Brettspiel Review: The Great Split

The Great Split – Teile und herrsche

The Great Split - Brettspiel CoverWillkommen, verehrte Sammlerinnen und Sammler. Es ist mir eine Freude, Sie heute zum Great Split, begrüßen zu dürfen. Wir bieten Ihnen heute Abend die Gelegenheit, die schönsten, wertvollsten und seltensten Kunstgegenstände für Ihre Sammlung zu ergattern.

Einer teilt, der andere sucht aus. Dieses Prinzip gilt nicht nur, wenn man zusammen Kuchen isst. In The Great Split von Hjalmar Hach und Lorenzo Silva ist es das Prinzip, nach dem ihr alles bekommt, was ihr für eine atemberaubende und punkteträchtige Kunstsammlung benötigt. Wir haben die Gala für euch besucht und erzählen euch, was uns an dem Spiel begeistert, erschienen ist es bei Heidelbär Games.

Viel Spaß beim Lesen!

Divide et impera – teile und herrsche

Als renommierte Kunstsammlerin will ich bei The Great Split natürlich nicht irgendeine Kunstsammlung aufbauen, sondern die, die am Ende der Partie die meisten Punkte einbringt. Und da gibt es viele Möglichkeiten. Ich kann mich auf Edelsteine fokussieren, alte Bücher sammeln oder Skulpturen. Siegel machen bestimmte Arten von Kunstschätzen wertvoller und das Gold, was es noch gibt, hilft mir eigentlich nur dabei, auf anderen Leisten voranzuschreiten. Wer sammelt denn auch schon Gold? Das wäre ja schließlich komplett langweilig.

The Great Split - Playerboards

Der Ablauf von The Great Split ist dabei denkbar einfach. In jeder Runde bekomme ich zunächst eine neue Karte hinzu und prüfe dann das aktuelle Handkartenlimit und werfe eventuell Karten ab. Anschließend teile ich meine Handkarten in zwei Stapel, die nicht unbedingt gleich groß sein müssen. Diese beiden Stapel gebe ich dann mit meiner Trennkarte dazwischen in einem Umschlag im Uhrzeigersinn weiter. Der oder diejenige sucht sich dann einen der beiden Teile aus und gibt mir den anderen zurück. Gleichzeitig bekomme ich aus der anderen Richtung ebenfalls zwei Stapel, von denen ich mir einen aussuche und den anderen zurückgebe. So habe ich dann eine neue Kartenhand, die ich anschließend in meine Sammlung integrieren kann.

Dieser Kernmechanismus lässt mich jedes mal genau überlegen, was ich selbst haben möchte, worauf kann ich verzichten und wie bekomme ich meine Mitspieler*innen dazu, genau das zu wählen, was mir zupasskommt und mir so meine Wunschkarten zurückzugeben? Dieses Metaspiel kann ich ignorieren und einfach irgendwas aufteilen. The Great Split macht aber deutlich mehr Spaß, wenn ich mir zumindest rudimentär darüber Gedanken mache. Und dabei sitzen wir auch noch alle im selben Boot. Ich möchte nämlich genauso wenig meinen Mitspieler*innen immer die passenden Karten überlassen.

The Great Split - Umschläge

Was mache ich denn nun mit den Karten, die ich da bekommen habe? Nun, das ist schnell erklärt, denn ich schiebe ein Holzklötzchen auf einer der vielen Punkteleisten voran. Bei einem Buchsymbol auf der Buchleiste, bei einem blauen Edelstein, auf ebendieser Leiste. Ihr versteht das Prinzip. Einzig bei meiner eigenen Trennerkarte kann ich mir eine Leiste aussuchen. Habe ich mal das Ende einer Leiste erreicht, geht es damit dann auch nicht weiter. Noch mehr Karten mit dem Symbol bringen mir dann einfach nichts mehr.

Was geben und was nehmen?

Damit ich zu Beginn einer Partie zumindest eine grobe Idee haben, worauf ich mich in meiner Sammlung fokussieren sollte, gibt meine Charakterkarte mir schon ein paar Kunstressourcen und auch Aufträge. Habe ich hier bereits Skulpturen und Bücher, sollte ich diesen Vorsprung durchaus nutzen. Dabei gibt es nach der dritten, vierten und sechsten Runde eine Wertungsphase. Die sechste Wertungsphase leitet auch das Ende der Partie ein.

The Great Split - Zentrales Board mit Wertungen

Was nach der dritten und vierten Runde gewertet wird, ist dabei zufällig. Es finden aber alle Wertungen statt. Nur der Zeitpunkt ist in jeder Partie leicht anders. Zum einen gibt es eine Bücherwertung, bei der der höchste von euch erreichte Prestigewert auf der Bücherleiste in Punkten ausgezahlt wird. Bei der Juwelenwertung verdoppelt ihr den Punktewert auf derjenigen der beiden Juwelenleisten, auf der ihr weniger weit vorangeschritten seid. Bei der Kunstwerkswertung vergleicht ihr euren Fortschritt mit dem Marktschieber, der ebenfalls in jeder Runde einen variablen Wert vorgeschoben wird und bekommt die für euren Bereich abgedruckten Punkte.

