In guter alter Tradition (seit 2018) haben wir auch für 2019 wieder unsere Brettspiel Awards verliehen. Ihr könnt diese entweder in unserem RheinGespielt Podcast Folge #54 hören oder für alle, die lieber lesen, hier alle Nominierten und die Gewinner unserer total subjektiven Brettspiel-Preis Verleihung nachlesen. Die Kategorien sind „DIE Überraschung des Jahres“, „Beste Illustration und Grafik“, „Beste Erweiterung / Teil einer Serie“, „Bestes Spiel“ und ganz neu der „Flop des Jahres“.
DIE Überraschung des Jahres
Wir spielen jedes Jahr sehr viele verschiedene Spiele. Trotzdem gibt es immer wieder Brettspiele, die lassen wir links liegen, weil uns entweder das Thema nicht anspricht oder uns andere vielversprechender erscheinen. Die Nominierten in der Preis-Kategorie „DIE Überraschung des Jahres“ für 2019 sind Tyrannen des Unterreichs von Peter Lee, Rodney Thompson und Andrew Veen, das beim Heidelberger Spiele Verlag/Asmodee erschienen ist, Sag’s mir – Filme von Peter Sarrett, das bei Repos Production erschienen ist und in Deutschland von Asmodee vertrieben wird sowie Krasse Kacke von Jonathan Favre-Godal, das bei Pegasus Spiele erschienen ist.
Sag’s Mir – Filme
Sag’s mir – Filme besitzen wir nicht in unserer Brettspielsammlung. Wir sind außerdem eigentlich keine Freunde von Erklärspielen oder Pantomime. Daher waren wir nicht wirklich erfreut, als wir auf der Brettagocon 2019 ein Spiel spielen sollten, in dem beides vorkommt. Es stellte sich aber heraus, dass Sag’s mir und insbesondere die Film-Edition wirklich sehr viel Spaß macht. Es macht so viel Spaß und entwickelt innerhalb seiner drei Runden mit den selben Begriffen im Pool der zu erratenden Filme und Serien eine ganz eigene Logik. Alle am Tisch sind involviert und selbst wenn man den ein oder anderen Film nicht kennt, hat man durch das Beobachten und Lernen aus den Erklärungen anderer in den folgenden Runden trotzdem gute Chancen, richtig zu raten. Es ist witzig, bezieht alle am Tisch mit ein und hat uns wirklich überrascht, da wir nie gedacht hätten, dass es uns so viel Spaß macht, ein Spiel zu spielen, in dem man etwas pantomimisch darstellen muss.
Beste Illustration und Grafik
Ja, wir lassen uns gerne von der Optik eines Brettspiels überzeugen. Es ist das Erste, was man von einem Spiel wahrnimmt und das Sahnehäubchen auf einem köstlichen Brettspiel. Doch das hört nicht bei der Gestaltung des Schachtelcovers auf. Nominiert haben wir in dieser Kategorie Res Arcana von Thomas Lehmann für dessen Gestaltung Julien Delval verantwortlich ist und das in Deutschland von Asmodee vertrieben wird. Ebenfalls nominiert ist Disney Villainous von Prospero Hall, wo wir leider nichts über die beteiligten Illustratoren erfahren und das bei Ravensburger erschienen ist. Der letzte Nominierte ist das bereits von Preisen überhäufte Flügelschlag von Elizabeth Hargrave mit seinen wünderschönen Vogel-Illustrationen, das grafischen von Ana Maria Martinez Jaramillo, Natalia Rojas und Beth Sobel umgesetzt wurde. Es stammt im Original von Stonemaier Games und wird auf Deutsch von Feuerland Spiele vertrieben.
Flügelschlag
Die Anforderungen an die optische Gestaltung und auch an die Materialqualität steigen immer weiter an. So wird es auch mit jedem jahr schwerer, die bereits hohen Standards zu toppen. Flügelschlag hat es jedoch geschafft, bereits mit seiner Coverillustration Aufmerksamkeit zu erzeugen. Der Aquarell-Look ist erfrischend anders und zieht auch Wenigspieler an. Die naturgetreuen und technisch hervorragend illustrierten Vogelkarten sind aber nur ein Baustein, mit dem sich Flügelschlag den Titel als das Brettspiel mit der besten Illustration und Grafik verdient hat. Es setzt, wir auch andere Spiele aus dem Hause Stonemaier Games, auf eine überdurchschnittliche Komponentenqualität. Die kleinen Eier, das Vogelhäuschen als Würfelturm und die Aufbewahrungs-Schächtelchen bieten eine rundum gelungene Spielpräsentation, die das Thema hervorragend tragen. Auch die anderen beiden Titel auf der Nominierungsliste heben sich in diesem Punkt von anderen Spielen des vergangenen Jahres ab, aber Flügelschlag war eben noch einen Tick besser.
Beste Erweiterung / Teil einer Serie
Erweiterungen sind ja so eine Sache. Manche kaufen sie, andere schwören auf das pure Grundspiel. Und dann sind da noch die Spieleserien. Es gibt ganze Reihen von Brettspielen, die eigentlich Ableger oder Neuinterpretationen eines bereits vorhandenen (meist gut verkauften) Brettspiels sind. Beides haben wir in der Kategorie Beste Erweiterung / Teil einer Serie zusammengefasst. Hier haben wir T.I.M.E Stories – Bruderschaft der Küste von Ulric Maes und Manuel Rozoy nominiert, das bei den Space Cowboys erschienen ist und in Deutschland von Asmodee vertrieben wird. Auch sehr gut gefallen hat uns das beim Hans im Glück Verlag erschienene Marco Polo II – Im Auftrag des Kahn von Simone Luciani und Daniele Tascini, weshalb auch dieses Spiel auf der Nominierten-Liste gelandet ist. Und schließlich wäre da noch Deckscape – Hinter dem Vorhang von Martino Chiacchiera und Silvano Sorrentino, das auf Deutsch bei ABACUS Spiele erschienen ist und das von uns beiden nur Jasmin gespielt hat.
