Review: Der Kartograph

Der Kartograph – An die Landkarten, fertig, los

Der Kartograph - CoverGleich hinter diesem Hügel müsste ein Fluss liegen. Ich bin bereits tagelang unterwegs, um dieses neue Land zu kartographieren. Die alten Ruinen am Vortag waren eine kleine Überraschung. Ich habe sie mitten in einem Feld gefunden. Ah, da ist er ja, genau wie ich vermutet hatte. Friedlich schiebt er sich durch das Tal, dahinter liegt wohl eine Stadt. Mich interessiert jedoch der dichte Wald mehr, der sich bis zum Berg hinzieht, der in der Ferne majestätisch in die Höhe ragt. Bis zum nächsten Herbst möchte ich seine Umgebung komplett kartographiert haben.

Das recht überschaubare Genre der Flip&Fill Spiele hat einen neuen Vertreter bekommen: Der Kartograph von Jordy Adan ist ein Spiel, das im Roll Player Universum angesiedelt ist. Davon merkt man allerdings kaum etwas. Allerdings ist das Spiel schon anspruchsvoller, als das durchschnittliche Roll&Write Spiel mit Würfeln. Pegasus Spiele hat Der Kartograph daher in den Kenner-Bereich eingeordnet. Wie uns das Spiel gefallen hat, erfahrt ihr in unserer Review.

Viel Spaß beim Lesen!

Roll Player ist ein Brettspiel, das seinen Fokus auf den Teil eines Rollenspiels legt, der eher lästige Pflicht vor dem eigentlichen Spiel ist: Die Charaktererschaffung. Danach war das Spiel dann auch zu Ende. Die Erweiterung Monsters & Minions lässt einen dann auch mit dem so erstellten Helden einen Dungeon erkunden. Das klingt nach ganz klassischer Fantasy und ist es auch. Was Der Kartograph mit diesen Spielen gemeinsam hat, ist allerdings lediglich die fiktive Welt, in der die Spiele angesiedelt sind. Mit Rollenspielen hat es zumindest den Aspekt gemeinsam, als dass Spielleiter oft auch diverse Landkarten erstellen, auf denen sich die Helden dann ins Abenteuer stürzen. Von der Welt des Roll Player Universums ist während der Partie wenig zu merken, allein das schön gestaltete Cover bringt hier etwas entsprechendes Feeling auf, wenn man denn die anderen Spiele im selben Universum, zu dem auch Lockup zählt, kennt.

Kartographieren für Anfänger

Der Kartograph: LandschaftenDie gute Nachricht lautet jedoch: Man muss sie gar nicht kennen und bekommt trotzdem ein sehr stimmiges Spiel. Gespielt wird über vier Jahreszeiten, bei denen jeweils Karten aufgedeckt werden, bis ein entsprechender Wert der Jahreszeit erreicht ist. Jede Karte gibt ein oder zwei Typen von Landschaften vor und ein oder zwei Formen, die man davon einzeichnen kann. Man hat dabei entweder die Wahl zwischen zwei Landschaftstypen und eine vorgegebene Form oder umgekehrt. Hat man die Wahl zwischen zwei Formen, dann gibt es eine große Form oder eine kleine, die aber als Ausgleich eine Münze bietet. Die gewählte Kombination zeichne ich dann auf meinem Blatt ein. Ist eine Jahreszeit beendet, da die aufgedeckten Karten den Maximalwert erreicht oder überschritten haben, findet eine Wertung statt.

Zu Beginn der Partie werden die Wertungskarten für das gesamte Spiel bereits ausgelegt. Das sind insgesamt vier Karten von A bis D, von denen jeweils zwei pro Jahreszeit gewertet werden. Im Frühling werden A und B gewertet, im Sommer B und C, im Herbst C und D sowie im Winter nochmal D und A. Jede Wertungskarte wird also genau zwei Mal genutzt. Diese Art der Wertung kennt man auch schon von Isle of Skye. So könnt ihr stets planen, auf welche Wertungen ihr gezielt spielt, um viele Punkte zu bekommen und zum Beispiel bereits im Frühjahr Landschaften für den Herbst vorbereiten. Münzen geben ebenfalls in jeder Wertungsphase Punkte. Das sind sowohl solche von den kleinen Formen als auch welche, die man dafür erhalten hat, dass man die Felder um einen Berg komplett erkundet hat.

Der Kartograph: Wertungen

… und für Fortgeschrittene

Aufdecken, einzeichnen und werten, das wäre aber zu einfach, damit daraus noch ein wirklich tolles Spiel wird. Bei vielen Roll& Write Spielen wird ja zu Recht der sehr solitäre Charakter bemängelt, die fehlende Spielerinteraktion. Dem wirkt Der Kartograph effektiv entgegen, denn in jeder Jahreszeit wird eine Karte in den Landschaftsstapel gemischt, der einen Monsterüberfall darstellt. Jeder Spieler gibt dann sein Blatt an einen Nachbarn weiter, der für ihn die geforderte Monsterform in die so schön vorbereitete und mit Liebe gestaltete Karte einzeichnet. Und zwar natürlich genau da, wo es am meisten wehtut. So können geplante Wertungen zu nichte gemacht werden. Aber auch sonst sind Monster doof, denn freie Felder um die Monster Blöcke geben bei der Wertung Minuspunkte.

Abenteuerlust und Abenteuerfrust

Uns macht Der Kartograph sehr viel Spaß. Besonders der Moment, wenn man aussuchen darf, wo man die kleinen gehörnten Monsterchen beim Mitspieler platziert, ist immer wieder toll. Und natürlich im gleichen Maße die Ernüchterung, wenn man sein eigenes Blatt zurück erhält. Dabei ist das Spiel bestimmt nicht für jeden Spieler geeignet, denn etwas oberhalb des durchschnittlichen Flip&Fill-Zeichenspiels mit Tetris-Formen ist es dann doch. Ein Patchwork-Doodle, bei dem man ebenfalls Formen in die zuvor freien Felder kritzelt, ist da deutlich anspruchsloser.

Der Kartograph: Landkarten

Das Zeichnen der Landschaften macht wirklich Spaß, die beiliegenden Bleistifte sind dazu jedoch nur bedingt geeignet. Ja, man kann das wegradieren, wenn man sich vermalt hat, aber auf dem leicht angegrauten Papier lassen sich die grauen Zeichnungen nur schwer erkennen. Bessere Dienste leistet da ein Kugelschreiber oder noch besser: Buntstifte. Erst wenn Wälder schöne grüne Felder mit Bäumen drauf sind, die Getreidefelder in freundlichem Gelb erstrahlen und sich Flüsse in Blau durch die roten Dörfchen schlängeln, zeigt Der Kartograph sein volles Potenzial. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die bunten Stifte Mitspieler auch eher dazu animieren, das Wappen oben auf ihrem Bogen kreativ auszufüllen. Das Ergebnis ist dann eine einzigartige Karte, die auch gerne mal als Erinnerung mitgenommen wird, ganz unabhängig von Sieg oder Niederlage.

Zusammengefasst ist Der Kartograph ein kleines Highlight im Genre, das uns ähnlich gut unterhält wie Welcome to…


Euer Rating zu Der Kartograph


Ist der Roll & Write Hype vorbei?

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Das Spiel Der Kartograph ist auf Deutsch bei Pegasus Spiele erschienen.

Cartographers (2019)
Spieler:
1 - 100
Dauer:
30 - 45 Min
Alter:
10+
BGG Rating:
7.64
Verlag:
Pegasus
BGG:

Für die Review wurde uns ein Rezensionsexemplar von Pegasus Spiele zur Verfügung gestellt.


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