Die neue Buslinie wird wirklich großartig und effizient. Wir werden die Bedürfnisse aller möglichen Passagiere erfüllen und sowohl Schulen, als auch die wichtigen Business-Zentren und sogar ein paar Sehenswürdigkeiten in der Stadt anfahren. Dann kommen sogar die Touristen und können sich mit den einsamen Omas unterhalten, die immer und überall mitfahren. Nur der Stau macht mir ein paar Sorgen…
Das 9€-Ticket ist Geschichte. Wer aber mal die andere Seite der Ticketausgabe erleben möchte, der sollte sich Get on Board: New York & London von
Saashi auf den Brettspieltisch holen. Hier gilt es, Busstrecken durch die beiden Metropolen zu bauen, dabei Passagiere zu befördern und mit Stau klarzukommen. In unserem Review erfahrt ihr, wie uns das neue Flip & Write mit Spielplan und Holzteilen von HUCH! gefallen hat.
Viel Spaß beim Lesen!
Alter Bus mit neuem Anstrich
Roll and Writes, Flip and Writes, alles nichts Neues. Und auch Get on Board selbst ist nicht so ganz neu, denn es erschien bereits 2018 unter dem Namen Let’s make a Bus Route im Eigenverlag des japanischen Autors Saashi. Im gleichen Verlag und vom selben Autor erschienen auch Coffee Roaster und Remember our Trip, die von dlp Games für den deutschen Markt lokalisiert wurden. Klar, vor 4 Jahren gab es zwar auch schon viele Spiele, bei denen auf Blöcke gekritzelt wurde, aber der Markt war noch nicht ganz so gesättigt. Was macht Get on Board: New York & London jetzt also anders, so dass wir es trotzdem auf unserem Spieltisch willkommen heißen?
Von Haltestelle zu Haltestelle durch die Stadt
Um das zu klären, müsst ihr erst einmal wissen, worum es bei Get on Board eigentlich geht. Der Originaltitel Let’s make a Bus Route erklärt dabei schon sehr viel. Ihr möchtet nämlich Busrouten durch verschiedene Städte planen. In diesem Fall sind das New York und London. Dabei sammelt ihr verschiedene Passagiere ein und setzt sie an passenden Orten auf dem Weg wieder ab, um Punkte zu machen. Die Geschäftsleute wollen in ihre Büros in den Hochhäusern, die Schulkinder zur Schule und die Touristen zu den einschlägigen Sehenswürdigkeiten. Alte Omas gibt es auch noch, die wollen aber einfach nur mitfahren.
Die Route selbst startet an einer von zwei Ampeln, die ihr zu Beginn der Partie zur Auswahl habt. Alle Mitspieler*innen starten dabei woanders in der Stadt. In jeder Runde von insgesamt 12 Runden wird ein Busticket aufgedeckt, mit dessen Nummer ihr auf eurem Block seht, welche Strecke ihr nun von dort aus legen könnt. Mal ist das eine einzelne Straße, mal drei Straßen in gerader Linie und mal müsst ihr zwei Straßen mit einer Abbiegung legen. Ausgehend von eurer Startkreuzung bzw. später eurer zuletzt angefahrenen Kreuzung entscheidet ihr, wo es weiter geht. Wenn ihr mal doch abbiegen möchtet, obwohl ihr gerade fahren solltet oder umgekehrt, könnt ihr das auch, indem ihr Minuspunkte dafür in Kauf nehmt. Ihr sammelt die Passagiere von den Kreuzungen ein, die ihr beim Auslegen eurer Strecke angefahren habt und kreuzt diese auf eurem Block ab.
Von Staus, dauergrünen Ampeln und Zielen
Wichtige Regel beim Streckenbau: Ihr dürft eure eigene Strecke nicht kreuzen und erst recht nicht die selbe Straße noch einmal befahren. Das wäre einfach ineffizient. Mir passiert das unerfreulich häufig. Wo jemand anders vorher schon gefahren ist, könnt ihr hingegen sehr wohl lang fahren. Dafür müsst ihr dann aber ein Stau-Feld abkreuzen. Diese geben ebenfalls Minuspunkte am Ende der Partie. Erfreulicher ist es hingegen, seine reguläre Strecke an einer Ampel zu beenden. Dann könnt ihr nämlich noch ein weiteres eurer Strecken-Teile auf dem Plan platzieren. Da ihr die Richtung frei wählen könnt, ist das eine wunderbare Möglichkeit, euren Bus flexibel durch die Stadt zu bewegen.