T.I.M.E Stories: Bruderschaft der Küste
Das zweite Jahr in Folge geht der Titel an einen Teil aus der T.I.M.E Stories Reihe. Die Space Cowboys haben es mal wieder geschafft, mit Bruderschaft der Küste eine packende Story zu liefern, die vor allem von unseren Entscheidungen lebt. Neue Konzepte werden eingeführt, die Spielwelt ist in sich stimmig gestaltet und (für Jan das wichtigste Kriterium) man muss mit seinen Entscheidungen leben. Für uns der würdige Sieger in der Kategorie Beste Erweiterung / Teil einer Serie. Da der weiße Zyklus inzwischen abgeschlossen ist, müssen die Space Cowboys nun erneut beweisen, dass sie dieses Niveau auch mit dem neuen Konzept für die Reihe wieder erreichen können.
Flop des Jahres 2019
Wer unseren Podcast verfolgt, der für den wird es bei den Nominierten zum Flop des Jahres keine großen Überraschungen geben, denn wir haben uns den Frust über einige Titel des letzten Jahres bereits von der Seele geredet. Nominiert zum Flop des Jahres 2019 sind von uns nur die großen Enttäuschungen des Jahres. Zum einen ist das Quiztopia, ein kooperatives Quizspiel von von Marc-Uwe Kling, das bei Kosmos erschienen ist und sowohl frustriert, als auch zu wenig aus dem kooperativen Gedanken macht. Die Space Cowboys haben es außerdem geschafft, einen weiteren Titel der T.I.M.E Stories Reihe in unseren Awards zu platzieren, indem uns Madame von Fabien Riffaud und Juan Rodriguez als Abschluss des weißen Zyklus mehr als enttäuscht hat. Der etwas überschaubarere Ableger zum Zeitreisethema UNDO von
Michael Palm und Lukas Zach, der bei Pegasus Spiele erschienen ist, hat uns ebenfalls auf ganzer Linie missfallen und sein Potential nicht ausgeschöpft. Daher ist die Reihe unser dritter Nominierter zum Flop des Jahres 2019.
T.I.M.E Stories: Madame
Wenn es um Flops geht, muss man mit guten Argumenten kommen, denn normalerweise haben Spieledesigner und Verlage nicht das Ziel, ihre Kunden zu enttäuschen. Wo Quiztopia und UNDO aber noch genügend zufriedene Kunden gefunden haben und man unser Missfallen auch als Geschmackssache abtun könnte, hat T.I.M.E Stories: Madame auf ganzer Linie versagt. Es ist der Abschluss einer langen Reihe von Spielen und Fans der Serie haben sich einiges erwartet, da auch noch damit geworben wurde, dass diejenigen etwas Besonderes erwarten würde, die bereits die vorherigen Abenteuer gespielt haben. Ganz unabhängig vom restlichen Abenteuer haben es die Macher hier geschafft, jegliche Erwartungen zu tiefst zu enttäuschen. Wer sich irgendeine Art von Auflösung erwartet hat, der ging nicht nur leer aus, mit den eigenen Hoffnungen wurde auch der Boden aufgewischt. Das ging bei Jan und auch dem Krimimaster, mit dem wir im Podcast darüber geredet haben, so weit, dass sogar die Freude auf den neu angekündigten blaue Zyklus darunter leidet. Also alles falsch gemacht und damit ein verdienter Flopd des Jahres 2019.
Bestes Spiel 2019
Jetzt geht es um die Wurst beim Titel Bestes Spiel 2019. Welches Brettspiel hat uns am meisten beeindruck? Das ist natürlich total subjektiv und kann nicht für alle Gruppen gelten. Wir hatten jedenfalls bei den nominierten Brettspielen sehr viel Spaß. Wir haben uns als Helden bei Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde mit Horden von Gegnern geschlagen. Nathan I. Hajek und Grace Holdinghaus haben zusammen mit Fantasy Flight Games eine packende Story geliefert, bei der wir gerne mitgefiebert haben. Unser eigener Verstand und die Mitspieler am Tisch waren unsere Gegner in Betrayal Legacy von Avalon Hill Games, wo Rob Daviau den Legacy-Mechanismus gekonnt einsetzt und uns jedes Spiel überrascht hat. Und schließlich haben wir immer wieder neue Kartenkombinationen in Res Arcana von Thomas Lehmann erkundet. Das minimalistische Kartenspiel mit den vielen Möglichkeiten ist bei Sandcastle Games erschienen und wir auf Deutsch von Asmodee vertrieben.
Betrayal Legacy
Zum Jahresende haben wir es schließlich doch noch geschafft, die Kampagne zu Betrayal Legacy mit unserer Gruppe fertig zu spielen. Zumindest die Nominierung stand bei uns aber schon relativ früh fest. Wir hatten mal wieder sehr viel Spaß mit unserer Spielgruppe. Das Brettspiel hat es über 14 Partien hinweg geschafft, uns tief in die Spielwelt zu ziehen und dabei jedes Mal wieder etwas Neues zu bieten. Die vielfältigen Erlebnisse und das Auf und Ab der Gefühle machen für uns in Summe das beste Spielerlebnis 2019 aus. Ein kleiner Wehrmutstropfen, der für uns allerdings nicht ins Gewicht fällt, ist die Tatsache, dass es Betrayal Legacy im Moment leider nur auf Englisch gibt.