Willkommen Helden, Ihr habt die Ehre, mit unserem Erlöser hinab zu steigen in die Abgründe unserer heiligen Stadt Neu Jerusalem. Wie ihr wisst, wurde die Stadt im Herzen der Hölle mit dem Blut und dem Schweiß unserer Vorfahren erbaut und verteidigt. Als wahre Gläubige ist es eure heilige Pflicht, die Tunnel um Neu Jerusalem von Dämonen zu säubern! Nichts weniger erwarten wir von euch, als dass ihr gemeinsam die 13 Dämonen der Hölle besiegt. Der Erlöser wird euch leiten und durch die Wirrungen der Tunnel führen. Ich hoffe ihr leidet nicht unter Klaustrophobie!
‚Claustrophobia 1643 ist die Neuauflage des bei Asmodee erschienenen Miniaturen-Brettspiels Claustrophobia aus dem Jahr 2009. Der ursprüngliche Autor Croc ist auch bei der nun auf Kickstarter verfügbaren neuen Version von Monolith an der Umsetzung beteiligt gewesen. Das lässt Fans darauf hoffen, dass ihr heiß geliebtes Miniaturen-Spiel nichts von seiner Faszination, seiner starken Thematik und seinen einfachen Regeln verloren hat. In unserem Kickstarter Preview wollen wir euch das Brettspiel kurz vorstellen. Viel spannender ist allerdings das Vorgehen von Monolith, denn dies soll eine etwas andere Art von Kickstarter Kampagne werden. Wir erklären euch, wieso das so ist.
Das macht ihr bei Claustrophobia 1643
Claustrophobia klingt zunächst wie ein klassischer Dungeon-Crawler. Es liegen Kartenteile auf dem Spieltisch aus, die den Schauplatz für eines der 20 in der Box enthaltenen Szenarien bilden. Der Helden-Spieler hat ein Ziel, das erreicht werden muss. Das kann das Erreichen eines Portals oder auch das Töten eines bestimmten Dämonen sein. Ihm gegenüber sitzt der Dämonen-Spieler, dessen einzige Aufgabe es ist, das zu verhindern. Zum Bestimmen der Aktionen und zum Abhandeln der Kämpfe werden Würfel genutzt. So weit, so unspektakulär.
Bemerkenswert ist zum Einen, dass es sich um ein reines Zwei-Personen-Spiel handelt. Der Helden-Spieler steuert zwar insgesamt drei bis fünf Helden-Miniaturen, das Spiel ist aber von seinen Grundzügen als Duell zweier Spieler konzipiert, in etwa wie es bei Star Wars: Rebellion der Fall ist. Die asymmetrischen Fähigkeiten beider Seiten machen jede Partie zu einer neuen Herausforderung. Wenn beide Spieler erfahren im Umgang mit dem Arsenal der gewählten Seite sind, kommt es zu wirklich hart erkämpften Siegen. Die Helden-Figuren sind insgesamt etwas stärker, wohingegen die Dämonen mit Masse auftrumpfen.
Geblieben sind die Spielerboards der Helden, mit ihrer einfachen aber eleganten Aktivierungs-Mechanik. In der Vorbereitungsphase wirft der Helden-Spieler so viele Würfel, wie er Helden hat. Die gewürfelten Zahlen müssen dann den Helden zugewiesen werden. Mit jeder Zahl wird eine bestimmte Zeile auf dem Tableau aktiviert, die mit Werten für Bewegung, Angriff und Verteidigung verknüpft sind. Jede Zeile hat dabei eine unterschiedliche Verteilung dieser Werte. Wird ein Held verwundet, muss er eine der Zeilen markieren. Wird eine so markierte Zeile aktiviert, kann der Held weder kämpfen noch sich bewegen und verfügt nur über eine eingeschränkte Verteidigung. Diese Methode bildet sehr schön ab, dass verwundete Helden nur eingeschränkt einsatzfähig sind. Sollte die letzte Zeile eines Helden mit einem Wundmarker versehen werden, stirbt dieser.
