Vampire: The Masquerade ist ein Rollenspiel-System mit einer sehr treuen Fangemeinde. Aus diesem Grund sind die Erwartungen an das Brettspiel im gleichen Universum gerade unter den Fans sehr hoch. Vampire: The Masquerade – Heritage von Babis Giannios und Nice Game Publishing verspricht nicht weniger, als die Geschichte der Vampir-Clans über den Verlauf von 700 Jahren. Mit einem Legacy-Mechanismus verändert sich das Spiel für die zwei bis vier Spieler von Partie zu Partie. Nachdem wir auf der SPIEL 18 bereits eine Proberunde spielen durften, hat sich jedoch nicht mehr viel getan. Wir werfen hier für euch einen frischen Blick auf die Kickstarter-Kampagne zum Vampir-Brettspiel.
Das macht man bei Vampire: The Masquerade – Heritage
Euer Ziel ist es, eine mächtige Blutlinie aufzubauen, mit der ihr die Geschicke der Menschheit durch Intrigen und Machtspiele aus dem Hintergrund heraus zu eurem Vorteil lenkt. Der Fokus liegt dabei auf der Zeit von 1300 bis zur Moderne. Durch insgesamt 21 Partien, die in 7 geschichtliche Kapitel unterteilt sind, kämpft ihr euch an die Spitze der Clans.
Ihr startet eine Partie mit eurem Clanführer und nehmt in jeder der 10 Spielrunden ein neues Mitglied in euren Clan auf, so dass euer Stammbaum stetig wächst. Dabei besitzt jede Karte verschiedene Eigenschaften, die euch zu Vorteilen während der Partie verhelfen. Es gibt insgesamt 9 verschiedene Schlachtfelder (nicht im wörtlichen Sinne), auf denen ihr mit euren Mitspielern um die Vorherrschaft konkurriert. Das kann zum einen ein Wettstreit zwischen Hochgeborenen und dem Ploretariat sein, bei dem ihr das Gleichgewicht durch Aufnahme bestimmter Vampire in eine der beiden Richtungen verschiebt. Es kann der „War of the Pinces“ auf der Karte Europas sein, auf der die Prinzen aus den vier Himmelsrichtungen um die Vorherrschaft in Europa streiten und wo ihr durch die Aufnahme eines neuen Mitglieds aus einer bestimmten Region, diese voran bringt.
Immer dabei ist ein Tableau, auf dem die Natur eures Clans verfolgt wird. Es gibt skupellose Clans, wie die Malkavianer und es gibt Clans, die nach einem Ehrenkodex leben, wie die Tremere. Passt euer neues Clanmitglied zu dieser Natur, ist das positiv für euch und ihr verdient Siegpunkte. Seid ihr der Natur eures Clans hingegen nicht treu, hat das negative Auswirkungen und ihr verliert am Ende Siegpunkte.
Clanmitglieder bringen außerdem eine bestimmte Fähigkeit mit. Einige sind gute Kämpfer, andere verstehen sich darauf, mit Geld um zu gehen oder sind künstlerisch begabt. All diese Fähigkeiten benötigt ihr in bestimmten Kombinationen, um damit Intrigen oder Missionen durchführen zu können. Dabei könnt ihr sowohl auf Intrigen zurückgreifen, die einzigartig für euren eigenen Clan sind, als auch auf allgemein ausliegende Intrigen des Kapitels.
Nach zehn Runden endet die Partie und ihr zählt Siegpunkte für erfüllte Missionen und für Vampire eures Clans, die zur Gewinnerseite der Schlachtfelder gehören. Spielt ihr die Kampagne, könnt ihr jetzt vielleicht eine der vielen Belohnungen einlösen und einen eurer Vampire aufwerten. Dafür gibt es eine Menge Stickerbögen, auf denen ihr Clansymbole, Namenssticker, Fähigkeiten und mehr findet. Dreht ihr eine eurer Charakterkarten um, kommen ebenfalls Fähigkeiten hinzu, die dieser Vampir dann für den Rest der Kamapgne behält.
Viel mehr können wir euch leider nicht zum Spielablauf erklären, da bisher kein Regelheft veröffentlicht wurde. Im Prinzip ist der Ablauf, wie er in diversen Videos und auf der Kickstarter-Seite gezeigt wird, noch immer der selbe wie auf der Messe. Neu sind unter anderem die zusätzlichen Schlachtfelder neben den beiden, die hier beschrieben sind und die wir auch bereits spielen konnten.
Das bekommt ihr bei Kickstarter
Was ihr nicht bekommt ist ein Spiel, in dem alle Clans vorhanden sind, die ihr aus dem Rollenspiel kennt. Es gibt insgesamt sieben Clans im Grundspiel: Tremere, Malkavianer, Nosferatu, Ventrue, Toreador, Gangrel und Brujah. Erfreulich ist, dass es von Beginn an eine deutsche Ausgabe des Spiels geben wird.
Ihr habt dann die Wahl zwischen der normalen Retail-Version für 59,- EUR und der Kickstarter-Version für 89,- EUR. In der Kickstarter-Version bekommt ihr zusätzlich zum Grundspiel und den Stretch Goals noch die drei Addons The Gentleman’s Story, Twisted Fates und The Strands of Time mit mehr Inhalten und anderen historischen Ereignissen. Außerdem wird euer Name im Regelheft abgedruckt und ihr bekommt bunte Acryl-Steine als Spielmaterial sowie einen Kunstdruck von einem der sieben Clanführer eurer Wahl. Die Versandkosten in die EU werden 15,- EUR betragen.
