Trismegistus Brettspiel Review

Trismegistus – Alchemie für Kennerspieler

Trismegistus Brettspiel CoverLangsam flockt das Gold aus. Endlich ist es geschafft. Nach all den Fehlschlägen ist dies der Stein der Weisen. Wer hätte gedacht, dass es nur ein bisschen mehr Quecksilber braucht. Wie viel Zeit habe ich Narr verbraucht, um aus Blei Gold zu machen? Dabei war die Lösung doch so nah, die Veredlung von Silber zu Gold ist der richtige Weg. Und ich habe es geschafft! Vielleicht sollte ich mir einen neuen Namen zulegen. Ich, Isaac Newton, bin einfach der Größte. Ach was, mit dieser Erkenntnis bin ich nicht nur zweimal so groß wie meine Mitstreiter, nein ich bin der Trismegistus Alchemista – der dreimal größte Alchemist meiner Zeit! 

Trismegistus ist das neue Spiel von Daniele Tascini und Federico Pierlorenzi. Wie auch schon Teotihuacan, ist auch dieses Brettspiel beim Verlag Board & Dice erschienen. Ob das Spiel, in dem wir uns als Alchemisten versuchen, dabei einen genauso knackigen Schwierigkeitsgrad hat wie das Spiel über die Azteken? Ob wir es in Trismegistus schaffen wirklich Gold herzustellen, damit wir in Zukunft eine sprudelnde Einkommensquelle für unser Brettspielhobby haben? Das wollen wir euch in unserer Review zu dem anspruchsvollen Spiel gerne erläutern.

Viel Spaß beim Lesen!

Trismegistus – der dreimal Größte

Die Göttergestalt des Hermes Trismegistos war eine Verschmelzung des ägyptischen Gottes Thot und des griechischen Gottes Hermes.  Sein Name Trismegistos – bzw. im Englischen Trismegistus – kommt daher, dass diese Gestalt „…zugleich der Größte der Philosophen, der größte Priester und größte König gewesen sei.“

Und was hat das jetzt mit dem gleichnamigen Brettspiel zu tun? Ganz einfach: Lange Zeit galt genau diese Gestalt als Verfasser der Hermetischen Schriften. In diesen Schriften wurde auch über die Alchemie geschrieben und genau darum geht es in dem neusten Brettspiel von Daniele Tascini und Federico Pierlorenzi.

Dabei werden die Naturgesetze einfach ad acta gelegt und die Transmutation von verschieden Elementen funktioniert ohne Probleme. Eine kleine Essenz hier und ein Grundelement da und schon wird aus Blei ohne Probleme Eisen. Natürlich kann ich am Ende Gold herstellen und das alles ohne Kernfusion im heimischen Labor.

Trismegistus Brettspiel Spielplan

Daniele Tascini der Herr der Würfel

Man kann Daniele Tascini schon eine Vorliebe für Würfel unterstellen. So ist dies auch bei Trismegistus der Fall. Diesmal sind die Würfel aber gefühlt alles. Während sie bei Marco Polo noch als Währung dienten, sind es bei Teotihuacan Arbeiter mit Erfahrung. Bei Trismegistus gibt es bei den Würfeln allerdings einen komplexeren Twist.

Ein Würfel steht nicht nur dafür, wie viele Aktionen ich durchführen kann. Ein Würfel steht auch dafür, welche Elemente ich sammeln kann, welche Essenzen ich bekomme, welche Transmutationen ich durchführen kann. Achja und nicht zu vergessen, welche Experimente ich machen darf und welche Artefakte ich kaufen kann.

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Das klingt nicht nur komplex, es ist auch komplex. Die Komplexität kommt einfach daher, dass das Auswählen eines Würfels gut überdacht sein muss. Einfach so einen Würfel nehmen, ist nicht das Mittel, um an Siegpunkte zu kommen. Denn wie schon erwähnt, ein Würfel steht für verschiedene Aktionsmöglichkeiten. Und deswegen muss ich gut überlegen, welchen Würfel ich denn wähle.

Die Anzahl der Würfel gibt an, wie viele Aktionen ich pro Runde machen kann. Klingt also einfach: Ich nehme den Würfel aus dem Pool, der die größte Anzahl an Würfeln hat. Allerdings verbaue ich mir dadurch vielleicht weitere Aktionsmöglichkeiten. Denn wenn es in diesem Pool nur schwarze oder weiße Würfel gibt, kann ich keine roten Transmutationen durchführen. Und genauso gut sind für mich dann auch rote Artefakte gestorben. Und das ist nur die Spitze des Eisberges.

Trismegistus Brettspiel Würfel

Nachdenken bis der Arzt kommt?

