ist noch nicht abschließend beschlossen, ob die Miniaturen letztendlich aus HIPS (High Impact Polystyrene) bestehen werden, was mehr Details zulässt, aber von den Käufern selbst zusammengeklebt werden muss. Alternativ überlegt man bei Into the Unknown noch, PVC zu nutzen, womit dann die Miniaturen fix und fertig aus der Fabrik kommen würden. Allerdings müsste man hier dann auch auf Details verzichten. Gerade uns als Miniaturen-Liebhaber würde das natürlich einen kleinen Stich versetzen.
Apropos Miniaturen, die man noch zusammenkleben muss: Aeon Trespass: Odyssey hat sich nicht nur in diesem Punkt einige Anleihen an Kingdom Death: Monster genommen. Auch der Name besteht bei beiden aus drei Wörtern, wobei nach dem zweiten ein Doppelpunkt folgt. Spaß beiseite. Der recht übersichtliche, einfach gehaltene Spielplan und der sehr aufs Würfel und auf einen Gegner fokussierte Spielplan für den Kampf lässt ebenfalls an das legendär teure Spiel denken. Nicht zuletzt erinnert auch die Gestaltung der Miniaturen an das Vorbild KDM. Viele Körperteile, die zum Teil kurios miteinander verbunden sind findet man bei beiden Spielen. (Mich erinnert das immer ein wenig an die Gegner aus dem Konsolen-Spiel Bayonetta.)
Aber nicht nur am Klassenprimus der Miniaturen-Spiele hat man sich orientiert. Auch eine Story sollte es geben und es sollte eine Reise ins Unbekannte werden, auf der es viel zu entdecken gibt. Da Entdeckung bei The 7th Continent gut funktioniert hat, hat man auch hier große Anleihen genommen. Sich von beiden Spielen inspirieren zu lassen finde ich persönlich nicht schlimm, denn man hätte sich schlimmere Vorbilder aussuchen können. Bereits jetzt wird Aeon Trespass: Odyssey als günstige Alternative zu KDM gehandelt. Der Preis von ca. 118,- EUR für die Grundbox ist ein wirklicher Kampfpreis, der mit mehr Spielzeit aufwartet, als die meistens von uns wohl investieren werden. Auch seit den letzten Kampagnen ist es um meine freie Zeit nicht unbedingt besser bestellt. Und dennoch juckt es mich in den Fingern. Ich werde vermutlich mit 1 EUR einsteigen, um die Entscheidung noch etwas vor mich her zu schieben. Es lohnt sich auf jeden Fall, alle paar Tage mal in die Kampagne reinzuschauen, um zu verfolgen, welche täglichen Boni es gibt.
Das Setting und bisherige Umsetzung der Miniaturen gefallen mir auf jeden Fall sehr gut. Mechanisch bringt es ein paar sehr schöne Neuerungen, ist allerdings auch ziemlich glückslastig. Wer mit Glück in Kämpfen schlecht umgehen kann, der sollte lieber seine Finger von der Kampagne lassen.
Die Kickstarter Kampagne läuft noch bis zum 30. September 2019
Link zur Kampagne von Aeon Trespass: Odyssey
Aeon Trespass: Odyssey erscheint bei Into the Unknown.
Wenn ihr immer auf dem Laufenden sein wollt, könnt ihr auf unserem Blog wöchentlich Previews zu aktuellen Kickstarter Kampagnen lesen, sowie euch auf unserer laufend aktualisierten Seite über aktuelle Crowdfunding-Projekte informieren.