Stretch Goals im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Ihr seht nicht, was alles als mögliche Upgrades zur Verfügung steht. Nice Game Publishing hat jedoch bereits 80 Kartensleeves, Holzmarker für die Battlegrounds sowie Umschläge und Spielerbögen für das Kampagnenspiel draufgelegt. Das Spiel sollte voraussichtlich im März 2020 bei euch ankommen.
Fazit
Das Brettspiel hat für mich ein ganz großes Problem: Es erzählt keine große Geschichte. Bereits in unserer Runde in Essen ist negativ aufgefallen, dass der Ansatz von Vampire: The Masquerade – Heritage sehr mechanisch ist. Ja, das Spiel funktioniert, aber es passiert recht wenig. Man hat nicht das Gefühl, der Führer eines mächtigen Vampirclans zu sein und epische Momente in der Geschichte der Menschheit aus den Schatten heraus zu beeinflussen. Stattdessen ist man auf die Symbole fixiert und wie diese zur eigenen Strategie und den langfristigen Zielen passen, die dann Punkte generieren. Ich wähle ein neues Clanmitglied nicht aus, weil mir seine Einstellung oder seine Geschichte interessant vorkommt. Ich wähle es aus, weil es die richtigen Symbole aufgedruckt hat.
Was uns besonders missfallen hat, ist die Tatsache, dass die Vampire, die man in seine Blutlinie aufnimmt, in der nächsten Partie nicht mehr dort sind. Sie werden wieder in den allgemeinen Stapel eingemischt und es gibt keine Verbindung mehr zu mir. Das fühlt sich thematisch und gerade im Zusammenhang mit dem Legacy-Aspekt nicht richtig an, besonders da einmal getätigte Verbesserungen bestehen bleiben.
Unbestreitbar ist jedoch, dass der Illustrator Lukas Siegmon, der auch das viel gelobte Cover von Reykholt gestaltet hat, einen hervorragenden Job gemacht hat. Die Illustrationen sind stimmungsvoll und passend. Sie fangen den Charakter jedes einzelnen Vampirs sehr gut ein und auch die Clanunterschiede kommen gut raus. Besonders hat es mich gefreut zu hören, dass auch die Illustrationen der Vampire sich im Verlauf der Kampagne anpassen werden und nicht etwa im schnöden Mittelalter „feststecken“. Hier wird sich wohl im einen oder andere Umschlag Ersatz finden lassen.
Auf der positiven Seite verbuche ich auch die zusätzlichen Schlachtfelder. Sie bieten nochmal mehr Abwechslung, als es bisher schien. Leider ist bis jetzt nichts darüber bekannt, um welche Art von Schlachtfeldern es sich dabei handeln wird. Es ist außerdem sehr unschön, dass noch immer keine Vorabversion des Regelhefts online einsehbar ist. Das erzeugt Verunsicherung, da einige Mechaniken durch die bisher veröffentlichten Informationen nicht wirklich klar herauskommen.
Diese Unsicherheit zusammen mit der Erfahrung aus Essen lassen auch mich zögern. Ich war im Herbst Feuer und Flamme und hätte Vampire: The Masquerade – Heritage wohl ohne zu zögern unterstützt. Nun werde ich aber wohl doch abwarten, ob mich die reguläre Ausgabe von sich überzeugen kann, wenn sie dann ganz normal in den Handel kommt. Erfolgreich ist die Kampagne für Nice Game Publishing so oder so bereits jetzt.
Die Kickstarter Kampagne läuft noch bis zum 30. April 2019
Link zur Kampagne von Vampire: The Masquerade – Heritage bei Kickstarter
Vampire: The Masquerade – Heritage erscheint bei Nice Game Publishing .
Wenn ihr immer auf dem Laufenden sein wollt, könnt ihr auf unserem Blog wöchentlich Previews zu aktuellen Kickstarter Kampagnen lesen, sowie euch auf unserer laufend aktualisierten Seite über aktuelle Crowdfunding-Projekte informieren.
Ich persönlich finde, dass „Strippen ziehen“ aus dem „Dunklen“ heraus eher dieses taktische Vorgehen ist. Welche Person würde als Vampir in meinen Clan passen und sich damit meiner Sache besser anpassen und damit meine Pläne unterstützen. Das es hier einen mechanischen, eher taktierenden Spielfluss gibt, finde ich persönlich daher sogar angemessen als wenn ich als Clanführer stets persönlich auf der Bühne des Geschehens stehe. Gerade die Clanführer sind doch eher große Mysterien.
Auch, dass die Vampire danach in den allgemeinen Vorrat „untertauchen“ ist in meinen Augen nicht falsch und thematisch stimmig. Zwar wird dieser immer meinem Clan angehören (im Sinne der Blutlinie) und damit seine Fähigkeiten behalten. Aber unter den Vampiren in den vilen Jahren und Jahrhunderten gab es im Rollenspiel auch stets Zwistigkeiten innerhalb der Clans. Vor 20 Jahren war das Khainskind noch mein feuriger Handlanger und hat sich nun plötzlich einer anderen, vielleicht gegensätzlichen Macht verschrieben. In hundert Jahren kann das wieder anders aussehen.
Ich freue mich alles in allem auf das Spiel. Es ist gerade auf dem Postweg zu mir. leider nur Retail. Aber das muss ja nichts schlechtes sein.