Natürlich kann dies einen gedanklich schon ausmanövrieren. Allerdings ist das nicht wirklich der Fall, denn ich konzentriere mich nicht auf das, was ich machen kann. Meine Gedanken sind im hier und jetzt. Und da geht es wie in jedem guten Euro-Game um Siegpunkte. Diese Siegpunkte bekomme ich durch Experimente, die ich durchführen kann und sollte. Dabei sind die Experimente am Anfang noch recht simpel und brauchen wenige Ressourcen, sie bringen aber auch weniger Siegpunkte ein, während ich am Ende mit den schwierigen Experimenten mehr Punkte einheimsen kann.

Allerdings verlangen diese von mir auch ein mehr an Können. Dieses Können spiegelt sich in meiner Fähigkeiten wider, die vier Elemente zu meistern. In Erde, Feuer, Wasser und Luft kommt es auf meinen Kenntnisstand an, ob ich ein Experiment abschließen kann oder eben nicht. Eine weitere Verzahnung, die bedacht werden muss. Aber es kann auch eine beliebte Stolperfalle sein. Gerade in den ersten Partien hab ich meine Gedanken eher auf die zu beschaffenden Materialien gelegt und nicht auf die Meisterung der entsprechenden Fähigkeit. Das wurde mir zum Spielende zum Verhängnis, denn nun gab es keine Experimente mehr, die eine geringe Fähigkeitsstufe hatten.

Trismegistus Brettspiel Alchemisten

So wurden wertvolle Aktionen verschwendet, in denen ich verzweifelt versucht habe, auf der entsprechenden Leiste voranzukommen. Das zeigt: Trismegistus ist kein Brettspiel für nebenbei. Ich muss hoch konzentriert meine Aktionen planen und mir immer bewusst sein, was ich denn eigentlich erreichen möchte.

Das macht es allerdings auch schwierig, das Spiel einfach mal so auf den Tisch zu packen. Ich muss Neulingen ganz genau erklären, wie die einzelnen Elemente des Spieles sich stark ineinander verzahnen. Und oft genug verlieren neue Spieler den Anschluss. „Ach, das hab ich jetzt übersehen.“ oder „Mist, das geht gar nicht mit dem Würfel.“ sind dann oft genug am Tisch zu hören. Andererseits bietet das Spiel einen ungemeinen hohen Reiz, wenn ich verstanden habe, wie das Spiel gespielt werden will.

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Trismegistus und die Regeln

Doch bis es so weit bei uns war, dauerte es eine Zeit lang. Das lag an zwei Dingen. Da sind auf der einen Seite die Regeln. Keine Frage, Trismegistus wird einem schon irgendwie erklärt, allerdings brauchte ich insgesamt zwei Anläufe, bis ich es verstanden hatte. Dabei ist das eigentliche Spiel nicht besonders schwierig. Kleines Beispiel gefällig? Wenn ich dran bin, mache ich eine Aktion. Danach ist der nächste Spieler dran usw. Allerdings kommt dies in den Regeln nicht ganz eindeutig hervor, denn nach der Erklärung des Zuges eines Spielers und was dieser am Ende macht, kommt gleich die Erklärung für die Ende der eigentlichen Runde, wenn alle Spieler ihre Züge gemacht haben. Das wirkt beim Lesen der Regeln nicht wirklich nachvollziehbar.

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Weiterhin ist das Regelheft aus meiner Sicht nicht logisch aufgebaut. Im ersten Abschnitt werden alle Schritte eines Zuges erklärt, allerdings werden die eigentlichen Aktionen und was diese bewirken erst im zweiten Teil erklärt. So blätterte ich also beim Lernen von Trismegistus ständig hin und her. Und am Ende des Lesens und Lernen hatte ich zwar die Spielmechanik verstanden, aber es blieb noch die große Frage nach dem Warum. Warum mache ich die Transmutationen? Wofür brauche ich Essenzen und wie hängt das dann alles miteinander zusammen? Erst die Erklärung am Ende der Regeln, wofür es alles Siegpunkte gibt, gab mir die Erkenntnis, wie die ganzen Verzahnungen zusammenhängen.

Daher kann ich euch nur den Tipp geben, wenn ihr das Spiel anderen Spielern erklärt: Erklärt ihnen am Anfang einfach für was es am Ende alles Siegpunkte gibt, dann könnt ihr während der Erklärung darauf immer wieder zurückkommen.

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Trismegistus und die Grafik

Eine weitere Hürde ist die grafische Aufmachung von Trismegistus. Und das ist auch der nächste Kritikpunkt am Brettspiel. Zwar bekomme ich alle Information, die ich brauche, grafisch erklärt und das hilft auch beim Spielen, allerdings bringen diese Informationen mir erst etwas, wenn ich das Spiel ein paar mal gespielt habe. Bis dahin sind die Symbole auf dem Spielbrett und auf den Hilfekarten nur nette Spielerei und haben keinen Mehrwert. Gerade die Spiel-Hilfekarten sind eigentlich überflüssig. Am Anfang kann ich mit der Symbolik nichts anfangen und nach einigen Spielen brauche ich diese auch nicht mehr, weil ich ja weiß, wie das Spiel funktioniert.

