Rune Stones Brettspiel Review

Rune Stones – magisches Deck Building

Mit allerletzter Kraft wirkt der Faun seinen Zauber. Lange genug diente er mir, doch nun muss ich ihn gehen lassen. Durch seinen Zauber gelingt es mir, die letzten erforderlichen magischen Steine zu materialisieren. Denn nur diese Steine wollen die kleinen, gierigen Zwerge haben. Leider brauche ich die Zwerge, denn nur in ihren magischen Schmieden gelingt es, das zu schmieden, was alle Druiden begehren: Magische Artefakte! Die in ihnen gespeicherte magische Energie schafft das Unmögliche und erweckt die alten Rune Stones wieder zum Leben!

Druiden, magische Kreaturen, Wettrennen und ein Deckbuilder: Das alles bietet Rune Stones, das neue Brettspiel von Rüdiger Dorn. Wir haben uns die Messeneuheit von Queen Games angeschaut. Ob das Brettspiel uns verzaubert hat, könnt ihr in unserem Artikel nachlesen.

Rune Stones – Die große Ressourcen-Tauscherei

Breche ich Rune Stones auf seine Kern-Mechaniken runter, ist es nur ein Deck-Builder, mit dessen Hilfe ich an Ressourcen komme, die nach ein paar Mal Tauschen in Siegpunkte umgewandelt werden. Doch diese reduzierte Sichtweise wird dem Brettspiel nicht gerecht, denn Rüdiger Dorn hat mit Rune Stones wieder ein spannendes Wettrennen-Brettspiel geschaffen. Der Autor von Luxor bleibt damit also zumindest bei Queen Games seinem Stil treu. Und auch wie Luxor braucht Rune Stones seine Zeit, um sich vollends zu entwickeln.

Das Spiel machte mir schon in der Erst-Partie richtig Spaß und so war ich froh, dass wir gleich nach der Erst-Partie eine weitere Runde spielen konnten. Denn es gab einfach viel zu entdecken bzw. auszuprobieren.  Da wären zum einen die unterschiedlichen Karten mit ihren unterschiedlichen Effekten, welche harmonieren gut und passen gut zu meiner Strategie? Konzentriere ich mich eher darauf, sehr viele Edelsteine zu sammeln? Oder versuche ich mich einfach beim Würfelglück und nutze daher sehr viele Karten, die es mir erlauben, den Würfel zu werfen? Natürlich braucht es für eine Strategie auch ein gewisses Quäntchen an Glück. Denn wie bei jedem Deck-Builder gilt es, die Karten erst einmal zu kaufen und hier müssen dann eben auch die richtigen Karten ausliegen, dies ist aber dank der großzügigen Auslage eigentlich kein Problem. Wenn es da nicht die Mitspieler geben würde, denn diese schnappen uns natürlich genau die Karten vor der Nase weg, die wir wollen. Das ist aber auch gut für uns, denn dadurch werden vielleicht teure Karten billiger.

Rune Stones Brettspiel Spieler Ressourcen

Aus der Hand gespielt

Der besondere Kniff in Rune Stones liegt im Ausspielen der Karten. Ich kann statt Karten, aus der Auslage zu kaufen, mich auch dazu entscheiden Karten auszuspielen. Dazu suche ich mir zwei Karten aus und bekomme das, was auf ihnen abgebildet ist. Meistens sind es Edelsteine. Doch die Krux liegt jetzt daran, dass ich nur eine Karte wieder in mein Deck zurücknehmen kann. Und welche der beiden es ist, kann ich mir auch nicht aussuchen, sondern wird durch das Brettspiel vorgegeben. Dazu sind alle Karten  durchgehend nummeriert und die Karte mit dem niedrigsten Wert geht zurück in mein Deck. Die Karte oder durch bestimmte Rune Stones Karten mit dem höheren Wert, werden in den Ablagestapel gelegt. Und sind erst einmal aus dem Spiel. Das Problem: Gerade die Karten mit den höheren Werten bringen mir eben auch bessere Effekte. So bekomme ich zum Beispiel zwei Edelsteine, während ich bei den niedrigen Karten meistens nur einen bekomme.

