Ja, wenn ich so zurückblicke war es keine astreine Aktion. Aber was sollte ich machen? Als sich herausstellte, dass der Neue in der Crew von Kopfgeldjägern gesucht wurde und diese auch schon auf seiner Fährte waren, musste ich ihn auf Ryloth wieder rausschmeißen. Die Gefahr war zu groß, Aufmerksamkeit dort zu bekommen, wo ich sie nicht gebraucht hätte. Eine kleine imperiale Inspektion und das wäre es gewesen mit dem dicken Gewinn aus dem kleinen Schmuggelgeschäft. Klar, dieser kleine Deal ist nicht ganz sauber, aber irgendwie muss ich ja mein Leben hier im Outer Rim meistern. Und da ist es dann einfacher, den neuen auf einen Botengang zu schicken und dann einfach wieder abzuheben, sobald er den Raumhafen verlassen hat. Nun ist er nicht mehr mein Problem, jedenfalls hoffe ich das.
Star Wars: Outer Rim aus dem Hause Fantasy Flight Games ist wieder ein Brettspiel mit der mächtigen Star Wars Lizenz. Als Piloten, Schmuggler oder Kopfgeldjäger versucht ihr euer Glück und sucht neben Credits vor allem eins – Prestige! Denn nur der oder die Abenteuer*in mit dem meisten Prestige wird es schaffen sich vor allen Gefahren in acht nehmen zu können, in einer Galaxie die weit, weit entfernt ist, zu einer Zeit die schon lang vergangen ist. Ob sich das Brettspiel Star Wars: Outer Rim dabei gut schlägt, könnt ihr in der folgenden Review zum dem Spiel nachlesen.
Viel Spaß beim Lesen.
Star Wars Outer Rim – der äußere Rand
Bevor ich mich der Review widme, muss ich natürlich erst einmal den Star Wars Nerd raushängen lassen und mit unnützem Wissen um mich schmeißen. The Outer Rim oder auf deutsch der äussere Rand ist das Gebiet im Star Wars Universum, das nicht unter der direkten Kontrolle des Imperiums steht. Zwar gibt es natürlich auch hier imperiale Kontrollen und Sturmtruppen sind auf einigen Planten nichts Ungewöhnliches, allerdings eben nur auf den wirklich wichtigen Planeten. Und das sind im Outer Rim eigentlich nur eine Handvoll. So sind die wahren Herrscher im Outer Rim die Verbrechersyndikate. Aber der Outer Rim bietet auch wieder genug Platz, dass man sich hier verstecken kann. Angeblich sollen auch die Rebellen den ein oder anderen versteckten Stützpunkt im Outer Rim haben.
In Star Wars Outer Rim beschränkt sich dieses gigantische Gebiet allerdings eher auf die besagte Handvoll Planeten. Für mich als großen Fan natürlich keine unbekannten Planeten und die Liste der Planeten reicht von Episode 1 bis Episode 8, inklusive der beiden Spin-Offs Solo und Rogue One. Wer allerdings keine Ahnung von Star Wars hat, für den sind es eben nur Namen ohne Bedeutung.
Doch das wichtigste Detail in Star Wars Outer Rim ist, dass ich endlich der Pilot meines eigenen Raumschiffes bin und ich mich für einen der unterschiedlichen Berufe entscheiden kann. Dabei muss ich diese Berufswahl nicht gezwungener Maßen über mich ergehen lassen. Ich ziehe am Anfang das Spieles keine Karte die sagt, du bist nun Kopfgeldjäger. Ich entscheide mich bei Star Wars Outer Rim selber für meinen Weg. In der einen Partie bin ich nur ein einfacher Frachterpilot, der legale Fracht von A nach B bringt. In einer anderen Partie bin ich aber der skrupellose Kopfgeldjäger, der nur seine nächste Beute sucht. Und in einer weiteren Partie wiederum bin ich von allem etwas und sage auch nicht nein zu einem illegalerem Frachtauftrag.