Auch bei den Würfel-Symbolen hat sich Board & Dice aus meiner Sicht einen groben Schnitzer erlaubt. Während 4 der 6 Symbole gut unterscheidbar sind, ist dies bei zweien nicht der Fall. Diese sind sich einfach zu ähnlich. Es handelt sich um die Planetensymbole für Jupiter und Ceres und wenn man nicht weiß, wie herum diese gehören, kommt es leicht zu Verwechslungen. Zu oft ist es passiert, dass sich die Symbole doch im falschen Pool befunden haben, was gerade bei einem Spiel wie Trismegistus spieltechnisch durchaus einiges ausmacht.

Insgesamt wurden aus meiner Sicht hier eindeutig Chancen verschenkt, Trismegistus zugänglicher zu machen.

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Welcher Daniele Tascini darf es denn sein?

Für mich hat Trismegistus durchaus Potenzial, nachdem ich mir die Mühe machte mich durch die Regeln zu kämpfen und ein paar Partien zu spielen. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, hat sich dann aber doch über die Zeit zu einem schönen Techtelmechtel entwickelt.

Bei einem Autor wie Daniele Tascini muss ich mir aber auch seine anderen Brettspiele anschauen. Und da gibt es durchaus andere Spiele, die ich lieber aus dem Schrank ziehe. Dazu gehört allerdings nicht Teotihuacan. Das Spiel konnte mich einfach nicht überzeugen.

Im Moment würde ich entweder zu einem Tzolk’in oder einem Marco Polo II greifen. – Gerade Marco Polo II hat ja die alte Leidenschaft für Marco Polo neu entfacht. –  Beide Spiele sind genauso komplex wie Trismegistus, spielen sich aber angenehmer und gehen flotter von der Hand, auch mit neuen Spielern am Tisch. Ich muss bei ihnen nicht auf viele Verzahnungen achten, wie dies bei Trismegistus der Fall ist. Das unterscheidet natürlich auch die Kenner-Spiele von den Experten-Spielen.

Angenehm empfand ich auch die thematische Einbettung der Alchemie. Zuerst dachte ich das, Thema wäre nur aufgesetzt, was es in einigen Spielbereichen auch ist. Ich werfe hier nur einmal den Stein der Weisen in den Raum, wo ich durch das Ausfüllen von Spalten und Zeilen durch Spielsteine Sofort-Effekte und verschiedene Boni freischalten kann. Aber der Rest passt spieltechnisch doch wunderbar ins alchemistische Gesamtkonzept. Die Farbe des Würfels welche die Transmutation definiert, sei nur mal exemplarisch genannt.

Trismegistus Brettspiel Review

So lässt mich Trismegistus wie viele Spiele dieser Tage durchaus gespalten zurück. Auf der einen Seite ist da ein recht zugängliches Experten-Spiel mit wunderschönen Verzahnungen, wo wirklich alles spieltechnisch wunderbar ineinander greift. Das ist etwas, das es für mich in dieser Hinsicht besser macht als ein Crystal Palace.

Auf der anderen Seite ist allerdings die Einstiegshürde für neue Spieler am Tisch genauso hoch wie bei einem Black Angel. Was es mir eben schwierig macht, das Spiel eben einfach mal so auf den Tisch zu bringen, an dem auch neue Mitspieler sitzen, die das Spiel nicht kennen. Und gerade bei den 2-er Experten-Spielen haben Jasmin und ich eben genug andere Spiele, die auch gespielt werden möchten. So wird Trismegistus durchaus noch ein paar Mal auf dem Tisch landen, allerdings glaube ich nicht, dass es mich auf lange Sicht fesseln wird.

Update: Mittlerweile gibt es eine deutschsprachige Spielerhilfe, die einen den Einstieg und das Spielen von Trismegistus sehr erleichtert: Spielerhilfe Trismegistus auf BGG


Euer Rating zu Trismegistus


Würfel die keine Würfel sind. Wie findet ihr es wenn Würfel im Brettspiel eben nicht zum würfeln genutzt werden, sondern als Währung, Zähler oder irgendwas anderes?

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Das Spiel Trismegistus ist im Original bei Board & Dice erschienen. Auf Deutsch ist das Spiel bei Giant Roc erschienen.

Trismegistus: The Ultimate Formula (2019)
Spieler:
1 - 4
Dauer:
90 - 120 Min
Alter:
14+
BGG Rating:
7.6
Verlag:
Board & Dice
BGG:

Für die Review stand uns ein Rezensionsexemplar von Board & Dice zur Verfügung gestellt.


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