Review: The Rise of Queensdale

The Rise of Queensdale – Showdown im Tal der Königin

Rise of Queensdale BoxGenau hier soll sie entstehen, die neue Siedlung. Die kleine Lichtung mit dem alten verfallenen Haus ist die ideale Stelle, um dem Wunsch des Königs nach einer neuer Gemeinde nachzukommen. Der Fluss ist nicht allzuweit entfernt und so können ohne Probleme auch die Müller und Schmiede ihre Werkstätten mit der Kraft des Wassers betreiben. Der Boden ist gut und ertragreich. Noch fehlt die Anbaufläche und ein Teil des Waldes muss teilweise gerodet werden. Der Wald mit seinen Erträgen ist ein wichtiger Verbündeter für unseren Plan. Das neue Schloß soll nicht nur einfach so im Nirgendwo entstehen, es soll das Zentrum einer pulsierenden Region werden, bewohnt von unserer Königin Margaret. Doch bis dahin wird noch viel Arbeit vor uns liegen. Aber der Rise of Queensdale hat begonnen und so werden wir dieses Tal Schritt für Schritt verwandeln.

Legacy Made in Germany

Hier ist erst einmal noch eine Warnung: Unser Review wird nicht ohne Spoiler auskommen können, diese sind aber entsprechend markiert.

Rise of Queensdale LogoRise of Queensdale ist das erste Legacy Brettspiel (also ein Spiel bei dem sich Spielelemente permanent verändern) aus deutschen Landen. Entwickelt haben es Inka und Markus Brand die zwar schon über 100 Spiele entwickelt haben, aber am Bekanntesten für ihre EXIT Spiele sind.

Und so stereotyp es auch klingen mag: Schon beim Cover der Box und beim ersten Anschauen der Komponenten, kann ich nur sagen: „Dieses Spiel ist absolut deutsch.“ Die Illustrationen von Michael Menzel wirken vertraut, auch die Materialverarbeitung ist halt typisch deutsch. Der erste Blick auf den Spielmechanismus zeigt, hier kommt ein Eurogame mit Legacyelementen. Und auch das Thema Mittelalter/ Fantasy erfindet das Rad nicht neu.

Doch bei einem Legacy Brettspiel ist der Ersteindruck nicht das ausschlaggebende Element und auch Rise of Queendale ist da nicht anders. Der wahre Kern des Spieles entwickelt sich ja über die Zeit hinweg.

Basteln vor dem ersten Spiel

Was mich am meisten überraschte, war die Fülle an Material. Ein Haufen Stanzbögen, viele Karten und Stickerbögen quollen förmlich aus dem Karton hervor. Wo sollten wir da bloß anfangen? Genau, natürlich mit der Anleitung. Diese wies uns gleich auf zwei Punkte hin. Erstens: Wir sollten uns die Materialen nicht so genau anschauen, es sei denn wir werden explizit darauf hingewiesen. Und Zweitens: dass wir als allererstes bitte das Merkblatt für den Aufbau unseres Spieles abarbeiten sollen. Und wer sind wir, dass wir so etwas in Frage stellen? Also gut, das Merkblatt aus der Schachtel genommen, was allerdings nicht geht, ohne dass ihr schon den einen oder anderen Blick auf Komponenten werft, die euch vielleicht schon spoilern könnten.

Rise of Queensdale CharakterNun ging es also weiter an das Lesen des Merkblattes und siehe da, es folgt die große Bastelstunde. Denn bevor ihr auch nur einen Spielzug machen könnt, müsst ihr Rise of Queensdale erst einmal fit machen für seinen ersten Einsatz. Das bedeutet die richtigen Stanzbögen für die erste Partie raussuchen, eure Charaktere raussuchen und am wichtigsten: Eure Würfel zu bekleben. Denn die Würfel, die dem Spiel beiliegen, sind blank und müssen erst noch vorbereitet werden. Allerdings ging auch diese Bastelstunde nicht, ohne dass wir teilweise Blicke auf Spielinhalte erhascht haben, die ja noch nicht für unsere Augen bestimmt sind.

Warum der Verlag hier keine verschlossenen Umschläge/ Boxen beigelegt hat, erschließt sich mir bis heute nicht. Denn so hätte man ja alles in einen Umschlag packen können, was mit der Spielvorbereitung zu tun hat und hätte keine anderen Spielelemente zu Gesicht bekommen.