Und das ist schon die größte Stärke von Star Wars Outer Rim – Das Erleben einer eigenen Geschichte, ohne dabei in ein enges und unübersichtliches Regelkorsett geschnürt zu werden.
Einen Frachter bitte
Dabei fange ich ganz bescheiden an. Ich wähle am Anfang der Partie eigentlich zufällig einen der ikonischen Helden aus dem Star Wars Universum. Wie gesagt: Eigentlich zufällig, denn ich kann nicht wirklich nein dazu sagen, wenn ein Mitspieler unbedingt Han Solo spielen möchte. Dann muss ich den Zufall auch mal zur Seite schieben und diesen Wunsch erfüllen. Aber auch ein Han Solo hat am Anfang noch nichts außer einem klapprigen Frachter und ein paar Credits, die aber eigentlich für nichts reichen. Zum Glück gibt es noch einen zufälligen Startauftrag, der euch schon einmal in eine bestimmte Richtung lenkt. Ob ihr diesen Weg weiter beschreiten wollt, bleibt euch überlassen. Auf alle Fälle bringt euch der Startauftrag beim Erfüllen ein paar Credits ein, mit denen ihr etwas mehr finanzielle Freiheit habt und so eure Geschichte starten könnt.
Die Geschichte ist allerdings spieltechnisch recht simpel. Wer als erstes 10 Prestige Punkte gesammelt hat, der gewinnt sofort die Partie. Und Prestige bekommt ihr in Star Wars Outer Rim fast an jeder Ecke. Helft einem Gangster-Boss aus oder schießt Rebellen ab. Einfache Aufträge geben euch maximal 1 Prestige. Je anspruchsvoller allerdings ein Auftrag ist, desto mehr Prestige gibt es dann auch. Und so scheint es am Anfang noch recht schwierig, das Prestige zusammen zu bekommen. Doch im Laufe der Partie bekommt ihr nicht nur mehr Credits, sondern ihr bekommt auch mehr und vor allen Dingen bessere Ausrüstung. Und was wäre ein Abenteuer ohne Weggefährten, die eure Fähigkeiten auch noch erweitern. Auch diese können in den Weiten der Galaxie angeworben werden. Durch ihre Hilfe und die Ausrüstung schafft ihr dann auch die schwierigen Aufträge und könnt damit die großen Prestige-Punkte einheimsen.
Ich denke noch gerne an eine Partie zurück. Ich hatte fünf Prestige und meine Frau sagte noch in ihrem letzten Zug, dass wir diesmal ja ziemlich lang bräuchten, um an Prestige zu kommen. Doch ich hatte einen Plan und dank Boba Fett und einem Kopfgeld-Auftrag, konnte ich in einer Runde auf einmal 5 Prestige machen und damit die Partie für mich entscheiden. Die Partie war vorbei und zeigt auch, wie unberechenbar Star Wars Outer Rim ist. Fühlte ich mich eben vielleicht noch als der strahlende Held, dem der Sieg fast nicht mehr genommen werden kann, kann dies einen Herzschlag später auch schon wieder vorbei sein.
Auch in Star Wars Outer Rim fehlen Würfel
Das Regelgerüst in Star Wars Outer Rim ist auf das Nötigste zusammengestaucht worden. Als Spielhilfe liegt für jeden Spieler eine entsprechende Übersicht bereit und die muss ich eigentlich nur abarbeiten, wenn ich am Zug bin. Meistens fliege ich erst einmal zu dem Ort, wo ich hin will, um einen Auftrag zu erledigen. Dann stehen mir diverse Aktionen zur Verfügung, die ich meistens dazu nutze, um mir aus dem offen ausliegenden Markt Ausrüstung oder Aufträge zu schnappen. Als Abschluss in meinem Zuge bleibt dann nur noch die Begegnung. Je nach dem wo ich mich befinde, passiert nichts oder ich finde mich in einem Kampf wieder.
