Carnival of Monsters - Review

Carnival of Monsters – Drafting vom Karten-König

Carnival of Monsters - CoverImmer tiefer kriechen wir durch die engen Gänge der Höhle. Bereits nach den ersten Abzweigungen entdeckten wir einen der kleineren Würmer, doch unser Ziel liegt tiefer. Wer die königliche Monstrologische Gesellschaft beeindrucken will, der muss mindesten mit einem Höhlentroll aufwarten können. Die Gänge werden enger, bis wir uns durch einen schmalen Spalt zwängen und schließlich in einer größeren Höhle mit Tropfsteinen stehen. Eine Gruppe von Höhlentrollen blinzelt verschreckt gegen die Helligkeit unserer Lampen. Doch das hält nicht lange an. Fast augenblicklich kommen zwei große Männchen brüllend auf uns zu. Ob es das Wert war, um die Gesellschaft auf dem Carnival of Monsters zu beeindrucken?

Es war einmal ein Kartenspiel, das wollte besonders schön sein. Es hatte eine große Schwester, die wurde von jedermann für seine Schönheit gerühmt und daher beschloss das Kartenspiel, es wolle bei dem selben Schneider seine Kleider richten lassen, auf dass es genauso schön würde, wie seine Schwester.

So oder so ähnlich könnte man die Geschichte von Carnival of Monsters auch zusammenfassen. Amigo Spiele hatte die Idee, dass man sich für die Illustrationen der Karten doch die selben Illustratoren anheuern könnte, die auch für die immer sehr schön anzusehenden Illustrationen des Magic the Gathering TCGs verantwortlich sind. Immerhin haben beide Spiele mit Richard Garfield den selben Autor. Leider sind diese Illustratoren nicht gerade ein Schnäppchen, denn viele darunter sind sehr erfolgreiche Künstler aus verschiedenen Bereichen. Daher dachte man sich bei Amigo, man könne sich doch an einer Kickstarter-Kampagne versuchen und damit das Geld für die Illustratoren zusammen bekommen. Daraus wurde leider nichts, denn wie mittlerweile jeder weiß, zählt auf Kickstarter vor allem die Optik und mit nackten Karten und purer Mechanik kam einfach nicht genug Geld zusammen, um das Projekt umzusetzen.

Happy End im Monsterland

Trotzdem ist Carnival of Monsters nun auf dem Markt. Nicht etwa, weil man die hochgelobten Magic-Illustratoren nun aus eigener Tasche finanziert hätte. Nein, man hat sich darauf besonnen, dass es auch in der deutschen Brettspiel-Szene einige hervorragende Illustratoren gibt und diese verpflichtet. Daher könnt ihr nun auf den Karten von Carnival of Monsters Illustrationen von Michael Menzel, Dennis Lohausen, Oliver Schlemmer, Loic Billiau, Martin Hoffmann, Claus Stephan und Franz Vohwinkel bewundern. Hierbei war für jede Landschaft und die dazugehörigen Monster jeweils ein Illustrator verantwortlich. Trotz des eigenen Stils ist jedoch ein optisch stimmiges Spiel bei dieser Zusammenarbeit herausgekommen.

Carnival of Monsters - Länder und Monster

Auch Monsterjäger haben Geldsorgen

Im Spiel schlüpft ihr in die Rolle eines Monsterjägers, der mit den anderen Mitspielern am Tisch in den Wettstreit um die Aufnahme in die königliche Monstrologische Gesellschaft tritt. Die Plätze sind begrenzt und daher macht ihr euch in ferne Länder auf, um die gefährlichsten Kreaturen zu fangen und in eurer Menagerie auszustellen. Im Kern handelt es sich dabei um ein Draft-Spiel, bei dem ihr euch jeweils eine Karte aussucht und den Rest an den nächsten Spieler weitergebt. In jeder der insgesamt vier Saisons draftet ihr euch 8 Karten zusammen, wobei ihr die letzte einfach zugesteckt bekommt. Das ist durchaus wichtig, denn ihr müsst jede Karte entweder kostenlos ausspielen oder bei euch einlagern, was euch dann aber eine Krone kostet. Da ihr kein regelmäßiges Einkommen habt, ist Geld recht rar gesät. Es kommt durchaus vor, dass ihr als letzte Karte von eurem Mitspieler eine zugeschustert bekommt, mit der ihr gar nichts anfangen könnt. Dann müsst ihr sie aber trotzdem bei euch einlagern und dafür zahlen. Habt ihr kein Geld, müsst ihr einen Kredit für 3 Kronen aufnehmen, der am Ende der Partie ganze 5 Minuspunkte zählt. Kredite behaltet ihr außerdem und könnt sie nicht zurückzahlen.