Der Helden-Spieler muss nach dieser Vorbereitungs-Phase alle seine Figuren nacheinander aktivieren und eine Bewegung und eine Aktion in beliebiger Reihenfolge ausführen. Neben dem Kämpfen ist eine spannende Mechanik das Erkunden der Karte. Anders als in üblichen Dungeon-Crawlern ist die Karte eines Szenarios nicht komplett vorgegeben. Auf Planteilen mit einem offenen Ende kann der Helden-Spieler eine seiner Figuren Erkunden lassen. Er zieht dann ein Kartenteil vom Stapel, das anschließend vom Dämonen-Spieler in beliebiger Orientierung angelegt werden kann. Die offenen Enden der Karte können vom Dämonen-Spieler genutzt werden, um den Helden weitere Dämonen entgegenzuschleudern.
Der Dämonen-Spieler hat verschiedenste Fähigkeiten, die er mit Würfeln aktivieren kann. Sie verbessern die Fähigkeiten seiner Einheiten, bringen Bedrohungs-Punkte oder können Helden direkt verwunden. Mit den Bedrohungs-Punkten können Einheiten rekrutiert werden. Anschließend kann auch der Dämonen-Spieler seine Einheiten nacheinander aktivieren und sie eine Bewegung und eine Aktion ausführen lassen. Beide Seiten verfügen außerdem über diverse Karten, die es ihnen erlauben, die Grenzen dieser einfachen Mechaniken etwas aufzuweichen und durch geschicktes Handeln ein wenig Chaos und noch mehr Spannung in die Partie zu bringen.
Das Spiel endet, wenn einer der beiden Seiten seine Aufgabe erfüllt hat. Das dauert je nach Szenario und Grübellastigkeit eures Mitspielers zwischen 45 und 90 Minuten.
Die etwas andere Kickstarter Kampagne
Monolith möchte mit seiner Kampagne zu Claustrophobia 1643 neue Wege beschreiten. Kickstarter soll als Preorder-Plattform genutzt werden, die Auslieferung der lediglich 10.000 Exemplare soll bereits im Januar stattfinden. Es wird keine Addons oder Stretchgoals geben. Die Spiele sind bereits produziert und sollen auf diesem Weg unter das Volk gebracht werden. Aber eignet sich Kickstarter für solch eine Aktion? Warum nutzt Monolith nicht einen eigenen Shop für die Pre-Order?
Die Antwort ist ganz einfach: Über Kickstarter werden mehr Leute erreicht, als das mit Marketing außerhalb der Plattform möglich ist. Kickstarter ist DIE Plattform, auf der sich (Miniaturen-)Spielbegeisterte regelmäßig über neue Kampagnen informiere. Genügend andere Plattformen, Blogs und sonstige Seiten greifen darauf zurück, um die neuen, erfolgreichen Brettspiele von morgen der breiten Spieler-Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Vermarktung als Limited Edition mit „nur“ 10.000 Exemplaren (davon 4.800 für Europa) und durch Hilfe massiver Werbung im Vorfeld sollen einen Hype erzeugen, der für entsprechend rasche Verkäufe sorgen soll. Als Gegenleistung bekommen die Unterstützer bereits das fertige Spiel zu sehen. Das Risiko nicht zu wissen, auf was für eine Art von Spiel man sich einlässt, sinkt hierdurch gegen null. Wer sich hier nicht ausreichend infomiert, ist schlichtweg selbst Schuld. In diese Kerbe schlägt auch die Tatsache, dass es sich um einen Reprint eines alten Brettspieles handelt, das derzeit auf Platz 48 der thematischen Spiele rankt. Das soll sowohl Fans der ursprünglichen Version überzeugen, als auch neue Käufer anlocken. Die enthaltene erste Erweiterung De Profundis und weitere neue Szenarien sind starke Argumente, da die Erweiterung wohl nicht mehr so einfach zu bekommen ist.
Aber ist Kickstarter überhaupt die richtige Plattform? De facto gibt man beim Crowdfunding immer sein Geld her, lange bevor man hierfür eine Gegenleistung erhält. Schlimmer noch, es ist noch nicht einmal garantiert, dass man überhaupt etwas bekommt. Nun ist der Bereich Brettspiele, wenn man nicht gerade weit abseits der seriöseren Verlage und Studios unterstützt, relativ sicher. Was erfolgreich finanziert ist, wird in der Regel auch ausgeliefert. Dabei kann es allerdings häufiger zu Verzögerungen kommen. Auch Monolith kann sich hiervon nicht frei sprechen. Da die Exemplare dieser Kampagne aber bereits produziert sind, ist das Risiko hier eigentlich nicht vorhanden.
Allerdings wurden bereits bei CMON Stimmen laut, dass es nicht Sinn und Zweck von Kickstarter sei, Firmen vorab Geld für Projekte zu beschaffen, die das auch gut ohne die Hilfe dieser Finanzspritze schaffen können. Das ist bei Monoliths Kampagne genau die gleiche Situation, denn offensichtlich konnten die vorhandenen 10.000 Spiele ohne Hilfe hergestellt werden. Hier kann nicht mehr von Finanzierung gesprochen werden. Um so verwunderlicher, dass laut Aussage von Monolith die Plattform selbst bestätigt hat, dass man solche Projekte gerne bei Kickstarter ermöglicht. Vom Crowdfunding also zum Vorverkauf? Das scheint der allgemeine Trend zu sein und wenn Monoliths Experiment gut läuft, werden wir solche abgespeckten Kampagnen zu fertigen Spielen mit (hoffentlich) kürzeren Lieferzeiten wohl häufiger sehen.
Das bekommt ihr bei Kickstarter
Monolith hat sowohl an der Gestaltung des Spiels nochmal geschraubt, als auch die komplette erste Erweiterung bereits mit in die Schachtel gepackt. Für 79 USD, was derzeit ca. 69 EUR entspricht, bekommt ihr eine wirklich prall gefüllte Box. Enthalten sind der Inhalt der ursprünglichen Grundbox sowie die erste Erweiterung De Profundis. Genauer gesagt bekommt ihr eine Schachtel von der Größe eines Mythic Battles: Pantheon (falls euch das etwas sagt). Sie enthält 13 große Dämonen, einen Haufen Trodlodyte-Fußvolk sowie sieben unterschiedliche Helden. Im Unterschied zum Originalspiel sind die Miniaturen nicht bemalt. Einige mögen das vielleicht als Vorteil sehen. Das Kampagnenbuch besteht aus 20 verschiedene Szenarien, von denen neun komplett neu sein sollen. Alle Playerboards sind klappbar, so dass ihr die eingelegten Helden leicht austauschen könnt. Die doppelseitigen Heldenbögen und auch der Bogen für den Dämonen-Spieler sind doppelseitig bedruckt mit einer englischen und einer französischen Seite. Natürlich bekommt ihr einen Haufen Würfel sowie 48 Kartenteile mit komplett neuen Illustrationen. Tokens und Marker komplettieren das Spiel. Obwohl… nicht ganz, denn es gibt außerdem einen exklusiven numerierten Print des Künstlers Pascal Quidault in der Größe 41,7 x 29,8 cm.
Zwar enthält die Kampagne wie bereits erwähnt weder Stretchgoals noch Erweiterungen oder auch nur einen Pledge-Manager, allerdings wird das bestimmt nicht die letzte Kampagne bleiben. Wenn sich alle 10.000 Exemplare verkaufen sollten, wird es laut Monolith im nächsten Jahr eine weitere Kampagne für Claustrophobia geben und man hat sich bereits über weitere Inhalte für das Brettspiel Gedanken gemacht. Alle Fans des Spiels sollten also darauf hoffen, dass sich die Kampagne gut entwickelt und viele Unterstützer findet.
Fazit
Ich werde die Kampagne zu Claustrophobia 1643 mit Interesse verfolgen. Bereits die ersten 24 bis 48 Stunden werden zeigen, in welche Richtung sich das Experiment entwickelt. Das Spiel selbst kann trotz gealterter Spielmechaniken oder gerade deswegen aus den 0815-Dungeoncrawlern hervorstechen. Gerade die simplen Regeln, das unerbittliche Duell zweiter Spieler gepaart mit der überarbeiteten Optik sprechen mich sehr an. Ich erhoffe mir, das der thematische Schwerpunkt wie im Original erhalten geblieben ist. Die Mitarbeit von Croc bei der Überarbeitung lässt jedenfalls darauf hoffen.
Die Kickstarter Kampagne läuft noch bis zum 16. November 2018
Link zur Kampagne von Claustrophobia 1643 bei Kickstarter
Claustrophobia 1643 erscheint bei Monolith Edition
Wenn ihr immer auf dem Laufenden sein wollt, könnt ihr auf unserem Blog wöchentlich Previews zu aktuellen Kickstarter Kampagnen lesen, sowie euch auf unserer laufend aktualisierten Seite über aktuelle Crowdfunding-Projekte informieren.