Das ist wichtig, da ihr auch noch eine Zielkarte habt, die euch drei Orte vorgibt, die ihr unbedingt anfahren solltet, um 10 Zusatzpunkte am Ende der Partie zu erhalten. Außerdem gibt es auch noch öffentliche Aufträge, wie zum Beispiel, mindestens 5 Omas mitzunehmen oder drei bestimmte Sehenswürdigkeiten entlang der eigenen Route anzufahren. Wer das zuerst schafft, bekommt 10 Punkte, danach gibt es für deren Erfüllung nur noch 6 Punkte.
Ticket für Ticket zur perfekten Bustour
Die Partie endet wie gesagt nach insgesamt 12 Runden, wenn alle 12 Bustickets aufgedeckt wurden. Die bereits aufgedeckten Tickets könnt ihr auf eurem Block abstreichen. So seht ihr, welche Tickets noch kommen werden und könnt eure Strecke so etwas besser planen. Ein wichtiges Detail dabei ist, dass auf den Blättern des Spielblocks die Busticket-Nummern mit unterschiedlichen Streckenmustern verknüpft sind. So kann bei euch die 11 bedeuten, dass ihr 3 Streckenteile in gerader Linie legen müsst und jemand anders am Tisch muss vielleicht zwei Streckenteile mit einer Abzweigung legen.
Get on Board – Das Spiel mit Charme
An Get on Board gefällt mir besonders die liebevolle Gestaltung. Die Bustickets haben zum Beispiel zwei Löcher in den Karten, die es wirken lassen, als seien diese bereits entwertet worden. Das ist ein schönes kleines Detail, das mich einfach schmunzeln lässt, wenn ich das Spiel auf dem Tisch habe. Apropos Tisch: Dass es überhaupt ein Spielbrett gibt, ist eine grundlegende Änderung zum Vorgänger. Dort malte man noch seine Strecken auf einem Block. Das Spielbrett und die bunten Holz-Elemente, mit denen ich meine Strecken lege, machen da doch einiges mehr her und sorgen für ein schöneres Spielgefühl. Auch wenn manchem der Stil der Gestaltung persönlich nicht gefällt, war das Feedback zum Gesamteindruck jedoch fast immer positiv. Man fühlt sich beim Spiel einfach wohl.
Keine Wahl bei der Städtewahl
Etwas irreführend ist jedoch der Titel Get on Board: New York & London. Er suggeriert, dass ihr euch aussuchen könntet, in welcher Stadt ihr eure Busroute planen wollt. Dem ist aber nicht so. Es ist ganz klar festgelegt, dass bei zwei und drei Spielern auf dem etwas kleineren Plan mit New York gespielt wird, auf dem in der Innenstadt auch gleich noch Strecken mit garantiertem Stau eingezeichnet sind. Das etwas größere Streckennetz von London ist dann für Partien mit 3 und 4 Spieler*innen vorgesehen. Ihr habt also keine Wahl, welche Stadt euch mehr liegt.
Fazit
Insgesamt hinterlässt Get on Board: New York & London einen wirklich guten Eindruck bei mir. Eine Partie ist voll von vielen kleinen Entscheidungen. Ich möchte von allen Passagieren möglichst viele einsammeln, aber auch meine Ziele anfahren und vor allem die Passagiere auch zum bestmöglichen Zeitpunkt absetzen. Dabei kommen mir meine Mitspieler*innen natürlich in die Quere und ich muss wieder umplanen. Gerade zum Ende einer Partie wird es für mich angenehm knobelig, wenn es darum geht, mit dem Wissen, dass bestimmte Strecken noch kommen werden, das Meiste herauszuholen. Jede Partie verläuft dabei ein klein wenig anders. Ich mag vor allem den angenehmen Flow, den Get on Board hat und der es mit der überschaubaren Spielzeit zu einem wunderbaren Aufwärmer oder Absacker macht.
Euer Rating zu Get on Board: New York & London
Get on Board: New York & London ist auf Deutsch bei HUCH! erschienen.
Für die Review stand uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung.