Deutscher Spielepreis 2017 Terraforming Mars

Terraforming Mars – Der große Brettspiel Hype

 

Terraforming Mars
Einmal Mars zum Mitnehmen.

Zischend öffnete sich die Luftschleuse. Der Rover setzte sich langsam in Bewegung. Er bewegte sich über die rote Sandfläche in Richtung Hope Station. Im Rover befand sich ein Arbeitstrupp, eine Erweiterung vom Powergrid stand auf dem Programm. Bevor die nächsten Siedler von der Erde eintreffen würden, musste die Energieversorgung wieder stabiler laufen als die Tage zuvor. Auf dem Mars durfte man sich keine Fehler leisten. Denn das Terraforming vom Mars hatte erst begonnen. Noch war das bläuliche Schimmern, der Atmosphäre nur zu erahnen Es würde auch noch einige Generationen dauern, bis die ersten Menschen ohne ihre schützenden Anzüge über die Oberfläche des Mars laufen könnten.

Der Hype zu Terraforming Mars

Schon bevor sich Terraforming Mars im August 2016 unter die Top Ten der Hotnessliste von Boardgamegeek schob, war das Spiel in den sozialen Netzwerken schon präsent. Es schien sich ein großartiges Spiel anzukündigen. Doch wie oft hatte man einen solchen Hype schon erlebt? Wie oft konnte das heiß erwartete Spiel die Erwartungen nicht erfüllen und landete schnell irgendwo in der Ecke? Den kritischen Spielern musste sich Terraforming Mars erst noch stellen. Die erste Bewährungsprobe war die Gen Con 2016 in Indianapolis. Erlitten einige heiß ersehnte Spiele hier schon Schiffbruch, hievte Terraforming Mars sich auf die vorderen Plätze der Spielecharts. Auch beim nächsten Event, der SPIEL 2016 in Essen, war Terraforming Mars einer der Renner. Schnell waren die deutsche und englische Versionen ausverkauft und auch der darauffolgende Nachdruck konnte den Bedarf nicht immer decken. Mit der Nominierung zum Kennerspiel des Jahres 2017 sind die Lager auch schon wieder kräftig geschrumpft und die Preise auf Ebay wieder gestiegen. Und sollte es den Preis gewinnen, wird auch die aktuelle Auflage wieder sehr schnell ausverkauft sein.

Terraforming Mars
Die Geländeplättchen die es gilt, auf dem Mars zu platzieren.

Schon wieder Mars

Zugegeben gefühlt war Mars neben Wikingern und Escape Spielen das Thema auf der SPIEL 2016. Doch schaute man mal ein bisschen über den subjektiven Tellerrand, stellte man fest das es gar nicht so viele Marsspiele gab. Neben Terraforming Mars konnte man Mission to Mars 2049 und Martians: A Story of Civilization kaufen. Das heiß erwartete First Martians: Adventures on the Red Planet von Portal Games, gab es nur hinter der Glasscheibe zu bewundern. Vielleicht war es auch das Fehlen des Nachfolgers zu Robinson Crusoe, was Terraforming Mars in neue Höhen katapultierte? Denn der Mars war nicht nur in der Brettspielwelt präsent, auch in Film, Funk und Fernsehen ist die Besiedlung in den Medien angekommen.

Ein Spielplan, ein paar bunte Würfel und ein Haufen Karten

Terraforming Mars ist ein Spiel was über Karten gesteuert wird. Und da muss man sich nicht wundern, wenn einer der Hauptbestandteile Karten sind. Neben diesen befinden sich noch ein Spielplan, Spielertableaus und Ressourcenmarker in der Box. Die Ressourcenmarker sind dabei dem Science Fiction Thema angepasst und geben durch ihre Optik und Größe ein Feedback zu ihren Werten. Dabei sind diese Marker sehr allgemein gehalten, je nachdem wo ich sie auf meinem Tableau einsetze, ist es entweder die Repräsentation der Geldmittel die ich zur Verfügung habe oder die Anzahl an Metall. Doch so einfach wie die Spielmaterialen erst einmal erscheinen, so nahtlos passen sie sich in das Spiel ein.

