Harmonies Brettspiel Review

Harmonies – Meditativer Landschaftsbau

Harmonies - Brettspiel Cover„Zufrieden und ein wenig träge schaut der Löwe von seinem Liegeplatz auf dem Hügel. So möchte ich mich auch fühlen. Völlig entspannt und im Einklang mit meiner Umgebung. Lächelnd nehme ich die Schachtel aus dem Regal. Eine Partie Harmonies und eine schöne Tasse Tee sollten das wohl schaffen.“

Mächtige Gebirge, malerisch fließende Flüsse und hier und da ein kleines Häuschen zwischen den Landschaften. All das bauen wir auf unserem Tableau bei Harmonies von Johan Benvenuto. Mit runden Holzscheiben möchten wir eine möglichst punkteträchtige Kombination unterschiedlicher Gelände zusammenstellen und dabei auf die Bedürfnisse verschiedener Tiere eingehen. Ob uns das gelungen ist, erfahrt ihr in unserer Review.

Viel Spaß beim Lesen!

Die Harmonie des Spielstein-Stapelns

In letzter Zeit entfliehen wir häufig der Hektik des Alltags und spielen etwas weniger komplex, als das normalerweise der Fall ist. Harmonies passt perfekt in diese entschleunigende Art des Spielens. Viele Regeln gibt es nicht zu beachten. In meinem Zug nehme ich mir aus der Auslage ein Set aus drei farbigen Holzscheiben. Diese platziere ich anschließend auf meinem Tableau und wenn ich mag, kann ich nun noch eine Tierkarte aus der Auslage nehmen.

Mit den Holzscheiben kann ich je nach Farbe verschiedene Landschaften bauen. Grün sind unter anderem Bäume. Den kann ich direkt auf meinen Plan legen, dann ist es eher ein Gebüsch und weniger Punkte wert. Wenn ich aber vorher ein oder zwei braune Scheiben auf dem Feld platziert habe und die grüne Scheibe darauf lege, habe ich schon einen Baum, der deutlich mehr Punkte einbringt.

Harmonies - Spielertableau

 

Für jede Landschaftsart gibt es verschiedene Regeln, wie diese punkten. Auf einer kleinen Übersichtskarte sind diese übersichtlich aufgedruckt. Am kompliziertesten sind dabei wohl die Häuser, die mit einer roten Scheibe abschließen, aber als Unterlage nur Braun, Grau oder ebenfalls Rot nutzen. Ich kann eben nur ein Holzhaus, Steinhaus oder Ziegelhaus bauen. Ja, Jan, ein Dach kann nicht auf dem Wasser liegen. Damit sie wirklich punkten, müssen diese Häuser dann aber noch an mindestens drei verschiedene Landschaften angrenzen.

Tiere bis unters Dach

Nachdem wir das Bauen und Punkten der Landschaften verstanden haben, geht es jetzt nur noch um die Tierkarten. Die geben immer eine Kombination von Landschaften vor, die ich exakt so umsetzen muss, wie sie auf der Karte abgebildet sind. Nur so fühlen sich die Tiere bei mir wohl.

Jede Karte kann ich dabei mehrfach erfüllen. Nehme ich sie aus der Auslage zu mir, lege ich so viele Tierwürfel darauf, die rechts oben Plätze sind. Auf der Landschaftskombination der Karte ist dann auch immer ein Tierwürfel zu sehen, der auf einer der Landschaften liegt. Habe ich die Anforderungen bei mir auf dem Tableau erfüllt, lege ich einen Tierwürfel von der Karte auf die abgebildete Landschaft. Diesen Stapel kann ich dann nicht noch einmal mit einem Stein markieren. Er ist sozusagen verbraucht. Je häufiger ich die Vorgabe erfülle, desto mehr Punkte ist die Tierkarte am Ende wert. Ist sie komplett erfüllt, kann ich sie umdrehen und beiseitelegen und so Platz für eine neue Tierkarte machen, denn ich darf immer nur vier gleichzeitig haben.

Harmonies - Tierkarten

Innere Zerrissenheit

Das Stapeln der runden Holzscheiben auf meinem Tableau ist nicht nur entspannend, es reizt auch meine Puzzle-Nerven. Was fange ich mit den verschiedenen Dreiersets in der Auslage an? Welches passt bei mir am besten? Ergänzen die ausliegenden Tiere sich mit denen, die ich bereits habe? Jeder meiner Züge beinhaltet Entscheidungen, die zu treffen sind und die sich auf den Verlauf der restlichen Partie auswirken. Einmal gelegt, kann ich meine Scheiben nicht mehr anders platzieren und wenn erst mal eine grüne Baumkrone gelegt ist, lässt sich nun mal auch kein Stamm mehr drunter schieben. Gebirge hingegen kann und sollte ich wachsen lassen. Oder mache ich da lieber ein Haus draus?

Es kann natürlich auch vorkommen, dass ich zwischendurch merke, dass ich da ziemlichen Murks auf meinem Tableau gebaut habe. Dann passt irgendwie gar nichts mehr zusammen. Ich merke zwischendrin, dass ich meine Tierkarte, die mir so lukrativ erschien, vermutlich nicht mehr erfüllen kann. Dann muss ich meinen Plan ändern und reagieren.

Gleichheit ist keine Harmonie

Apropos Tierkarten: Die Auslage der Karten ist manchmal durchaus zäh. Wenn niemand eine Karte nimmt, ändert sich dort auch nichts. Das ist insbesondere dann nicht so schön, wenn da nur Karten ausliegen, durch die Tierwürfel auf Spielsteine gelegt werden würden, die bei mir bereits belegt sind. Idealerweise möchte ich natürlich Karten haben, die sich ergänzen. Etwa eine Karte, mit der ich einen Tierwürfel auf einen Baum lege, der neben einem Fluss steht, wäre eine Karte, mit der ich Tierwürfel auf einen Fluss lege, auf jeden Fall besser als noch eine Tierkarte für Bäume. Die Harmonie und Ausgewogenheit sind eben unser höchstes Ziel bei Harmonies. Monokultur funktioniert nicht.

Harmonies - Tierwürfel

Wer mit dem Standardspiel schon durch ist, der kann auch noch die Rückseite des Spielertableaus nutzen. Hier versuche ich, statt einen langen Fluss zu legen, einzelne Teile vom Tableau als Inseln abzutrennen. Die Art, wie die Wasser-Steine gepunktet werden, ist hier allerdings auch schon der einzige Unterschied. In der Schachtel gibt es auch noch Naturgeister, die ebenfalls etwas Abwechslung bieten. Sie sind eine andere Art von Tierkarten, von denen ihr euch zu Beginn des Spiels eine von zweien aussucht. Sie blockiert einen der vier Slots für Tierkarten und bietet noch mal andere Arten, wie ihr für Landschaften Punkte bekommt.

Optische Opulenz aus Frankreich

Auch sehr harmonisch ist die Gestaltung der Karten durch Maëva Da Silva, einer französischen Künstlerin. Sie hat bereits zahlreiche Dixit Karten gestaltet und ist auch für die Illustrationen anderer erfolgreicher Brettspiele wie Les Poilus oder Dragomino verantwortlich. Die Tierkarten sind einfach traumhaft schön und sehr liebevoll gestaltet.

Harmonies - Tierkarten

Als kleines Detail sind die Spielsteine, die oben liegen, auch noch mit einem hübschen Aufdruck versehen, sodass die kleinen Landschaften noch hübscher aussehen. Auch die Schachtel ist durchdacht, denn es gibt ein Fach, das man aufklappen kann. Hier können die Karten und die Tierwürfel sicher verstaut werden, ohne dass sie wild herumfliegen. Harmonies kann hier bei mir auf jeden Fall punkten.

Wo der Sparfuchs leise seufzt

Wo Harmonies aber eindeutig versagt, ist die Materialqualität. Beim Öffnen der Box dachte ich noch, dass hier alles passen sollte, denn es gibt ein schönes Fach, das man öffnen kann, in dem man die Karten sicher verstaut. Für die Holz-Komponenten liegt ein Säckchen bei, aus dem wir ziehen können. Aber weit gefehlt. Die Karten sind alle leicht gebogen, sodass sie nicht plan auf dem Tisch aufliegen, sondern immer über zwei Ecken kippeln.

So verrutschen sie leider auch leicht, wodurch die darauf abgelegten Markiersteine schnell ebenfalls verrutschen. Die Spielertableaus liegen ebenfalls nicht flach auf und drehen sich leicht auf glatten Tischen. Wir haben außerdem erfahren, dass bei anderen das Säckchen nach wenigen Partien schon gerissen sein soll, was auch hier auf eine mindere Qualität schließen lässt. Hiervon blieben wir bisher zum Glück verschont. Bei den aktuellen Preisen für Brettspiele sollte aber keiner dieser Punkte auftauchen.

Harmonies - Spielsteine

Fazit

Harmonies macht auf dem Spieltisch richtig was her. Entspannt staple ich meine Spielsteine aufeinander und sehe dabei zu, wie meine Landschaft auf dem Tableau entsteht. Das ist ein rundum positives Spielgefühl, in das sich nur manchmal ein wenig Frust schleicht, wenn ich meine eigenen Erwartungen und Pläne mal wieder selbst durchkreuzt habe.

Hier muss ich mich selbst zurücknehmen und mir diese Unart der Vielspieler*innen gezielt abgewöhnen. Denn Harmonies ist ein Feelgood-Game. Ich soll mich dabei wohlfühlen, den Alltag vergessen. Und das macht es auch sehr gut. Wer sich die Zeit nimmt, sich die Tierkarten wirklich anzuschauen und nicht nur auf die geforderten Kombinationen achtet, der wird überrascht sein, wie einzigartig jede Karte ist.

Und so ganz nebenbei macht das Knobeln211, welche Spielsteine am besten zu meiner bisherigen Landschaft passen und wie ich diese jetzt noch erweitern kann, auch noch sehr viel Spaß. Harmonies hat bisher jede*n am Spieltisch als spielerisches und optisches Gesamtkonzept überzeugt und ich kann es euch nur ans Herz legen.


Euer Rating zu Harmonies


Spielt ihr nur die Kracher oder auch seichte Familienspiele?

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Harmonies ist auf Deutsch bei Asmodee erschienen.

Harmonies (2024)
Spieler:
1 - 4
Dauer:
30 - 45 Min
Alter:
10+
BGG Rating:
8.21
Verlag:
Libellud, Asmodee
BGG:

Für die Review stand uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung.

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