Schnell huschen die beiden Diebe in die Schatten, denn eine Patrouille näherte sich mit schweren und dumpfen Schritten. Der letzte Kampf steckt ihnen noch in den Knochen. Kurz zuvor wurden die beiden Diebe von Dunkelzwergen überrascht. Es passierte, als sie eine schwere Schatztruhe öffneten und sich über ihre neue Beute freuten. Dem Lichtbringer sei Dank, waren die Zwerge genauso überrascht und so konnten die beiden Diebe dies als Vorteil nutzen. Das erbeutete Flammenschwert der Dunkelzwerge sollte sich noch als nützlich erweisen in den dunkeln Tiefen des Verlieses. Nun jedoch müssen sie erst einmal hoffen, dass der große Oger sie nicht beachtet.
Hinein in das Verlies mit Massive Darkness
Massive Darkness ist das neueste Spiel von CoolMiniOrNot bzw. von Guillotine Games. Wenn ihr denkt, die Namen kommen euch bekannt vor, dann liegt ihr richtig. CoolMini – bzw. CMON wie sie jetzt offiziell heißen – und Guilloitine Games waren auch schon für die erfolgreichen Zombicide-Spiele verantwortlich. Bei Massive Darkness sind die Parallen zum Zombicide Universum nicht von der Hand zu weisen. Ihr habt wieder einen modularen Spielplan, zahlreiche Miniaturen die den Plan bevölkern und das Spielprinzip ist wieder kooperativ. Auch das Thema scheint schon irgendwie mal dagewesen zu sein. Auch das letzte Zombicide-Spiel Black Plague spielte in einem Fantasy Setting wie jetzt auch Massive Darkness.
Damit enden schon die Gemeinsamkeiten. Massive Darkness spielt sich anders, es spielt sich spannender, es spielt sich frischer. Gegner betreten den Spielplan nicht immer an den gleichen Stellen. Und die altbekannte Formel „Viel Schaden hilft viel“ klappt nicht immer. Eine neue taktische Komponente ist dazu gekommen, die es euch ermöglicht, einer Gegnergruppe auszuweichen statt sie zu bekämpfen.
Das Spiel mit Licht und Schatten
Der Spielplan ist diesmal keine Stadt, sondern ihr befindet euch in den dunklen unterirdischen Gewölben eines fernen Landes. Das Gewölbe besteht aus Räumen und Gängen. Diese sind nicht immer hell erleuchtet, und so gibt es auch dunkle Bereiche: Die Schatten. Sich in solchen Bereichen aufzuhalten bringen euren Helden Vorteile. Jeder Held besitzt einen sogenannten Shadow Skill, der ihn besonders macht. So kann es sein, dass ihr einen extra Verteidigungs-Würfel bekommt oder ihr macht eben ein bißchen mehr Schaden. In den normal beleuchteten Bereichen sind eure Helden nur so gut wie ihre Ausrüstung und ihre Skillung.
Einen kleinen Talentbaum gab es bereits in Zombicide, Massive Darkness hat ebenfalls ein Skillsystem, geht es aber anders an. In Zombicde wurde das aktuelle Level des Spieles durch die Talente des Charakters bestimmt. In Massive Darkness ist dies genau andersherum. Der Spielplan ist aufgeteilt in verschiedene Level und erst wenn ihr ein neues Level betreten habt, könnt ihr die höherwertigen Talente benutzen. So kommt es nicht zu einem zu starken Ungleichgewicht zwischen den einzelnen Spielercharakteren. Trotzdem ist es den Spielern mit mehr Erfahrung durchaus erlaubt, auch schon höhere Talente zu kaufen. Nutzen können sie diese allerdings erst, wenn das Spiellevel weiter vorangeschritten ist.
Custom Dice in Massive Darkness
Der auffälligste Unterschied zu Zombicide besteht aber in den Würfeln. In Massive Darkness geht es nun darum – ähnlich wie bei Fantasy Flight Spielen – Erfolge durch das Würfeln zu generieren. Ihr habt vier verschiedenfarbige Würfel. Rote und gelbe Würfel sind für den Angriffswurf. Blaue und grüne Würfel nutzt ihr für die Verteidigung, die Erfolge auf Angriffswürfeln negieren können. Ihr würfelt Angriffswürfel und Verteidigungswürfel zusammen und zählt die Erfolge. So kann es passieren, dass ein Monster mit einer ganzen Hand voll Würfeln angreift, aber keinen einzigen Erfolg generieren kann.
Ein Kampf kann dabei folgendermaßen ablaufen: Ein Monster greift euch mit zwei gelben und einem roten Würfel an. Es werden insgesamt nur 3 Schwerter gewürfelt, was drei Treffern entspricht. Unser kleiner Held hat aber nur einen blauen Würfel zur Verteidigung. Durch ein bißchen Glück schafft er es, das Maximum von 3 Schilden zu werfen. Die Schilde und die Schwerter heben sich gegenseitig auf. Der Held kann aufatmen, er hat keine Wunden abbekommen. Zusätzlich zu den Angriffs- und Verteidigungssymbolen gibt es auch noch magische Symbole auf den Würfeln. Diese können spezielle Fähigkeiten der Helden oder der Waffen auslösen. So kann der Kampf doch noch in die richtgige bzw. falsche Richtung gelenkt werden. Auch unsere Gegner können diese Symbole nutzen. Diese Art des Kampfes ist komplexer gegenüber Zombicide und macht dadurch einfach mehr Spaß. Spieler von Imperial Assault, X-Wing und Star Wars RPG wissen was gemeint ist.
Zieh eine Karte oder zwei oder drei oder…
Wer keine Würfel mag, der wird in Massive Darkness durch Karten glücklich. Insgesamt sind im Grundspiel 280 !!! Karten enthalten. Da heißt es am Anfang, erst einmal ordentlich mischen. Die Karten haben dabei die verschiedensten Kategorien. Es gibt die Ausrüstungs- und Schatzkarten unserer Helden. Eine andere Kategorie enthält die Gegnerkarten. Hier gilt je höher der Level des Verlieses, desto mehr Schaden können die Gegner einstecken und austeilen. Die Ereignisskarten sind die letzte große Kategorie. Diese beschreiben was in einer jeden Runde im Dungeon passiert. Gibt es einen Bonus für die Helden? Kommt eine neue Patrouille ins Spiel? Oder schlimmer noch: Kommt ein umherstreifendes Monster in das Verlies? Diese Minibosse möchtet ihr nicht unvorbereitet treffen.
Genau hier greift Massive Darkness einen weiteren Eckpfeiler von Zombicide an. Ging es bei den Zombies nur darum, Gegnermassen an den Spawnpunkten zu erschaffen, kann es bei Massive Darkness auch passieren, dass zwei Runden nacheinander nichts passiert und keine neuen Gegner erscheinen. Das nimmt ein bißchen Druck aus dem Spiel und ruft nicht wie in Zombicide sofort Verzweiflung hervor, wenn eine neue Abomination erscheint und ihr immer noch nicht wisst, wie ihr die Erste erledigen sollt.
Minis, Minis und riesige Minis
Bei den Spielen von CMON sind die Miniaturen fast schon Standard. So wundert es auch niemanden, dass bei Massive Darkness detaillierte Miniaturen enthalten sind. Dabei scheint die Produktionsqualität noch einmal einen Sprung noch vorne gemacht zu haben. Die Miniaturen haben noch feinere Details und das „nur“ bei einem Brettspiel. Selbst wenn ihr das Spiel nicht spielen wollt und nur die Miniaturen bemalen möchtet, werdet ihr hier eine lange Zeit beschäftigt sein. Aber braucht ihr diese Miniaturen wirklich? Nein natürlich nicht! Man kann sie hören, die Leute die sagen werden: „Es ist nur eine detaillierte Lebenspunkteanzeige für eine Gegnergruppe.“ Vom Spielgefühl und Spielspaß macht es dann doch schon einen Unterschied. Ich schaue lieber auf eine Miniatur mit vielleicht 12 Lebenspunktetokens oder einen vier Mann starken, blutrünstigen Orktrupp, der sich einem in den Weg stellt.
Natürlich treiben die Minis den Preis in die Höhe. So etwas zu produzieren, ist eben doch ein bisschen teurer, als nur ein paar Holztoken zurecht zu fräsen. Und wenn dann noch die ein oder andere Erweiterung dazu kommt, kann das den Geldbeutel schon belasten. Die Leute, die sich auf CMON Spiele einlassen, wissen dass das kein billiges Unterfangen ist.
Darf es etwas mehr sein
Zusätzlich wird der Spielspaß durch einen Storymodus bereichert. Hierbei levelt ihr euren Charakter langsamer hoch und könnt euch so immer mächtigeren Gegnern stellen. Frisch erbeutete Ausrüstung könnt ihr ebenfalls mit in die nächste Quest übernehmen. Etwas was ich in früheren Guillotine Games sehr vermisst habe. Wie bei Zombicide wird es nicht lange dauern, bis die Community eigene Quests entwickeln wird, in die ihr euch dann stürzen könnt.
Fazit zu Massive Darkness
Ich bin ein Zombicide Fan der ersten Stunde und nenne alle Spiele und ihre Erweiterungen mein Eigen. Hättet ihr mich vor dem Erscheinen von Massive Darkness gefragt, welches Zombicide ich empfehlen würde, hätte ich Black Plague vorgeschlagen. Mit dem neuen Spiel von CMON muss ich meine Meinung revidieren: Das beste Zombicidespiel ist eben kein Zombicide – Es ist Massive Darkness! Viele Elemente sind ähnlich, aber so wie Black Plague eine gute Evolution zu seinen Vorgängern durchlief, legt das neue Spiel gleich noch einmal 2 Gänge zu. Allein schon die Verwendung des Würfelsystemes würde einen Kauf rechtfertigen. Es macht einfach Spaß, die Würfel zu werfen und das Ergebnis aufzulösen. Dazu kommt die Steuerung des Spieles mit Hilfe der Karten – eine kleine und gut gelungene Verbesserung.
Natürlich müsst ihr euch für Miniaturenspiele ein bisschen begeistern können. Wenn ihr diese nicht mögt, wird euch auch ein Massive Darkness nicht dazu bringen, eure Meinung zu ändern.
Das wahre Highlight ist der Storymodus. Meiner Meinung nach solltet ihr das Spiel nur mit diesem Modus durchspielen. Habt ihr einmal damit angefangen und kehrt dann zu einer Einzelquest zurück, scheint es als ob irgendwas fehlt. Allerdings sollte man den Storymodus auch als das nehmen was er ist. Ein einstiegsfreundlicher Modus, der euch langsam durch die 10 Quests führt. Ihr braucht zu keiner Zeit im Storymodus anfangen, Ausrüstung zusammen zu klauben. Sogenanntes Grinding, wie man es von Computerspielen wie Diablo o.ä. kennt, ist nicht nötig. Man muss den Levelanstieg nicht extra forcieren. Ganz im Gegenteil: Bleibt ihr länger in der Quest, um mehr Ausrüstung oder Erfahrung zu sammeln, macht ihr euch den Storymodus dadurch nur kaputt.
Dazu kommen Miniaturen ohne Ende. Schaue ich mir die Qualität und das Aussehen an und vergleiche das mit den ersten Zombicidespielen, scheint es so, als ob Jahrzehnte dazwischen liegen und nicht nur ein paar Jahre.
Für mich ist Massive Darkness eine klare Kaufempfehlung.
Massive Darkness ist auf englisch verfügbar bei CMON. Die deutsche Version ist bei Asmodee erschienen.