Terraforming Mars
Die universellen Ressourcenwürfel. In diesem Fall 61 Megacredits.

Die nervigen Tableaus

Einmal unglücklich sein Tableau berührt oder der Tisch wackelte ein Quäntchen zu viel und schon verschieben sich die allgemeinen Ressourcenmarker. Wo kam der silberne Ressourcenmarker nun her, der jetzt dort liegt? Hier ist die Ärgernisschwelle sehr niedrig. Wer schon einmal Scythe gespielt hat, weiß wie gut designte Tableaus aussehen können und da hilft es nicht, das man entsprechende Arcyl – Overlays kaufen kann, denn das ist wieder eine Sonderausgabe die noch einmal mit mindestens 5 Euro zu Buche schlägt.

Aber warum kam es zu diesen Tableaus? Dazu muss man sich anschauen wer Terraforming Mars entwickelt hat. Fryxgames ist ein Familienverlag aus Schweden und obwohl sie schon einige Spiele veröffentlicht haben, ist ein neues Spiel immer wieder eine finanzielle Herausforderung. So entschieden sich die Schweden für einen Kompromiss, zwischen das Spiel ist noch bezahlbar und dem aktuellen flachen Design.

Womit die Schweden allerdings nicht rechneten, war der Preis den Stronghold Games als Verleger festsetzte, denn hier konnten die Entwickler nun nicht mehr mitreden. Dieser Preis war so hoch angesetzt, das einige der Käufer sich über die Qualität des Spieles beschwerten. Wahrscheinlich war hier die Erwartungshaltung gegenüber dem gezahlten Preis nicht im richtigen Verhältnis. Durch den enormen Erfolg ist auch eine Änderung in einem Nachdruck nicht wirklich machbar, denn es müssen alle 9 lokalen Verleger ihre Zustimmung dazu geben.

Die Terraforming Mars Regeln passen auf 3 Karten

Klar ist die Qualität der Komponenten auch wichtig für ein Spiel. Aber selbst qualitativ hochwertige Komponenten können keine miserable Spielidee kaschieren. Was auf den ersten Blick ein komplexes Spiel und damit wahrscheinlich ebenso komplexe Regeln hat, entpuppt sich auf den zweiten Blick als relativ simpel. So simpel dass der gesamte Spielzug auf eine normale Spielkarte passt. Wenn man dran ist hat man bis zu zwei Aktionen, zum Beispiel kann man Karten spielen oder auch ein Feld des Mars umwandeln, dann ist schon der nächste dran und so geht es reihum weiter bis alle gepasst haben. Dann bekommt man Ressourcen und die nächste Runde beginnt mit dem Ziehen von neuen Karten. Fertig ist das Regelwerk.

Das Besondere an Terraforming Mars ist das Spielen der Karten. Viele Karten kann man erst spielen, wenn bestimmte Parameter erreicht sind, zum Beispiel muss die Temperatur bei mindestens -20 Grad liegen. Nun bekommt man diese Karten aber zu einem Zeitpunkt, wo eben dieses Ziel noch nicht erreicht ist. Man muss also abwägen ob man diese Karte nun in seine Langzeitstrategie einbauen möchte. Ist dann aber die Temperatur erreicht, hat sich vielleicht die Spielsituation schon so geändert, dass die Karte die man noch vor ein paar Runden für absolut genial hielt, nun nicht mehr in die neue Strategie passt.

Terraforming Mars
Patent für Patent erweitern wir unsere Firma, um dann den Mars zu besiedeln.