Hier schafft es auch meiner Sicht gesehen Rüdiger Dorn wieder, mit einem kleinen spielmechanischen Twist aus dem gemeinen Deck-Building, etwas Interessantes zu schaffen. Denn ich muss ganz genau überlegen, wann ich eine Karte sozusagen opfere. Nehme ich die hohe Karte die ich erst vor kurzem erstanden habe oder schone ich sie doch noch ein bisschen und werfe lieber eine  Startkarte mit sehr hohem Wert ab, die mir spieltechnisch in diesem Augenblick nicht wirklich weiterhilft? Ich muss mich im späteren Verlauf der Partie ständig diesem Dilemma stellen. Erst zum Ende hin ist es mir eigentlich egal, denn hier gilt es, das Deck so schnell wie möglich auszudünnen, um die Edelsteine und Siegpunkte einzuheimsen. Denn hinter all dem Deckbuilder und der Ressourcen-Tauscherei ist Rune Stones ein waschechtes Wettrennen.

Rune Stones Brettspiel Spieler Deck

Auf die Runen fertig los

Hierbei ist es wichtig, in Rune Stones den richtigen Augenblick abzuwarten, wann man sein Deck nicht mehr weiter zusammenbaut, sondern es gnadenlos auseinander nimmt, um so im Wettrennen vorwärts zu kommen. Hier braucht es etwas Erfahrung, denn der Sinn des Spieles ist es ja, nicht eine möglichst gute Hand zu haben, sondern als erster 65 Siegpunkte zu erreichen. Und so wurmt es mich schon, wenn ich am Ende knapp verliere und mir meine Hand anschaue und denke: Die 8 Karten, die ich noch auf der Hand habe, sind zuviel. Ich hätte den Endspurt schon früher starten können. Aber wie gesagt, so was braucht eben Erfahrung. Leider haben hier allerdings Mitspieler, die das erste Mal am Tisch sitzen, einfach das Nachsehen, wie es bei den meisten Brettspielen mit Wettrenn-Charakter der Fall ist. Erfreulicherweise ist das Spiel aber so schnell erlernbar, dass der Vorteil schon ab der zweiten Partie sehr gering ausfällt. Klar, er ist immer noch da, aber jetzt ist der Punkte-Abstand um Einiges geringer.

Der große Aha-Effekt liegt in den Rune Stones, denen das Brettspiel eben auch seinen Namen verdankt. Hier muss ich erkennen, welche Runen gut harmonieren. Auch hier gibt es schon einen kleines Wettrennen, denn die Runen sind nicht in unendlicher Anzahl vorhanden. Von jeder Rune-Art gibt es eine weniger, als es Mitspieler gibt. Während ich also im 3er oder 4er Spiel recht entspannt mir meine Runen zusammensuchen kann, ist das im 2er Spiel schon sehr ärgerlich, wenn ich nur noch die Runen zur Verfügung habe, die mir mein Gegner übrig lässt. Und gerade im 2er Spiel können einige Runen sehr unausgewogen wirken. So passiert es hier häufig, dass ich gefühlt einfach nicht vom Fleck komme. Ja, irgendwie bekomme ich schon meine Siegpunkte, aber es ist richtig harte Arbeit, während mein Gegenüber scheinbar locker aus der Hand spielen kann.

Doch hier bietet das Spiel natürlich auch für später noch Potential für andere Rune Stones, die wiederum die Spielmechanik auf eine andere Art und Weise verändern. Meiner Meinung nach hätte das auch schon dem Grundspiel gut getan, wenn ich auch da schon nicht immer alle Runen-Arten zur Verfügung habe, sondern jede Partie eine kleine Varianz mit sich bringen.