Wir basteln immer noch

Da wir noch nicht wussten, mit wie vielen Spielern, wir Rise of Queensdale spielen wollten, haben wir einfach mal das Material für alle vier Spielerfarben vorbereitet. Dann mussten noch  Ressourcen und weiteres Spielmaterial ausgepöppelt werden und gefühlt eine Stunde später war das Spiel dann bis auf kleinere Ausnahmen einsatzbereit.

Als nächstes mussten wir die Frage der Spieleranzahl klären und holten uns schnell Hilfe im Netz. Viel geholfen hat es nicht, denn eine wirklich optimale Besetzung gibt es nicht. Also entschieden wir uns, auch aus terminlichen Gründen, die Zwei Spieler Variante anzugehen.

Und so geschah es an einem Donnerstag, dass wir bereit waren, uns ins Abenteuer zu stürzen.

Rise of Queensdale der Tischblockierer

Wenn ihr das Spiel spielen wollt, braucht ihr Platz. Neben dem eigentlichen Spielplan müssen noch eure Charaktertableaus Platz finden, ein Aktionsübersichtsplan, eine… kurzum ihr braucht eine Menge Platz. Selbst mit nur zwei Spielern war der Tisch voll. Wobei hier einige Elemente durchaus hätten verkleinert werden können, um so den Platzbedarf doch noch zu senken. Daher gab es nur eine Lösung für uns: Wir mussten das Spiel am Stück durchrocken, denn ein ständiges Auf und Abbauen wollten wir uns nicht antun. Denn dabei muss man Vorsicht walten lassen, denn durch das Design des Spielbrettes kann das Spiel nur im Liegen gelagert werden.

Würfeln, Setzen, Würfeln, Setzen…

Rise of Queensdale AktionenErfreulicherweise ist das Spielprinzip von Rise of Queensdale sehr einfach gehalten. Es ist ein klassisches Dice-Placement-Spiel. Das bedeutet, ihr würfelt und nutzt die erwürfelten Seiten, um Aktionen auszuführen. Im konkreten Fall könnt ihr so Ressourcen sammeln oder ihr führt eine der verschiedenen Aktionen vom Aktionsplan aus. Ihr könnt euer Dorf ausbauen, Feste schmeißen, Geld einsammeln, Kräuterhütten errichten, Gefolgsleute anheuern oder euch Brot besorgen. Am Anfang ist das noch sehr überschaubar, aber die freien Flächen auf dem Aktionsplan zeigen euch schon, da wird sich im Laufe noch etwas ändern, wenn neue Regeln kommen und ihr neue Sticker auf dem Plan platzieren dürft.

Ihr setzt nun also abwechselnd eure fünf Würfel und wenn ihr keine Würfel mehr zum Einsetzen habt, beginnt alles wieder von vorne. Ein nicht wirklich überraschender Mechanismus, den man schon bei anderen Spielen gesehen hat. Der Kniff liegt hier im Legacy Mechanismus. Denn ihr startet alle zwar mit genau den gleichen Würfeln, doch im Laufe der Kampagne könnt ihr eure Würfel modifizieren. Statt nur ein Holz zu bekommen, könnt ihr euch mit einem entsprechenden Upgrade einen Sticker aussuchen, der euch entscheiden lässt, ob es Holz oder Lehm sein soll. So seid ihr nicht mehr ganz dem Würfelergebnis ausgeliefert.

Ressourcen sammeln und in Siegpunkte umwandeln

Reduziert ihr Rise of Queensdale auf seinen Mechanismus, besteht das Spiel nur daraus, Ressourcen einzusammeln und diese dann in Siegpunkte umzuwandeln. Wer als erstes die erforderliche Siegpunkte erreicht hat, gewinnt die Runde (Epoche). Dabei hat jeder Spieler sein eigenes Epochenziel. Und das wird immer höher je weiter ihr vorne liegt. So kann es sein, dass Spieler eins 10 Punkte erreichen muss, um die Partie zu gewinnen. Spieler zwei hingegen, muss, weil er eine Epoche weiter ist, schon 16 Punkte erreichen, um wieder als Gewinner zu gelten.

Was in der Theorie fair klingt, ist bei genauerem Hinschauen nur Augenwischerei. Denn klar, wenn ich weiter in der Epoche bin, muss ich zwar mehr Punkte erwirtschaften, im Gegenzug bekomme ich aber auch mehr Punkte als mein Gegenüber. Und gegen einen ausgeklügelten Siegpunktegenerator könnt ihr nichts machen, da bildet Rise of Queensdale auch keine Ausnahme.

[spoiler title=’Siegpunktgeneratoren‘ style=’default‘ collapse_link=’true‘]So war es bei uns der Fall, dass ich für das Bauen von Häusern mit Baumeistern doppelt belohnt wurde. Nicht nur dass ich weniger Ressourcen bezahlen musste, ich bekam neben den eigentlich Siegpunkten auch noch extra Siegpunkte für jeden eingesetzten Baumeister. So waren mit nur einer Aktion schon 30 bis 50 Prozent der Siegpunkte, die ich brauchte, mit nur einem Zug eingespielt. Meine Frau hingegen musste härter um ihre Punkte kämpfen, da sie komplett aufs Kräuter sammeln gesetzt hat und nur wenn sie die richtigen Plättchen gezogen hat, konnte sie gut punkten. Wenn sie dann aber gepunktet hat, kamen hier auch Punkte zusammen, die kaum einholbar waren.[/spoiler]

Entscheidungen treffen

Rise of Queensdale BoteEin klassisches Element in einem Legay-Spiel ist es, Entscheidungen zu treffen und mit diesen in der nächsten Partie leben zu müssen. Da gibt es keine Ausnahme bei Rise of Queensdale. Aber ihr merkt sehr schnell, dass die Entscheidungen, doch ein anderes Kaliber haben, als eben ein Pandemic Legacy. Soviel kann verraten werden: Es geht eben nicht um das Überleben der Welt, sondern nur darum, eine Region aufzubauen.

[spoiler title=’Entscheidungen‘ style=’default‘ collapse_link=’true‘]Leider sind die Entscheidungen, die ihr treffen müsst, aber nicht wirklich spielentscheidend. Sie drehen sich am Anfang und am Ende der Kampagne nur darum, welche Gebäude ihr baut oder welche Sticker ihr auf eure Würfel klebt. Das sind leider nicht die Entscheidungen, die wir uns in einem Legacy-Spiel wünschen. Einzig während der dunklen Zeit, gab es so etwas wie spielentscheidende Momente, wenn es darum ging, die Armen zu ernähren oder Gefolgsleute zu heilen. Aber das wurde ja auch mit Siegpunkten belohnt und deswegen hat man sich gar nicht moralisch entscheiden müssen, sondern man hat es quasi im Vorbeigehen mitgemacht, um sein Epochenziel zu erreichen.

Hier hätten wir uns einfach mehr erwartet. Und wenn es nur eine Entscheidung am Ende der Runde gewesen wäre, ob wir jetzt Weg A oder B beschreiten wollen. Aber es ist immer der gleiche Weg. Selbst die Konsequenz daraus, ob wir mehr Raben als Tauben haben, macht spielerisch kaum einen Unterschied. Denn die schwarzen Gefolgsleute bringen mit ihrer Aktion als Händler oder Soldaten einfach nur Siegpunkte. [/spoiler]

Einmal spielen und Schluß?

Rise of Queensdale HilfsmittelKlar, die Natur eines Legacy-Spiel ist es, dass ihr es eigentlich nur einmal durchspielen könnt, um die volle Erfahrung mitzunehmen. Bei Legacy-Spielen, bei denen ihr etwas aufbaut, ist es aber der Trend, dass ihr nach Ende der Kampagne ein vollwertiges Spiel habt, was ihr immer wieder spielen könnt. Da macht Rise of Queensdale auch nichts neues. Doch was im Ansatz ganz nett klingt, taugt in der Praxis nicht wirklich. Denn zum einem habt ihr ja das Problem mit der Lagerung des Spieles und zum anderen ist das Spiel nicht wirklich skalierbar. Denn habt ihr, so wie wir mit nur zwei Personen gespielt, dann ist das Spielbrett eben für genau zwei Personen aufgebaut. Kommen jetzt ein paar Freunde vorbei und wollen mit euch spielen, geht das einfach nicht. Und das liegt nicht an der Komplexität der Regeln, sondern es liegt schlicht am Spielmaterial.

Und hier erschließt sich für uns auch nicht die Entscheidung, warum der Verlag auf die Kacheln setzte, um den Spielplan abzubilden. Die Kacheln die genutzt werden machen es nur unnötig kompliziert, gerade was die Lagerung und das Handling angeht. Alles was mit den Kacheln geht, geht auch mit Stickern. [spoiler title=’Kacheln‘ style=’default‘ collapse_link=’true‘]Der einzige Grund der für die Kacheln spricht, ist das Überbauen der Kräuterplättchen, aber auch das hätte man mit Stickern machen können.[/spoiler]

Hier hätten die Autoren oder der Verlag durchaus mehr machen können. Warum gibt es keine Anleitung, in der beschrieben ist, wie das Spielbrett und die Würfel so präpariert werden, dass man es eben in der maximal Besetzung von vier Spielern hätte spielen können? Das hat Charterstone zum Beispiel besser gelöst. Während ich mir bei Charterstone durchaus noch vorstellen kann, noch einmal einfach nur so zu spielen, ohne Kampagne und auch mit anderen Leuten, ist dies bei Rise of Queensdale nicht der Fall.

Story, Story, Story

Rise of Queensdale KartenDer Knackpunkt eines jeden Legacy-Spiels ist die Story, die im Hintergrund erzählt wird. Und wer hätte es gedacht: Auch Rise of Queensdale hat eine Geschichte zu erzählen. Und nicht nur das, scheinbar gibt es an jeder Ecke eine kleine Geschichte zu erleben. Sei es Thilo, die rechte Hand des Königs, der uns mit neuen Aufträgen und Abenteuern versorgt, das mysteriöse Wahrsagerdeck oder auch der Geschichtenstapel. Es gibt viel zu erleben im ruhigen Tal. Doch was auf den ersten Blick als Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Brettspielen gilt, ist bei genauerem Hinschauen, dann doch nicht so toll gelöst.

Die Hauptstory

Aber der Reihe nach. Schauen wir uns an dieser Stelle erst einmal den großen Plot an. Durch die Anleitung werden wir ja schon darauf hingewiesen, dass ein Schloss für die Königin gebaut werden soll und wer da den besten Job macht, wird vom König belohnt.

[spoiler title=’Hauptstory‘ style=’default‘ collapse_link=’true‘]Und leider ändert sich an diesem Plot überhaupt nichts. Schlimmer noch: Der Bau des Schlosses läuft einfach so nebenbei ab, ohne dass wir etwas dazu beisteuern. Denn wir bauen ja nur unsere Siedlung um das Schloss herum aus. Die Geschichte, die am Anfang noch Lust auf mehr macht, entwickelt sich auch nach einigen Partien nicht weiter. Klar kommen neue Ereignisse hinzu, aber der Ausbruch der Pest überrascht nicht wirklich und einen echten Plot-Twist gibt es einfach nicht. Es wird sogar am Ende noch absurder, wenn die Aufklärung kommt, warum der König das Schloss bauen lässt. Und ganz ehrlich, nur weil der König mit Thilo zusammen sein will, veranstaltet er diesen ganzen Zirkus und vergiftet seine Frau! Das bringt zwar einen Schmunzler aber mehr auch nicht. Da hat jeder Groschenroman mehr Tiefe zu bieten. [/spoiler]

Die Nebenstorys

Hier geizt Rise of Queensdale nicht mit seinen Geschichten. Mehrere Kartendecks wollen erkundet und erlebt werden. Soviele kleine Geschichten bietet im Moment kein anderes Brettspiel. Allerdings solltet ihr hier keine großen Geschichten erwarten. Jede Geschichte passt auf eine Seite und ist natürlich so gestaltet, dass sie eigentlich unabhängig vom Spiel funktionieren. Eine mögliche Geschichte wäre zum Beispiel, dass der Fluss eine Überflutung hervorruft. Nun ist es an euch die Überflutung zu bekämpfen, in dem ihr Dämme oder ähnliches baut.

Der einzige große Unterschied in den Geschichten ist nur ein zentrales Ereignis, vor diesem Ereignis benutzt ihr ein anderes Deck, während des Ereignis auch wieder ein anderes Deck, welches direkten Bezug auf das Ereignis nimmt und sobald das Ereignis überwunden ist, nehmt ihr das dritte Deck, aus dem ihr eure Geschichten zieht.