Abwechslung pur

Der größte Pluspunkt in Terraforming Mars ist  die Abwechslung. In den ersten Spielen fragt man immer mal wieder verwundert bei den Mitspielern nach, was für Karten sie denn ausgespielt haben? Dazu kommt die Abwechslung beim Spielen. Immer wieder muss man seine Strategie anpassen. Sei es weil die Mitspieler einen Zug gemacht haben, der einem nicht wirklich passte oder sei es weil die Karten auf die man sich konzentriert hat, einem nun doch nichts mehr bringen. Dazu muss man sich mit seinen Ressourcen rumschlagen. Denn hatte man in der einen Runde nur schlechte Karten gezogen, hat man eine Runde später Karten auf der Hand die man am liebsten alle spielen möchte. Allerdings hat man nicht das Geld, um sie dann auch einsetzen zu können. Fast fühlt man sich schon wie ein Astronaut, der auf dem Mars versucht, mit begrenzten Mitteln etwas aufzubauen. Der Vorteil ist aber, dass der heimische Tisch, dann doch nicht so lebensfeindlich ist.

Terraforming Mars
Der Mars ist besiedelt auf zu neuen Ufern.

Stoff für Erweiterungen

Und die Bevölkerung geht weiter, schon in diesem Jahr sollen 2 Erweiterungen erscheinen. Eine soll sich dabei um die beiden Marsmonde drehen, die andere nimmt uns einen Planet weiter und lässt uns die Venus besiedeln. Und was danach kommt, darüber kann man nur noch spekulieren. Bleibt man in den Grenzen unseres Sonnensystemes oder bewegt man sich in die Weite der Milchstrasse. Auf alle Fälle bleibt die kleine Hoffnung, dass man in einer dieser Erweiterungen, die Spielertableaus vielleicht doch noch durch eine bessere Version ersetzt.

Fazit zu Terraforming Mars

Terraforming Mars ist seinem Hype nicht erlegen, ein Jahr lang war es immer in der Hotness Liste auf Boardgamegeek und durch die Norminierung zum Kennerspiel des Jahres wird dieser Hype noch ein bißchen weitergehen. Gerade die Vielfalt zeichnet das Spiel aus und wer schon immer Chef eines großen Konzernes sein wollte, der sich der Besiedlung des Marses widmet macht mit diesem Spiel nichts falsch. Allerdings wird man das Spiel nicht mögen, wenn man es liebt eine gut abgestimmte Siegpunktmaschinerie aufzubauen. Dazu ist das Spiel zu chaotisch. Wer es allerdings liebt, seine Strategie immer wieder aufs neue anzupassen, dabei aber das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren, der wird Terraforming Mars lieben.


Zur englischen Version des Spieles entwickelt von Fryxgames aus Schweden.

Zur deutschen Version des Spieles erschienen im Schwerkraft Verlag.

Terraforming Mars (2016)
Spieler:
1 - 5
Dauer:
120 Min
Alter:
12+
BGG Rating:
8.38
Verlag:
Fryxgames, Schwerkraft Verlag
BGG:

3 Kommentare

  1. Ich habe das Spiel zwar nur zwei Mal gespielt, fand aber nicht immer gefallen daran – es gibt zB. oft zu wenig Möglichkeiten einen starken Spieler aufzuhalten. In der zweiten Runde wusste ich bereits nach 1 Stunde, dass ich nicht gewinnen kann und musste so weitere 4-5 Stunden am Tisch „mitspielen“.
    Es ist weder kooperativ noch kompetetiv, aber vlt. hängt die Erfahrung von den Mitspielern ab?

    1. Interessant. Den Fall hatte ich bis jetzt noch nie. Selbst wenn ich geglaubt habe ich führe recht stark oder andere führen, konnte man sich nie sicher sein bis zum Ende, wenn die Punkte vergeben wurden.

  2. Ich würde auch denken, da hast du viel zu schnell aufgegeben. Manchmal muss man seine Kartenstrategien anpassen, aber abgerechnet wird zum Schluss. So kann man mit dem Wegkaufen der S Karten vermeintlich starke Gegener massiv ärgern.

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