Reisen in ferne Länder – das kommt uns bekannt vor

Aber eigentlich wollt ihr gerne Karten ausspielen und am liebsten Monsterkarten. Um das zu können, braucht ihr allerdings erst mal die passenden Länderkarten. Ähnlich wie bei Magic the Gathering benötigt ihr diese, um mit Länderpunkten (nicht Mana) die Monsterkarten bezahlen zu können. Damit ihr nicht ganz verloren seid, bekommt ihr bereits am Anfang der Partie ein paar Startländer. Auf den Monsterkarten ist angegeben, wie viele Länderpunkte einer bestimmten Gegend ihr ausgeben müsst, damit ihr sie ausspielen dürft. Länderkarten sind zum Beispiel Wolkenlande, Wald oder Höhlen. Mehr Länder eines Typs erlauben euch, mehr oder gefährlichere Monsterkarten aus diesen Gegenden in einer Runde auszuspielen. Das Ausspielen von Länderkarten ist grundsätzlich kostenlos möglich. Weit entfernte Länder benötigen als Voraussetzung jedoch, dass ihr bereits eine bestimmte Anzahl an Länderpunkten des gleichen Typs vor euch ausliegen habt. Gebt ihr Länderpunkte für Monsterkarten aus, so dreht ihr die Länderkarten zur Seite. Erst in der nächsten Saison stehen sie euch wieder zur Verfügung.

Carnival of Monsters - Saisonkarten

Was der König will und was das Glück euch gibt

Apropos Saison: Zu Beginn jeder der vier Saisons wird immer eine Saisonkarte aufgedeckt, die bestimmt, welche Monstertypen der König in dieser Zeit bevorzugt. Da gibt es dann zum Beispiel Geld für das ersten Monster aus den Wolkenkanden, das jeder Spieler ausspielt. Wer am Ende der Saison am meisten Monsterpunkte des entsprechenden Typs zusammen bekommt, der bekommt außerdem die Saisonkarte und damit zusätzliche Siegpunkte. Das klingt jetzt eigentlich ganz gut, denn so hat man in jeder Saison ein konkretes Ziel. In der Praxis jedoch trägt es zu einer der größten Kritiken an Carnival of Monsters bei. Es ist nun mal sehr sehr zufällig, welche Länderkarten ein Spieler gerade hat, welche Monsterkarten in einer Runde im Umlauf sind und auch welche Saisonkarte ausliegt. Speziell in der ersten Runde, in der jeder zufällig Startländer zugeteilt bekommt, kann oft keiner die Bedingungen erfüllen und überhaupt ein Monster ausspielen. Im anderen Extrem gibt es einem Spieler unter Umständen einen echten Vorteil, wenn er per Zufall ein passendes Land hat und eine passende Monsterkarte für die Saisonkarte der ersten Drafting-Runde ausspielen kann. Die zwei Kronen können entscheidend dafür sein, eben keinen Kredit aufnehmen zu müssen oder einen wertvollen Mitarbeiter anwerben zu können.

Carnival of Monsters - Drafting

Draften, draften, draften und nochmal draften

Konkret sieht eine Drafting-Runde so aus, dass ihr eine Karte auswählt, die anderen Karten weitergebt und dann eure Karte entweder aufdeckt oder eben speichert und dafür zahlt. Neben Länderkarten sind natürlich Monster dabei. Es gibt aber auch noch die bereits erwähnten Mitarbeiter, die einen permanenten Vorteil bieten, dafür aber beim Ausspielen auch bezahlt werden wollen. Dann gibt es noch Karten mit einmaligen Vorteilen und Auftragskarten, die für die Endwertung zählen. Diese Auftragskarten können nicht ausgespielt werden, sondern ihr müsst sie speichern, was bedeutet, dass sie euch auf jeden Fall eine Krone kosten.

Carnival of Monsters - Würfel

Große Stapel für große Monster

Der Kartenstapel ist wirklich beeindruckend hoch und in einer Partie bekommt man nicht mal ansatzweise alle Karten zu sehen. Das bedeutet auch, dass es wiedermal vom Zufall abhängt, welche Karten in einer Partie vorhanden sind. Mal hat man nur Länder und dafür wenig Monster und in der nächsten Partie ist es genau umgekehrt. Mal passt alles wie ein gut geöltes Uhrwerk ineinander und ihr rennt den anderen davon, mal werdet ihr komplett abgehängt oder ihr wetteifert Kopf-an-Kopf um die gefährlichsten Monster. Einige sind so gefährlich, dass ihr Käfigsymbole benötigt, um sie am Ende einer Saison gefahrlos verwahren zu können. Dabei helfen euch zunächst die Jäger der Gesellschaft. Dies geschieht allerdings wieder zufällig, indem drei Würfel geworfen werden, deren potentielle Käfigsymbole dann für alle Mitspieler gelten. Häufiger als ein Erfolg ist auf diesen Würfeln jedoch gähnende Leere zu sehen. Der weise Monsterjäger sorgt also entweder mit passenden Markern über Karten vor, wenn er kann oder er hat im Idealfall sogar einen kompetenten Mitarbeiter, der für Sicherheit sorgt. Wer nicht genügend Käfige für seine gefährlichen Monster hat, muss (natürlich) wieder Geld zahlen.

Sieht es nur schön aus oder macht es auch Spaß?

Carnival of Monsters - KartenstapelWer hätte gedacht, dass die Monsterjagd so viel mit Glück und nur wenig mit Planung und Können zu tun hat? Neben den vielen sehr schön illustrierten Karten und dem auch sonst sehr schönen Spielmaterial hat uns Canival of Monsters aber auch spielerisch überzeugen können. Klar gibt es sie, die Runden, in denen nichts zusammenpasst. Aber es gibt auch die Runden, in denen man sich ein wirklich fettes Monster aufgespart hat und es dann schafft, die passenden Länder zusammen zu bekommen und das Gefühl, wenn alles zusammenpasst, ist einfach toll.

Etwas weniger Glück und mehr Taktik kommen außerdem in der Zweispieler-Variante auf. Hier wird im Drafting jedesmal eine Karte abgeworfen und eine neu nachgezogen, die hinzu kommt. Hier muss man sehr aufpassen, welche Karten man an seinen Kontrahenten weitergibt und kann gezielt für ihn wichtige Karten vernichten. Das macht ebenfalls sehr viel Spaß und mindert ein wenig den Glücksfaktor. Es eliminiert ihn aber nicht ganz.

Wir hatten sowohl zu zweit als auch mit mehr Spielern sehr viel Spaß mit Carnival of Monsters. Man sollte jedoch nicht erwarten, etwas in Richtung Magic the Gathering oder Keyforge vorzufinden. Carnival of Monsters ist ein gelungener Drafting-Titel, der optisch und spielerisch überzeugen kann und für so manche spannende Runde mit Freude, Ärger und kurzweiliger Unterhaltung sorgt.


Euer Rating zu Carnival of Monsters


Mögt ihr eher taktische Spiele oder vertraut ihr auf euer Glück?

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Carnival of Monsters ist auf Deutsch erschienen bei AMIGO.

Carnival of Monsters (2019)
Spieler:
2 - 5
Dauer:
45 Min
Alter:
12+
BGG Rating:
7.27
Verlag:
AMIGO
BGG:

Für die Review stand uns ein kostenfreies Review-Exemplar zur Verfügung.

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