Der April macht zwar was er will, aber unser Crowdfunding-Fundus erscheint auf jeden Fall. Die ausgewählten vier Brettspiele kommen erneut ohne Miniaturen aus. Ist der Hype etwa ein wenig abgeflaut? Auch ohne die Preistreiber der einschläigigen Verlage buhlen jedenfalls genügend Brettspiele um die Gunst der geneigten Spieler. Ihr könnt euch auf Brettspiele mit Krieg, verdächtigen Dorfbewohnern, knuddeligen Tiger und alten Zivilisationen freuen.
In der Spieleschmiede geht es in diesem Monat bei Krieg der Welten: The New Wave von Denis Plastinin um nichts Geringeres, als das Schicksal der ganzen Welt. Nach den aus dem Buch von H.G. Wells bekannten Ereignissen und dem Sieg der Menschen gegen die krankheitsanfälligen Marsianer geht es nun in die zweite Runde. Die Aliens kommen wieder und machen es der Welt nun nicht mehr so leicht. Es ist ein reines Zwei-Personen Strategie-Spiel, bei dem ein Spieler die Rolle der außerirdischen Invasoren übernimmt und der andere die Menschheit vertritt. Stellvertretend findet der Kampf auf einer Karte Großbritanniens statt. Das Ziel der Marsianer ist es, die Zivilbevölkerung auszulöschen. Als Menschen müsst ihr das nur lange genug verhindern, um zu siegen. Das ganze funktioniert mittels Deckbuilding. Eure Streitkräfte werden also mit der Zeit immer schlagkräftiger. Das Grundspiel in der deutschen Ausgabe könnt ihr für 35,- EUR erhalten. Dabei ist gleich noch ein Satz Miniaturen. Im November sollen die Spiele dann voraussichtlich bei den Unterstützern ankommen.
Jetzt kommt wie jeden Monat der Hauptteil mit einen etwas genaueren Blick auf vier aktuelle Kickstarter-Kampagnen. Deckbuilding und Zivilisationsspiele scheinen ein Thema zu sein und wir haben ein überraschend erfolgreiches Social Deduction-Spiel für euch im Fundus:
Valley of the Kings: Premium Edition
Deckbuilding scheint wieder mehr im Trend zu liegen. Aber es ist bei Weitem kein neuer Trend. Auch vor vor fünf Jahren, als das ursprüngliche Valley of the Kings von Tom Cleaver bei AEG erschien, konnte man am Spieltisch schon sein Kartendeck gezielt verbessern. In der Zwischenzeit sind außerdem noch zwei Erweiterungen (Afterlife und Last Rites) erschienen, die nun in der Valley of the Kings: Premium Edition ebenfalls enthalten sind.
Wie in jedem Deckbuilder kauft ihr Karten zu eurem Deck hinzu, um mächtigere Karten zu erhalten, mit denen ihr dann mächtigere Karten erhaltet und dann noch mächtigere… ihr kennt die Systematik dahinter. Die Kartenauslage, aus der ihr Karten kaufen könnt, ist pyramidenförmig aufgebaut. Ihr kauft Karten aus der unteren aus drei Karten bestehenden Reihe. Anschließend rutschen die Karten von oben nach. Ganz oben wird dann vom Nachziehstapel aufgefüllt. Ist dieser aufgebraucht, ist die Partie zu Ende. Die Karten sind in drei Wertigkeiten aufgeteilt, von denen die günstigsten ganz oben im Nachziehstapel liegen und die teuersten und wertvollsten dann am Schluss der Partie kommen.
Gewertet wird am Ende jedoch nicht jede Karte, die ihr während des Spiels hinzugekauft habt. Vielmehr könnt ihr euch in eurem Zug entscheiden, ob ihr statt eine neue Karte zu kaufen, eine eurer vorhandenen Karten unter einer Pyramide begraben wollt. Erst dann bringen die Karten euch auch Siegpunkte ein. Außerdem bringen euch Sets gleichfarbiger aber einzigartiger Karten in eurem Deck Extra-Punkte.
Die Premium Edition unterscheidet sich von der normalen Aufgabe von Valley of the Kings auch in der Größe der Karten. AEG spendiert dem Spiel Karten in Tarot-Größe. Die passenden Sleeves gibt es gleich mit dazu. Neu sind auch die Pharaonen-Karten, die jedem Spieler eine Startfähigkeit verleihen. Wenn ihr stolzer Besitzer eines solchen Spiels werden möchtet, dann müsst ihr ca. 45,- EUR plus nochmal ca. 11,- EUR für den Versand nach Deutschland investieren. Ihr könntet dann voraussichtlich im August 2019 ins Tal der Könige auf eurem Spieltisch aufbrechen.