Rune Stones Brettspiel Spieler Runen

Game of klappriger Throne

Die künstlerische Gestaltung von Dennis Lohausen ist gelungen und fängt das Thema Druiden und magische Kreaturen sehr gut ein. Allerdings verschwindet die Gestaltung mit der Zeit immer mehr, weil ich eben nur noch Augen für die Aktionen auf den Karten habe, beziehungsweise für die Farbe der Karten. Hier gibt es allerdings auch noch einen Abzug in der B-Note, denn leider sind die Farben für Leute mit Farbsehschwäche nur sehr schwer auseinander haltbar. Hier passierte es oft genug, dass unser Mitspieler immer erst vorher nachfragen musste, welche Farben die Edelsteine auf den Karten haben.

Auch das Spiel-Element des Throns wirft für mich noch einige Fragen auf. Zum einen ist der aus Pappe zusammengesteckte Thron sehr sehr wackelig und hält nicht von alleine. Hier muss also geklebt werden und auch spielmechanisch macht er keinen Sinn. Ihr stellt ihn auf die 65 und fertig. Und ganz ehrlich, Druiden setzen sich doch nicht auf einen über prachtvollen Thron! Ein Druide von Welt würde sich auch mit einem Baumstamm zufrieden geben.

Auch ist es etwas schade, dass sich die einzelnen Druiden nicht in ihren Fähigkeiten unterscheiden. Hier hätte Queen Games durchaus die Rückseite der Druiden-Tableaus noch mit einer fortgeschrittenen Spielvariante ausstatten können, die ein asymmetrisches Spiel-Erlebnis geboten hätten.

Rune Stones Brettspiel Spieler Würfel

Rune Stones und die Erstpartien

Ein kleines Problem hat Rune Stones dann doch. Das ist einfach der Wettrennen-Mechanismus. Denn es braucht eben eine Partie oder auch zwei bis ich verstanden habe, wie die Runen untereinander funktionieren oder auch wann ich anfangen muss, mein Deck wieder abzubauen. Und hier ist es uns eben oft genug passiert, dass Jasmin und ich für unsere Mitspieler uneinholbar wurden, für dies es eben nur eine Erstpartie war. So muss ich mir schon im Vorfeld ein bisschen Gedanken dazu machen, mit wem ich Rune Stones spiele und er oder sie für die ersten Partien vielleicht eine gewisse Frust-Toleranz mit sich bringen sollte.

Für mich bleibt Rune Stones aber ein Kenner-Spiel, was nicht unbedingt mit neuen Mechanismen glänzt, aber die Kombination dieser Mechaniken geben dem Spiel eben diesen besonderen Twist. Der dafür sorgt, dass mich das Spiel immer wieder dazu bringt, eine neue Partie zu spielen.

Gespannt bin ich auch schon auf kommende Erweiterungen, wobei die erste Erweiterung Nocturnal Creatures zwar ein bisschen mehr an Spieler-Interaktion ins Grundspiel bringt. Es hätte aber aus meiner Sicht auch nicht geschadet, wenn man die Karten der Erweiterung auch schon dem Grundspiel  beigefügt hätte. Nein, vielmehr freue ich mich auf neue Rune Stones, die dann einfach mehr Variationen bringen und den Spieler eben auch dazu bringen, sich mal abseits der bekannten Strategie bewegen zu müssen. Denn das sehe ich als Problem an, dass ich mich immer auf die gleichen Runen stürzen werde, wenn ich erst mal eine erfolgreiche Strategie gefunden habe. Deswegen hatten wir auch schon bei uns die Idee als Hausregel, die Runden verdeckt auszulegen, so dass wir nicht genau wissen, welche Rune wir uns gerade erkauft haben.

Rune Stones Brettspiel Spieler Tableau


Euer Rating zu Rune Stones


Deckbuilding und Wettrennen in Brettspielen kann das gut gehen?

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Rune Stones ist auf Deutsch bei Queen Games erschienen.

Rune Stones (2019)
Spieler:
2 - 4
Dauer:
60 Min
Alter:
10+
BGG Rating:
7.27
Verlag:
Queen Games
BGG:

Für die Rezension stand uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung.

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