Dem Trend der Verbindung einer App und physischer Spielkomponenten folgt nun auch Lucky Duck Games mit seiner Kooperation mit Mythic Games für Time of Legends: Destinies. Das kompetitive Brettspiel ist im selben Universum angesiedelt, wie Mythics erfolgreiches Joan of Arc. In einer übergreifenden Mission hat jeder Charakter noch seine eigenen abweichenden Missions-Twists, die er erreichen muss. Hierdurch bietet Destinies eine erfrischende Abwechslung zu der Flut an kooperativen Miniaturenspielen. Denn es ist euer Ziel, euer eigenes Schicksal zu erfüllen, nicht das der anderen.
Das macht man bei Time of Legends: Destinies
Time of Legends: Destinies spielt zeitlich irgenwo im 14. und 15. Jahrhundert, im tiefsten Mittelalter. Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied zu unserem historischen Mittelalter: Alle Legenden, Alpträume und sonstige Schrecken, die man sich damals so einbildete, existieren wirklich. Helden werden also an jeder Ecke gebraucht und dabei gibt es allerhand Abenteuer zu erleben. Jeder Spieler übernimmt in einem Szenario dabei die Rolle eines Charakters, der ein bestimmtes Schicksal erfüllen muss, welches auf der Rückseite seiner Karte angegeben ist. Der Weg dahin ist jedoch nicht genau beschrieben, den müsst ihr selbst herausfinden.
Da ihr selbst natürlich am allerwürdigsten seid, euer Schicksal zu erfüllen, sind die andere Mitspieler euch natürlich im Weg. Sie verfolgen andere Ziele und sind der irrigen Annahme, dass sie ihr Schicksal ebenfalls erfüllen können. Aber das geht natürlich nicht. Schicksal ist eben eine sehr persönliche Sache. Da kommt es euch auch nicht gerade gelegen, dass alles was ihr tut und erkundet, öffentlich ist. Ihr lest alle Informationen laut vor und falls ihr versagt, kann ein anderer sich an der selben Aufgabe versuchen. Natürlich ist es wahrscheinlicher, dass die anderen versagen und ihr vorbeikommt und das eben mal erledigt. Ist ja, wie bereits erwähnt, euer Schicksal.
Die App spiel bei Time of Legends: Destinies eine ähnlich zentrale Rolle, wie bei Chronicles of Crime von Lucky Duck Games. In eurem Zug nehmt ihr das Gerät, das ihr verwendet, an euch und könnt damit verschiedene Dinge tun. Zum Beispiel könnt ihr einen Ort erkunden, was dann in Text und weiteren Auswahloptionen in der App resultiert. Gleichzeitig dreht ihr das entsprechende Spielplanteil auf eurem Tisch um und folgt den Anweisungen in der App. Ihr könnt aber auch Leute befragen und hierzu die Dinge, Orte oder Personen, zu denen ihr etwas erfahren möchtet, einscannen. Das funktioniert im Prinzip genau so wie bei Chronicles of Crime.
Euer Charakter definiert sich durch seine Intelligenz, Beweglichkeit und Stärke. Auf eurem Charaktertableau habt ihr hierfür Leisten mit den Werten von eins bis zwölf, auf denen ein oder mehrere Marker liegen können. Wenn ihr einen Test auf eines dieser Attribute ablegen müsst, wisst ihr zunächst nicht, wie schwierig diese Aktion ist. Ihr würfelt mit zwei sechseitigen Würfeln und schaut, wieviele Marker auf oder unterhalb des gewürfelten Wertes platziert sind. Das gibt dann die Anzahl an Erfolgen an, die ihr aber noch mit speziellen Würfeln, die euren besonderen Einsatz symbolisieren, erhöhen könnt. Von diesen Effort-Würfeln bekommt ihr zum Beginn jeder Runde einen hinzu bis zu erem Maximum von drei. Wann ihr sie ausgebt, liegt an euch. Da ihr nicht wisst, wie schwer eine Aktion ist, müsst ihr hier gut überlegen, wann diese zum Einsatz kommen.
Über Erfahrungspunkte könnt ihr weitere Skill-Marker auf euren Attributsleisten einsetzen. Je niedriger der Wert ist, auf dem ihr den Marker platzieren wollt, desto mehr Erfahrungspunkte kostet es, da hierdurch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Marker bei einer Probe als Erfolg gewertet wird.
Außerdem gibt es noch Gegenstände, die ihr über Händler kaufen oder euch durchs spielen verdienen könnt. Die meisten Gegenstände haben einen Effekt, den ihr nutzen könnt. Alle haben außerdem einen QR-Code, damit sie gescannt werden und bei Aufgaben eingesetzt werden können. Das Spielziel erfüllt ihr bei Time of Legends: Destinies nicht, indem ihr möglichst viele Gegner tötet. Es wird zwar auch gekämpft, aber die Szenarien enthalten einen großen Teil an Erkundung und rätseligen Aspekten. Ihr müsst etwas über eure Welt lernen und die richtigen Entscheidungen treffen, um euer Schicksal zu erfüllen und das Szenario zu gewinnen. Durch die App ist es außerdem möglich, dass eure Entscheidungen das Spiel dauerhaft beeinflussen. Zum Beispiel macht es einen Unterschied, ob ihr rechtschaffend wart oder nicht, wenn ihr der Kirche einen Besuch abstatten möchtet.
Das bekommt ihr bei Kickstarter
Ihr könnt zu einen relativ günstiger Preis in die Kampagne einsteigen. Der Preis für das Grundspiel inklusive der Myth and Folklore Erweiterung beträgt lediglich um die 45,- EUR. Hier sind einige Szenarien enthalten, die ihr als one-shot an einem Abend spielen könnt und die nicht in einer Kampagne verwoben sind. Wer noch etwas mehr Inhalt haben möchte, der kann für ca. 72,- EUR auch noch die Sea of Sand Erweiterung dazu bekommen. Hier geht es dann nach Nord-Afrika, wo ihr es als Franzose mit Piraten und legendären Kreaturen wie dem Ifrit zu tun bekommt. Der bisher geschätzte Versand liegt mit 8,- bis 10,- EUR durchaus in einem angenehmen Bereich.
Bei den Stretch-Goals könnt ihr die Inhalte der Myth and Folklore Erweiterung bestimmen, die in beiden Pledge-Leveln enthalten sein wird. Während der Kampagne wird es Abstimmungen geben, die festlegen, welche Inhalte es genau in die Erweiterung schaffen werden. In allen Pledgeleveln wird außerdem eine Early-Access für den Community Scenario Editor enthalten sein. Hiermit lassen sich unter Verwendung des vorhandenen Spielmaterials eigene Szenarien entwerfen.
Die Lieferung ist für den September 2020 geplant, also etwa in einem Jahr.
Fazit
Beide Kooperationspartner haben meiner Meinung nach ihre Stärken in die Umsetzung von Time of Legends: Destinies eingebracht. Lucky Duck Games hat mit seinem Hit Chronicles of Crime bereits Erfahrung im Einsatz von Apps und die Verwendung von QR-Codes zum Scannen von Karten funktioniert hier noch einmal einen Tick besser. Allerdings passt diese technische Komponente nicht so sehr in das Setting, in dem Destinies spielt. Beim Detektiv-Spielen akzeptiere ich das Hantieren mit einem Handy über den Karten, um etwas zu scannen noch eher, als im mittelalterlichen Umfeld.
Mythic Games hat mit Joan of Arc bereits einen Titel veröffentlicht, der die Grundlage für die düstere Mittelalterwelt Time of Legends legt. Auch bei der Gestaltung von Miniaturen kann Mythic mit umfangreichen Vorwissen punkten. Beste Voraussetzungen, um packende Stories in einer Welt zu erzählen, die noch viele Geheimnisse birgt. So viele, dass das vorliegende System wie auch Chronicles of Crime mit noch vielen Erweiterungen bestückt werden kann. Der Community Scenario Editor wird unter den eingefleischten Fans hoffentlich ebenfalls fleissig genutzt werden. In solchen Spielsystemen liegt meiner Meinung nach viel Potential. Ob T.I.M.E Stories, Chronicles of Crime oder auch Detective, mit wenig Aufwand können hier immer neue Geschichten erzählt werden.
Auch wenn man Time of Legends: Destinies vom ersten Eindruck her mit Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde vergleichen könnte, ist es doch wieder anders. Bei Herr der Ringe reichte ein Gerät, das gut erreichtbar auf dem Tisch platziert wurde. Auch die Ansteuerung von Interaktionspunkten wurde hier über die App gelöst, womit man eine lebendigere und vor allem abwechslungsreiche Welt erzeugen konnte. Wem das schon zu viel war, der wird mit Time of Legends: Destinies nicht glücklich werden, da durch das Einscannen der einzelnen Elemente noch mehr innerhalb der App passiert. Positiv ist, dass das verwendete Gerät zwar von Spieler zu Spieler weitergegeben wird, die erhaltenen Informationen jedoch für alle wichtig sind. So interessiert euch durchaus, was euer Mitspieler gerade mit einem neuen Charakter bespricht, denn es könnten wichtige Informationen zur Erfüllung eures eigenen Schicksals vorkommen. Da uns der Einsatz der App in Herr der Ringe durchaus gut gefallen hat, möchten wir eigentlich nicht kategorisch ablehnen, denn das System mit dem Scannen hat durchaus Potential. Da ist nur diese kleine Stimme im Kopf, die mich daran erinnert, wie wir uns bei Chronicles of Crime endlos durch Dialogschleifen gescannt haben. Doch Lucky Duck Games ist ja lernwillig.
Die Kickstarter Kampagne läuft noch bis zum 16. Oktober 2019
Link zur Kampagne von Time of Legends: Destinies
Time of Legends: Destinies erscheint bei Lucky Duck Games.
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