Ich sehe die Zukunft

Rise of Queensdale BeutelApropos zentrales Ereignis. Natürlich könnt ihr Infos dazu bekommen und euch auch entsprechend darauf vorbereiten. Ihr müsst dazu nur die richtigen Personen ansprechen und in diesem Fall ist es die Wahrsagerin. Wenn ihr sie während einer Partie entdeckt, könnt ihr vom Wahrsagerdeck eine Karte ziehen und so einen Blick in die Zukunft erhaschen. Leider ist die Wahrsagerin sehr unzuverlässig und so konnten wir nur eine einzige Karte aus dem Deck ziehen, da wir sie in anderen Runden nicht entdeckt haben.

Das liegt daran, dass die gute Frau verdeckt unter einem von 48 Kräuterplättchen liegt, die euch, wenn ihr sie umdreht, Vorteile im Spiel gebe. In den meisten Fällen sind das Ressourcen oder Siegpunkte. Nun kommt es eben im Spiel zu zweit sehr häufig vor, dass ihr nur eine handvoll der Plättchen sammelt und deswegen blieb die gute Frau zumeist unentdeckt.

Thilo reitet immer noch

Ein ganz anderes Erlebnis haben wir bei den Botenkarten gehabt. Die rechte Hand vom König, der gute Thilo, reitet wild durch unser Tal und berichtet uns von Ereignissen, die uns beeinflussen. Die Botenkarten werden gezogen, wenn ihr Thilo aus dem Beutel mit den Gefolgsleuten zieht. Da die Aktion des Gefolgsleute anheuern sehr häufig zum Einsatz kommt, kam Thilo bei uns auch sehr häufig im Tal vorbei. Die Besonderheit bei Thilo und seinen Karten ist, dass sie nur gültig sind, bis ein neuer Thilo aus dem Beutel gezogen wird. So kann es euch passieren, dass in einer Partie mehrere Botenkarten vorgelesen werden. Dadurch dass Thilo sehr viel durch das Tal reitet, kennt ihr nach einer gewissen Anzahl von Partien aber auch schon die einzelnen Karten. Damit geht natürlich ein bisschen das Storyelement der Botenkarten verloren.

Wo ist die Motivation?

Voller Vorfreude stürzten wir uns in das Abenteuer. Das Spielprinzip, sowohl der Dice Placement Mechanismus und auch Legacy-Spiele waren uns nicht neu und erfreulicherweise spielten sich die ersten Partien sehr schnell und flüssig. Am meisten nervte es, wenn neue Regeln ins Spiel kamen und es erst einmal eine Klebeorgie gab. Wir hatten sogar einmal den Fall, dass wir mehr Zeit brauchten, das Spiel vorzubereiten, als das eigentliche Spiel zu spielen. Aber wir wollten ja in der Story vorwärts kommen. So kämpften wir uns durch bis zum großen Ereignis. Und dann? Dann fehlte auf einmal etwas und so zogen sich die letzten Partien unheimlich in die Länge. Wir wollten das Spiel einfach nur noch hinter uns bringen.

[spoiler title=’Die Motivation‘ style=’default‘ collapse_link=’true‘]Für uns lag es einfach daran, dass nach dem Ausbruch der Pest nichts mehr in Rise of Queensdale passierte. Schon während der Pest ernüchterte uns die Tatsache, dass sich am Spiel selber nichts geändert hat. Man spielte immer noch nach den gleichen Mechanismen. Und egal wie schlecht es Queensdale ging, man bekam einfach für alles Siegpunkte. Wir brauchten uns gar nicht großartig anstrengen, um an Siegpunkte zu kommen. Ihr macht einfach wirklich immer das Gleiche, es werden Ressourcen in Siegpunkte umgewandelt, mehr nicht. Andere Legacy-Spiele verändern hier den Ablauf, erschweren oder erleichtern uns das Spiel. [/spoiler]

Eigentlich spielt man alleine

Rise of Queensdale GefolgeWas uns aber wirklich fehlte, war die Spielerinteraktion. In klassischer Euro-Game Manier kommt ihr euch nicht in die Quere. Klar kann es sein, dass euer Gegenüber eine Aktion blockiert, die ihr auch machen wolltet. Aber das hält maximal eine Runde an, denn das nächste Mal wenn ihr Startspieler seid, könnt ihr euch ja die entsprechende Aktion schnappen. Was häufig passiert ist, dass ihr schon einmal schaut, welche Würfel euer gegenüber denn noch hat, um daraus abzuleiten, was er noch machen könnte oder machen muss. So spart man sich schon einmal den ein oder anderen Ressourcen-Würfel auf, um ihn nach seinem Gegner zu setzen, weil ihr damit dann noch eine Bonus-Ressource bekommt. Aber das war es dann auch schon mit der Interaktion.

