Laut den Erzählungen der Alten soll es ein stürmischer Tag gewesen sein, als die großen Mutterschiffe am Himmel erschienen. Damals, als wir noch in primitiven Hütten lebten, dachten wir, die Götter würden zu uns herabsteigen. Doch sie waren keine Götter. Sie waren einfach nur die Erbauer. Sie brachten uns Wissen und Technik. Vorbei war die Zeit, in der wir die Tage damit verbrachten, Essen zu suchen und einfach nur zu überleben. Nun konnten wir endlich leben und unsere Kultur und unsere Gesellschaft weiterentwickeln.
Ich muss gestehen, ich habe durchaus eine durchwachsene Beziehung zu Brettspielen, die im Original bei Board & Dice erschienen sind. Auch Origins: Ankunft der Erbauer, welches bei Giant Roc erschienen ist, fällt genau in diese Kategorie. Mit Brettspielen wie Trismegistus oder auch Teotihuacan wurden nicht nur neue Ideen und knackige Expertenspiele entwickelt, sondern auch Brettspiele, die nicht einfach zu lernen und zu meistern sind. Wie viel Experte nun in Origins: Ankunft der Erbauer steckt und ob es auch mit neuen Ideen glänzen kann? Diesen Fragen stellen wir uns in der Review zum Brettspiel.
Viel Spaß beim Lesen!
Origins ein Brettspiel mit Historie
Ich erwähnte es ja schon in der Einleitung. Ich bin kein unbeschriebenes Blatt, wenn es um Spiel aus dem Board & Dice Verlag geht. Dabei habe ich kein Problem damit, dass sie scheinbar nur Spiele entwickeln, die mit einem „T“ beginnen und kompliziert auszusprechen sind. Vielmehr ist mein Problem die Regel. Leider zählt der Verlag und seine Spiele mittlerweile für mich zu einer Kategorie, die mich erst einmal schlucken lässt. Gerade die Regeln sind aus meiner Sicht oft nicht gut geschrieben und machen es selbst einem versierten Spieler nur unnötig schwer, ins Spiel zu kommen.
Und auch Origins: Ankunft der Erbauer bildet hier keine Ausnahme und da Giant Roc als deutscher Verlag auch nur die Regeln übersetzt hat, hat sich auch in der deutschen Ausgabe an der Struktur und Verständlichkeit nichts geändert, was schade ist. Hier hätte ich mir durchaus mehr erhofft, gerade um schneller und unkomplizierter ins Spiel zu kommen.
Aber was solls, Regeln sind Regeln und irgendwann versteht selbst ein alter Zausel wie ich, was das Spiel eigentlich von einem will. Und dann kann ich natürlich auch anderen Spielenden Origins: Ankunft der Erbauer näher bringen.
Okay, Regeln sind eins und Spielen ist etwas anderes. Und hier kann Origins: Ankunft der Erbauer durchaus überzeugen. Wenn ich am Zug bin, kann ich entweder einen meiner Bürger einsetzen, dargestellt durch einen Würfel, oder ich hole eingesetzte Würfel zurück.
Und klar, ihr ahnt es schon, den eingesetzten Würfel nutze ich, um natürlich entsprechende Aktionen zu machen. Dabei spielen die präsenten Mutterschiffe auf dem Plan eine durchaus wichtige Rolle, denn sie geben an, welche Wertigkeit ein Würfel bzw. Arbeiter haben muss, damit ich die Aktion auch machen darf. Alles irgendwie schon einmal gehört und gesehen.
Auch die Aktionen sind eher Brettspiel-Standard: Ressourcen beschaffen oder tauschen, um damit auf Leisten vorzurücken oder Stadtviertel zu bauen.
Wir bauen eine Stadt
Die eigentliche Neuerung sind die Stadtviertel. Denn diese bringen erst einmal nichts, wenn ich sie gebaut habe. Nur wenn ich diese mit einem Bürger bzw. Würfel besetzte, werden die mit den einzelnen Vierteln verbundenen Aktionen ausgelöst. Allerdings sind die eingesetzten Würfel dann aus dem Spiel. Und diese Würfel sind eben nach Spieleranzahl begrenzt.
Hier kann Origins: Ankunft der Erbauer sehr punkten. Denn ich muss mich entscheiden, was ich mit den Würfeln mache. Lasse ich die Bürger immer weiter auf den Plan und steigere auch durch die zweite Aktions-Möglichkeit, das Zurückholen der Bürger, ihre Erfahrung oder nutze ich eher unerfahrene Bürger, um damit die Boni der Stadtviertel zu nutzen. Dazu kommt noch die Möglichkeit sehr erfahrene Bürger, also mit dem Wert sechs, als Berater einzusetzen, um damit meinen Archon zu boostern.
