Kasch Bing macht die neue Maschine und spuckt eine feurig rot leuchtende Magmakugel aus. Das ist zwar prinzipiell schon recht gut, allerdings ist es noch nicht das Optimum. Um meine neue Maschine in Betrieb zu nehmen, bräuchte ich statt einer Magmakugel zwei Magmakugeln. Gott sei dank hab ich auf dem Markt letztens für nur ein Atomius einen Verdoppler bekommen. Den werde ich gleich einbauen in meine wahnwitzige Maschinerie und dann werden die Energiekugeln nur so durch meine Gizmos rauschen. Wobei mir gerade auffällt, dass ich dringend auch noch einen neuen Energiespeicher brauche, wenn der Verdoppler erst einmal in Gang kommt. Aber wo soll ich den denn jetzt wieder herbekommen?
Ein Gizmo ist im Englischen ein kleines, technisches Gerät, was so bis jetzt noch nicht dagewesen ist und dessen Sinn nicht genau definiert ist. Auf Deutsch halt so ein technisches Dings-Bums. In Gizmos von Phil-Walker Harding erschienen bei CMON versucht ihr nun, viele dieser komischen Dinge zu verbauen, damit diese in von euch gut durchdachten Kettenreaktionen Energiekugeln produzieren, die ihr dann wiederum in neue Gizmos investieren könnt. Wie ihr zum Herren der Gizmos werdet und ob das Spaß macht, könnt ihr in unserem Review nachlesen.
Gizmos nicht Gizmo
Wer wie ich in den 80ern aufgewachsen ist, muss natürlich unweigerlich bei dem Namen des Spieles an den kleinen Mogwai denken. Doch glücklicherweise gibt es bei dem Spiel Gizmos keine Verhaltensregeln, weswegen sich eure Maschine bei unsachgemäßer Handhabung nicht in eine unheimliche Bedrohung verwandeln würde. Stattdessen sollten eure Gizmos bei richtiger Anwendung und Einstellung unheimlich viele Energiekugeln herstellen.
Diese Energiekugeln braucht ihr nämlich, um weitere Gizmos zu kaufen. Und die bringen euch wieder mehr oder auch andere Kugeln usw, usw. Das Ganze endet, wenn einer von euch 16 Gizmos oder 4 Gizmos der Stufe 3 gebaut hat. Insgesamt gibt es drei Stufen an Gizmos, die unterschiedlich teuer sind, aber auch bessere Effekte liefern, je teurer sie sind. Danach werden die Punkte auf den Gizmos gezählt und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Doch wie könnt ihr das erreichen? Relativ simpel, denn ihr müsst nur eine der 4 Aktionen, die euch in eurem Spielzug zur Verfügung stehen, auswählen. Ihr könnt schlicht eine Energiekugel aus der Auslage sammeln. Oder ihr könnt ein Gizmo bauen, entweder aus der Auslage oder aus dem Archiv, wobei mit gesammelten Energiekugeln bezahlt wird. Ihr könnt ein Gizmo aus der Auslage nehmen und ihn ins Archiv packen. Oder ihr forscht und zieht dazu von einem der Gizmo-Nachziehstapel. Die gezogene Karte kommt dann ins Archiv oder ihr baut sie gleich.
Das waren schon alle Aktionen, die ihr machen könnt. Der Kniff beim Spiel liegt in den Kettenreaktionen, denn jeden Gizmo den ihr baut, ordnet ihr einer Aktion zu. Und sobald ihr diese Aktion auswählt, löst ihr auch den Gizmo aus, der weitere Kettenreaktionen startet. Dabei gilt: Jeder Gizmo kann pro Aktion nur einmal im Spielzug aktiviert werden.
It’s Science
So könnte eine Kettenreaktion daraus bestehen, dass jedes Mal, wenn ihr eine Karte archiviert, ihr noch einmal eine rote Energiekugel nachziehen könnt. Zieht ihr eine rote Energiekugel nach, dürft ihr gleich auch noch ein neues Gizmo bauen. Und sobald ihr ein neues Gizmo baut, dürft ihr dann noch einmal in den Energiespender greifen, um ungesehen eine Energiekugel zu ziehen.
Natürlich braucht es ein paar Runden, bis ihr eine solche Maschinerie aufgebaut habt. Doch wenn sie einmal läuft, dann kann ich mir selten ein Grinsen verkneifen, wenn ich jeden Schritt meinen Mitspielern erkläre und diese nur erstaunt schauen, wie alles ineinander greift.
Wer jetzt allerdings denkt, dass Gizmos ein nettes Spielchen für zwischendurch ist, der hat nur bedingt recht. Ja, die Spielzeit ist recht überschaubar und auch das Spiel selbst ist recht flüssig. Aber nett ist das Spiel nicht, denn bei uns ist es ein knallhartes Wettrennen. Ich muss schauen, dass ich pro Spielzug mindestens ein Gizmo in meine Maschine einbaue, sonst hängt mich die Konkurrenz einfach ab. Und das gefällt mir richtig gut. Klar, das erzeugt auch ein bisschen Stress, weil ich ja verzweifelt auf der Suche nach dem Gizmo bin, das sich perfekt in meine Maschinerie einfügt. Aber ich empfinde dies als sehr großen Spaß.