Der Kampf kann dabei im All passieren oder auf dem Boden. Die Mechanik dahinter bleibt gleich. Ich versuche mehr Treffer zu erzielen, als mein Gegenüber. Das Gegenüber ist in den meisten Fällen ein Nicht-Spieler-Charakter, dessen Würfel von einem Mitspieler geworfen werden. Hat mein Gegenüber es nicht geschafft genug Treffer zu landen, bleibe ich auf den Beinen und hab den Kampf für mich entschieden.
Fantasy Flight Games typisch kommen natürlich Custom Dice zum Einsatz, die eine gewisse Bandbreite an Möglichkeiten abdecken sollen. Vom sicheren Erfolg bis zum Glückstreffer, der auch schon dafür sorgen kann, einen Todesstern zu vernichten, ist alles vorhanden. Dieses System bedient natürlich auch die unterschiedlichen Spieler-Typen. Vielleicht bin ich eher der Halunke, der sich ganz auf sein Würfelglück verlässt, um so zum Ziel zu kommen. Aber vielleicht geh ich auch lieber auf Nummer sicher und habe genug Reserven, um mich wirklich allem zu stellen. Die Wahl bleibt mir überlassen. Star Wars Outer Rim gibt mir wieder keine Beschränkungen.
Beschränkt ist allerdings auch wieder Fantasy Flight Games typisch die Anzahl der Würfel: In jeder Partie kommen wir irgendwann an den Punkt, wo uns einfach die Würfel fehlen, weil nicht genug in der Packung sind. Ein. zwei Würfel mehr hätten dem Spiel einfach gut getan, denn so hätten Spieler und Gegenspieler gleichzeitig würfeln können und es würde nicht zur Downtime kommen, weil einfach ein paar billige Würfel fehlen.
Keinerlei Probleme habe ich bei allgemeinen Proben, hier komm ich niemals in die Verlegenheit zu wenig Würfel zu haben. Muss ich eine Probe machen, werfe ich zwei Würfel und werte das Ergebnis aus. Das geht schnell und senkt die Downtime für andere während meines Zuges.
Alleine unterwegs im Outer Rim
Eine großartige Downtime kann ich sowieso nicht erleben, denn im Grunde spiele ich alleine. Großartige Spielerinteraktion ist meistens ausgeschlossen. Nur wenn vielleicht mal ein Kopfgeld auf ein Crewmitglied ausgesetzt ist, kommt es zu einem Kampf zwischen zwei Spielern. So kann ich also eigentlich meinen gesamten Spielzug auch schon planen, während meine Mitspieler noch am Zug sind. Ein paar Kleinigkeiten gibt es aber immer zu beachten: Wie hat sich der Markt entwickelt und wie sind die feindlichen Patrouillen auf dem Spielfeld angeordnet? Aber so etwas ruft keine Downtime hervor, jedenfalls nicht durch das Brettspiel. Die große Downtime kommt einzig und allein von den Mitspielern. Wenn diese erst ihren Zug planen, sobald sie dran sind, kann auch das schlanke Regelgerüst von Star Wars Outer Rim nicht weiterhelfen.
Selbst neue Mitspieler kommen aber angenehm schnell in die Regeln rein und nach ein paar Zügen sitzen diese auch schon fest im Sattel. Hier hat Fantasy Flight Games alles richtig gemacht. Und neue Mitspieler erkunden auch noch die Weite des Outer Rims. Sie schauen sich jeden neuen Auftrag im Markt genau an und fragen sich, welche neue coole Ausrüstung da wohl noch kommen mag. Jedoch verfliegt der Reiz des Neuen recht schnell. Die einzelnen Kartendecks sind nach ein paar Partien recht schnell durchgespielt. Ich weiß mittlerweile, welche Waffen und welche Rüstung es gibt. Auch welche Kopfgeldaufträge sich in welchem Stapel befinden, ist nichts Neues mehr für mich. Ich weiß, dass es diese eine Karte gibt, mit der ich günstig an ein Schiff komme, was ich mir sonst nicht leisten kann.
Das senkt leider den Wiederspielreiz immens, da sich nach ein paar Partien alles gleich anfühlt. Vieles an dem Brettspiel schreit förmlich nach Erweiterung. Seien es neue Karten für den Markt oder auch neue Gebiete im Outer Rim. Doch es ändert nichts an dem Grundspiel und das ist eigentlich nur ein Fliegen von Planet zu Planet und das Einsammeln von Credits und Prestige.
Natürlich kann so etwas noch in einer Erweiterung gerichtet werden und Star Wars Outer Rim wäre nicht das erste Fantasy Flight Games Spiel, was durch eine Erweiterung noch einmal an Spieltiefe gewinnt.
Star Wars Outer Rim ein zweischneidiges Lichtschwert
Was bleibt von Star Wars Outer Rim übrig, wenn ich die Star Wars Lizenz wegnehme? Eigentlich habe ich dann ein Firefly-Brettspiel. Beide Brettspiele sind sich sehr ähnlich. Schon bei der ersten Ankündigung hat mich Star Wars Outer Rim sehr stark an Firefly erinnert. Sogar der Platzbedarf auf dem Tisch ist schon fast identisch. Auch wenn ich bei Star Wars Outer Rim erst mal nicht viel vermute in der Schachtel, kommt ein Standard-Brettspieltisch schon recht schnell an seine Platz-Grenzen.
Und am Anfang war ich auch der Meinung, dass Firefly das bessere Spiel ist. Aber wie immer steckt der Teufel im Detail und es brauchte ein paar Partien Star Wars Outer Rim, bis mir die Unterschiede klar wurden. Star Wars Outer Rim punktet eindeutig in der Zugänglichkeit. Die Regeln sind simpel und auch schnell erklärt. Irgendwie erkennt jeder den Outer Rim wieder und auch das Entdecken der eigenen Geschichte macht Spaß. Das Bluffen und Pokern am Brettspieltisch, die Tatsache dass ich in dieser Partie absolut kein Glück habe, in der nächsten aber schon, macht einfach Spaß. Viele Mitspieler sind auch schon zufrieden, wenn sie in einer Partie Han, Chewie und den Falken im Besitz haben. Und jede Partie ist im Gegensatz zu Firefly anders. Denn dort spiele ich am Anfang immer wieder die gleiche Startmission, damit neue Mitspieler ins Spiel kommen. Dazu sind im Vergleich zu Star Wars Outer Rim die Regeln auch noch sperriger und nicht so einfach zugänglich.
Allerdings schwächelt Star Wars Outer Rim nach hinten raus. Nach genug Partien habe ich alles irgendwie gesehen. Hier punktet Firefly mit seinen verschiedenen Missionen, die genug Abwechslung ins Spiel bringen.
Tja und was ist das Schlussfazit?
Ganz einfach: Ich bin ein Star Wars Fan und ich mag Star Wars Outer Rim, auch wenn es Schwächen hat. Ich liebe es, wenn ich durch das Outer Rim fliege und meinen Mitspieler das Outer Rim erklären kann und ihnen eine Geschichte zu jedem Planten erzählen kann. Es ist für mich auch einfacher, ein Star Wars Outer Rim auf den Tisch zu bringen, als ein Firefly. Und wer weiß, vielleicht kommt ja noch die ein oder andere Erweiterung, die dem Spiel noch ein bisschen mehr Spieltiefe gibt. Vielleicht kommen ja dann doch noch ein paar Szenarien in die weit, weit entfernte Galaxie.
Übrigens: Wer bereits jetzt noch mehr Spieltiefe in Star Wars Outer Rim will, kann auch seine Star Wars Imperial Assault Miniaturen benutzen.
Euer Rating zu Star Wars Outer Rim
Das Spiel Star Wars: Outer Rim ist bei Asmodee erschienen.
Für die Review wurde uns ein Rezensionsexemplar von Asmodee zur Verfügung gestellt.