Und so baut ihr euer Dorf gemütlich aus, ohne dass ihr euch um euer Gegenüber kümmert. Das Spiel versucht einen Wettbewerb zu erzeugen, den es nicht gibt. So sind einige Gebäude künstlich verknappt, so dass nicht jeder alles bauen kann. Ihr baut dann eben statt dem Sägewerk die Goldmine. Unterm Strich bleibt es aber gleich, denn es hilft euch, Siegpunkte zu generieren. Prinzipiell sind die einzelnen Gebäude sowieso recht eintönig. Sie dienen nur dazu, euch passive Fähigkeiten zu geben oder Aktionen zu verbessern. Ihr bekommt keine extra Aktionen oder ähnliches.

Insgesamt entsteht dadurch dann doch eher ein mechanisches Spiel. Eine wirkliche Verbundenheit zu unserem Dorf konnten wir nicht herstellen. Es war nur ein Mittel zum Zweck und wir versuchten, das Dorf so gut wie möglich zu optimieren. Wir schauten uns die neu verfügbaren Gebäude an, um zu entscheiden, wie wir sie in unseren Siegpunkt-Generator einbauen könnten.

Einmal Standard Grafik zum Mitnehmen

Selbst wenn ein Mechanismus nicht wirklich revolutionär ist, kann man ihn doch durch eine schicke grafische Umsetzung noch einmal aufpeppen. Doch Rise of Queensdale wirkt hier recht altbacken. Die Illustrationen von Michael Menzel  sind eben nur Standard. Es scheint so, als ob hier explizit eine gewisse Käuferschaft angesprochen werden sollte. Jeder der das Mittelalter-Setting liebt, wird sich über die Illustrationen freuen. Bei mir fühlte es sich eher nach: „Hab ich schon so oft gesehen.“ an.

Was ich allerdings dem Spiel nicht vorwerfen kann, ist die gut gestaltete Ikonografie. Diese sorgt dafür, dass ihr in vielen Fällen eigentlich keinen Blick in die Regeln werfen müsst, um zu verstehen, was das Gebäude oder die Aktion macht. Das beschleunigt natürlich immens den Spielablauf.

Schaut ihr euch hier einfach mal die Legacy Mitstreiter an, zeigen diese einem dann doch, wie es anders geht. Sei es der klare, moderne Stil in Pandemic Season 1, der Endzeit-Stil in Season 2 oder eben der knuffige Comic-Stil bei Charterstone. Hier hätte der Verlag mehr Mut beweisen können.

Kommen wir zum Ende

Rise of Queensdale MeepleWir hatten uns viel erwartet von Rise of Queensdale. Die ersten Informationen, die wir im Internet gefunden hatten, versprachen uns auch ein großartiges Erlebnis. Bemängelten wir bei Charterstone noch, dass das Ende einfach nicht gelungen war, erhofften wir uns von Inka und Markus Brand einfach mehr. Ja, es gibt mehr Story, aber Quantität kann nicht alles aufwiegeln. Es ist einfach das grundlegende Problem eines Eurogames im Legacy Gewand. Wenn ein Spieler zu schnell den Sieg erringt Partie für Partie, ist das frustierend für die anderen Mitspieler. Rise of Queensdale versucht hier gegenzusteuern, indem vorne liegende Spieler gebremst werden und schwächere Spieler mit Boni belohnt werden.

Doch es bleibt immer noch ein Wettrennen, bei dem man auf das Glück der Würfel hoffen muss! Wer am schnellsten seine Epochensiegpunkte sammelt, hat gewonnen. Absurd fühlt es sich dann in der letzten Epoche an. Wer als erster die 70 Siegpunkte erreicht hat, gewinnt das gesamte Spiel. Vollkommen egal sind hier die Erfolge und Errungenschaften die ihr vorher erreicht habt.