Valley of the Kings: Premium Edition bei Kickstarter – Die Kampagne läuft noch bis zum 17. April 2019
Age of Civilization
Jetzt haben wir ein kleines aber feines Zivilisationsspiel für euch: Age of Civilization von Jeffrey CCH. Mit nur 10 Minuten Spielzeit pro Mitspieler ist es eher ein Quickie als ein abendfüllendes, episches Spiel um den Aufstieg und Fall ganzer Zivilisationen. Allerdings hat das den charmanten Vorteil, dass es sich auch sehr gut für zwischendurch oder unterwegs eignet.
Ihr spielt über sechs Runden, bei der ihr Aktionen von einem festen Aktionstableau mit drei Aktionen und drei darunterliegenden zufälligen Aktionen wählt. Nach der Runde wird das Aktionstableau um eine Stelle nach rechts geschoben, so dass eine neue zufällige Aktion hinzukommt, die ganz links jedoch wegfällt. Dies sorgt dafür dass in jeder Runde neben den drei permanenten Aktionen immer andere Möglichkeiten vorhanden sind, um eure Zivilisation voran zu bringen, aber nicht unbedingt immer die, die ihr braucht. Ihr setzt Arbeiter auf den möglichen Aktionen ein, um Gold, Spiegpunkte, Technologien oder Wunder zu bekommen. Wie üblich gibt es auch ein wenig Krieg oder lästige Epidemien, die Arbeiter dahinraffen können.
Jeder Spieler kann während einer Partie bis zu drei Zivilisationen anführen. Entscheidet ihr euch jedoch für eine neue aktive Zivilisation, verliert ihr die Vorteile der alten. Hierbei behaltet ihr jedoch einen Vermächtnis-Bonus, der für die gesamte Partie permanent ist. Mittlerweile sind bereits 40 verschiedene Zivilisationen in der Kickstarter-Kampagne freigeschaltet, aus denen ihr im Laufe einer Partie wählen könnt. Jede unterstützt mit ihrer Spezialfähigkeit eine andere Strategie, so dass sich hier viel Wiederspielreiz für Zivilisationsfans findet.
Für ca. 24,- EUR ist die handliche Schachtel in einer relativ normalen Preisspanne. 8,- EUR Versandkosten nach Deutschland kommen nochmal obendrauf, wenn ihr das Spiel im August 2019 in Händen halten wollt.
Age of Civilization bei Kickstarter – Die Kampagne läuft noch bis zum 19. April 2019
Blood on the Clocktower
Habt ihr viele Freunde und seid ihr Fans von Social Deduction Spielen? Dann könnte Blood on the Clocktower von Steven Medway vielleicht DAS Spiel für euch werden. Wenn man Shut up and Sit Down und einigen anderen Reviewern Glauben schenkt, dann scheint es so etwas wie der heilige Gral dieses Genres zu sein. Warum eigentlich?
Zunächst macht es alles das, was Werwolf auch kann, doch es merzt einige unangenehme Aspekte aus, die der Urvater der Social Deduction Spiele sich ankreiden lassen muss. Beim Thema ändert sich nicht viel. Dorfbewohner müssen sich gegen das Böse durchsetzen, das aber nicht in Form von Werwölfen auf sie lauert, sondern hier haben es Dämonen auf euch abgesehen. Jeden Tag können die Dorfbewohner einen Charakter töten, von dem sie glauben, dass er ein Dämon sei. Nachts wählen die Dämonen, wen sie umbringen wollen. Außerdem kommen die Fähigkeiten der lebenden Charaktere zum Einsatz und der Spielleiter verteilt neue Informationen unter den Mitspielern (die aber auch falsch sein können). Obwohl das Sterben der Charaktere ein zentrales Element ist, scheidet kein Spieler komplett aus. Vielmehr wird als Geist weitergespielt, der weiterhin am Geschehen aktiv teilnehmen kann, jedoch seine Fähigkeiten verliert.
Rollen und damit Fähigkeiten gibt es viele. Ihr könnt drei verschiedene Szenarien spielen, in denen es ganz unterschiedliche Sets an Rollen gibt, die alle unterschiedliche Fähigkeiten besitzen. Insgesamt 99 Rollen machen die Partien abwechslungsreich, aber auch kompliziert. Den Überblick darüber muss der Spielleiter behalten, der aber nicht nur passiv durch die Partie führt, sondern die Geschichte durch gezieltes Eingreifen steuern kann. So kann das Ende durch den Tod des Dämons oder das Dezimieren der Dorfbewohner auf 2 herausgezögert werden oder gezielt Partei für unerfahrenere Spieler ergriffen werden.
Das Versprechen von Blood on the Clocktower klingt wirklich gut: Eine abwechslungsreiche und dank aktivem Spielleiter auch lange die Spannung haltende Gruppenerfahrung. Ein Manko ist jedoch die Spielerzahl. So richtig in Fahrt kommt es erst ab acht Spielern. Dafür kann eine Partie auch eineinhalb bis zwei Stunden dauern. Mit ca. 70,- EUR ist es außerdem kein Schnäppchen. Die Box, deren Inneres dem Spielleiter auch als Halterung für Infotokens dient, ist aber auch sehr gut gefüllt. 32,- EUR Versandkosten rücken Blood on the Clocktower dann zumindest für uns in weite Ferne, denn so oft wird in unseren Runden Social Deduction nicht gespielt, dass es sich für uns lohnen würde. Wenn das bei euch anders ist, könnt ihr euch im Januar 2020 auf euer Gloomhaven unter den Social Deduction Spielen freuen.
Blood on the Clocktower bei Kickstarter – Die Kampagne läuft noch bis zum 25. April 2019
Endangered
Wir haben ein Herz für Tiere und gerade Tiger-Matzen (interner Joke) haben es uns persönlich sehr angetan. Leider ist es auf unserer Erde um viele Spezies und eben auch um Tiger nicht sehr gut bestellt. Viele Tierarten gelten als gefährdet oder sind vom Aussterben bedroht. Im kooperativen Brettspiel Endangered von Joe Hopkins und der Grand Gamers Guild können wir das am Spieltisch tun, was wir eigentlich auch im realen Leben tun sollten: Tiere vor dem Raubbau der Menschen schützen.
Die Spieler haben dabei verschiedene Rollen, vom Umweltanwalt über den Fernseh-Tierfilmer bis zum Zoologen. Jeder dieser Charaktere hat ein eigenes Kartendeck und eigene Fähigkeiten, die er einsetzen muss, um zur Rettung beizutragen. Das Ziel des Spiels ist es, in maximal zwei Spieljahren genügend Stimmen von Ländern zusammenzubekommen, um die Spezies zu retten. Jede Nation, die von euch für die Abstimmung überzeugt werden muss, hat andere Bedingungen, unter denen sie mit Ja stimmen. Das kann eine bestimmte Menge an Geld sein oder die Größe der Population betreffen. Falls voher alle Tiere ausgerottet wurden, der Lebenraum zerstört wurde oder ihr die Abstimmung im zweiten Jahr nicht gewinnt, habt ihr auch die Partie verloren.
Das Spiel funktioniert dabei über das Einsetzen von Würfeln. Für jede Aktion muss ein Würfel gezahlt werden, der eine höhere Augenzahl hat, als der letzte dort platzierte Würfel. Da ihr die Spielerreihenfolge jede Runde selbst bestimmen könnt, müsst ihr hierauf achten, um niemanden komplett zu blockieren. Habt ihr eure Aktionen ausgeführt, pflanzen sich die Tiere fort und Pärchen bekommen gegebenenfalls Nachwuchs. Danach wird allerdings ein Teil des Lebensraums zerstört, der so mit jeder Runde schrumpft. Damit nicht genug, bringen die Impact-Karten anschließend noch schlimme Ereignisse mit sich, die gegen euer Bemühen arbeiten.
Die Grundbox von Endangered hat mit Tiger und Seeotter zwei sehr verschiedene Tierarten, die ihr retten könnt. Jede Tierart bringt unterschiedliche Impact Karten und Regeln zur Fortpflanzung mit sich. Das Grundprinzip bleibt jedoch immer gleich. In der Kampagne werden zwei Versionen des Brettspiels angeboten: Die Retail-Version (Naturalist) für ca. 45,- EUR und die Kickstarter-Version (Conservationist) mit Custom Dice und Spot-Lack auf der Schachtel für ca. 49,- EUR. Ihr könnt auch für 67,- EUR neben dem Spiel für euch ein weiteres an die Organisation „Center für Biological Diversity“ spenden, die damit durch Aktionen das Bewusstsein für bedrohte Tierarten vergrößern möchte. Bei allen Pledge-Leveln kommen nochmal ca. 13,- EUR Versandkosten nach Deutschland hinzu. Ab März 2020 könnt ihr dann am Spieltisch Tiere vor dem Aussterben schützen. Vorher solltet ihr das aber bitte auch außerhalb tun.
Endangered bei Kickstarter – Die Kampagne läuft noch bis zum 27. April 2019
Wenn ihr immer auf dem Laufenden sein wollt, könnt ihr auf unserem Blog wöchentlich Previews zu aktuellen Kickstarter Kampagnen lesen sowie euch auf unserer laufend aktualisierte Seite über aktuelle Crowdfunding Kampagnen für Brettspiele bei Kickstarter informieren.