Diese drei Wertungen werden auch am Ende der Partie noch einmal durchgeführt. Dann kommt aber noch die Auftragswertung hinzu, bei der ihr den Prestigewert der Siegel einer Wertung mit den freigeschalteten Auftragssymbolen multipliziert. Hierbei zählen dann die Symbole auf eurer Charakterkarte mit. Es lohnt sich also, hier mehr zu investieren, als für Leisten, auf denen ihr kein Bonussymbol habt. Diese Auftragswertung bringt nochmal richtig viele Punkte. Auf Siegel solltet ihr während der Partie also auf keinen Fall verzichten.

Außen hui, innen… hui?

Ich muss auch noch ein paar Worte zur Produktionsqualität und zum Design verlieren. Zum einen ist die Gestaltung von Weberson Santiago wirklich gelungen. Er hat neben The Great Split auch anderen Spiele illustriert, die man, wenn man sie vor Augen hat, seinem ganz eigenen Stil durchaus zuordnen kann. Die blutige Herberge, Fuji und Whirling Witchcraft zählen zu seinen Brettspiel-Arbeiten.

The Great Split - Design

The Great Split hat einen für mich durchaus ansprechenden 20er Jahre-Stil, der auf der Schachtel in edlem Türkis und Gold gehalten ist. Das Material im Inneren setzt sehr viel auf Weiß. Dadurch ist die Optik reduziert, aber mit den immer wieder auftauchenden Goldakzenten trotzdem ansprechend. Weitere Illustrationen finden sich lediglich auf den acht Charakterkarten.

Die Double-Layer-Boards für die Spieler*innen sind ebenso hochwertig produziert, wie die klappbaren Umschläge, in denen ich meine Karten weitergebe. Diese sind aber leider einen Tick zu klein dimensioniert. Trotzdem merke ich die Liebe zum Detail, die mir persönlich auf dem Tisch sehr gut gefällt und auch bei Evergreen wiederzufinden ist.

Fazit

Ich persönlich finde das reduzierte Design von The Great Split sowohl in optischer als auch in spielerischer Hinsicht durchaus gelungen. Rational betrachtet tue ich nichts anderes, als Klötzchen auf Leisten zu verschieben. Das mag dröge wirken und für den ein oder anderen nicht genug bieten. Mir gefällt jedoch der „Ich teile, du suchst aus“-Mechanismus im Kern des Spiels sehr. Ich hatte es oben schon erwähnt: Wenn ich mir darüber keine Gedanken mache, sondern einfach irgendwas aufteile, macht das Spiel nicht viel. Das kann ich aber über Khôra genauso sagen. Auch hier suche ich nur Plättchen aus und schiebe dann auf Leisten vor. Wirklich viel drumherum gibt es da überspitzt gesagt auch nicht. Aber zum Glück will The Great Split auch kein großes Strategiespiel sein. Ein wirklich thematisches Spiel sollte man sich aber auch nicht erwarten.

Es ist ein Spiel für größere Runden, bei denen bis zu sieben Personen. Am Spieltisch hatten wir immer wieder eine gute und amüsante Zeit. Die Regeln sind überschaubar und eine ganze Partie in ca. 45 Minuten gespielt. Dankbarer weise ändert sich an der Spielzeit auch mit mehr Spielenden nichts, denn ich beschäftige mich ja immer nur mit meinen direkten Nachbarn. Diese im Auge zu behalten, ist dann meine Aufgabe und ein immer wieder spannender Teil, bei dem ich immer mal wieder die Stirn runzle, wenn ich sehe, was ich da zurückbekomme.

The Great Split - Übergabe der Karten

Bei einigen unserer Partien ist mir allerdings aufgefallen, dass sich Karten mit der Zeit bei mir regelrecht „festgefressen“ hatten. Von rechts kam nichts wirklich Neues, was mir lohnenswert erschien. Von links kam das Erwartete zurück. Das ist zum Glück nicht immer so und liegt auch an der jeweiligen Konstellation aus Vorlieben und gezogenen Karten. In den meisten Partien wanderten Karten schon mehr oder weniger weiter und es gab mehr Abwechslung in dem, was da aufgeteilt werden sollte.

Das Spiel arbeitetet hier ja insofern dagegen, da ich durchaus Abwechslung in meinen Karten haben möchte, um nicht in einer Leiste zu schnell voran zukommen und dann mit dem entsprechenden Symbol nichts mehr anfangen zu können.

Für eine Partie The Great Split wäre ich immer wiederzuhaben. Das überrascht mich manchmal selbst ein wenig, denn eigentlich liegt mir das Thema bei Spielen schon am Herzen. Allerdings kann ich auch Abstraktem etwas abgewinnen und wie hat es Jan letztens einmal formuliert: „Horrible Guild schafft es irgendwie ein abstraktes Spiel so ansprechend zu machen, dass es sogar mir Spaß macht.“ In diesem Sinne: Well done.


Euer Rating zu The Great Split


Mögt ihr ungewöhnliche Optik in Spielen?

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The Great Split ist auf Deutsch bei HeidelBÄR Games erschienen.

The Great Split (2022)
Spieler:
2 - 7
Dauer:
45 Min
Alter:
8+
BGG Rating:
7.18
Verlag:
HeidelBÄR Games
BGG:

Für die Review stand uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung.

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