Zwei Gewinner, ein Sieger

[spoiler title=’Der wirkliche Gewinner‘ style=’default‘ collapse_link=’true‘]Und kommt es wie bei uns zu einem Gleichstand, bei dem beide in der gleichen Runde das Ziel erreichen, kommt die Gleichstandsregel zum Tragen und diese belohnt den Spieler, der während des Spiels am schwächsten war und mehr Ressourcen investiert musste bei Bauaktionen. Von dieser Auflösung eines Gleichstandes waren wir doch mehr als enttäuscht. Warum haben die Autoren hier nicht Mechanismen gewählt, die einem Legacy-Spiel angemessen gewesen wären? Warum wurde nicht protokolliert, wer die meisten Brote verteilt hat oder wer die meiste Stimmung gemacht, wer die meisten Statuen gebaut hat oder wer als erstes die Strasse gebaut hat? Die Möglichkeiten sind da gewesen, nur genutzt wurden sie leider nicht.

Rise of Queensdale verschießt scheinbar sein ganzes Pulver in den ersten Partien. Und die Lust auf eine neue Partie sinkt mit jeder weiteren Partie. Dies führte bei uns sogar so weit, dass wir in den letzten 6 Partien von insgesamt 15 Partien, immer unser Gegenüber am Anfang einer Runde darüber informierten, ob wir die Epoche beenden werden oder nicht. Nur damit er auch die Möglichkeit hat, alles dranzusetzen, auch die Epoche zu schaffen. Dies lag auch nicht daran, dass wir das Spiel am Stück gespielt haben, denn auch bei Pandemic und Charterstone haben wir schon Marathonsitzungen hinter uns gebracht, teilweise nur unterbrochen durch den abendlichen Schlaf.[/spoiler]

Bitte nicht zu genau schauen

Rise of Queensdale RessourcenVollkommen unverständlich ist fur mich auch die Entscheidung, das jegliches Spielmaterial sichtbar ist. Macht es nicht einen großen Reiz aus, bei einem Legacy-Spiel verschlossene Boxen oder Umschläge zu öffnen? Dieses Gefühl wird einem bei Rise of Queensdale vollkommen genommen. Es kommt nur der Hinweis, dass ihr nicht zu sehr schauen sollt, was noch auf den Stickerbögen drauf ist. Was sich aber nicht vermeiden lässt.

Dazu kommen noch komisch aufgebaute Stanz- und Stickerbögen. Kommen neue Elemente ins Spiel dürft ihr diese erste wieder auf den einzelnen Stickerbögen zusammensuchen. Mir ist durchaus bewusst, dass es hier dem Verlag darum ging, den Platz optimal auszunutzen. Allerdings finde ich die Variante, die dabei gewählt wurde, recht unpraktisch. Auch andere Legacy Spiele machen dies nicht anders, aber man hätte ja hier aus den Erfahrungen lernen können.

Schlussendlich konnte Rise of Queensdale unsere Erwartungen nicht wirklich erfüllen. Zuviel verschenktes Potential steckt in dem Spiel drin. Sei es die maue Story, die nicht vorhandene Geheimniskrämerei, der immer gleiche Würfelmechanismus, der eben nicht x-Partien tragen kann oder die fehlenden großen Entscheidungen.

Es kommt zwar mit einigen witzigen Sachen, [spoiler title=’Schmunzeleien‘ style=’default‘ collapse_link=’true‘]wie zum Beispiel die Anpassung des Charakters[/spoiler], daher, aber das spielt sich alles auf einer kleineren Bühne ab. Nichts davon ist wirklich spielrelevant und das ist schade. Es wird am Ende immer nur auf die Siegpunkte reduziert und so ärgert man sich nicht wie bei anderen Spielen über seine Entscheidungen statt einem: „Hätte ich/ wir doch mal…“, ist es bei Rise of Queensdale eher ein: „Ach was solls, die nächste Partie wird es schon richten.“


Euer Rating zu Rise of Queensdale


Erschienen ist Rise of Queensdale von alea beim Ravensburger Spieleverlag.

The Rise of Queensdale (2018)
Spieler:
2 - 4
Dauer:
45 - 60 Min
Alter:
12+
BGG Rating:
7.46
Verlag:
Ravensburger
BGG:

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