Auch der Archon ist ein bekanntes Konzept. In anderen Spielen wie zum Beispiel Viticulture nennt man das den großen Arbeiter.
Warum ich den Archon boostern möchte? Ganz einfach: Jede Aktion, die ich an einem Mutterschiff ausführen kann, ist an eine Farbe gekoppelt. Stimmen nun eingesetzte Würfelfarbe und Farbe des Mutterschiffes übereinander, kann ich nämlich eine weitere Bonusaktion ausführen. Und da der Archon am Anfang eher farblos ist, braucht es die Farben seiner Berater, damit auch er die Bonusaktionen ausführen kann.
Na ja, und je mehr Berater dieser sein Eigen nennt, desto mehr Siegpunkte gibt es dann eben auch noch am Schluss der Partie.
Und das gesamte Zusammenspiel aus Stadtviertel bauen, zur richtigen Zeit die Würfel einsetzen, die Entscheidung zu treffen, wann ich einen Arbeiter bzw. Würfel wie einsetze, macht mir Spaß. Es ist ein wenig, wie den richtigen Flow für das Spiel zu finden und das kann durchaus überzeugen.
Aber…
Aber es fühlt sich dann eben auch sehr trocken an. Origins: Ankunft der Erbauer ist auf alle Fälle ein mechanisch sauberes Brettspiel. Alles greift fast immer schön ineinander, solange ich im Flow bin und so lange ich auch die richtigen Würfel habe. Dass das auch anders geht, passiert leider auch. Neue Würfel bzw. Bürger, die ich bekomme, haben irgendwann nicht die erforderliche Stärke, um sie für Aktionen einsetzen zu können. Und so vergehen erst einmal kostbare Runden, bis ich wieder mit den Anderen am Tisch mitspiele und nicht nur hinterherlaufe. Schlimmer noch, es kann sogar passieren, dass ich nur der Gehilfe bin für meine Mitspielenden und ihnen die Mutterschiffe schön bereitstelle und sobald ich wieder dran bin, einfach nur in die Röhre schaue.
Und so wird dann eben schnell aus Spiellust auch Spielfrust. Was leider bei mir dazu führte, dass ich immer weniger Mitspielende finde, die bereit sind, eine Runde Origins: Ankunft der Erbauer zu spielen.
Und auch mir selber fehlt das gewisse Etwas. So sauber Origins auch designt ist, so trocken ist es leider auch. Ein wenig lassen zwar die Illustrationen erahnen, dass die Erbauer hier eine moderne Gesellschaft gründen und aufbauen wollen. Aber es kommt eben einfach nicht durch. Obwohl ich einer Partie Origins nicht abgeneigt bin, gibt es dann doch diesen Augenblick, wo das Brettspiel eher im Regal bleibt, weil es dann doch andere Spiele gibt, die mich dann einfach mehr reizen. Die mehr Thematik bieten oder eben auch mal die ein oder andere Ecke haben. Sich eben nicht so anfühlen, als ob man als Controller irgendwie nur ein paar Zahlen hin und her schiebt und eine Gesellschaft nach Zahlen beurteilt. Hier fehlt dem Spiel aus meiner Sicht eindeutig die Seele.
Origins: Ankunft der Erbauer wirkt unfertig
So ist Origins: Ankunft der Erbauer eben nur ein solides Spiel. Aber auch nicht mehr und auch nicht weniger. Was schade ist, denn durch die Cover-Illustration hatte ich mir anfangs mehr erhofft.
Dazu kommen noch Entscheidungen des Original-Verlages, die aus meiner Sicht das Spielgefühl deutlich reduzieren. So ist die Schrift auf den Plättchen einfach zu klein. Oder auch die aktuellen Werte der Mutterschiffe sind nur schwer erkennbar. Selbst bei guter Beleuchtung ist unter anderem Gelb nicht sofort erkennbar. Dass auch Spielende mit einer Farbsehschwäche außen vor sind, ist dann auch nur ein weiterer negativer Punkt, der mich fragen lässt, warum hat man hier bei Board & Dice wieder ein Spiel auf den Markt gebracht, was durch solche Eindrücke eher den Status vermittelt, nicht fertig zu sein.
Auch die Entscheidung der Tempel-Leisten, wo ich mit meinen Scheiben natürlich möglichst weit nach oben gelangen möchte, wirkt auf mich dann eher so, als ob man noch Platz auf dem Brett hatte, um dort dann noch einen Mechanismus einzubauen. Und so wächst dann auch die Komplexität, aber nicht unbedingt der Spielspaß.
Euer Rating zu Origins: Ankunft der Erbauer
Origins: Ankunft der Erbauer ist bei Giant Roc erschienen.
Für die Review stand uns ein kostenfreies Review-Exemplar zur Verfügung.