Review: Krass Kariert - Nessos - Shards of Infinity

Unendlich karierte mythologische Karten: Krass Kariert, Nessos und Shards of Infinity

Wir hatten in letzter Zeit drei sehr unterschiedliche Kartenspiele auf dem Tisch, die wir euch einmal genauer vorstellen wollen. Dabei sollte für jeden etwas dabei sein. Im Angebot haben wir Krass Kariert von AMIGO: Ein Stichspiel, bei dem ihr durch cleveres Ausspielen versucht, eure Hand als erster leer zu bekommen. Bei Nessos von IELLO geht es darum, eure Mitspieler durch bluffen auf eine falsche Fährte zu locken. Und in Shards of Infinity wollt ihr mittels Deckbuilding ein starkes Deck aufbauen, um so eure Mitspieler in ihre Schranken zu weisen.

Krass Kariert

Die einen mögen sie, die anderen können mit ihnen nichts anfangen. Die Rede ist von Stichspielen. Vielleicht liegt es daran, dass das normale Feld, Wald und Wiesen Stichspiel mindestens 3 Spieler voraussetzt. Auch Krass Kariert von Katja Stremmel macht hier keine Ausnahme. Die Ausnahmen sind hier an anderen Stellen zu suchen. Zum einen ist es das Konzept, dass ihr eure Kartenreihenfolge, nachdem ihr die Karten auf die Hand bekommen habt, nicht verändern dürft. Ein Konzept, das ihr vielleicht schon von Bohnanza oder z.B. auch Luxor kennt. Durch das Nicht-Verändern der Kartenreihenfolge, müsst ihr euch schon Gedanken machen, welche Karte ihr ausspielt, denn ein Pärchen oder eine Straße könnt ihr nur dann spielen, wenn die Karten dafür direkt nebeneinander stecken. So spielt ihr öfter eine Karte nur deswegen aus, um damit einen höheren Stich in eurer Hand zu besitzen, den ihr dann in der nächsten Runde gleich nutzen könnt oder noch weiter aufbaut, in dem ihr wieder eine nicht ganz so gute Karte zuerst ausspielt.

Eine andere Stellschraube ist, dass es keinen Gewinner gibt, sondern einen Verlierer. Ihr müsst versuchen, so schnell wie möglich eure Hand leer zu bekommen. Dazu nutzt ihr die Stiche. Wer Stiche mit vielen Karten spielen kann, bekommt seine Hand eben schneller leer, als jemand, der in einer Runde nur eine einzelne Karten spielen konnte. Gelingt es euch nicht, die Hand leer zu bekommen und ihr seid somit der letzte mit Karten auf der Hand, müsst ihr 1 von 3 Chips abgeben. Der erste Spieler der keine Chips mehr hat, verliert das Spiel, alle anderen gewinnen.

Die krasse Meinung zum Karo

Krass Kariert KartenWas bleibt allerdings nach ein paar Partien Krass Kariert bestehen? Kurz gesagt: Ein spaßiges Spiel. Das liegt nicht nur daran, dass es hier nicht darum geht, einen Gewinner zu bestimmen, sondern auf keinen Fall zum Verlierer zu werden. Es liegt auch an dem besonderen Spielmechanismus, in dem ich ja die Reihenfolge nicht ändern darf und dennoch nicht einfach wahllos Karten ausspiele, sondern mir schon Gedanken darüber machen muss, ob ich erst einmal versuche einzelne Karten loszuwerden, um dann später mehr Karten ausspielen zu können, damit ich meine Hand schneller leer bekomme.

Was allerdings ein bisschen den Spielspaß trübt, ist die Anleitung. Hier brauchte es einige Anläufe, bis wir gerafft hatten, wie das eigentlich mit den Chips ist, die ihr ja abgebt, wenn ihr keine Karten mehr spielen könnt. Hier sei euch vielleicht das Erklärvideo von AMIGO ans Herz gelegt, das es anschaulicher beschreibt. Auch gut getan hätte Krass Kariert, wenn einfach noch ein paar Spieler-Übersichtskarten über die Stich-Reihenfolge beigelegt worden wären. Gerade krassen Neulingen hilft das doch ungemein, wenn sie die Stiche noch nicht zu 100% kennen.

Wer prinzipiell keine Probleme mit Stich-Spielen hat, der sollte sich Krass Kariert unbedingt einmal anschauen. Auch die fairplay hat sich Krass Kariert angeschaut und es zur SPIEL’18 ausgezeichnet mit dem À la Carte-Kartenspielpreis 2018.

Allerdings schafft es auch ein Krass Kariert nicht, Stich-Spiel-Muffel davon zu überzeugen, ihre Meinung zu ändern.