Sand im Getriebe
Dies führt aber auch zu einem wichtigen Punkt. Ich kann den Spielablauf nur bedingt mit meinen kleinen Helfern beeinflussen. Brauche ich zum Beispiel eine rote Kugel und diese liegt nicht aus, muss ich auf mein Glück vertrauen oder meine Strategie über Bord werfen. So kann ich eine Aktion wählen, in der ich noch einmal aus dem Energiespender blind eine Kugel ziehe und hoffe, dass es vielleicht die gewünschte Farbe ist. Ich kann aber auch versuchen, vielleicht eine andere Maschine zu bauen, die mir im nächsten Zug eine rote Kugel bereitstellt.
Am Anfang der Partie habe ich damit noch keine Probleme, da die Maschinerie ja noch nicht besonders gut läuft. Doch im Laufe des Spiels spezialisiert ihr euch doch auf eine bestimmte Strategie, was das Risiko erhöht, dass diese einmal ins Stocken gerät. Bekommt ihr zum Beispiel Boni, wenn ihr ein gelbes Gizmo baut, habt ihr ein Problem, wenn keine gelben Gizmos ausliegen und ihr auch beim Forschen keine gelben Gizmos im Nachziehstapel entdeckt.
Es kann allerdings auch passieren, dass ihr zu sehr auf Vielseitigkeit setzt und eure Maschinerie nicht wirklich in Gang kommt. Während eure Mitspieler sich schon auf die Gizmos der Stufe 2 und 3 stürzen, die nicht nur mehr Siegpunkte bringen, sondern noch mehr Boni ausschütten, dümpelt ihr bei den Stufe 1 Gizmos rum und steckt einfach fest. Natürlich ist so etwas nicht gerade befriedigend. Wenn ihr dann noch am Tisch mit Leuten sitzt, die das Spiel schon ein paar Mal gespielt haben, lauft ihr eigentlich nur noch hinterher.
Mehr Gizmos braucht die Maschinerie
Dem gegenüber steht allerdings die recht überschaubare Spielzeit. Bei uns dauerten die Partien zwischen einer halben und ganzen Stunde. Die Downtime ist recht angenehm und kurz, kann sich aber zum Ende hin verschlechtern, wenn die Maschinen sehr groß sind und ihr in der Vollbesetzung von vier Spielern spielt. Da braucht das Abarbeiten der Ketten eben seine Zeit, zudem mancher Mitspieler dann auch schon sehr komplizierte Verzahnungen zusammengebaut hat. Doch das stört mich überhaupt nicht.
Auch den Glücksfaktor solltet ihr nicht unterschätzen. Ich komme mit ihm zurecht, es gibt andere Spiele wie die Tavernen im Tiefen Thal wo es mich mehr stört. Gizmos ist hier ja schon in der Grundidee chaotischer aufgebaut und schafft erst gar nicht die Erwartungshaltung, dass ihr eine wild verkettete Maschinerie wirklich gut handhaben könnt. Als konfuser Erfinder kann ich schon froh sein, wenn mir bis zum Ende des Spiels die Maschine nicht um die Ohren fliegt.
Bei Gizmos ähneln sich zwar die Partien, doch jede spielt sich anders. Jedes Mal sind andere Ketten aufgebaut. Klar, es gibt einige Grundpfeiler, die ich unbedingt haben möchte, wie zum Beispiel die Erhöhung der Speicherkapazität. Aber im Großen und Ganzen lasse ich mich von meiner Maschinerie treiben. Das macht auch für mich einen Großteil des Reizes und der Wiederspielbarkeit aus. Und nach ein paar Partien, habe ich dann auch andere Strategien ausprobiert. Gibt es vielleicht doch mehr Punkte, wenn ich sehr viele kleine Gizmos baue und das Spiel schnell beende? Oder baue ich auf monolitische Kettenreaktionen, die zwar weniger häufig anlaufen, aber wenn sie anlaufen, kommen die dicken Punkte rein?
Positiv an dieser Stelle möchte ich auch noch die Materialien erwähnen. Denn im direkten Vergleich mit Potion Explosion, einem anderen Spiel bei dem Kugeln aus einem Spender gezogen werden, ist bei Gizmos der Spender qualitativ besser. Wenn ihr diesen in Ruhe und ordentlich zusammenbaut, braucht es keinen zusätzlichen Kleber. Er hält einfach und kann nach dem Spiel im dafür angepassten Inlay auch sehr gut verstaut werden. Auch die Kugeln wirken einfach „runder“.
Leider ist der Spender nicht ganz optimal. Es kam bei uns des Öfteren vor, dass Kugeln vom Steg im Inneren des Spenders herunterfielen. Dann hilft es nur, den Spender ganz vorsichtig anzuheben und die Kugel zu retten. Auch die Neigung innerhalb des Spenders ist nicht optimal. Manchmal kommt es eben dazu, dass das Nachrollen der Kugeln ins Stocken gerät. Dem Spielfluss tut das aber keinen großen Abbruch.
Gizmos hat mich mit seinem Spielgefühl gleich von der ersten Spielpartie gepackt und ich spiele es immer wieder gerne, wenn es auf den Tisch kommt. Ob das auch noch in einem Jahr der Fall ist, wird sich zeigen. Im Moment bin ich vollkommen zufrieden mit dem, was Gizmos bietet, auch wenn der Glückfaktor recht hoch ist.
Euer Rating zu Gizmos
Gizmos ist von CMON und auf deutsch bei Asmodee erschienen.
Für die Review stand uns ein kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung.