Review: Roll for Adventure

Roll for Adventure – Abenteuer Würfelspiel

 

Roll for Adventure
© KOSMOS

Gerade noch geschafft: Mit dem letzten Macht-Stein können wir die Kräfte aus dem Buch der Macht beschwören. Vorsichtig setzen wir ihn in die letzte noch offene Ausbuchtung ein. Es scheint, als ob das Buch den Stein schon erwartet hat. Kaum dass er in seiner Fassung ruht, fängt das Buch an zu vibrieren und ein leise anschwellender Ton ist zu hören. Immer lauter und lauter wird er. Wir halten uns die Ohren zu. Blau leuchtende Risse bilden sich auf dem Einband des Buches. Dann, mit einem lauten Knall und einem gleißenden Licht, wird eine mächtige magische Welle vom Buch ausgelöst und dringt durch unsere Körper, um sich über das Land auszubreiten. Die Kreaturen vom Meister der Schatten, die von diesem Licht getroffen werden, zerfallen augenblicklich zu Staub. Und auch der Meister der Schatten selbst kann dieser immensen Kraft nichts entgegensetzen und muss sich ihr ergeben.

Ist der Meister nun geschlagen oder hat er sich nur zurückgezogen, um seine Wunden zu heilen? Soll er nur  wiederkommen! Wir sind in Roll for Adventure gerüstet und können ihn ein weiters Mal schlagen!

Mit Würfeln zieht man normalerweise nur beim Rollenspiel in den Kampf. Wer aber keine Lust hat, sich erst einmal einen Charakter zu erschaffen und auch nicht stundenlang am Spieltisch verbringen möchte, der kann einfach zu Roll for Adventure von Kosmos greifen. Bei diesem Brettspiel oder besser gesagt Würfelspiel versucht ihr, den Meister der Schatten zu besiegen. Und alles was ihr und eure Mitspieler dafür zur Verfügung habt, ist eine Handvoll Würfel.

Wie abenteuerlich oder gut sich das Spiel der Würfel erfahrenen Autoren Matthew Dunstan und Brett J. Gilbert dabei unserer Meinung nach schlägt, haben wir für euch getestet.

Monster, Koop und Würfel

Würfelspiele sind im Moment einfach in. Und auch kooperatives Spielen macht vielen Spielern Spaß. Dass Fantasy und Monster sowieso schon immer ihren angespannten Platz unter den Brettspielen haben, muss ich hier nicht extra erwähnen. Also bietet es sich doch geradezu an, dies alles in einen Topf zu werfen und daraus dann ein neues Spiel zu machen. So geschehen bei Roll for Adventure aus dem Hause Kosmos. Matthew Dunstan und Brett J. Gilbert geben euch ein paar Würfel in die Hand und mit diesen müsst ihr als Helden versuchen, das Land vom Meister der Schatten zu befreien. Das geschieht eigentlich recht unkompliziert. Wenn ihr dran seid, würfelt ihr. Aus diesen Würfeln wählt ihr eine Zahl. Nun nehmt ihr alle Würfel, die diese Augenzahl zeigen und legt sie auf eines der vier ausliegenden Gebiete. Danach wiederholt ihr diese Prozedur immer weiter bis ihr keine Würfel mehr habt.

Roll for Adventure Brettspiel Plan
Dabei spielt ihr aber nicht alleine und auch die anderen Mitspieler am Tisch tun es euch gleich. Würfeln, Zahl auswählen und in das Gebiet einsetzen. Jedes Gebiet verfügt dabei über Teilaufgaben. Habt ihr genug Würfel in einem Gebiet platziert um die Aufgabe zu erfüllen, erhaltet ihr einen Machtstein. Den und einige mehr davon braucht ihr, um das Spiel zu gewinnen. Alle Spieler die ihre Würfel für diese Teilaufgabe eingesetzt haben, bekommen sie anschließend wieder zurück. Denn hier liegt auch schon die erste Schwierigkeit bei Roll for Adventure: Haben alle Spieler keine Würfel mehr vor sich, die sie würfeln können, weil sie auf dem Spielbrett eingesetzt sind, habt ihr verloren. Also heißt es kommunizieren. Wer legt welchen Würfel wohin, um für die anderen Mitspieler wieder Würfel freizubekommen? Natürlich ist das ein bisschen abhängig von eurem Würfelglück.

Das muss noch schwerer werden

Roll for Adventure Brettspiel GegnerTja und die zweite Schwierigkeit sind die Monster, die vom Meister der Schatten ausgesandt werden. Denn ist eure Runde zu Ende, zieht ihr eine Karte und ein dunkler Scherge taucht auf. Jeder Scherge ist dabei einem bestimmten Gebiet zugewiesen und greift dieses automatisch an. Habt ihr in diesem Gebiet mindestens einen Würfel, schnappt sich der Scherge den oder die Würfel und verbannt sie in den Strudel des Vergessens. Habt ihr in dem Gebiet keine Würfel, kann er natürlich nichts verbannen. Puh noch einmal Glück gehabt!

Leider nicht wirklich, denn dann nimmt stattdessen das Gebiet Schaden. erreicht ihr dabei das letzte Feld auf der Schadensleiste eines Gebietes, habt ihr das Spiel verloren. Klassisch Koop eben: Es gibt einen Weg zu gewinnen und sehr viele Wege, um zu verlieren. Und als ob das noch nicht genug wäre, kämpfen die Monster auch noch zusammen. Jedes Monster besitzt dabei einen Zahlenwert zwischen 1 und 3. Wenn ihr ein Monster mit einer 3 zieht, greifen alle Monster mit 1 und 2 ebenfalls an. Und zieht ihr ein Monster mit einer 2, greifen alle Monster mit der 1 nochmal an. So kann aus einer blühenden Landschaft schnell eine öde Wüste werden.

Also müsst ihr auch noch Monster bekämpfen. Natürlich nutzt ihr dazu wieder eure Würfel. Und genau das ist einer der großen positiven Punkte bei Roll for Adventure: Mit euren Würfeln könnt ihr immer etwas sinnvolles anfangen. Ihr verliert keine Runde, nur weil ihr schlecht würfelt. Jeder Wurf verbessert eure Chancen, eine Teilaufgabe zu erfüllen oder ein Monster zu besiegen. Und natürlich müsst ihr Entscheidungen treffen. Welchen Würfel nehmt ihr? Welches Gebiet und damit welche Teilaufgabe wollt ihr lösen? Oder kümmert ihr euch erst um die Monster? So verlangt euch dieses einfache Würfelspiel eine Menge an Kommunikation ab.

Gewinnen in Roll for Adventure

Natürlich könnt ihr in diesem Brettspiel auch gewinnen. Dazu müsst ihr nur den Meister der Schatten besiegen. Dazu müsst ihr je nach Schwierigkeitsgrad zwischen 5 bis 8 der Machtsteine erspielen. Habt ihr die zusammen, habt ihr das Spiel automatisch gewonnen. Theoretisch würde das ja irgendwann von alleine passieren, wäre da nicht der böse Meister. Dieser taucht irgendwann nach dem ersten Drittel des Spieles auf. Das gemeine an ihm: Er macht gleich mehrere Angriffe. Zum einen greifen all seine Schergen die Gebiete an, in denen sie liegen und dann greift er auch noch einmal selbst an und verteilt zwei bis vier Punkte Schaden. Und als ob das nicht schon Strafe genug wäre, kommt er wieder in den Kartenstapel der Monster und kann natürlich erneut gezogen werden. Also kommt eine weitere Ebene in Roll for Adventure dazu, nämlich die Zeit. Ihr spielt durch den Meister der Schatten eben auch gegen die Zeit, denn je weiter das Spiel fortschreitet, desto öfter wird er angreifen.

Wer nun glaubt, dass Roll for Adventure ähnlich unfair ist wie ein Robinson Crusoe oder ein Pandemie, der kann aufatmen. Das Spiel hat einen wunderbaren Skalierungsmechanismus. Auf der einfachsten Stufe ist das Spiel fordernd aber nicht unfair und mit ein bisschen Geschick und Erfahrung gewinnt ihr relativ schnell eure ersten Partien. Wollt ihr mehr Herausforderung? Dann könnt ihr einfach die Anzahl der zu sammelnden Machtsteine erhöhen. Immer noch zu einfach? Dann spielt einfach mit den Rückseiten der Gebiete, damit werden die Teilaufgaben schwieriger. Wobei ihr euch hier natürlich auch wieder langsam herantasten könnt: Erstmal nur ein Gebiet auf der höheren Schwierigkeit spielen und dann nach und nach die anderen dazu nehmen. Oder ihr nehmt noch mächtigere Kreaturen mit in euer Monsterdeck – Drachen, Riesen und das Phantom machen euch das Leben noch schwerer. Ihr seht, an Herausforderungen mangelt es nicht.

Lass mich würfeln! Ich bin ein Heiler!

Roll for Adventure Brettspiel WürfelDoch Roll for Adventure bietet euch noch mehr. Insgesamt 10 verschiedene Helden mit unterschiedlichen Fähigkeiten liegen dem Spiel bei. Und auch diese Fähigkeiten gilt es erst einmal zu meistern. Somit bietet das Würfelspiel mit all seinen Kombinationsmöglichkeiten eine Menge Spielspaß. Natürlich sind die Rollenkarten recht stereotyp im Fantasy-Thema angelegt, aber das stört hier überhaupt nicht.

Was allerdings ein wenig stört, ist die Ausgewogenheit der Rollen. Es gibt Rollen, die sind recht nützlich. So zum Beispiel die Schildmaid, die ein Monster schon mit einer 4 statt einer 6 bekämpfen kann. Aber es gibt auch Rollen, wie den Frostläufer: Er kann einen Würfel aus den Eishöhlen auf ein anderes Gebiet legen. Und während die Schildmaid eigentlich jede Runde etwas machen kann, denn ein Monster gibt es fast immer auf dem Plan, muss beim Frostläufer eben ein Würfel in den Eishöhlen liegen. Und der sollte natürlich auch noch passend für das Gebiet sein, in dem ihr ihn einsetzen wollt.

Roll for Adventure Brettspiel SchädelLeider sind die Würfel nicht optimal für Spieler mit einer Rot-Grün-Schwäche oder Spieler mit einer Blau-Gelb-Schwäche. Für diese Spieler sind die Würfel sehr schlecht unterscheidbar. Nun ist es bei Roll for Adventure kein großes Problem, da es ja ein kooperatives Würfelspiel ist und Spieler mit einer Farbfehlsichtigkeit ja durchaus nachfragen können.

Positiv erwähnt werden sollte hier die qualitative und redaktionelle Verarbeitung des Brettspiels. Auch die übersichtliche Ikonographie wird der guten Qualität des Spieles gerecht. Ihr findet euch nach dem Lesen der Regeln schnell auf dem Spielmaterial zurecht. Und was auf dem Spielmaterial an Symbolen fehlt, ist auf den Rundenübersichtskarten vorhanden, wobei die Regeln so simpel sind, dass sie auf eine einzige Karte passen.

Die Würfel sind geworfen

Für mich war Roll for Adventure eine kleine Überraschung. Vor Essen hatte ich dieses Spiel nicht wirklich auf dem Schirm. Neben all den neuen Würfelspielen, die dieses Jahr ihr Debüt feierten, war es erst einmal nur eines unter vielen und dazu noch kooperativ. Das liegt mir ja erst einmal gar nicht. Doch es machte Spaß. Ein schneller Spielfluß und auch die erste vorprogrammierte Niederlage sorgten dafür, dass mich der Ehrgeiz packte. Und so lernte ich aus Fehlern und freute mich um so mehr über meinen ersten Sieg.

Dabei liegt der Fokus des Spieles nicht bei den Vielspielern. Es ist in meinen Augen ein Familienspiel/ Kennerspiel für zwischendurch.

Schnell erlernbare Regeln zusammen mit einer überschaubaren Spielzeit von ca. 30 Minuten sind meiner Meinung nach ideal für die Familie. Und da es kooperativ ist, können auch schon jüngere Mitspieler aktiv den Meister der Schatten bekämpfen helfen. Es kann allerdings dank anpassbarem Schwierigkeitsgrad auch schon eher im Kennerspielbereich liegen. Hier sind die Grenzen für mich recht fließend. Seid ihr recht vertraut mit den Regeln, könnt ihr es auch mal schnell am Sonntag mit der Oma spielen – dem kooperativen Mechanismus sei dank. Allerdings kann ich auch verstehen, dass sich dieses Spiel ebenso als Kennerspiel positionieren kann. Gerade in den höheren Schwierigkeitsgraden müsst ihr doch schon etwas mehr Grübeln und  ihr spielt es nicht mehr so flüssig aus der Hand, da jede Entscheidung an Bedeutung gewinnt.

Mir persönlich hat Roll for Adventure Spaß gemacht. Aber nach ein paar Partien, war für mich als Vielspieler das Spiel einfach ausgespielt. Ich würde allerdings jederzeit wieder bei einer Partie Roll for Adventure mitmachen, auch wenn es als kooperatives Spiel das Problem des Alphaspielers mit sich bringt, der allen anderen die Aktionen vorgibt.

Interessanterweise war unsere Tochter nicht so begeistert von dem Spiel. Das lag aber weniger am Spiel an sich, sondern daran, dass die Monster uns ja kräftig in die Suppe spucken können und wir dadurch verlieren können. Ihr persönlich hätte der Würfelteil mit dem Einsetzen und dem Erfüllen der Teilaufgaben vollkommen ausgereicht. Theoretisch könntet ihr das auch genauso spielen, obwohl dann für meinen Geschmack natürlich die Gefahr und der Reiz verloren gehen. Für jüngere Spieler kann das aber genau richtig sein.

Ein Würfelspiel mit einfachen Regeln genau das ist Roll for Adventure und im Gegensatz zu einem Pandemie die Heilung, habt ihr bei dem Brettspiel von Kosmos auch eine reale Chance zu gewinnen.


Euer Rating zu Roll for Adventure


Roll for Adventure ist bei Kosmos erschienen.

Roll for Adventure (2018)
Spieler:
2 - 4
Dauer:
30 Min
Alter:
10+
BGG Rating:
6.76
Verlag:
Kosmos
BGG:

Für die Review stand uns ein kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung.


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