Krass Kariert ist bei AMIGO erschienen

Dealt! (2018)
Spieler:
3 - 5
Dauer:
30 Min
Alter:
10+
BGG Rating:
7.06
Verlag:
AMIGO
BGG:

Nessos00

NESSOS Cover„Nimm die Karte ruhig und du bekommst 7 Punkte.“ So beginnen die meisten Runden in Nessos, abgesehen von dem genauen Punktewert. Denn eigentlich ist Nessos von Takaaki Sayama und Toshiki Arao recht einfach. Sobald ihr an der Reihe seid, habt ihr die Möglichkeit eine Karte aus eurer Hand an euer Gegenüber zu verschenken. Ihr legt dazu die Karte verdeckt vor euch und sagt welchen Wert die Karte hat. Nun gibt es allerdings eine kleine Besonderheit: Handelt es sich um eine Karte mit einem Wert darauf, dann müsst ihr die Wahrheit sagen. Handelt es sich jedoch um eine Karte mit dem Gesicht von Charon darauf, könnt ihr lügen und einfach einen Wert erfinden.

Euer Gegenüber muss nun also entscheiden: Sagt ihr die Wahrheit weil ihr nicht anders könnt oder habt ihr doch eine Charon-Karte auf der Hand und ihr wollt sie ihm unterjubeln? Ihr könnt dankend ablehnen und die Karte zurückweisen oder ihr packt selber noch eine Karte aus eurer Hand drauf und bietet beide dem nächsten Spieler an, wieder mit den gleichen Regeln. Oder ihr glaubt dem Spieler der euch eine Karte anbietet. Habt ihr ihm vertraut und er hat nicht gelogen, wird die Karte vor euch abgelegt und zählt zu eurem Punktepool. Wer als erstes die je nach Spielerzahl erforderlichen Punkte erreicht hat, gewinnt die Partie.

Hat euer Gegenüber jedoch gelogen und ihr bekommt eine Charon-Karte, sieht es schon anders aus. Denn sammeln sich drei Charon-Karten im Laufe des Spieles bei euch an, seid ihr raus.

Karten die ihr weitergeben wollt und die euer Gegenüber nicht haben möchte und auch nicht weiterreicht, landen übrigens wieder bei euch.

Ich weiß was du denkst

Nessos KartenKlar ist, dass Nessos zu den klassischen Ich-Weiß-Was-Du-Denkst-Spielen gehört, also kurz um ein Bluff-Spiel ist. Trotzdem spielt es sich frischer. Im Gegensatz zu anderen Spielen, wie zum Beispiel Der Widerstand oder Werwölfe, bei dem es darum geht, Spieler einzuschätzen, geht es  bei Nessos nicht darum, dass irgendeine Fraktion gewinnt. Es geht einzig darum, dass ihr selbst gewinnt und dazu sind natürlich alle Mittel erlaubt, so lange ihr euch an die Regeln haltet. Und so ist es vielleicht manchmal einfach besser, die 7 die ihr ausspielt, etwas unsicherer auszuspielen, damit eure Karte zurückgewiesen wird und ihr sie retour bekommt, damit sie in euren eigenen Punktepool wandert. Wohingegen ihr natürlich steif und fest bei einer Charon-Karte behaupten werdet, dass es ja doch genau die Karte ist, die euer Mitspieler braucht.

Und das macht uns bei Nessos Spaß: Es gibtkeine Sonderregeln, sondern einfach nur bluffen, bluffen und bluffen. Dazu ist eine Runde auch schnell gespielt und so ist Nessos eigentlich das perfekte Spiel für zwischendurch, um einen Brettspielabend mal aufzulockern. Womit ihr allerdings zurecht kommen müsst, ist die knallharte Player-Elimination, also das Ausscheiden von Spielern, bevor das Spiel endet. Ihr könnt hier schneller draußen sein, als euch lieb ist. Eine andere Sache, die für Kontroversen sorgt, ist die Illustration. Mich  persönlich hat sie nicht angesprochen. Den mythologischen Touch bringen sie jedoch gut rüber.

Da ich ja weiß, dass ihr wisst, dass ich weiß, dass ihr euch dieses Spiel eh anschauen werdet, brauch ich jetzt gar nicht sagen: „Spielt eine schnelle Runde Nessos.“

Nessos ist bei IELLO erschienen im Vertrieb von HUCH

Nessos (2018)
Spieler:
3 - 6
Dauer:
20 Min
Alter:
8+
BGG Rating:
6.36
Verlag:
IELLO
BGG:

Shards of Infinity

Shards of Infinity CoverDen Abschluss in unserer Kartenreihe bildet Shards of Infinity von Gary Arant und Justin Gary. In klassischer Deckbuilding Manier startet ihr mit 10 Karten und baut euer Deck über die Zeit hinweg immer weiter aus. Dabei habt ihr immer 5 Karten auf der Hand, die ihr ausspielt, um in eurem Zug entweder neue Karten zu kaufen oder Schaden an eure Gegner zu verteilen. Ein Unterschied den es gegenüber Dominon und Co hat. Euer Ziel besteht nicht darin, möglichst viele Siegpunkte zu generieren, sondern der letzte Überlebende zu sein. So erinnert Shards of Infinity sehr stark an das Urgestein Magic. Allerdings kommt das Kartenspiel ohne den Deckbau im Vorfeld aus, da ihr ja euer Deck zur Spielzeit erweitert.

Wer an Spiele wie Star Realms  oder Hero Realms denkt, der liegt gar nicht so falsch. Denn Shards of Infinity baut auf diesen Spielmechaniken auf. Ihr habt genauso Champions die permanent in eurem Spielbereich bleiben, so lange sie nicht von euren Gegnern ausgeschaltet werden. Ihr habt verschiedene Fraktionen, die wiederum untereinander Synergien nutzen. Eine Karte der Wraeth-Fraktion bekommt zum Beispiel, für jede Karte der gleichen Fraktion die sich im Ablagestapel  befindet, noch einmal 2 Punkte Extraschaden zum Verteilen hinzu. Doch Shards of Infinity ist noch ein bisschen mehr. Erfrischen neu ist auch das Konzept der Mercenaries. Diese Karten könnt ihr gleich aus der Auslage heraus spielen und müsst sie nicht erst in euer Deck übernehmen und warten, bis ihr sie wieder zieht. So verstopfen sie nicht euer Deck und ihr könnt Effekte mal eben schnell nutzen, wenn ihr sie braucht.

Auch das Konzept der Mastery unterscheidet Shards of Infinity von anderen Deckbuildern. Ihr könnt mit der Zeit euren Charakter über das Mastery aufwerten: Am Anfang startet ihr mit dem Level 0 und könnt diese bis zum Level 30 steigern. Über diese Level können Bonuseffekte auf Karten freigeschaltet werden. Zum Beispiel bringt euch der namensgebende Infinity Shard am Anfang nur 2 Schaden zum Verteilen, mit Level 10 bekommt ihr immerhin schon 3 Schaden und mit dem Maximum bekommt ihr sogar unendlich Schaden. Dies führt dann dazu, dass ihr das Spiel gewinnt, weil ihr eure Gegner in Grund und Boden stampft. Doch nicht nur Schaden wird mit dem Level gesteigert, es können auch weitere Effekte auf Karten sein, die euch ab einem bestimmten Level zur Verfügung stehen.

Schnell und gemein

Shards of Infinity KartenShards of Infinity hat bei uns eingeschlagen. Das Spiel ist ruckzuck erklärt und es ist auch verdammt schnell gespielt. Dazu kommt ein hoher Wiederspielreiz, in dem wir immer wieder experimentieren. Welche Fraktionen ergeben zusammen ein schlagkräftiges Deck? Das auszuprobieren macht uns Spaß. Weiterhin ist natürlich positiv für uns, dass wir einfach losspielen können. Kein langwieriger Deckbau im Vorfeld! Natürlich ist das Konzept nicht unbedingt neu und wer ein Star Realms oder Hero Realms hat, muss nicht unbedingt zu einem Shards of Infinity greifen. Wir haben in unserer Sammlung nur ein Star Realms aber in der analogen Version hat es uns bis jetzt nicht wirklich vom Hocker gerissen, im Gegensatz zu Shards of Infinity.

Was uns allerdings stört, sind die riesigen Spielertableaus. Auf denen werden eure Lebenspunkte und eure Mastery festgehalten. Allerdings sind die Zahlen so klein geraten, dass ihr trotzdem immer wieder bei euren Gegnern nachfragen müsst, wie ihre einzelnen Werte sind, wenn es darum geht, Schaden zu verteilen. Das hätte man anders übersichtlicher lösen können. Auch die Regeln sind, gerade wenn ihr die ersten Partien spielt, nicht unbedingt gut strukturiert. Das führt dazu, dass ihr am Anfang das ein oder andere Mal erst das Regelheft durchschauen müsst, bis ihr die Stelle gefunden habt, die ihr braucht. Dabei sind die Regeln eigentlich relativ simpel.

Leider ist Shards of Infinity bis jetzt nur auf englisch erschienen.

Dennoch ist Shards of Infinity im Moment das Kartenspiel schlechthin bei uns, wenn es um das klassische Deckbuilding geht.

Shards of Infinity ist erschienen bei Stone Blade Entertainment

Shards of Infinity (2018)
Spieler:
2 - 4
Dauer:
30 Min
Alter:
10+
BGG Rating:
7.49
Verlag:
Stone Blade Entertainment
BGG:

Für die Review von Krass Kariert wurde uns ein Rezensionsexemplar von AMIGO zur Verfügung gestellt.
Für die Review von Nessos wurde uns ein Rezensionsexemplar von Huch zur Verfügung gestellt.


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